Das aufziehende Gewitter verdrängte das Licht immer weiter, es fühlte sich bedrückend an, wie ein nahender Weltuntergang, der Himmel wurde von einem dunkelblau gesäumt, in dem immer wieder pechschwarze große Wolken umherschwammen.
Es war schon spät, als es an der Tür der Grangers klopfte.
Verwundert ging Mrs. Granger zur Tür, öffnete sie, stand einem in schwarz gekleideten Mann gegenüber, „Professor Snape."„Guten Abend Mrs. Granger, ist Ihre Tochter zu sprechen?", fragte er förmlich, obwohl sich in ihm ein ebenso dunkles Gewitter zusammengebraut hatte, wie über ihnen.
„Im Prinzip schon, aber...", sie seufzte, Severus wusste, was sie sagen würde, „seit Tagen sitzt sie nur im Zimmer, starrt vor sich hin... sie hat erzählt, dass Harrys Pate getötet wurde, das hat sie sehr mitgenommen.", die Sorge einer Mutter blitzte in ihren Augen, „Ich mache mir wirklich Sorgen um sie."
„Deswegen bin ich hier", er nickte, „schon in der Schule hat sie sich zurückgezogen. Würden Sie mir erlauben mit ihr zu sprechen?"
Sie nahm einen tiefen Atemzug, „natürlich dürfen Sie mit ihr reden... ich weiß nur nicht, ob sie das auch will", traurig lächelnd gab sie die Tür frei und ließ ihn eintreten.
Severus lächelte leicht, ging dann langsam ins Haus, wartete bis Hermines Mutter die Tür geschlossen hatte und ihn anwies, „die Treppe nach oben und dann das letzte Zimmer auf der linken Seite..."
Er nickte, wollte sich gerade in Bewegung setzen, als sie ihn nochmal ansprach, „Hermine konnte oder wollte mir bis heute nicht sagen, was passiert ist... mit Sirius Black..."
„Ihre Tochter und ihre Freunde haben das unsagbare Talent, sich durch ihre vermeintlich gut gemeinten Rettungsaktionen immer wieder in die größte Not zu bringen... Black wurde von seiner Cousine getötet, als er Potter beschützen wollte...", sagte er leise, auch wenn er Harry nicht besonders mochte, der Junge erlebte ein Desaster nach dem anderen.
„Du liebe Zeit", hauchte sie, „und Hermine hat das alles gesehen?"
„Sie und fünf weitere Schüler", er nickte.
„Die armen Kinder", Mrs. Granger war den Tränen nahe, aus der Sicht einer Mutter musste es wirklich furchtbar sein so etwas zu erfahren.
Severus nahm einen tiefen Atemzug, setzte sich in Bewegung und ging die Treppe nach oben, an der letzte Tür auf der linken Seite angekommen, klopfte er vorsichtig an das Holz, betrat dann das Zimmer.„Hermine?", fragte er flüsternd, sie lag in ihrem Bett, schon an der Tür aus sah er ihren katastrophalen Zustand.
Er schloss sie leise, ging mit schnellen Schritten zu ihr und setzte sich auf das Bett.
Sie sah langsam zu ihm hoch, hatte sie nun wirklich den Verstand verloren und bildete sich ein, dass Severus vor ihr saß und sie besorgt musterte?
Er wirkte, wie ein Engel in der Dunkelheit, obwohl er selbst von Dunkelheit umgeben war.
Langsam setzte sie sich auf, legte vorsichtig die Hand an seinen Arm, sah beinahe schon geschockt aus, als sie feststellte, dass er wirklich real vor ihr saß.
Seine Augen flogen über ihr Gesicht, er seufzte, „du siehst furchtbar aus", streichelte über ihre Wange, die eiskalt war.
„Genauso fühle ich mich auch", hauchte sie, ihre Augen füllten sich langsam mit Tränen, sie rutschte weiter zu ihm, trotz ihres Streits in der Schule vor einigen Wochen vermisste sie ihn.Sie vermisste ihn so sehr, dass es körperlich wehtat, es war eine Übersprungreaktion gewesen; der Tod von Sirius in Verbindung mit ihren Gefühlen zu ihm und Severus Ehrlichkeit waren an diesem Tag kurz vor den Ferien einfach zu viel gewesen.
Es lag nicht in ihrer Absicht im Bösen auseinander zu gehen, nicht nach allem, was sie erlebt hatten. So lag sie jede Nacht wach, konnte die Bilder im Ministerium nicht vergessen und wünschte sich nichts mehr, als dass Severus zu ihr käme, sie sich aussprechen und vor allem bei ihr bleiben würde.„Es tut mir leid, Severus... ich wollte dir nicht unterstellen, dass du ein kaltblütiges Monster bist.", ihre Stimme zitterte, trotzdem versuchte sie die Schluchzer zu unterdrücken, „Es war einfach zu viel für mich", dann brach die Stimme und die Tränen liefen über ihre Wangen.
Er nahm sie in die Arme, nach einer gefühlten Ewigkeit nahm er sie endlich wieder in die Arme, konnte für sie da sein, er bereute, dass er nicht schon viel früher gekommen war.
Beruhigend strich er über ihren Rücken, lehnte den Kopf an ihren.
„Es tut mir so leid", schluchzte sie wieder, es tat weh, dass sie so litt und dass er nicht viel für sie tun könnte, was Severus nicht wusste war, dass dieser Satz nicht nur an ihn gerichtet war, sondern auch an den Verstorbenen.
Es tat Hermine so unfassbar leid, dass Sirius nicht mehr am Leben war, weil er Harry beschützen wollte, er wäre noch bei ihnen, wenn sie nicht alles immer im Alleingang regeln wollen würden.
„Es wird alles gut", flüsterte er dunkel, drückte sie umso fester an sich.
„Nichts wird wieder gut... das wird alles nur noch schlimmer", weinte sie.
Innerlich seufzend schloss er die Augen, sie hatte recht, es würde nur schlimmer werden, bis es schließlich zu einem zweiten Krieg käme.
Er konnte sie nicht anlügen, ihr keine heile Welt vorspielen, dafür war sie zu intuitiv und schlau, als dass sie sich von dahin gesagten Worten beruhigen ließe.„Wusstest du, dass sie ihn töten würde?", fragte sie schluchzend, versuchte sich ein wenig zu fangen, sie wollte nicht wieder in Trauer versinken, eigentlich war sie mehr als froh, dass er nun bei ihr war.
„Nein, ich hatte keine Ahnung. Ebenso wenig wie der Dunkle Lord... Bellatrix ist unberechenbar, sie war immer schon wahnsinnig, aber die Zeit in Askaban hat sie verändert.", der Dunkle Lord war vor allem sauer gewesen, da ihr Fluch nur haarscharf an Harry vorbeigeschrapt war.
Er wurde nicht müde immer und immer wieder zu erwähnen und betonen, dass er der Einzige wäre, der Harry Potter tötet.
Trotzdem war er zu einem gewissen Teil froh und auch stolz auf sie, dass sie dem Jungen eine weitere Stütze genommen hatte.
Es war abartig.Sie nahm einen tiefen Atemzug, strich sich über das verweinte Gesicht und legte sich langsam wieder ins Bett, „bleibst du hier?"
Er nickte, legte sich vorsichtig dazu, nahm sanft ihre Hand und hielt sie fest, versuchte seine Sorgen, die er unbestreitbar in sich trug, nicht zu sehr auf sie zu übertragen.
„Schlaf...", flüsterte er, streichelte über ihren Kopf, gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Hermine schob sich ein wenig höher, schmiegte ihre Lippen an seine, küsste ihn; wie sehr hatte sie seine Lippen vermisst, diese Zärtlichkeit, das Gefühl, welches er in ihr auslöste.
Nach einem intensiven Kuss löste sie sich, streichelte über seine Wange, kuschelte sich dann an ihn und schloss die Augen, „weck mich, wenn du gehst", forderte sie leise, bekam schon gar nicht mehr mit, wie er sie zudeckte und eine gute Nacht wünschte.Ein sanftes Kitzeln an ihrer Nase zog sie am nächsten Morgen aus dem Schlaf, mit einer krausgezogenen Nase öffnete sie blitzend die Augen, sah direkt vor ihrer Nase Finger, die wieder kitzelnd darüber strichen, „Guten Morgen", eine dunkle Stimme legte sich schmeichelnd in ihre Ohren, er lächelte sie an.
„Guten Morgen, wie spät ist es?", fragte sie gähnend, nahm seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen.
„Gleich 12 Uhr", er schmunzelte, „deine Mutter war bestimmt schon dreimal hier..."
„Was?!", erschrocken riss sie die Augen auf.
„Sie macht sich große Sorgen um dich.", langsam zog er ihre Hand zu seinem Mund, hauchte einen Kuss auf ihre Haut, „Du solltest dich fertig machen und nach unten gehen."
„Ich dachte wir bleiben noch ein bisschen im Bett", schmollte Hermine.
Er lachte, „ich komme heute Abend wieder... bis dahin solltest du dich auf jeden Fall unten blicken lassen.", er suchte ihren Blick, „Versprichst du mir das?"
Sie nickte, er hatte ja recht, ihre Mutter machte sich Sorgen um sie und das tat ihr leid.Zufrieden setzte er sich auf, sah nochmal über sie, allein wie sie so im Bett lag und ihn unschuldig anlächelte schlug das Herz in seiner Brust höher. Ein Umstand, den er in diesen Zeiten nach Möglichkeit nicht leben sollte.
„Dann gehe ich jetzt mal duschen", sie setzte sich ebenfalls auf, musterte ihn, „du willst nicht zufällig mitkommen?", ein Grinsen erschien auf ihren Lippen.
Allein die Frage löste ein leichtes Kribbeln in seinem Unterleib aus, sein Körper schrie ja, „du solltest deine Mutter nicht noch länger warten lassen", lenkte er stattdessen ab, beugte sich zu ihr, schenkte ihr noch einen warmen Kuss und stand dann auf.
Hermine quälte sich aus dem Bett, „bis heute Abend", zog ihn am Kragen nochmal zu sich, drückte ihm kurz die Lippen auf und ließ ihn dann gehen, während sie im Bad verschwand, um sich frisch zu machen.Geduscht und deutlich besser gelaunt als noch am Vortag, ging Hermine, als sie fertig und angezogen war, nach unten, ihre Mutter saß gedankenversunken am Tisch, starrte auf einen Punkt.
„Mum?", Hermine schob sich in das Blickfeld ihrer Mutter.
„Geht es dir gut?", fragte sie sofort, als sie ihre Tochter erkannte.
„Sehr gut", Hermine nickte, „ich hab so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr."
„Ich hab ein paar Mal nach dir gesehen..."
„Mein Körper brauchte offenbar einfach diese Stunden... mach dir keine Sorgen, es geht mir wirklich besser."
„Professor Snape hat mir dir geredet", fing sie an, lächelte leicht, der Mann hatte einen erstaunlichen Einfluss auf ihre Tochter.
„Ja, das hat er... wir haben nochmal über Sirius gesprochen", ein trauriges Lächeln huschte kurz über ihre Lippen.
Ihre Mutter nickte, „ich hab gar nicht mitbekommen, wann er gegangen ist."
„Er war vielleicht 15 Minuten hier... er kommt und geht meistens ungesehen... er hat mir noch einen leichten Schlaftrank gegeben.", erklärte sie, versuchte so unverfänglich wie möglich zu berichten.
„Ich finde es toll, dass er sich Zeit für seine Schüler nimmt... ein toller Mann", schwärmte sie wieder, sie hatte eindeutig eine Schwäche für ihn.
Hermine bezweifelte, dass ihre Mutter Severus immer noch so toll finden würde, wenn sie wüsste, was wirklich zwischen ihnen ablief, aber das war jetzt nicht die Zeit sich Sorgen darüber zu machen, „ich hab so einen Hunger..."
„Ich mache dir ein Frühstück", Jean Granger stand auf, verschwand in der Küche und kam einige Minuten später mit einem regelrechten Buffet wieder, was einer Molly Weasley Konkurrenz machte.
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Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und Verrat
FanfictionTeil 1 - Von Wein und Honig Hermine und ihre Eltern machen Ferien in einem kleinen Ort in der Normandie. Endlich kann sie abschalten und sich entspannen. Der Tod von Cedric Diggory sitzt ihr noch tief in den Knochen. Umso froher ist Hermine, dass s...