Remus trat ebenfalls ein, schloss die Tür und entfachte ein Feuer im Kamin, Hermine setzte sich derweil auf das Bett, hopste ein wenig auf und ab, zog damit seine Aufmerksamkeit auf sich und errötete leicht, als er sie und das Bett ausgiebig musterte.
„Mum hat früher immer gesagt, dass ich nicht auf den Betten hopsen soll... es ist zu einer kleinen Angewohnheit geworden", sie zuckte schmunzelnd mit den Schultern, zog sich die Schuhe aus, sprang auf, stellte sich auf das Bett und sprang eine Weile umher, Remus schüttelte lachend den Kopf, nahm auf einem der Sessel Platz.Als sie den Alkohol in ihrem Bauch genug durchgemixt hatte, ließ sie sich auf die Matratze fallen, strich über das Laken und atmete tief durch, „magische Federn halten definitiv mehr aus..", drehte sich dann auf die Seite und stützte ihren Kopf auf einer Hand ab, beobachtete Remus, wie er gedankenverloren in die Flammen starrte.
„Woran denkst du?", fragte sie leise, sie wollte ihn nicht verschrecken, aber so still hier zusammenzusitzen wollte sie auch nicht.
„An nichts bestimmtes... die Gedanken springen von einem Thema zum nächsten.", er zuckte mit den Schultern, sah dann zu ihr, „Warum bist du einfach abgehauen?"
Wie sollte sie das nur irgendwie umschreiben?
Er würde vermutlich so lange fragen, bis sie ihm irgendetwas sagen würde.
„Ich hab es nicht mehr ausgehalten... ich hab etwas gesehen, was ich niemals sehen wollte...", sie schluckte, hatte Severus und Pansy vor Augen, das Geräusch ihrer Handlungen, das lustvolle Stöhnen, fast schon automatisch füllten sich ihre Augen wieder mit Tränen.
Das war das verletzendste, was er je gemacht hat.Gerade als er etwas erwidern wollte, unterbrach sie ihn, „findest du mich schön, Remus?", sie nuschelte schluchzend, „Schöner als diese widerwärtige Pansy Parkinson?"
„Du bist eine schöne junge Frau, Hermine."
„Aber bin ich schöner als sie?"
„Man kann euch schlecht vergleichen... Pansy ist anders..", sagte er vorsichtig, er hielt persönlich ebenfalls nicht viel von Parkinson, sie war keine besonders begabte Hexe, hatte immer besseres im Unterricht zu tun als aufzupassen und biederte sich den Jungen ihres Hauses auf uncharmanteste Weise an, um durch Beziehungen für sich einen Vorteil zu erschaffen.
„Du meinst sie ist eine Schlampe.", sagte Hermine hart.
Ein wenig erstaunt über ihre Wortwahl sah er sie an, „Du bist schön", wiederholte er, „ich verstehe nicht, dass du daran zweifelst."
„Würdest du mit mir schlafen?"
Remus stockte schluckend, „Ich glaube du hast zu viel getrunken", erschrocken musterte er sie, „du gehst schlafen und ich laufe noch ein wenig umher.", er stand auf, holte seine Jacke und wollte das Zimmer verlassen.„So war das nicht gemeint! Es... ist eine hypothetische Frage", meinte sie verzweifelt, „bitte bleib hier.", sie hätte sich ohrfeigen können für ihre naive Dummheit, ihn solche Dinge zu fragen, er war ein vergebener Mann.
Remus stockte erneut, wägte das Für und Wider ab hier zu bleiben oder zu gehen.
Irgendetwas stimmte mit ihr ganz und gar nicht und er wollte sie in dieser Situation nicht allein lassen, die Sorge, dass sie noch mehr Dummheiten anstellte, war einfach zu groß.
Seufzend hängte er die Jacke wieder auf, zog einen Hocker zum Bett, auf den er sich schließlich setzte und versuchte zu ergründen, was passiert war.
„Es tut mir leid, dass ich dich so etwas gefragt hab... es war furchtbar unangebracht.", sie konnte ihm kaum in die Augen sehen.
„Mal ganz davon abgesehen, dass du ausgerechnet mir diese Frage stellst, finde ich sie an sich schon... bedenklich. Schläft man mit jemandem, nur weil derjenige schön ist? Das sollte nicht dein Anspruch an Männer sein, Hermine.", da war er wieder, der moralische Kompass, Remus Lupin.
„Ich versuche nur zu verstehen, was Männer dazu bewegt etwas zu tun...", sie zuckte mit den Schultern.
„Und was hat Pansy damit zu tun?"
„Das frage ich mich auch... wie kann er sie nehmen?", das Letzte fragte sie mehr sich selbst, hätte sie Remus erzählt, was im Schloss vor sich ging, wäre der Gute vermutlich in Ohnmacht gefallen.„Versteh ich das richtig, dass jemand Pansy dir vorgezogen hat?", Remus versuchte wirklich zu verstehen, was sie von sich gab, auch wenn das gar nicht so einfach war.
Hermine nickte, „so könnte man sagen. Was findet man nur an ihr? Ich meine... hat er sie sich mal richtig angesehen? Sie ist einfach billig und legt es nur auf das ‚eine' an...", langsam redete sie sich wieder in Rage.
„Bist du... mit demjenigen zusammen?"
Sie schüttelte den Kopf, „nein, so kann man das nicht wirklich sagen", auch wenn sie vor einigen Monaten noch handfeste Pläne hatten, wirklich zusammen waren sie nie und würden sie vermutlich auch nie sein.
Remus hielt sich mit einem moralischen Kommentar zurück, er wollte ihr nicht vor den Kopf stoßen, „wenn er lieber Pansy nimmt, anstatt dich... dann hat er dich doch sowieso nicht verdient", sagte er stattdessen, suchte ihren Blick und lächelte aufmunternd, „ich habe das Gefühl, niemand verdient dich so wirklich... du bist eine außergewöhnliche, hochintelligente, liebenswürdige und vor allem schöne junge Frau mit einem großen Herzen und einer Menge Verständnis. Der Mann, der dich wirklich verdient, den muss man erst erfinden.", es klang beinahe wie eine auswendig gelernte Rede eines Vaters, welcher seiner Tochter beim ersten wirklichen Liebeskummer zur Seite stehen wollte.
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Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und Verrat
FanfictionTeil 1 - Von Wein und Honig Hermine und ihre Eltern machen Ferien in einem kleinen Ort in der Normandie. Endlich kann sie abschalten und sich entspannen. Der Tod von Cedric Diggory sitzt ihr noch tief in den Knochen. Umso froher ist Hermine, dass s...