Ich hasse dich

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Jeremy fuhr zur selben Zeit quer durch LA. Sein Freund und Partner Kristoffer hatte ihn kontaktiert, dass der Käufer des Hauses in Malibu ihn dringend am Bau sehen wollte. Das Haus war so gut wie fertig und die Innenausstattung lief auf Hochtouren. Die Familie wollte schon in wenigen Tagen dort einziehen und Jeremy musste ständig irgendetwas diesbezüglich erledigen. Aber der Neubesitzer zahlte gut und das war am Ende das wichtigste. Er würde ihn heute das erste Mal sehen. Bis jetzt hatte nur Kristoffer mit ihm gesprochen und alles geregelt. Wieso Jeremy jetzt kommen sollte, verstand er nicht wirklich, aber es war ein großes Projekt und viel stand dabei auf dem Spiel, deswegen musste er dorthin. Dazu kam das Kristoffer etwas von einem Notfall erwähnt hatte.

Jeremy ärgerte sich, dass das ausgerechnet jetzt passiert war. Er wäre lieber bei Poldi geblieben und hätte versucht sie zu trösten. Er machte sich schreckliche Vorwürfe und Sorgen um Benjamin. Auch wenn er es verneint hatte, so glaubte er langsam auch, dass vielleicht doch William seine Finger im Spiel hatte. Aber wieso zog er jetzt doch seine Familie mit darein. Immerhin hielt sich Jeremy doch so gut es ging an die Regeln. Heute war eine Ausnahme und er hoffte, das William das verstehen würde, sollte er tatsächlich bei Poldi beobachtet worden sein.

Da die Straßen von LA an diesem Tag besonders voll schienen, kam Jeremy nur schlecht durch den Verkehr. Immer wieder fluchte er leise.
Nach fast einer Stunde Fahrzeit kam er dann endlich in das Baugebiet in Malibus teuersten Teil an. Das Gebiet lag genau am Strand. Jeremys Haus hatte einen Privatstrand und die perfekte Lage. Es war ein Zufallstreffer gewesen, doch er hatte damals zugeschlagen und jetzt endlich kam Leben in das Projekt. Die bodentiefen Fenster waren getönt sodass man nichts von außen sah, von innen aber einen perfekten Blick hatte.
Jeremy parkte vor dem Haus aus dunklem Stein und schaute kurz auf einen Krahn, der etwas weiter weg an einem Neubau stand. Gut, das hier war ein Neubaugebiet und überall entstanden neue Häuser, aber wenn hier heute wirklich ein Verkauf stattfand, stört so etwas ihn dann doch. Aber er konnte es so oder so nicht ändern.

Er zog ein Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete die Haustür.
Unten befand sich lediglich der Zugang zu der Garage und eine angrenzenden Arbeitszimmer. Für den Wohnbereich musste man eine Treppe hochsteigen oder einen hauseigenen Fahrstuhl benutzen. Jeremy entschied sich für die Treppe.
Mit eiligen Schritten lief er die Treppe hoch und öffnete die Tür. Durch diese Tür kam man direkt in den riesigen Wohnbereich mit offener Küche, bodentiefe Fenster und einem atemberaubenden Blick direkt aufs Meer. Die ersten Möbel standen bereits und als Jeremy eintrat, sah er sofort, dass ein Mann am Fenster stand und die Aussicht begutachtete.
Jeremy war überrascht. Woher hatte dieser Mann einen Schlüssel?
„Guten Tag?!" sagte er dann und als der Mann sich umdrehte, zuckte er unwillkürlich zusammen.
Es war William.
„Hallo Jeremy... du bist spät dran!" sagte William in ruhigen Ton und musterte ihn.
Jeremy war verwirrt. Er legte den Schlüssel auf einen kleinen Tisch und ging unsicher zu William.
„Ich hab hier nicht mit dir gerechnet und schon gar nicht wußte ich, dass du einen Schlüssel für das Haus hast." Sagte Jeremy dann.
„Ach Jeremy.. hat Kris dir nichts davon gesagt?"
„Kris? Was soll er gesagt haben?"
„Weißt du Jeremy... manchmal frag ich mich, wie du ein Geschäftsmann werden will, wenn du Verträge nicht richtig studierst. ... Aber Hauptsache das Geld stimmt, richtig?"
Jeremy sah ihn verwirrt an.
„Ich habe dieses Haus gekauft und in Auftrag gegeben. ... Anfänglich nur für meine Tochter. Ich kannte dich nicht und du warst mir auch ziemlich egal. ... Aber die Zeiten haben sich geändert, nicht wahr?"
Jeremy war schon etwas überrascht, sagte dazu aber nichts. Im war jetzt schon klar, dass wenn seine ehemaligen Freunde davon erfahren würden, würden sie denken, das war alles Absicht und geplant und das ärgerte ihn an der ganzen Geschichte am meisten.
In diesen Moment ging die Tür eines hinteren Raumes auf und Jill kam heraus. Sorgfältig schloss sie die Tür wieder hinter sich.
„Hallo Bärchen!" sagte Jill zu Jeremy und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Sie tat so, als wäre es absolut normal, dass er hier war und das verwirrte ihn am meisten.
„Kris sagte mir.... Hier gäbe es ein Notfall!" sagte Jeremy jetzt unsicher.
„In der Tat... ich möchte... das du dir was anschaust... Sergej?" Rief William dann und kurze Zeit später kam der große Handlanger in dem Raum.
„Zeig meinem zukünftigen Schwiegersohn die Aufnahmen!" sagte er dann und Sergej nickte. Er griff nach einem Tablet und reichte es dann Jeremy.
„Verräter!" zischte er ihn dann mit seinem russischen Akzent an.
Jeremy schaute auf die Bilder und zuckte erneut zusammen. Es waren Bilder, die gerade mal eine Stunde alt waren. Sie zeigten ihn vor Poldis Haus. Wie er sie im Arm hielt, wie er sie sanft küsste und wie er mit den Polizisten sprach.
„Das kann ich erklären!" sagte Jeremy sofort.
„Das will ich hoffen und ich hoffe, deine Erklärung ist logisch." Sagte William ernst und ließ die Knochen seiner Finger laut knacken.
„Mein Sohn wurde entführt.... Ich war da um meine Frau... meine Ex-Frau zu trösten. Sie ist völlig verzweifelt und ich bin es auch!" erzählte Jeremy.
„Wie lautete die Regel?" fragte William und musterte Jeremy.
„Keinen Kontakt mehr zu Poldi."
„Richtig.... Das hier... sieht aber nach etwas anderem aus."
„William.... Ich musste zu ihr... Mein Sohn... sie liebt ihn so sehr... er ist noch ein Kind!"
„Was mich überhaupt nicht interessiert! ... Warum küsst du dieses Weib!" William wurde lauter und Jeremys Kehle schnürte sich zusammen.
„Ich wollte sie trösten... ihr Kraft geben...Sie vertraut mir sehr!"
William lachte.
„Es reicht mir jetzt langsam mit dir! Du bist jetzt zu weit gegangen!"
„William... bitte.. du hast eine Tochter... wie würdest du reagieren, wenn sie entführt werden würde."
„Mich fragen, was ich falsch gemacht habe, dass sowas passiert!"
Jeremy sah ihn an. Sollte er wirklich etwas damit zu tun haben?
„Hör mir jetzt gut zu! ... Dieses Haus hier wird von nun an dein neues Zuhause sein! Du wirst hier mit Jill und mir wohnen und der perfekte Ehemann sein! ... Dein altes Haus lassen wir abreißen, bauen ein besseres darauf und werden es höchstbietend verkaufen."
„Ich will aus meinem alten Haus nicht raus!"
„Hab ich dich gefragt was du willst und was du nicht willst?"
„William..."

„SCHWEIG!" Wütend sah William ihn an und Jeremy wich etwas zurück, nickte aber.
„Du wirst in einigen Tagen meine Tochter heiraten und den Namen Parker annehmen! ... Vorher wird ein Ehevertrag aufgestellt in dem du ihr, im Falle einer Trennung, alles überschreibst, was in deinem Besitz ist. Du wirst dein Testament ändern und sie zur Alleinerbin machen! ... Dieses Haus hier.... Hat mich einige Millionen Dollar gekostet. Dieses Geld verlange ich von dir zurück. Immerhin wirst du hier wohnen und somit gehört das Haus auch dir. Wieso also sollte ich dafür bezahlen. ... Und du wirst mit ihr einen Sohn zeugen! ... Hast du mich verstanden?"
Jeremy starrte auf den Boden vor sich, dann nickte er langsam.
„Außerdem... werde ich dafür sorgen, dass du diese Poldi ein für alle male vergisst. ... Und wenn nicht, wirst du sehen was du davon hast! ... Meine Tochter ist deine neue Frau und die sollst du lieben! Niemand anderen!"
Es war als würde William Jeremy den Boden unter den Füßen wegziehen.
„Hast du mich verstanden!" Bedrohlich ging William auf Jeremy zu. Dieser nickte schnell. „Sehr gut... ich werde einen Freund anrufen... er ist eingetragener Pfarrer hier in LA... er wird die Hochzeit vornehmen. ... am Ende ist es lediglich eine Unterschrift und dann wäre das erledigt. In der Presse wird es anders stehen, dass was die Leute lesen wollen. ... Und Renner... wenn du nicht aufhörst... mich zu hintergehen, mich oder meine Tochter zu belügen... wirst du etwas erleben, das du nicht erleben willst!"
William starrte ihn eindringlich an. Jeremy bekam Angst. Was hatte er vor.
„Oleg!" rief William dann.
Die Tür, durch die Jill auch gekommen war, wurde geöffnet und ein weiterer Handlanger schaute durch die Tür.
„Ja Boss?" fragte er.
„Bring ihn her... mal sehen, wie mein Schwiegersohn reagiert!" grinste William.
Oleg nickte und öffnete die Tür ganz. „Los... raus hier!" sagte er mit harschem Ton.
Ängstlich kam ein kleiner Junge durch die Tür und Jeremys Augen wurden groß. Es war Benjamin. Er wirkte deutlich ängstlich und eingeschüchtert, doch als er Jeremy sah, lief er sofort zu ihm.
„Daddy!" rief er.
Jeremy kniete sich hin und nahm seinen Sohn fest in den Arm. Benjamin weinte leise und Jeremy schloss die Augen. Bina und Chris hatten also Recht gehabt. Dennoch war er froh, Benjamin jetzt in Sicherheit zu wissen.
„Ich will nach Hause!" weinte Ben und Jeremy strich ihm sanft über das Haar.
„Es wird alles gut, Beniboy... das verspreche ich dir." Sagte Jeremy leise und stand auf, ohne Ben loszulassen. Dann schaute er auf William.
„Wie rührend!" sagte dieser deutlich ironisch.
„Warum hast du das getan... Warum hast du meinen Sohn entführt! Hast du mich oder seine Mutter nicht schon genug gequält? Was kann ein kleines Kind dafür?" fragte Jeremy fassunglos.
William lachte.

„Ganz ehrlich... ich weiß noch nicht genau, was ich mit ihm mache. ... Vielleicht bring ich ihn um... vielleicht werde ich auch veranlassen, dass Jill ihn adoptiert und sie seine neue Mutter werden wird. ... Ich weiß es noch nicht."
Jeremy sah verzweifelt auf William. „Warum tust du das... was hat Poldi dir getan, das du ihr den Sohn nimmst."
„Sie hat nichts getan, Jeremy... du bist Schuld daran. ... Hättest du dich an die Regeln gehalten, wäre es anders gekommen, aber du musstest ja immer und immer wieder zu diesem Weib rennen. ... Selber Schuld."
„Bitte... ich flehe dich an... ich mach alles was du willst, aber bring ihn zu Poldi zurück. Sie stirbt vor Sorge um ihn."
„ist doch wundervoll...dann haben wir ein Problem weniger! .... Nein ich werde ihn hierbehalten! ... Und dich auch!" William schaute zu Oleg und nickte ihm zu. Dieser griff nach dem Schlüsselbund, der auf dem Tisch lag und steckte ihn ein.
„Was soll das heißen, mich auch?" fragte Jeremy.
„Du wirst hier bleiben, bis ich alles erledigt habe und du mit meiner Tochter verheiratet bist!"
„Du sperrst mich hier ein?"
„Nenn es wie du willst... Und wenn du versuchst zu fliehen, warne ich dich vor... Oleg und Sergej haben beide den Aufrag deinen Sohn sofort zu erschießen, wenn du auch nur die Anstalten machst, hier rauszukommen!" Ernst sah William auf Jeremy. Unwillkürlich drückte Jeremy seinen Sohn fester an sich.
„Ich hasse dich..!" sagte er dann und starrte auf William.
„Sowas höre ich öfters, Renner! ... Aber du kennst den Plan jetzt. ... Verhalte dich ruhig, sag das auch deinem Bastard-Sohn und halte dich an die Regeln! .. Dann passiert dem Jungen nichts..."
Jeremy antwortete nichts dazu sondern drehte sich etwas von William weg. Leise und beruhigend sprach er auf Benjamin ein. William beobachtete ihn kurz und ging dann zu seiner Tochter, die auf der riesigen Couchlandschaft sass und zufrieden aus dem Fenster schaute.
Jeremy schaute nur kurz zu ihnen und sah dann auf Benjamin, der sich etwas beruhigt hatte. Sanft strich er ihm über das Haar und gab ihm einen Kuss. Er würde seinen Sohn mit dem Leben schützen, das versprach er sich stillschweigend. Wenn William Benjamin töten wollte, dann musste er erst ihn töten. Jeremy setzte sich mit Ben an den großen Esstisch. Ben schmiegte sich weiter fest an sich. Der Junge war auf jeden Fall sichtlich froh darüber, das sein Vater da war. Am liebsten würde Jeremy Poldi darüber informieren, wo Ben war und das sie sich keine Sorgen machen sollte. Aber wie sollte er das nur machen ohne sie oder Ben dadurch in Gefahr zu bringen. Er brauchte einen Plan, doch ihm fiel nichts ein.
Leise seufzte er und strich Ben über den Rücken.

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