Kapitel 7: Wein

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Hermine wägte das Für und Wider ab, der Sessel war nicht unbequem, aber zum Schlafen eher ungeeignet und solange er nicht da war, könnte sie vielleicht wirklich die Beine lang machen.
Sie ging zum Bett, reinigte es vorsichtshalber magisch und zog dann ihre Hose aus, legte sie zusammengefaltet vor das Bett, sie konnte mit Hose nicht ins Bett, es war eine Angewohnheit seit frühester Kindheit.
Es war wirklich weich und kuschelig, das Kissen und die Decke, sie schloss ein wenig besser gelaunt die Augen und dachte wieder nach.
Was soll er nur denken wenn er mich hier so sieht?, sie seufzte und noch mehr, als sich diese nervige Kopfstimme meldete, vermutlich wird er denken, dass du so sehr in ihn verknallt bist, dass du sogar in seinem Bett schlafen willst...
„Halt die Klappe!", zischte sie zu der Stimme.
„Wenn ich Sie nicht beleidige, dann tun Sie es wohl selbst", wieder einmal trug Snape dieses hämische Grinsen auf dem Gesicht, Hermine zog die Decke über ihren Kopf, hätte sich selbst gerne eine Ohrfeige verpasst.
„Sie haben den Zettel also gefunden", er hatte die Tür geschlossen, stellte einige Einkäufe auf den Tisch und musterte sie im Bett, bemerkte, dass ein Kleidungsstück auf dem Boden lag, „haben Sie Ihre Hose ausgezogen?"

Sie nuschelte etwas unverständliches unter der Bettdecke, „ich verstehe Sie nicht.", gab er zurück, hob die Hose auf, Hermine riss sich die Decke vom Kopf, „Ja! Ich kann mich mit Hose nicht ins Bett legen. Haben Sie ein Problem damit?!"
Er musterte die Hose, dann ihr Gesicht, lachte dann beinahe schon herzlich, legte die Hose auf den Sessel und machte sich daran den Tisch zu decken. Er hatte Wein und Käse gekauft, Trauben, Baguette und einen aromatischen Schinken, stellte zwei Gläser auf den Tisch genau wie zwei Bretter zum Schneiden.
„Das Essen ist serviert.", Snape setzte sich auf einen Stuhl, deutete auf den zweiten, um ihr zu signalisieren, dass sie doch bitte ebenfalls Platz nehmen sollte.
„Keinen Hunger.", meinte sie, drehte sich dann um und starrte wütend auf die Wand.
„Miss Granger...", Snape verdrehte die Augen.
„Ich will nichts essen!", zischte sie.
„Soll ich mich zu Ihnen ins Bett legen?", schnurrte er plötzlich mit einer samtenen Stimme, die im völligen Kontrast stand zu seiner kalten schneidenden Stimme im Unterricht.

Hermine schluckte und sah panisch zu ihm, er lächelte verrucht, ihre Augen wurden größer und größer, „nein!", sie sprang auf, stolperte fast über die Decke, die sich um ihre Beine gewickelt hatte und setzte sich hektisch auf den Stuhl.
Er lachte recht laut, strich sich über die Augen, es sah für Hermine fast so aus, als würde er sich Tränen aus den Augen streichen, „Sie hätten Ihr Gesicht sehen sollen.", meinte er lachend, beruhigte sich nur langsam.
„Haben Sie getrunken?", Hermine sah skeptisch zu ihm.
„Noch nicht, aber ich fange jetzt an", er räusperte sich mit einem entspannten Gesichtsausdruck, goss sich ein Glas Wein ein und leerte es in einem Zug.
„Krieg ich keinen Wein?", ihr Glas war leer und er machte keinen Anstalten das zu ändern.
„Nein... natürlich nicht", er sah sie entgeistert an, „Sie trinken Wasser."
„Aber-"
„Kein Aber... Sie legen sich schon in mein Bett ohne, dass Sie getrunken haben... ich will mir gar nicht vorstellen, was Sie machen, wenn Sie betrunken sind.", sagte er streng, schob ihr dann die Trauben rüber.
Beleidigt zog sie die Früchte von den Stängeln, Snape schnitt derweil den Käse und das Baguette und fing an zu essen, Hermine folgte seinem Beispiel nur langsam.
Er leerte bereits das zweite Glas, grinste süffisant zu Hermine, die sich mit ihrem Wasser vergnügen musste.
Na warte, wenn du Wein trinken willst, dann musst du auch mit den Konsequenzen leben, dachte sie, sie musste den passenden Moment abwarten, um das durchzuführen, was sie vorhatte.
Als hätte der heilige Merlin ihren Wunsch erhört, klopfte es an der Tür, Snape stand gutgelaunt auf und öffnete die Tür, die Besitzerin des Hotels entschuldigte sich für die Störung, begrüßte Hermine mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck und sprach dann weiter mit Snape.

Hermine ergriff die Gunst des Moments und verzauberte den Wein, um die Wirkung des Alkohols zu erhöhen.
Wenn der Professor meinte nur er dürfte in den Genuss des Weins kommen, dann konnte Hermine ihn auch ein wenig hochprozentiger werden lassen.
Mit einem bösen Blick trank sie ihr Wasser, musste sich ein Schmunzeln verkneifen, Snape legte die frischen Handtücher, die die Besitzerin des Hotels gebracht hatte, auf den Sessel zu Hermines Hose, sah sie dann an.
„Was ist?", fragte sie, ihr gefiel sein Blick nicht.
„Sie haben gar keine Hose an", er zeigte auf das Kleidungsstück.
„Sie haben sich bisher nicht darüber beschwert", meinte sie mutig, setzte dann das Essen fort.
„Warum sollte ich mich beschweren, wenn eine hübsche Frau keine Hose anhat?", er schnaubte, setzte sich dann wieder auf den Platz, seine Zunge war von den Gläsern Wein bereits jetzt gelockert, Hermine freute sich still und heimlich, denn ab sofort würde der Abend noch interessanter verlaufen.

Snape tat ihr gleich den Gefallen, füllte sein Glas erneut und nahm einen großen Schluck.
„Sie trinken zu viel", sagte sie beiläufig.
„Sie sind nur sauer, weil ich Ihnen keinen Wein gebe.", er zuckte mit den Schultern, trank noch einen Schluck und aß ein Stück Käse, „erzählen Sie mal... was lief da mit dem Bulgaren?"
Sie verschluckte sich am Wasser und hustete, „mit Viktor?", Snape nickte, „Ich glaube nicht, dass es Sie etwas angeht."
„Meine Güte", er verdrehte die Augen, „sein Sie doch nicht so verhalten... Sie sind doch sonst auch nicht so still."
„Erzählen Sie doch irgendetwas aus Ihrem Liebesleben.", forderte sie patzig.
„Das wollen Sie nur zu gerne wissen", er zog eine Augenbraue nach oben und funkelte sie an.
„Und wenn es so ist?", sie spielte einfach mit.

Er schien eine Weile zu überlegen, auch wenn es wirklich lange dauert, der Wein hatte einen enormen Einfluss auf seine Denkleistung, was vermutlich auch die Idee erklärte, auf die er nun gekommen war: er zog seinen Zauberstab aus der Hosentasche und legte einen Bann über sie beide, Hermine sah ängstlich zu ihm, „eine kleine... Schutzvorkehrung. Ich möchte natürlich nicht, dass Sie irgendwelche schmutzigen Geheimnisse von mir im Gryffindorgemeinschaftsraum erzählen... das gleiche gilt natürlich für mich. Das, was Sie mir hier erzählen bleibt unter uns... ich kann es nicht weitererzählen, auch wenn ich möchte."
Das war eine ziemlich schlaue Idee, dachte sie, oder eine ziemlich dumme... zumindest können wir offen reden, ohne Angst haben zu müssen, dass der andere etwas erzählt, dachte sie weiter, aber wollte sie das?
Snape hatte aus einer Weinlaune heraus gehandelt und das würde er am nächsten Tag garantiert bereuen.
„Sie fangen an", forderte Hermine, wenn er spielen wollte, dann sollte er den ersten Schritt machen.

Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt