Die Einladung

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Der Polizeiwagen fuhr langsam die Auffahrt hoch und blieb vor dem Anwesen stehen.
„Danke, dass Sie uns gefahren haben!" sagte Poldi freundlich und der Polizist nickte.
„Schon in Ordnung!" sagte er dann.
Dann stiegen Poldi, Benjamin und Jeremy aus und gingen langsam zur Haustür, während der Polizeiwagen das Grundstück wieder verließ.
Poldi schloss die Haustür auf und gemeinsam gingen sie ins Haus. Benjamin lief sofort in sein Zimmer. Immerhin war er ewig nicht hier gewesen und er musste kontrollieren, ob all seine Spielsachen noch da waren. Er hatte den Schock anscheinend schon überwunden oder einfach nicht wirklich verstanden, was da in den letzten Stunden passiert war.
„Leg dich hin, Jeremy!" sagte Poldi und sah ihn an.
Dieser nickte und ging zur Couch. Poldi öffnete die Terrassentür und ging dann ins Bad. Dort füllte sie Wasser in eine Schüssel und holte aus dem Notfallschrank Pflaster und Salbe. Dann ging sie zurück zu Jeremy der bereits auf der Couch lag und die Augen geschlossen hatte.
Poldi setzte sich zu ihm, tunkte ein Tuch ins Wasser und begann vorsichtig die Wunde an Jeremys Schläfe zu reinigen. Er öffnete die Augen wieder und sah sie an. Poldi schenkte ihm immer wieder ein aufmunterndes Lächeln.
Nach einiger Zeit sagte Jeremy leise: „Honey.... Bitte verzeih mir!"
Poldi hielt inne und sah ihn an.
„Das habe ich doch längst."
„Ich hab dich... so verletzt... ich hätte dich niemals betrügen dürfen. Niemals."
„Es ist gut, Jer... ich verzeihe dir. Das habe ich doch schon längst."

„Ich hätte dir einfach von Anfang an alles sagen müssen. ... Ich hätte mich dir anvertrauen sollen, dann wäre das vielleicht alles gar nicht passiert."
„Jeremy...." sanft strich sie ihm über die Wange. „Was ist oder was wäre... ist jetzt nicht mehr relativ. ... Fakt ist, wir haben es gemeinsam geschafft. Du lebst, Benjamin lebt und wir sind wieder hier... gemeinsam."
Jeremy sah sie an.
„Ich werde niemals mehr ohne dich irgendwohin gehen. ... Wenn du nicht kannst, bleibe ich auch hier..."
Poldi lächelte sanft. Dann beugte sie sich vor und gab ihm einen sanften Kuss. Er erwiderte diesen und hob ebenfalls die Hand und strich ihr sanft über die Wange.
„Verzeih mir all meine Fehler, Honey." Flüsterte er.
„Ich verzeihe dir.... Weil ich dich mehr liebe, als alles andere im Leben." Antwortete sie leise und sah ihm in die blaugrauen Augen.
„Ich liebe dich auch..." antwortete er und küsste sie erneut.
Poldi lächelte und versorgte nun die Wunde mit etwas Wundsalbe und einem Pflaster.
„Ruh dich jetzt aus, Sweetheart. .... Ich schau nach Benjamin und mach euch dann etwas zu Essen, okay?" sagte sie dann liebevoll.
Jeremy nickte und atmete tief durch.
Poldi griff nach der Decke und deckte ihren Mann zu. Dann ging sie hoch zu Benjamin ins Zimmer. Ben sass auf dem Boden und spielte, als wäre nie etwas passiert, mit seinen Autos.
Poldi setzte sich zu ihm und schaute ihm etwas zu.
„Bist du froh, wieder hier zu sein?" fragte sie dann im ruhigen Ton und Benjamin nickte sofort.
„Ja.. bei dem Onkel und dieser Frau war es doof. .. Die hatten gar kein Spielzeug." Antwortete Ben ohne mit dem Spiel aufzuhören.
„Das ist ja voll blöd."
„Ja, aber Papa hat mir immer sein Handy gegeben. Das war cool."
Poldi lächelte. Sie war so froh, dass Jeremy bei Ben gewesen war. So hatte er wenigstens eine Vertrauensperson gehabt und hat die ganze Entführung wahrscheinlich gar nicht so schlimm angesehen, wie es war. Wahrscheinlich würde er es besser verkraften, als sie vermutete.
„Mama?" fragte Ben nach einiger Zeit.
„Ja mein Junge?"
„Hast du Papa wieder lieb?"
Poldi lächelte. „Ja, ich hab ihn wieder lieb." Antwortete sie dann.
„Und hat Papa dich auch wieder lieb?"
„Ja... auch Papa hat mich wieder lieb."

„Können wir dann hier wieder wohnen?"
Poldi lächelte und strich ihm sanft durchs Haar.
„Das werden wir... und wir werden niemals mehr ausziehen!" antwortete sie dann mit einem Lächeln.
„Das ist toll!" sagte Ben, stand auf und umarmte seine Mutter.
Dann setzte er sich wieder zu seinen Autos und spielte weiter.
„Ich mach jetzt das Abendessen." Sagte Poldi dann.
„Machst du Pizza?" fragte Ben sofort.
„Ich schau, ob alles dafür da ist, und wenn ja, gibt es Pizza!"
„Juchuu!"
Poldi lächelte und stand dann auf. Sie verließ das Zimmer wieder und ging die Treppe hinunter. Ein Blick ins Wohnzimmer genügte um ihr zu zeigen, dass Jeremy eingeschlafen war. Er musste die Hölle hinter sich haben und Poldi würde sich nicht wundern, wenn er noch eine Art Verarbeitungstherapie haben musste, aber das würde die Zukunft zeigen. Jetzt musste er erst einmal wieder gesund werden.
Sie schaltete leise Klaviermusik an und ging dann in die Küche um die gewünschte Pizza zu machen.
...

Als das Abendessen fertig war, rief Poldi Benjamin von oben und weckte dann Jeremy vorsichtig. Dieser zuckte sofort panisch zusammen und starrte auf Poldi.
„Alles ist gut, Sweetheart.... Das bin nur ich!" sagte sie im ruhigen Ton und Jeremy nickte leicht.
„Sorry!" murmelte er und setzte sich auf.
„Schon okay... Ich wollte dich auch nicht wecken, aber das Abendessen ist fertig und du solltest was essen!"

Jeremy schaute zum Esstisch, wo Benjamin schon zufrieden seine Pizza aß.
Jeremy nickte und stand dann auf.
„Geht es?" fragte Poldi besorgt und dieser nickte erneut.
Dann gingen sie zum Tisch und Jeremy setzte sich an den Tisch. Lächelnd schaute er zu seinem Sohn und strich ihm durchs Haar.
Poldi stellte ihm ein Glas Wasser und einen Scotch hin und lächelte ihn dann an. Dann setzte auch sie sich hin.
„Lasst es euch schmecken!" sagte sie dann.
„Danke Honey!" sagte Jeremy und begann zu essen.
Erst mit dem ersten Biss spürte er, wie hungrig er war. In den letzten Tagen hatte er kaum bis gar nicht gegessen.
Nach dem Essen bekam Benjamin noch ein großes Eis, womit er sich vor den Fernseher setzte um seine Lieblingssendung zu schauen.

Jeremy sah zu ihm und dann zu Poldi. Sanft legte er seine Hand auf die ihre und lächelte sie an.

„Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, wieder hier zu sein... hier... mit dir und Ben." Sagte er dann liebevoll.

„Und ich bin froh, dass jetzt nichts mehr zwischen uns steht." Antwortete Poldi.
„Zwischen uns nicht... aber ... zwischen mir und den Sillvengers."
Poldi sah ihn an. Dann hob sie die Hand und strich ihm über das noch immer kurze Haar.
„Die meisten... waren heute da und haben dich mental unterstützt." Sagte sie dann.
„Aber ich habe mich bei Niemandem entschuldigen können. ... Sie waren vielleicht wegen dir da... oder wegen Ben....aber nicht wegen mir." Er seufzte leise.
„Sie waren auch wegen dir da. Das weiß ich. Alle haben sich Sorgen um dich gemacht, Sweetheart."

„Trotzdem muss ich mich entschuldigen. ... Irgendwie wenigstens."

„Und was hast du vor?"
Jeremy seufzte.
„Ich möchte, dass du sie alle hierher einlädst. Auch Paul. ... Ich will ihnen alles erklären. Warum ich euch alle so im Dunkeln hab stehen lassen und auch... warum das mit Jill überhaupt passiert ist."
Poldi nickte. „Und wann willst du das machen? Du bist noch nicht wirklich fit."
„Morgen Nachmittag. ... Je schneller umso besser. Ich will nicht, dass sie es durch die Presse oder durch Gerüchte erfahren. Ich will ihnen alles persönlich sagen."
„Das kann ich verstehen."
„William hat mein Handy zerstört.... Kannst du den Anderen Bescheid geben?"
„Aber natürlich. ... Allerdings möchte ich auch eine, dir noch fremde Person ebenfalls einladen."
„Wen denn?" verwundert schaute Jeremy sie an

„Ihr Name ist Sydney und sie ist ein riesen Fan von dir."
Jeremy war etwas verwirrt und das sah Poldi ihm sofort an.
„Sie hat uns den entscheidenden Tipp gegeben!" fügte sie dann noch hinzu. „Sie hat auf dem Bild erkannt, wo dieses Haus steht, wo Ben und du festgehalten wurdet. Ohne sie, wärst du jetzt vielleicht...."
„Hey, hey.... Nicht weiterdenken!" sagte er sofort und zog sie in den Arm.
Jetzt merkte auch Poldi, wie der Druck langsam von ihren Schultern fiel. Die Aussage, die Jeremy bei der Polizei gemacht hatte, hatte ihr deutlich vor Augen gebracht, dass er fast gestorben wäre. Dass William kurz davor war, ihn zu erschießen. Sie klammerte sich etwas an ihn und er strich ihr sanft über den Rücken.
„Wir sind es Sydney zu verdanken, das du noch lebst, Jeremy!" sagte sie dann ohne sich von ihm zu lösen.
„Dann steht sie auf ewig in meiner Schuld. ... Lade sie ein. Ich möchte sie kennenlernen." Sagte er sanft und Poldi nickte.
„Sie wird sich freuen. Da bin ich mir sicher."
Jeremy lächelte und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Irgendwann löste sich Poldi von ihm und griff nach ihrem Handy. Sie öffnete WhatsApp und begann in der Sillvenger-Gruppe zu schreien. Schweigend schaute Jeremy ihr über die Schulter. Seit dem Moment, wo man ihn aus der Gruppe entfernt hatte, schien dort niemand mehr geschrieben zu haben, aber er sagte dazu nichts. Sie hatten ihren Grund gehabt und den konnte er verstehen.

„Hey Leute. ... Jeremy ist jetzt wieder zu Hause und ihm geht es den Umständen entsprechend gut. Auch Benjamin geht es gut. Er scheint dass alles besser verkraftet zu haben, als Jeremy. ... Jeremy bat mich gerade darum, euch alle für Morgen einzuladen. Das Treffen wäre bei uns in der Renner-Villa um 15 Uhr ... Er möchte mit euch allen in Ruhe sprechen und er hat einiges zu berichten und zu erklären. Ich bitte euch alle inständig zu kommen. Egal wie groß die Enttäuschung oder der Hass in euch noch ist. Es würde ihm, aber auch mir, sehr viel bedeuten. Danke."


Poldi schaute zu Jeremy und dieser nickte. Dann schickte sie die Nachricht ab, legte das Handy auf den Tisch und sagte dann: „Und jetzt legst du dich auf die Couch und ruhst dich weiter aus."
„Einverstanden. ... Legst du dich mit zu mir?"
Poldi lächelte und nickte dann.
„Natürlich!" sagte sie dann liebevoll.
Dann standen sie auf und legte sich auf die Couch. Jeremy zog Poldi fest in die Arme. Kurz schauten sie noch mal zu Benjamin der wie gebannt seine Serie im Fernsehen verfolgte und dabei sein Eis aß. Auch Poldi und Jeremy schauten auf den Bildschirm, aber insgeheim genossen sie einfach nur die Nähe des jeweils anderen.

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