Das Ende eines Alptraumes

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Jeremy hockte noch immer auf dem Boden und hatte beschützend die Arme um Ben gelegt. Noch immer hallte das Stöhnen von Jill und Sergej durch das Haus, aber das schien hier absolut niemanden zu stören. So, als wäre es einfach das normalste der Welt. Jeremy ärgerte es allerdings. Immerhin war Ben anwesend und gerade er wußte nicht, was dieses Stöhnen bedeutete und schaute immer wieder irritiert zur Tür.
Immer wieder dachte Jeremy nach. Jetzt, wo er wußte, in welche Falle er gelaufen wurde, wurde so einiges klar. Jetzt war klar, wieso er alles verkaufen sollte und mit seinem Besitz versichern sollte. Der Ehevertrag und alles. Es war jetzt alles so klar. Er war einfach blind gewesen und dazu kam die Angst um seine Familie. William hatte langsam aber sehr bestimmend einen psychischen Druck auf ihn ausgeübt und Jeremy hatte aus Angst immer mehr zugelassen. Jetzt stand er am Ende seiner Existenz und egal was er tun würde, er wäre entweder tot oder pleite und würde auf der Straße sitzen. Er bereute den Abend in San Franzisco so sehr, dass er begann, sich dafür zu hassen. Er hatte alles kaputt gemacht. Seine perfekte Ehe, seine Familie, seine langjährigen Freundschaften, seine Existenz. Einfach alles. Dazu hatte seine Frau mit dem Leben bezahlen müssen. Unwillkürlich drückte Jeremy Ben an sich. Wie nur sollte er seinem Sohn das alles erklären.
Vorsichtig schielte Jeremy zu Oleg, der ihn immer noch mit Blicken fixierte. Dann schaute er zu William, der wieder am großen Esstisch sass und in seiner Zeitung las.
In dem Nebenzimmer war es leise geworden und nur noch das Knistern von Williams Zeitung, wenn er umblätterte, war zu hören.
Sergej kam grinsend aus dem Raum und zog sich sein Shirt an. Er ging an Oleg vorbei, der ihm zunickte und ging dann in die Küche um sich eine Flasche Bier zu öffnen. Eher belanglos schaute er aus dem Fenster, und stutzte sofort. Er trat näher an das Fenster und sah hinaus.
„Boss!" sagte er dann ohne den Blick abzuwenden.
William schaute zu ihm.
„Was gibt es?" fragte dieser.
„Schau dir das an!"
William stand auf und schaute aus dem Fenster. Er sah sofort was Sergej meinte. Die Straße war durch Polizeiwagen abgesperrt und 3 schwarze Transporter standen in der Nähe des Hauses. Er kannte diese Transporter und sofort verfinsterte sich sein Blick.
„Woher wissen die, wo wir sind?!" fragte Sergej wütend.
„Das ist doch wohl eindeutig!" sagte William und zog seine Waffe aus der Innentasche. Dann schaute er zu Jeremy. Dieser sprach gerade sehr leise zu Benjamin, der zwischen seinen Beinen auf dem Boden sass und an Jeremys Hosenbein rumzupfte.
„Wir hätten Renner sofort töten sollen!" knurrte Sergej.
„Zu auffällig!"
„Dann mach es jetzt! Er hat uns verraten!"
William sah auf Sergej. Dann ging er zu Jeremy, holte mit der Waffe aus und schlug sie Jeremy, noch bevor dieser reagieren konnte, mit dem Knauf vor den Kopf.
Schmerzerfüllt stöhnte Jeremy auf und hielt sich sofort die Hände vor dem Kopf.
Benjamin sprang vor Angst auf und versteckte sich hinter der Couch. William achtete gar nicht auf den Jungen, seine Wut galt einzig und allein Jeremy.

„Was hast du dir dabei gedacht!" bellte William ihn an und schlug abermals zu.
Schützend hielt sich Jeremy die Arme über den Kopf und drückte sich enger gegen die Wand.
„Ich hab nichts getan!" sagte dieser panisch. Er spürte wie Blut aus der Platzwunde an seiner Stirn über seine Schläfe lief und deutlich konnte er den pochenden Schmerz spüren, den der Schlag mit der Waffe hinterlassen hatte.
„Nichts getan? Wieso steht dann das FBI vor der Tür? ... Mieses Arschloch!"
William trat mehrmals auf Jeremy ein.
„Das hast du nicht umsonst getan!... OLEG! Hol den Jungen!" Voll Hass starrte William auf Jeremy.
Oleg nickte. Er hatte gesehen, wohin Benjamin verschwunden war und zog ihn am Arm hinter der Couch hervor.
„Nein!" rief Jeremy sofort, doch William stieß ihn sofort zurück.
Benjamin wehrte sich und trat Oleg immer wieder gegen die Unterschenkel.
„Du hast es nicht anders gewollt, Renner!" keifte William ihn an.
„Nein! Nein! Nicht mein Junge! Bitte!!" flehte Jeremy und er konnte deutlich die Angst in sich spüren. Seit Atem ging stoßweise.
William hielt Jeremy die Waffe gegen die Schläfe und Jeremy schloss sofort die Augen.
„Ich hab nicht vor deinen Sohn zu töten... wenigstens noch nicht.... Aber... ich werde ihm die Kindheit versauen. ... Er darf zusehen, wie du stirbst, du elender Bastard!"
„Papa!" weinte Benjamin bitterlich, doch Oleg ließ ihn nicht los.
Jeremy öffnete die Augen wieder und schaute verzweifelt auf seinen Sohn
„Ich liebe dich Beniboy!" wisperte er und dann hörte er wie William die Waffe entsichert.
Jeremy kniff die Augen zu.
Das war es dann wohl jetzt.
„Du widerst mich einfach nur noch an, Renner!" sagte William und in dem Moment, wo er abdrücken wollte, übertönte ein lautes Klirren seine Stimme und zog auch seine Aufmerksamkeit auf sich.
Er schaute auf und jetzt ging alles schnell.
Vier S.W.A.R.T.-Mitglieder sprangen, durch Seile gesichert, durch die riesigen Wohnzimmerfenster.
„FBI ... DIE WAFFE RUNTER! SOFORT!" rief einer der Mitglieder, doch noch bevor jemand reagieren konnte, zielte William auf sie und eröffnete das Feuer. Doch die S.W.A.R.T-Mitglieder waren schneller. Eine Kugel traf Oleg sofort in den Kopf und er brach tot zusammen. Eine zweite Kugel traf William an der Hand, sodass er die Waffe fallen ließ. Benjamin lief vor absoluter Angst wieder hinter die Couch und Jeremy hielt sich erneut panisch die Arme über den Kopf. Im selben Augenblick wurde die Haustür aufgebrochen und weitere S.W.A.R.T Mitglieder stürmten in das Haus. Sergej schoss ebenfalls auf die Eindringlinge.
Jill hörte man nur laut und panisch schreien, als sie von zwei der Mitglieder gepackt wurde.
Auch William wurde gepackt und auf den Boden gedrückt.
Sergej brach nach wenigen Sekunden von Kugeln getroffen zusammen.
Drei weitere S.W.A.R.T Mitglieder überprüften die anderen Räume auf weitere Anhänger von William, konnten aber niemand mehr entdecken.
„Okay... Save! ... Geiseln gesichert, zwei Entführer tot." sagte jemand durch ein Funkgerät und keine Minute später trat Rhys durch die Tür und sah sich kurz um.
Er sah zu den Männern, die Jill festhielten und schaute dann auf William, der noch immer auf den Boden gedrückt wurde.
Rhys hockte sich zu ihm.
„Na William, lange nicht gesehen!" sagte er dann.
Williams Blick verfinsterte sich.
„Du kannst mir nichts beweisen, Hopkins." Knurrte dieser.
„Ich habe genug Beweise um dich um deine Tochter für mehrere Jahre hinter Gitter zu bringen. Erpressung, Entführung eines Minderjährigen, Betrug, versuchter Mord... dazu kommen Mord an deiner Frau und deinen Sohn sowie mindestens ein Dutzend weiterer Mordfälle... Dieses Mal warst du zu übermütig."
„Du wirst sehen, dass ich am längeren Hebel sitze!"
„Natürlich!"
Rhys grinste und stand wieder auf. Den beiden Toten widmete er nur einen kurzen Blick und schaute dann zu Jeremy, der in sich gekauert dasaß und sich panisch umschaute. Rhys ging sofort zu ihm.
„Mr. Renner! Es ist vorbei!" sagte er dann. „Der Alptraum hat ein Ende!"
In diesem Moment kamen Poldi, Bina und Chris durch die Tür gestürmt.
„Wo ist mein Sohn! Wo ist mein Junge!" rief Poldi sofort und schaute sich panisch um. Rhys sah zu ihr.
„ich hatte Ihnen gesagt, Sie sollen unten warten!" sagte er dann ermahnend.
Poldi hörte ihm aber nicht zu, sondern lief sofort zu Jeremy.
„Jeremy!"
Dieser starrte sie mit offenen Augen an.
„Honey...!" sagte er leise.
„Ich bin hier, Sweetheart. Ich bin hier!"
Sie zog ihn in die Arme und drückte ihn fest an sich.
Jeremy war unfähig etwas zu tun. Er war sichtlich mit allem überfordert.
„MAMA!" schrie jetzt Benjamin hinter der Couch und kam sofort ebenfalls zu ihr gelaufen. Poldi löste sich nur leicht von Jeremy und zog Benjamin ebenfalls an sich. Sie weinte leise.
Jeremy starrte sie einfach nur fassungslos an. Bis gerade war er davon überzeugt, sie nie wieder zu sehen und jetzt war sie hier. Hier bei ihm. Und sie lebte.
Sanft strich er ihr über die Wange und sie lächelte liebevoll.
„Jetzt... wird alles wieder gut, Sweetheart!" sagte sie leise und Tränen liefen ihr über die Wange.
„William hat gesagt... er hätte dich... du wärst...!" flüsterte Jeremy.
„Pssst... es ist alles gut... Ich bin da..."
Jeremy sah sie an. Dann packte er sie und drückte sie fest an sich. Leise schluchzte er. All der Druck der letzten Wochen schien jetzt von seinen Schultern zu fallen. Poldi drückte ihn aber auch Benjamin, welcher ebenfalls weinte, fest an sich.
Chris und Bina waren an der Tür stehen geblieben. Eigentlich hatten sie Poldi nur versucht aufzuhalten. Die Freundin war kopflos losgelaufen, als die ersten Schüsse gefallen waren.
Chris hatte einen Arm um Bina gelegt, als er den toten Oleg auf dem Boden liegen gesehen hatte.
Jetzt standen sie hier und schaute zu den Renners.
„Schrecklich!" flüsterte Chris und Bina nickte.
„Das wird dauern, bis sie das verarbeitet haben!" sagte Bina.
„Mit Sicherheit..... Aber der Alptraum hat jetzt ein Ende."
Chris nickte und schaute zu, wie William auf die Beine gezogen wurde und abgeführt wurde. Auch Jill wurde abgeführt und Bina konnte nichts anderes sagen als: „Das kommt davon, wenn man sich an verheiratete Männer vergeht!"
„Halt die Fresse, Bitch!" keifte diese und wurde weiter gezogen.
„Leg dich niemals mit den Sillvengers an!" sagte Chris. Dann sah er zu Bina. „Komm... wir gehen schon mal runter und sagen den Anderen, das alles gut gegangen ist!"
Bina nickte und schaute noch mal zu Jeremy, Poldi und Benjamin. Dann gingen sie wieder die Treppe hinunter.
Rhys trat jetzt wieder zu der kleinen Familie.
„Mr. Renner? Können Sie aufstehen, oder brauchen sie ärztliche Hilfe?!" fragte er.
Jeremy sah zu ihm und schüttelte den Kopf.
„Nein... es geht schon!" sagte er dann und stand schwankend auf. Poldi stützte ihn sofort und griff mit der anderen Hand nach der von Benjamin.
„Ich muss Sie bitten, noch mit zur Polizeiwache zu kommen. Sie müssen eine Aussage machen!" sagte Rhys.
„Muss das jetzt sein? Er ist völlig am Ende!" sagte Poldi besorgt.
„Es wäre mir ganz lieb. .. Wir brauchen diese Aussage, noch bevor irgendwer von Parkers Leuten eine Kaution bezahlt um ihn freizukaufen!" erklärte Rhys.
„Okay... ich werde diese Aussage machen!" sagte Jeremy.
„Dann werde ich aber mitkommen!" sagte Poldi entschlossen und Jeremy nickte.
„Gut... dann kommen Sie mit!"
Rhys ging voraus und die Renners folgten ihm langsam. Jeremy war sehr still. Der Schock stand ihm noch immer im Gesicht geschrieben. Poldi stützte ihn und immer wieder schaute er fast schon ungläubig zu ihr.
„Sie fahren bei mir mit." Sagte Rhys und deutete auf seinen Wagen.
Das mittlerweile Presse vorhanden war, ignorierten alle. Jeremy hielt sich lediglich die Hand abschirmend vors Gesicht und setzte sich auf den Rücksitz. Poldi hielt die Hände vor Benjamins Gesicht und stieg ebenfalls ein.
„Ich sag kurz Ihren Freunden Bescheid." Sagte Rhys.
Poldi nickte dankend und zog sowohl Benjamin, als auch Jeremy an sich.

Rhys war mittlerweile bei den Freunden angekommen.
„Ich werde die Familie Renner mit zur Wache nehmen für eine Aussage." Sagte er und schaute in die Runde.
„Ist wirklich alles gut gegangen?" fragte Scarlett.
Allen war der Schreck nach der Schießerei im Gesicht anzusehen.
„Ja, der Familie geht es gut. Auf Seiten der Entführer gab es zwei Tote, aber Ihren Freunden geht es den Umständen entsprechend gut." Antwortete Rhys.
„Gott sei Dank!" sagte Mark und atmete tief durch.
„Sie sollten dann jetzt auch fahren. ... Hier werden jetzt nur noch die Spuren gesichert. ... In den nächsten Tagen werden Sie allerdings noch für eine Zeugenaussage geladen werden. Die Adressen erfragen wir dann bei der Familie Renner." Erklärte Rhys und die Freunde nickten.
„Danke auf jeden Fall für die schnelle Hilfe!" sagte Robert.
„Schon ok, Rob. Als du sagtest das Parker im Spiel ist, war mir klar, das wir sofort handeln müssen und es war wirklich die aller letzte Sekunde." Sagte Rhys und Robert nickte dankend.
...

Zur selben Zeit bereitete Julie gerade das Abendessen vor. Der Fernseher lief wegen der Nachrichten eher nebenbei doch als der Name „Jeremy Renner" fiel, horchte sie auf.
„Paul!" rief sie laut und ging zu dem Fernseher.
Paul kam von draußen rein. „Was ist los?" fragte er verwundert.
Julie antwortete nicht und deutete auf den Fernseher. Paul schaute verwundert dorthin. Zu sehen waren Bilder aus Malibu.
„Zwei Entführer wurden durch das S.W.A.R.T-Team erschossen!" hörte man den Nachrichtensprecher sagen, während man Bilder der Villa sah, und wie Jeremy, Poldi und Benjamin im Polizeiauto verschwanden und William und seine Tochter abgeführt wurden.
„Bei den Geiseln handelt es sich um den Hollywood-Schauspieler Jeremy Renner und seinem Sohn Benjamin Renner. Letzterer wurde vor einigen Tagen von seiner Mutter als vermisst gemeldet. ... Welche Hintergründe diese Tat hat, ist noch unklar, aber Gerüchten zufolge wurde Renner durch die Mafia erpresst und gefangen gehalten. ... Ein Foto, das Renner vor zwei Tagen auf seinem Instagram-Account veröffentlicht hatte, war der entscheidende Hinweis und führte das FBI zu der Millionen-Villa in Malibu. ... Ermittlungen laufen nun gegen den Multimilliardär William Parker und seiner Tochter Jill Parker. Es besteht der Verdacht, dass Parker für ähnliche Fälle in der Vergangenheit mitverantwortlich ist. Ermittlungen werden nun aufgenommen. Bis dahin wird William Park und Jill Parker in Gewahrsam der FBI bleiben."
Geschockt schauten Julie und Paul auf die Bilder im Fernsehen und lauschten dem Reporter. Julie schaute irgendwann auf ihren Mann.
Paul war blass und wirkte sichtlich geschockt. Anscheinend nahm ihn das alles mehr mit, als er wollte. Die Freundschaft zu Jeremy war also doch noch tief in ihm vorhanden und das sah Julie ihm sofort an.

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