Warum?!

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Gegen 20 Uhr kamen sie endlich in LA an.
Jeremy brachte Kiwi zu Dean und fuhr dann Richtung Beverly Hills. Je näher er seinem Haus kam, umso unruhiger wurde er. Er hatte Angst vor dem was vor ihm lag. Hatte Paul wohlmöglich schon mit Poldi gesprochen? Er wußte es nicht aber wahrscheinlich hätte Poldi dann längst schon versucht anzurufen.
Er fuhr in die Straße rein, in der er wohnte und öffnete via App das große Stahl-Tor. Als es geöffnet war, fuhr er den Weg hoch und parkte den Leihwagen neben seinen eigenen Autos. Dann stieg er aus, holte seinen Koffer aus dem Kofferraum und ging dann zur Tür. Er zog seinen Wohnungsschlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. Dann trat er ein.

„Honey? Ich bin zu Hause!" rief er und legte den Schlüssel auf ein kleines Schränkchen im Flur.
Poldi kam gerade von oben und lächelte als sie ihn sah.
Als sich ihre Blicke trafen, verspürte Jeremy sofort wieder einen Stich in seinem Herzen. Warum hatte er diese Frau nur betrogen. Warum hatte er das getan.
Poldi ging zu ihm und schlang sofort die Arme um ihn. Jeremy drückte sie fest an sich und schloss für einen Moment die Augen. Jetzt wo er wieder bei ihr war, spürte er deutlich wie groß der Fehler war, den er begangen hatte.
„Schön das du wieder da bist!" sagte sie sanft und strich ihm liebevoll über die Wange. „Aber... du siehst müde und blass aus... ist alles in Ordnung?"
Jeremy sah sie an und spürte wie das schlechte Gewissen in ihm fast explodierte. Doch er nickte langsam. „Ja...!" sagte er und rang sich ein Lächeln ab. „Ist Ben schon im Bett?" fragte er um das Thema von ihm abzulenken.
„Ja... er ist gerade eingeschlafen." Sagte sie und löste sich aus seiner Umarmung.
„Schade... aber ich werde nachher noch mal nach ihn sehen." Sagte er dann.
Poldi nickte und sah ihn an. „Ich hab dein Lieblingsessen gemacht. ... Ich hoffe du freust dich."
Jeremy lächelte. „Du bist die Beste." Sagte er dann.
„Setz dich, ich hol dir etwas." Sagte sie liebevoll und ging in die Küche.
Jeremy sah ihr nach und ging dann in das Esszimmer und setzte sich dort an den Tisch. Wieder verfiel er in Gedanken und schaute dabei aus dem Fenster in seinen Garten, der friedlich vor ihm lag. Hier war alles so perfekt. Nur er, war der einzige Schandfleck in diesem Haus und er seufzte leise.
Kurz darauf kam Poldi dazu und stellte ihm einen Teller hin. Auf diese lagen Rosmarinkartoffeln, Speckbohnen und ein perfekt gebratenes Steak.
„Wow!" sagte er.
„Lass es dir schmecken, Sweetheart."
„Das werde ich. ... Und du isst nichts?"
„Ich hab zusammen mit Ben schon gegessen. Ich hatte dich früher erwartet."
„Ich weiß... ich hab heute früh verschlafen. Tut mir leid."
„Kein Problem!... Die Hauptsache ist, du bist jetzt hier." Sie strich ihm sanft über die Schulter.
Jeremy lächelte und begann zu essen. Doch so wirklich Hunger hatte er nicht. Immer wieder dachte er an das Gespräch, dass er mit Poldi noch führen musste. Er spürte ihre tiefe Verbundenheit und ihr Vertrauen. Und genau dieses Vertrauen hatte er so verletzt und sie ahnte es nicht einmal.
Kurz sah er zu ihr. Sie betrachtete gerade stolz die Ehrennadel, die er bekommen hatte. Jeremy verfiel in Gedanken. Als er die Nadel bekommen hatte, war die Welt eigentlich noch in Ordnung... und dann hatte das Schicksal knallhart zu geschlagen.
„Was ist los mit dir?" fragte Poldi plötzlich und Jeremy zuckte zusammen.
„Nichts?!" sagte er und lächelte sie zaghaft an.
„Jeremy... ich kenn dich jetzt wirklich schon lange... und ich spüre, wenn dich etwas beschäftigt." Sagte sie und kraulte ihm sanft über die Schläfe.
Jeremy drückte sich leicht gegen ihre Hand und seufzte.
„Außerdem stocherst du nur im Essen herum, anstatt es zu genießen."
„Tut mir leid... ich hab keinen großen Hunger...." Sagte er und versuchte die eigentliche Frage auszuweichen.
Poldi sah ihn an.
„Du siehst schlecht aus... bist du krank?"
Jeremy schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. Ihre Fürsorge zerriss ihn innerlich und er musste die Augen schließen. Sanft spürte er, wie sie ihm übers Haar strich.
„Jeremy... was ist los...." Fragte sie leise und sah ihn an.
Jeremy öffnete die Augen wieder, war aber nicht fähig zu antworten. Sie hatte ihn unbewusst in eine Ecke getrieben und er wußte, dass er ehrlich zu ihr sein musste. Er presste die Lippen aufeinander und konnte nicht verhindern, dass ihm Tränen in die Augen liefen.
Überrascht schaute Poldi ihn an. Was auch immer passiert war, es schien ihn sehr zu belasten, denn so wie jetzt, hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt.
„Ich... ich....!" Er suchte nach Worten und wieder schloss er die Augen. „Ich hab Scheiße gebaut...." Sagte er dann kaum hörbar und starrte auf den fast noch vollen Teller vor sich.
Poldi sah ihn schweigend an. Sie verstand nicht was er damit meinte und sah ihn an. Was für Scheiße? Und warum verzweifelte er daran so sehr, dass ihm sogar die Tränen in die Augen liefen.
„Was meinst du...?!" fragte sie vorsichtig, auch wenn sie etwas Angst vor seine Antwort hatte.
Jeremy sah zu ihr und schüttelte leicht verzweifelt den Kopf. Er presste immer wieder die Lippen aufeinander und starrte dann wieder auf den Teller. Mit der Gabel stocherte er in den Bohnen rum und seufzte leise.
„Auf der Veranstaltung gestern... war auch die Tochter des Hauptsponsors. ... Jill... Sie bekam deinen Platz zugewiesen, weil du nicht da warst. ... Das war auch alles okay. ... Sie war nett, nicht aufdringlich. Alles war gut." Begann er zu erzählen.
Poldi schaute ihn weiter an. Langsam machte sich eine Vorahnung in ihr breit. Sollte er ....? Nein! Das würde er niemals tun.
„Als es schon spät war, wurde es für mich eher langweilig... Paul und Julie tanzten viel, Robert und Kiwi waren ständig mit sich selbst beschäftigt und Mark und Sunrise... keine Ahnung wo die ständig waren. ... Also war ich irgendwann allein an der Bar und hab darauf gewartet, dass die Anderen fahren wollten. .. Und dann war da plötzlich Jill. .. Wir sprachen etwas.. und mir wurde plötzlich komisch. Ich hatte Schwindel und hatte das Gefühl innerlich zu verglühen. .. Keine Ahnung was das war. ... Also bin ich aufs Klo. Der Schwindel hörte aber nicht auf. Mein ganzer Körper war angespannt und zitterte leicht. Ich stand völlig unter Strom."
Poldis Blick wurde etwas skeptisch.
„Ich beschloss, dass es besser wäre, ins Hotel zu gehen um zu schlafen. ... Wahrscheinlich war der ganze Tag einfach zu anstrengend... Ich verließ das Klo und... da war wieder Jill... Sie war einfach immer da, doch dieses mal...."
Er brach ab und rieb sich übers Gesicht.
Poldi schwieg. Sie hatte mittlerweile die Hand weggezogen und sah ihn einfach nur an.
„Sie... begann mich zu streicheln und... Poldi... ich wollte das nicht..." Er sah sie verzweifelt an.

„Was wolltest du nicht?" fragte sie tonlos und erwiderte sein Blick fast schon kühl.
„Ich weiß nicht wieso ich es getan habe... wieso es soweit gekommen ist... sie war einfach da und ich...." Wieder brach er ab. Es fiel ihm sichtlich schwer darüber zu sprechen.
„Was hast du getan, Jeremy...!" Poldis Stimme zitterte.
„Ich... hab... ich hab mir ihr geschlafen... ich...es...es tut mir leid."
Das schlug ein wie ein Blitz. Poldi spürte einen unsagbaren Schmerz in sich und wie langsam die Tränen in ihr aufstiegen. Er hatte sie betrogen? Einfach so?
Fassungslos sah sie ihn an. Sie war unfähig irgendetwas zu sagen. Einen solchen Schmerz, den sie gerade fühlte, hatte sie noch nie gefühlt. Sie musste hier weg.
Also stand sie wortlos auf, nahm seinen Teller und ging zurück in die Küche.
„Poldi...!!" verzweifelt sah er ihr nach. Dann stand er auf und folgte ihr. Verzweifelt beobachtete er sie, wie sie das restliche Essen in den Müllschlucker tat und den Teller wortlos in die Spülmaschine räumte.
Langsam ging Jeremy zu ihr. Sie schloss die Spülmaschine und starrte dann auf die Anrichte vor sich. Man sah deutlich, wie sie mit sich kämpfte.
„Honey...?!" Jeremy ging zu ihr und wollte nach ihrer Hand greifen, doch sie zog diese weg und wich ihm aus. Dann sah sie ihn an. Stumme Tränen liefen ihr über die Wangen.
„Warum Jeremy...!" fragte sie mit zitternder Stimme.
Jeremy sah sie verzweifelt an. „Ich weiß es nicht... Du musst mir das glauben."
„Glauben? ... Ich hab dir vertraut, Jeremy! Und du....? Kaum bin ich nicht da, vögelst du mit der Nächstbesten, die dir über den Weg läuft?" Sie war zutiefst verletzt. Was hatte er ihr nur angetan.
Jeremy ließ den Kopf und die Schultern hängen und Poldi drehte sich von ihm weg.
„Was hast sie, was ich nicht habe, Jeremy... Sag es mir... Sieht sie besser aus? Ist sie jünger? Berühmter? Was ist falsch an mir, dass du dich so schnell tröstest!"
„Honey... ich liebe nur dich und das weißt du!"
„Wenn du mich lieben würdest.. hättest du das niemals getan!"

„Ich wollte es nicht...! Du musst mir glauben... bitte...!"
„Ich glaube dir kein Wort mehr... geh mir einfach aus den Augen....!"
„Honey.....!"

„GEH EINFACH!"
Jeremy sah ihn an und auch ihm liefen nun die Tränen über die Wange. Dann drehte er sich um und ging auf die Terrasse. Er zog die Glastür hinter sich zu und setzte sich auf einen der Sessel. Was nur hatte er getan. Er hatte alles zerstört.
Poldi hatte ihm nur kurz nachgesehen. Dann schloss sie die Augen. Warum war sie so naiv gewesen. Warum hatte sie geglaubt, sie könnte Jeremy all das gegen, was er im Leben brauchte. Sie konnte das nicht und das war ihr gerade klar geworden. Sie war immer nur das einfache Mädchen gewesen. Ein Aschenbrödel in mitten vieler Prinzen und Prinzessinnen. Sie hatte hier nie hingehört und war so naiv, Jeremy zu glauben, dass es anders war. Und jetzt zahlte sie den Preis dafür. Sie hatte immer gewusst, dass er sie sofort abservieren würde, wenn etwas Besseres kam und jetzt bekam sie die Antwort mit einem so heftigen Schlag, dass dieser ihr die Luft zu atmen nahm.
Sie begann leise, jedoch bitterlich zu weinen.
Warum hatte er das getan. Sie hatte einfach alles für ihn getan und sie hatte ihm so vertraut.
Sie wollte ihn nicht mehr sehen.
Also stieg sie leise weinend, um Benjamin nicht zu wecken, die Treppe nach oben und holte ihre Sachen aus dem Schlafzimmer. Dann ging sie in eines der Gästezimmer am Ende des Flures und schloss sich dort ein. Sie warf sich aufs Bett und weinte ins Kissen. Den Schmerz, den sie gerade verspürte konnte sie nicht in Worte fassen.
Wie nur hatte Jeremy das tun können.

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