Kapitel 2: Une belle femme... une bonne femme

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Am Abend stand sie aufgehübscht vor dem Spiegel, sie trug ein luftiges dunkelblaues Kleid bis zur Mitte des Oberschenkels, schulterfrei, mit einem trägerlosen BH, an der Taille war es ein wenig zusammengerafft, die Haare trug sie natürlich offen, ein leichtes dezentes Make-Up ließ sie noch einige Jahre älter wirken, sie legte noch ein warmes, sinnliches Parfum auf, zog dazu passende Sandalen an und ging nach unten.
Ihre Eltern musterten sie.
„Du siehst wirklich hübsch aus", stellte Jean fest, drückte ihre Hand.
„Ein wenig zu hübsch", Mr. Granger musterte sie ein wenig argwöhnischer.
„Dad... ich bin alt genug.", Hermine schüttelte den Kopf, ihre Eltern, besonders ihr Vater, machten sich einfach immer zu viele Sorgen, „Ich verspreche, ich geh nicht mit fremden Männern mit und auch nicht mit Simon", sie verdrehte die Augen, „ich kann mich wehren.", sie zog ihren Zauberstab aus einer Tasche und hielt ihn hoch.
Sehr viel versöhnlicher lächelte ihr Vater sie an, „dann viel Spaß"
„Danke, bis morgen, ich bin leise, wenn ich wiederkomme.", versprach sie nochmal, drückte ihre Eltern und verließ das Haus, nahm den Trampelpfad zurück zur Stadt.

Noch war es hell, ein schummriges Licht kündigte den Sonnenuntergang an, legte sich sanft auf die engen Gänge der kleinen Stadt, überall waren Lichterketten aufgehängt, erleuchteten die Umgebung. Je näher sie der Stadtmitte kam, desto heller und lauter wurde es.
Es war ein angenehmer Lärm, typische Musik, der Geruch von gutem Essen und Wein und lachende Menschen.
Die Feier hatte bereits angefangen, die Tische waren voll, genau wie die Tanzfläche, die Köche hatten alle Hände voll zu tun.
Mit einem breiten Lächeln ging sie weiter, begrüßte den ein oder anderen Bewohner des Dorfes, die Grangers waren bekannt, akzeptiert und gern gesehen.

„Tu es superbe", hörte sie plötzlich hinter sich, sie drehte sich um, stand Simon gegenüber der zwei Gläser Wein in der Hand hielt und sie wie schon heute Morgen interessiert musterte.
„Danke", Hermine sah an sich herunter, blickte ihn dann von unten durch ihre Wimpern an, Simon hielt ihr das Glas hin, „wollen wir uns hinsetzen?", er deutete auf den letzten freien Tisch auf dem ein ‚Reserviert'-Schild stand.
„Gerne", sie nahm das Glas, folgte ihm dann zum Tisch, er rückte den Stuhl zurecht, als sie sich hinsetzte.
„Merci", Hermine lachte, schnupperte dann an dem Wein, er roch sehr süß und schwer, zu viel von dem roten Saft und Kopfschmerzen würden den nächsten Tag bestimmen.
Simon setzte sich recht nah zu ihr, hielt ihr sein Glas entgegen um anzustoßen, sah ihr dabei tief in die Augen, Hermine schmunzelte, trank dann einen Schluck.
„Mhh, wirklich gut", sie sah erstaunt zu dem Franzosen.
„Ich sagte doch es gibt viel guten Wein", er musterte sie weiter, sie stellte das Glas auf den Tisch, drehte sich ein wenig mehr zu ihm.

„Warum guckst du mich so an?", sie wollte noch ein wenig mehr Würze in das Gespräch bringen und sie wusste, dass Simon ziemlich ehrlich war.
„Du bist schön anzusehen", gab er ohne Umschweife zu, „in Frankreich sagen wir: une belle femme plaît aux yeux... eine schöne Frau erfreut die Augen."
„Une bonne femme plaît au coeur", gab sie zurück.
„Du bist beides", Simon schmunzelte, nahm einen weiteren Schluck Wein, genau wie Hermine.
„Du glaubst du kennst mich, weil wir jedes Jahr ein Paar Wochen hier sind?", sie legte den Kopf schief, überschlug die Beine.
Das könnte vielleicht doch sehr interessant werden, dachte sie.
„Ich sage nur was ich sehe... du bist wunderschön und ein gutes Mädchen."
„Vielleicht möchte ich ja nicht mehr... gut... sein", sie stützte ihren Ellenbogen an der Rückenlehne des Stuhls und strich mit der Hand durch ihre Haare.
Simon lachte, „ach Hermine, deswegen mag ich dich so... obwohl du so flirtest bist du so unschuldig."
Autsch... das war ein Korb, stichelte die Stimme in ihrem Kopf, Hermine lächelte unsicher, trank dann den Rest des Weins im Glas und atmete durch.
„Ich hol mir ein neues... willst du auch eins?", sie stand bereits, wollte ihr Glas mitnehmen, Simon nickte freundlich.
Okay... doch nicht so einfach wie gedacht... mehr Wein, wir haben ja gerade erst angefangen, ihr Plan war noch nicht gescheitert er war nur ein wenig gedämpft worden.

Sie begrüßte die Frau am Stand, ließ sich ihr Glas füllen und nahm ein zweites mit, drehte sich schwungvoll um und stieß mit einem großen Mann zusammen, kippte sich fast beide kompletten Gläser Wein über das Kleid und das Dekolleté, sie stieß einen kleinen erschrockenen Schrei aus, der ihr im Hals stecken blieb, als sie sich Snape gegenüber sah, ihr Gehirn hatte ihr heute Morgen doch keine Streiche gespielt.
Er war hier.
Und jetzt gerade stand er ziemlich angespannt vor ihr, sah an sich selbst herunter ob der Wein seine Robe bekleckert hätte und erstarrte dann augenblicklich, als er sie erkannte.
„Professor Snape", hauchte sie perplex, spürte dann zwei Hände und ein Tuch, welche den Wein von ihrem Körper streichen wollten.
„Mon Dieu, Wein geht doch nicht heraus", jammerte Sofia, die Frau vom Stand, die Hermines Kleid versuchte zu retten.
„Miss Granger", seine Stimme war noch dunkler als in der Schule, ebenso wie sein Blick, „Sie können wie immer nicht aufpassen wo Sie hinlaufen."
Sofia sah auf, musterte den dunklen Mann, schimpfte auf Französisch weiter und schob ihn recht unsanft ein wenig nach hinten.
„Ich glaube Sie sind in mich gelaufen", gab sie leicht angesäuert zurück, er zog eine Augenbraue nach oben, „ist auch egal", sie atmete durch, wollte sich den Abend nicht durch diese unschöne Begegnung versauen lassen, „Sofia, kannst du mir zwei neue Gläser machen?", fragte sie, musterte kurz Snape, „drei neue Gläser bitte."
„Ich bin kein Weintrinker", gab er dunkel zurück.
„Er ist sehr gut", sagte Hermine über die Schulter, nahm die beiden Gläser für sich und Simon und drückte ihm seines in die Hand, dann lief sie zurück zum Tisch.
„Was ist passiert?", fragte Simon verwundert, musterte ihr nasses Kleid.
„Jemand ist in mich reingerannt", sie rollte mit den Augen, trank einen großen Schluck Wein.
„Etwa der Mann, der dich die ganze Zeit anstarrt?", er nickte in eine Richtung, Hermine folgte dem Blick.

Snape stand in einer Ecke, er war einfach durch und durch Snape. Angespannt, griesgrämig dreinblickend, kalt.
„Genau der", stöhnte sie genervt, drehte sich extra mit dem Rücken zu ihm.
„Warum guckt er dich so an?", Simon stand vor einem Rätsel.
„Er ist mein Professor... ich hätte nie gedacht, dass sich unsere Wege ausgerechnet hier kreuzen. Ich war froh nicht an England erinnert zu werden."
„Sein Unterricht ist bestimmt sehr lustig", er musterte den Mann, Snape seinerseits zog die Augen noch weiter zu Schlitzen.
„Mhm... sehr.", Hermine spürte seinen Blick im Rücken, es nervte sie, ziemlich sogar, „können wir was machen? Tanzen oder sowas?"
Er nahm einen Schluck Wein nickte dann, nahm ihre Hand lief mit ihr zusammen zur Tanzfläche, Snape folgte ihnen mit seinem Blick.

Simon legte eine Hand an ihre Taille, mit der anderen hielt er ihre Hand fest, Hermine hielt sich an seiner Schulter fest, er zog sie nah zu sich, musterte sie wieder intensiv und fing an sich im Takt der Musik zu bewegen.
Hermine ließ sich von ihm führen, sie war froh, dass Simon sie wirklich versuchte abzulenken, sie mochte das Gefühl seines Körpers an ihrem und vielleicht würde der Abend ja doch noch gut verlaufen.
Sie drückte sich noch ein Stück weiter zu ihm, lehnte ihr Kinn auf seine Schulter und schloss die Augen.
Allerliebst, sie hörte eine dunkle Stimme in ihrem Kopf und sah erschrocken auf, Simon musterte sie, „alles in Ordnung?"
Hermine wusste ganz genau von wem die Stimme kam, sie sah wütend zu der Ecke, in der er gerade gestanden hatte, ein hämisches Grinsen zierte seine Lippen, er hob das Glas und prostete ihr zu.
„Alles in Ordnung", zischte sie böse, lehnte sich wieder an Simon, aber der Spaß fing gerade erst an, vor allem für Snape.

Wie grazil Sie doch durch die Gegend geschwungen werden, stachelte er, sie reagierte nicht, ob er sich überall so plump anstellt? Naja... gleich und gleich gesellt sich gern, säuselte er weiter, sie versuchte ihren Geist zu verschließen, so wie Harry erzählt hatte, Snape forderte es jedes Mal von ihm, ‚lernen Sie Ihren Geist zu verschließen'.
Hermine versuchte krampfhaft ihren Geist mit einer dicken Mauer abzuschirmen, sie wollte ihn nicht mehr hören, diese Sticheleien nicht mehr hören, dabei merkte sie nicht, wie sie sich auch körperlich anspannte und ihre Nägel sich immer weiter in Simons Schulter gruben.

Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt