Ein Haus für Poldi

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Drei Tage waren seit der Fassionweek vergangen.
Die Sillvengers hatten von Jeremy nichts mehr gehört oder gesehen. Natürlich waren die Zeitungen voll mit Gerüchten was das zwischen ihm und Jill war, doch keiner der Freunde hatte es wirklich gelesen. Schon allein wegen Poldi nicht. Paul hatte sämtliche Zeitungen, wo auch nur ein Bild von Jeremy und Jill drin war, sofort in den Müll geschmissen. Poldi sollte einfach nicht noch mehr leiden, als sie es ohnehin schon tat. Und auch Benjamin schien, seit er von der Trennung seiner Eltern erfahren hatte, sehr verändert. Er war verschlossen, spielte oft allein und oft weinte er, wenn er schon im Bett lag. Dementsprechend versuchten die Freunde auch den Jungen irgendwie abzulenken.
Ein guter Ort um Kinder abzulenken, war wohl die Villa von Robert und Kiwi. Hier gab es nicht nur die Alpakas sondern auch einen Pool und eine riesige Hüpfburg. Also trafen sich die Sillvengers an einem Nachmittag bei Robert und Kiwi im Garten. Robert warf den Grill an, Kiwi verteilte die Getränke und Mark marinierte mit geschickten Händen das Grillfleisch. Benjamin, Maria, Lilly und Darby waren nicht mehr zu halten und lachten vergnügt in der Hüpfburg, während die Erwachsenen es sich in der Sitzgruppe bequem machten. Es war einfach der perfekte Sillvenger-Nachmittag.
Poldi hörte den Anderen zu, wie sie sich angeregt unterhielten und hatte dabei Benjamin genau im Blick. Er hatte heute Nacht schlecht geschlafen, aber jetzt schien er sich wirklich gut abzulenken. Dann schaute sie über die Freunde. Leise seufzte sie. In dieser Runde fehlte Jeremy einfach. Er war früher immer dabei gewesen und hatte sich kein Treffen der Sillvengers entgehen lassen. Er fehlt einfach... und er fehlte ihr. Er fehlte ihr sogar sehr, aber da er anscheinend keinen einzigen Gedanken an ihr verlor, versuchte sie den Liebeskummer irgendwie zu ignorieren. Ihren Ehering trug sie noch immer und auch den Verlobungsring hatte sie nicht abnehmen können. Auch wenn sie gestern die Scheidungspapiere zu Jeremy geschickt hatte, fühlte sich alles noch immer nicht endgültig an. Sie vermisste ihn einfach, auch wenn sie es nicht durfte und doch erwischte sie sich immer wieder dabei, wie sie an ihn dachte.

Als die Männer mit dem Fleisch fertig waren, aßen alle erst einmal. Auch die Kinder aßen etwas, waren aber viel zu aufgeregt und waren bald schon wieder in der Hüpfburg verschwunden.
„Der Wein ist einfach super... hast du da noch einen von?" fragte Bina und schaute auf Robert.
„Aber natürlich." Sagte Robert und nahm Binas Glas entgegen. „Sonst noch jemand?"
„Ich hätte auch noch gerne eins!" sagte Scarlett.
Robert nickte und nahm auch ihr Glas entgegen. Dann verschwand er im Haus und kam wenig später mit gefüllten Gläsern zurück, die er den beiden Frauen reichte. Dann setzte er sich wieder und griff nach Kiwis Hand.
„Und was steht bei euch in den nächsten Tagen an?" fragte Chris und sah in die Runde.
„Ich muss nach Dallas für Dreharbeiten!" sagte Mark.
„Du bist auch echt nur unterwegs, oder?" fragte Paul.
„Im Moment schon, ja!" grinste Mark.
„Naja... im Moment? Eigentlich ist das schon immer so!" sagte Paul.
„Ja... ja gut!" lachte Mark.
„So sieht er wenigstens noch etwas vom Land. Ist doch perfekt." Sagte Scarlett.
„Wir werden wohl langsam anfangen, Lillys Geburtstag vorzubereiten. Die Kleine wird auch schon 3. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht!" sagte Bina und lächelte. Dabei lehnte sie sich an Chris und dieser legte sanft einen Arm um sie.
„Das stimmt ... ich weiß noch, wie du es uns erzählt hast, aber niemand dir glauben wollte." Lachte Kiwi.
„Oh ja... Selbst das Ultraschallbild habt ihr als Fake angesehen." Grinste Bina.
„Paul hat geglaubt, es ist ein Bild von einem Haufen Ameisen!" sagte Julie und die Anderen lachten.
„Ja stimmt... er fragte, aus welchem Ant-Man-Film das Bild sei!" lachte Chris.
„Ja, macht euch nur lustig. .. Ich weiß bis heute nicht, wo ihr auf dem Bild ein Kind gesehen habt." Grinste Paul.
„Jerem..." Mark brach ab, weil sich sofort alle anspannten. „... ähm... naja.. dir wurde ja erklärt wie du was erkennen konntest."
„Schon... aber dennoch hab ich nichts gesehen." Sagte Paul und zuckte mit den Schultern.
„Ultraschallbilder sind schon schwierig zu deuten, wenn man es nicht kann." Sagte Scarlett.
„Ich hatte da am Anfang auch Probleme mit, aber man lernt es irgendwann!" sagte Chris.
„Ich hab es nie gelernt." Sagte Paul.
Poldi hatte ihnen nur zugehört. Immer wieder nippte sie nur an ihrem Wein, aber ansonsten schwieg sie.
„So still heute?" fragte Kiwi sie nach einiger Zeit und schaute schon fast besorgt zu der Freundin.
Poldi sah zu ihr und lächelte leicht.
„Ja, sorry... ist nicht so mein Tag heute." Antwortete Poldi.
„Ist was passiert?" fragte Kiwi noch immer besorgt.
„Ich ... hab Jeremy gestern die Scheidungsunterlagen geschickt. ... Sobald er sie unterschrieben hat, sind wir offiziell getrennt und warten das Trennungsjahr ab." Erzählte Poldi und sie versuchte ihre Stimme nicht zu sehr zittern zu lassen. Ihre Freunde sollten einfach nicht merken, wie sehr sie darunter litt.
„Oh man... das tut mir echt leid." Sagte Kiwi und bereute es, Poldi darauf angesprochen zu haben.
„Schon okay...!" Poldi versuchte zu lächelnd.
„Ich kapier das noch immer nicht was da passiert ist." Sagte Scarlett. „Sorry, wenn ich damit anfange.... Aber ich versuch es nur zu verstehen."
„Niemand weiß es und niemand kann dir darauf eine Antwort geben." Sagte Mark.
„Und wie soll es bei dir weiter gehen? ... Nicht bös gemeint, aber du wirst ja nicht ewig bei Paul und Julie wohnen können." Sagte Robert jetzt und schaute etwas neugierig auf Poldi.
„Von mir aus, könnte sie." Sagte Julie und auch Paul nickte.
„Ich werde mit Kevin sprechen, ob er mich auf Vollzeit einstellen kann, denn sonst kann ich mir keine Wohnung leisten."
„Der Renner ist schon verpflichtet, dich zu unterstützen." Sagte Chris jetzt.
„Ich weiß.... Aber ich möchte das nicht. Ich will nicht von ihm abhängig sein. ... Er soll den Unterhalt für Ben zahlen und ich komm schon allein zurecht." Sagte Poldi.
„Dann soll er dir wenigstens irgendwo ein Haus oder so kaufen.... Das hat er bei Sonni damals auch gemacht." Sagte Julie.
„Sonni hat ihn damals dazu gezwungen und das ist etwas, dass ich nicht tun werde. ... Er soll für Ben da sein und Ben der Vater sein, den er sich wünscht. ....Alles andere ist egal."
„Du stellst dich ziemlich weit hinten an." Sagte Bina.
„Da hat sie Recht. ... Er betrügt dich, macht alles kaputt und am Ende muss er dafür nicht einmal zahlen." Sagte Paul.
„Wie gesagt... Er soll für Ben das zahlen was er meint, das angebracht ist. ... Mein Anwalt hat eine Unterhaltaufstellung in dem Schreiben eingefügt. Wenn er damit einverstanden ist, muss er es nur unterschreiben." Sagte Poldi.
„Und wo willst du wohnen? Die Wohnungen in LA sind nicht günstig." Sagte Chris.
„Das weiß ich wie gesagt noch nicht. ... Erst möchte ich, dass er alles unterschreibt und dann geh ich intensiv auf die Suche, nach einer Wohnung. ... Zumal ich noch mit Kevin sprechen muss, oder mir eben ein neuen Job suchen muss." Sagte Poldi.
„Du? Nicht mehr bei Marvel? Das geht so gar nicht!" sagte Bina sofort.
„Das seh ich aber auch so." sagte Kiwi. „Wer geht denn mit mir demnächst immer einen Kaffee trinken, wenn du da nicht mehr arbeitest."
Poldi lächelte leicht. Kiwi war derzeit die einzige, die neben ihr noch bei Marvel angestellt war. Dabei hatte bei Marvel damals alles angefangen.
„Noch hab ich ja keinen neuen Job und vielleicht kann ich ja wirklich auf Vollzeit umsteigen." Sagte Poldi.
„Und was ist dann mit Ben?" fragte Mark.
„Ben kann zu uns kommen. Ich bin sowieso zu Hause und ein weiteres Kind fällt gar nicht auf." Sagte Julie.
„Oder zu uns. Babysitter hat der Kleine genug." Sagte Bina.
Kiwi sah jetzt auf Robert.
„Was ist mit dem Haus deiner Tante? ... Wäre das nichts für Poldi?" fragte sie dann.
Robert schaute sie an und nickte. „Das wäre schon eine Idee."

„Was für ein Haus?" fragte Poldi jetzt neugierig.
„Meine Tante Sue ist vor 9 Monate gestorben und ihr Haus steht seit dem leer. Es ist kein großes Haus. 80 Quadratmeter, alles auf einer Etage. Dabei ein Minigarten. Es ist nichts besonderes, aber vielleicht ganz gut, bis der Renner dir eventuell doch ein vernünftiges Haus spendierst." Erzählte Robert
„Sind da denn noch Möbel drin?" fragte Poldi interessiert.
„Es ist alles noch drin. ... Ich wollte es immer leerräumen und verkaufen, aber bin da nie zu gekommen. ... Erwarte aber nichts Besonderes. Meine Tante war 81 als sie starb und so sieht die Einrichtung aus."
„Das ist mir völlig egal. ... Die Hauptsache ist, ich hab wieder ein Dach über den Kopf." Sagte Poldi und lächelte.
„Es gibt nur einen Nachteil!" sagte Robert.
„Der da wäre?"
„Das Haus ist nicht in Beverly Hills sondern in einem Vorort von LA. ... Ca. 30 Minuten Fahrt von hier mit dem Auto, wenn du gut durchkommst."
Poldi sah ihn an. Das war wirklich blöd, aber Beverly Hills würde sie sich sowieso nicht leisten können. Außerdem waren die Häuser hier so oder so alles Eigentum.

„Das ist kein Problem!" sagte Poldi. „Wirklich nicht .... Was willst du denn als Miete haben!"
„Ach.... Nichts..." sagte Robert und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wir sind Freunde oder? Und Freunde müssen zusammen halten!"
„Ehrlich? Oh das ist super! Danke!"
„Schon okay... Hauptsache du kannst wieder irgendwann glücklich werden.."
„Das wird bestimmt noch dauern, aber es ist der erste Schritt in mein neues Leben."
„Und du hast uns... Wir helfen dir in deinem neuen Leben und irgendwann wirst auch du wieder glücklich sein." Lächelte Scarlett.
„Ich werde es versuchen." Sagte Poldi.
„Gut... dann entführe ich dich morgen und zeig dir das Haus." Sagte Robert.
„Einverstanden!"

Und wieder einmal war Poldi glücklich, Freunde wie Robert und Co zu haben. Sie halfen wo sie konnten und wenn ihr das Haus auch noch gefallen würde, hätte sie und Ben endlich wieder eine Perspektive. Natürlich würde sie ihren Lebensstil komplett ändern müssen, aber sie hatte nur 5 Jahre im absoluten Luxus gelebt. Sie würde sich schnell wieder an das alte einfache Leben gewöhnen. Allerdings wußte sie noch nicht, wie Ben auf alles reagieren würde. Er war es gewöhnt, einfach alles zu bekommen, was er wollte. Das würde in Zukunft nicht funktionieren. Vielleicht bei seinem Vater, aber bei ihr definitiv nicht.
Trotzdem freute sie sich auf das kleine Haus.
„Dann stoßen wir mal auf Poldis neues Zuhause an!" sagte Mark und hob das Glas. Auch die Anderen taten es und alle tranken einen Schluck.
Poldi lächelte. Ja, jetzt hatte sie wirklich eine Perspektive. Wenn auch nur eine Kleine.

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