Kapitel 4.8: Ängste

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„Jeder hängt im Moment in seiner eigenen Trauer...", meinte Tonks, „es geht mir gut... ich hab Remus bei mir."
Hermine löste sich leicht, „seid ihr jetzt zusammen?"
Tonks lächelte und nickte, „ein sehr makabrer Zeitpunkt... aber es war einfach der letzte Beweis, dass das Leben viel zu kurz ist, um sich der Liebe zu verwehren", sie ließ Hermine langsam los, strich sich die Tränen von der Wange und packte weiter.
Hermine hing ihren eigenen Gedanken nach, sie wünschte sich, dass sie ihre Liebe ebenso offen leben könnte, wie Tonks und Remus.

„Was wollte Snape hier?", fragte Tonks, sie bemerkte Hermines abwesenden Blick und versuchte sie so von ihrer vermeintlichen Trauer um Sirius abzulenken, dass sie es damit nur noch schlimmer machte konnte sie ja nicht wissen.
Sie schluckte, allein sein Name löste einen Stich aus, „er hat nur nochmal nach mir geguckt...", sagte sie leise.
„Snape guckt nicht nach Schülern", meinte Tonks, schüttelte den Kopf.
„Vielleicht hat Dumbledore es ihm befohlen, so wie er euch befohlen hat mich abzuholen... Keine Ahnung", sie zuckte mit den Schultern, packte dann schnell die restlichen Sachen ein, nahm ihre Koffer und ging mit ihnen nach unten.

Remus sprach unten immer noch mit ihrer Mutter und sie befürchtete, dass sie ihm noch mehr von Severus erzählen würde, „können wir los?", fragte sie laut, störte so das Gespräch.
„Wenn du alles hast", Remus nickte, „es war schön Sie kennengelernt zu haben Mrs. Granger.", nahm ihr dann die Taschen ab, Tonks folgte.
„Die Weasleys freuen sich schon sehr auf dich", sagte Remus lächelnd, sah über die Schulter zu ihr, sie verließen den ruhigen Vorort von London, gingen in eine kaum benutze Seitenstraße.
Remus nahm Tonks Hand und Tonks die von Hermine, zusammen apparierten sie zum Fuchsbau, der sich kein Stück verändert hatte, seit sie das letzte Mal dort war.
„Ihgitt...", Tonks sah angeekelt nach unten, „Gnomkacke... hättest du nicht besser aufpassen können, Remus?", moserte sie, der Angesprochene versuchte sich ein Lachen zu verkneifen.
Schmunzelnd beobachtete Hermine die junge Frau dabei, wie sie ihre Schuhe von den Überbleibseln der nervigen Quälgeister befreite, „ist Harry auch schon hier?"
„Nein... noch nicht. Ich glaube Dumbledore wollte ihn persönlich hier hin bringen... der Fuchsbau ist jetzt der neue Unterschlupf für den Orden.", erzählte Remus, ging langsam vor in Richtung Haus.

*

Zwei Wochen später kam Harry am Fuchsbau an und was er seinen Freunden berichtete klang ganz und gar nicht gut, Dumbledores schwarze Hand und ein neuer Lehrer für Zaubertränke ließen in Hermine die Sorge um Severus wieder ins Unermessliche steigen.
Ginny und Ron hatten sie für die letzten 14 Tage gut abgelenkt, auch wenn es ohne Fred und George sehr viel ruhiger war, die beiden waren in eine Wohnung über ihren Laden in der Winkelgasse gezogen.
Für Mollys Nerven war die Abwesenheit der zwei Spaßvögel ein wahrer Segen, auch wenn sie die beiden sehr vermisste.
War er an dem Abend, als er nicht zu ihr kam mit Dumbledore unterwegs gewesen?
War er schwer verletzt und Dumbledore hatte das schlimmste verhindert?
Hatte er sich deshalb auch auf die Suche nach einem neuen Zaubertränkeprofessor gemacht?
Noch bevor sie sich in diesen Angstgedanken verbeißen konnte, warf Harry sie, während der Einkaufstour in der Winkelgasse, in die nächsten paranoiden Ideen: Draco Malfoy war ebenfalls den Todessern beigetreten und das alles nur, weil sie ihn und Narzissa Malfoy in den, zugegebenermaßen, zwielichtigen Laden Borgin&Burkes hatten gehen sehen.

*

Einige Tage später saßen sie endlich im Hogwarts-Express und während Harry seinen Gedanken nachging und vermutlich wieder einmal nur Ärger heraufbeschwor, saßen Hermine und Ron zusammen im Abteil der Vertrauensschüler.
Hermines Magen spielte verrückter je näher sie Hogwarts kamen, was auch Ron auffiel, auch wenn er sonst nicht der aufmerksamste und feinfühligste Mensch war.
„Mine, alles ok?", fragte er fast schon besorgt.
Sie zwang sich zu einem gespielten Lächeln und nickte, „die Luft ist hier nur so stickig... mir ist ein bisschen schummrig..."
Ron öffnete das Fenster des Abteils, „brauchst du vielleicht ein Wasser?"
„Wenn du mir eins holen würdest, wäre ich dir sehr dankbar", meinte sie, dankte Gryffindor dafür, dass sie ein paar Momente für sich hatte, sie wollte und konnte nicht mit Ron reden.
Er würde nichts von alledem verstehen, was sie so belastete.

Wein und Honig//Sehnsucht und Balsam//Lust und Leid/Von Versprechen und VerratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt