Das gelbe Baggerbett

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Am nächsten Tag waren Robert, Kiwi, Poldi und Ben schon früh auf dem Weg zu dem kleinen Haus am Stadtrand. Poldi war schon sehr gespannt auf das Haus und hoffte, dass es ihr wirklich gefiel.

Sie fuhren ca. 35 Minuten bis sie in einer kleinen, recht unscheinbaren Straße fuhren. Sie befanden sich genau am Stadtrand von LA. In der Straße befand sich ein kleiner Supermarkt, was Poldi sehr erfreute, denn so musste sie nicht immer bis in die Innenstadt, um einzukaufen.
Die Häuser waren hier alle irgendwie gleich. Sie bestanden nur aus einer Etage hatten einen kleinen Vorgarten, in denen das Gras gelb war und hier und da stand ein Baum oder eine Palme. Es war im Vergleich zu Beverly Hills eine trostlose Gegend und Poldi würde sich umstellen müssen. Aber sie musste diesen Schritt gehen um mit Ben ein halbwegs normales Leben führen zu können. Sie war froh, dass sie keine Miete an Robert für das Haus zahlen musste, denn so würde sie mit ihrem kleinen Gehalt erst einmal einige Wochen klar kommen. Etwas hatte sie auch gespart, sodass sie definitiv die Kreditkarte, die Jeremy ihr vor Jahren gegeben hatte, nicht anfassen würde.
Endlich bogen sie in eine kleine Hauseinfahrt ein und Robert schaltete den Motor aus.
„Da wären wir." Sagte er dann.
Poldi sah aus dem Fenster. Das Haus war älter und hatte einen grau-weißen Anstrich. Die Fenster brauchten definitiv einen Putzlappen. Eine Garage hatte das Haus nicht und der kleine Garten, der hinter dem Haus lag, war mit einem hohen Lattenzaun eingezäunt.
„Dann schauen wir mal, ob dir das hier zusagt!" fügte Robert noch hinzu und stieg aus.

Auch die Anderen stiegen aus und folgten Robert zur Haustür. Dieser schloss die Tür auf und dann betraten alle das Haus. Ein alter modriger Geruch kam ihnen entgegen. Ein Zeichen dafür, dass hier seit Wochen nicht gelüftet wurde.
Von Innen war das Haus genauso alt, wie von draußen. Es bestand aus einem kleinen Bad mit Badewanne, einer recht großen Wohnküche mit Abstellkammer und einem Schlafzimmer. Im Flur befanden sich einige Einbauschränke. In der Wohnküche war eine alte Küche aus dunklem Holz eingebaut. Außerdem dominierte ein alter Eichenschrank die gegenüberliegende Wand. Davor stand eine grau-grüne Couch in L-Form. Alles war recht altbacken, aber es erfüllte seinen Zweck.
Poldi sah sich alles genau an.
„Wie gesagt, es ist nichts Besonderes und ich kann verstehen, wenn du nein sagst!" sagte Robert und schaute zu Poldi.
„Ich finde es gar nicht so schlecht. ... Meine letzte Wohnung in Deutschland war ungefähr gleichgroß und ich hab es auch überlebt!" sagte Poldi und lächelte.
„Robert und ich haben schon gesprochen. ... Die Couch werfen wir raus. Da kommt was Neues rein, zumal es hier nur ein Schlafzimmer gibt!" sagte Kiwi jetzt.

„Wie, da kommt was Neues rein?!" verwirrt schaute Poldi von einem zum anderen.
„Die Sillvengers haben zusammen geworfen. ... Du bekommst eine neue Couch mit Schlaffunktion, der Schrank kommt auch weg, dazu kommt noch ein netter Fernseher und für Ben haben wir komplett neue Möbel bestellt. Schrank und Bett und für den Garten eine Schaukel. ... Ach so.. und wir kümmern uns auch darum, das hier neue Farbe an die Wände kommt." Zählte Robert auf.
„Seit ihr verrückt?" fragte Poldi überrascht.
„Komm...dafür liebst du uns doch!" grinste Robert.
„Aber das kann ich doch nicht annehmen!" sagte Poldi.
„Und wie du kannst... Nur weil Jeremy dich in Stich lässt, heißt das nicht, dass das auch deine Freunde machen!" sagte Kiwi sofort. „Jeder hat etwas bestellt und so wirst du dich hier schnell zu Hause fühlen!"
„Und wir akzeptieren kein Nein!" zwinkerte ihr Robert zu.
„Ihr seit dem Besten! Alle!" lächelte Poldi.
„Ach... und für die Katzen haben wir einen tollen Kratzbaum bestellt!" fügte Kiwi noch hinzu. „Die sollen sich hier auch wohlfühlen."

„Das alles kann ich gar nicht wieder gut machen!" sagte Poldi.
„Doch... indem du versuchst eine Seite umzublättern und wieder die Alte wirst." Sagte Kiwi.
Poldi nickte. „Das werde ich versuchen!"
Benjamin, der die ganze Zeit Poldis Hand hielt und sich schüchtern, aber neugierig umsah, zog jetzt an Poldis Shirt.
„Du Mama...?" fragte er dann und sah zu ihr.
Poldi sah zu ihm. „Was gibt es, mein Schatz."
„Wer wohnt hier?!" fragte er dann. Anscheinend hatte er die ganze Zeit darauf gewartet, dass der Bewohner dieses Hauses aus irgendeiner Ecke auftauchte.
Poldi atmete tief durch und kniete sich zu ihm runter. Dann strich sie ihm sanft durchs Haar.
„Wir werden hier wohnen!" sagte sie dann ehrlich.
„Hier? ... Aber warum? Gehen wir nicht mehr nach Hause?" fragte Benjamin und klang traurig.
Poldi brach es das Herz. Anscheinend hatte Ben wirklich gehofft, bald wieder in sein altes Zuhause zurückkehren zu können.

„Erst einmal nicht." Antwortete sie dann.
„Und Papa.... Kommt er her?"
„Irgendwann bestimmt... aber erst werden wir hier allein wohnen. Okay?"
„Aber... mein ganzes Spielzeug ist bei Papa....!"
„Ich weiß, aber wir werden ganz viel hier her holen und zwischendurch wirst du Papa besuchen. Also können wir nicht alles her holen, damit du auch was zu spielen hast, wenn du bei Papa bist."
„Aber das ist doof hier...!"
Poldi seufzte. „Ich weiß... aber du wirst dich daran gewöhnen."
„Und du wirst ein richtig tolles Zimmer bekommen mit einem Baggerbett!" sagte Robert jetzt.
„Ein Baggerbett?" fragte Ben jetzt und schaute Robert mit großen Augen an.
„Ganz genau. Ich hab es selber ausgesucht. Es ist riesig, gelb und... du kannst sogar die Schaufel bewegen!"
„Echt? Wie cool! Ist es schon da?" Robert hatte Anscheinend Bens Geschmack getroffen, aber wer den Kleinen kannte, der wußte, wie sehr er Bagger liebte.
„Noch nicht. ... Wir machen das hier noch etwas hübsch, malen die Wände etwas an und dann kommt das Bett." Erklärte Robert ihm.
„Und dann darf ich in dem Baggerbett schlafen?" fragte Ben mit glänzenden Augen.
„Jede Nacht... versprochen!" zwinkerte Robert ihm zu.
„Voll cool! ... Mama hast du gehört? Ich bekomm ein Baggerbett! Sowas hat Papa nicht."
„Ja ich hab es gehört! ... Also ziehst du mit mir hier ein?"
„Holen wir die Katzen auch her?"

„Das tun wir, versprochen!"
„Okay... dann können wir einziehen!"
Poldi strich ihm noch mal übers Haar und stand auf. Sie wußte jetzt schon, dass Ben früh oder später Heimweh bekommen würde und dann zu Jeremy. Aber bis dahin musste sie es ihm das Leben hier so schön wie möglich gestalten. Und Robert hatte mit einem Baggerbett definitiv schon viel erreichen können.
„Also nimmst du das Haus?" fragte Robert jetzt noch mal und schaute auf Poldi.
Diese lächelte und nickte.
„Ja, auf jeden Fall. ... Und wenn wir es uns hier etwas hübsch gemacht haben, dann fühlen wir uns auch schnell wohl." Sagte Poldi.
„Du wirst du hier wohlfühlen. Ganz bestimmt!" lächelte Kiwi.
„Ich danke euch wirklich für diese Chance."
„Das tut man so als Freunde!" sagte Robert.

Ja, da hatte er wohl Recht. Freunde sollten zusammenhalten, in guten wie in schlechten Tagen und irgendwann, dass wußte Poldi, würde sie sich für alles revangieren. Wie auch immer, aber sie würde es tun.

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