Erst tief in der Nacht kam Jeremy zu sich.
Es war dunkel im Haus. Lediglich das Licht durch den Vollmond schien durch die noch immer offene Terrassentür ins Wohnzimmer rein. Langsam und leise stöhnend drehte sich Jeremy auf die Seite und stemmte sich langsam auf. Alles schien in seinem Körper zu schmerzen. Er spürte jeden einzelnen Knochen. Vorsichtig befühlte er sein Gesicht. Er hatte eine deutliche Schwellung an der Augenbraue und auch das Auge schien er nicht richtig öffnen zu können. Sein Kopf schmerzte und bei jeder Bewegung stieg Übelkeit und Schwindel in ihm auf.
Unter Keuchen und deutlichen Schmerzen zog sich Jeremy an der Couch hoch und konnte sich wenig später auf die Couch bugsieren. Er fühlte sich wie von einem LKW überfahren. Immer wieder schloss er die Augen. Wie gerne hätte er jetzt einfach sein Handy genommen und den Notruf angerufen. Aber konnte und durfte nicht. Ein Wort zu den falschen Menschen und seine geliebte Familie wäre tot. Spätestens jetzt war ihm klar, dass er aus dieser Geschichte nicht mehr herauskommen würde. William war knallhart und er wusste, was er wollte.
Abermals schloss Jeremy die Augen und drückte die Handballen auf seine Augenlider. Vielleicht würde es für alle Besser sein, wenn er jetzt seine im Haus versteckte Waffe holte und seinen Qualen ein Ende setzte. Wenn er nicht mehr da wäre, wäre seine Familie in Sicherheit. ... Irgendwie vielleicht.
Doch dann sah er Benjamin, Ava und Poldi vor seinem inneren Auge. Für sie würde eine Welt zusammenbrechen, wenn er nicht mehr da wäre. Das wußte er. Aber Jeremy sah fast keinen anderen Ausweg mehr.
Langsam stand er auf und wieder keuchte er hörbar vor Schmerzen auf. Mit langsamen Schritten ging er ins Badezimmer und schaltete dort das Licht an. Das grelle Licht blendete ihn im ersten Moment und er verzog das Gesicht, doch als sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, ging er zum Waschbecken und schaute in den Spiegel. Sein Gesicht war verquollen. An der Stirn und an der Lippe hatte er eine deutliche Platzwunde und er war mit seinem eigenen Blut verschmiert. Immer wieder verzog er das Gesicht. Dann zog er langsam sein Shirt aus. Sein kompletter Oberkörper war voll mit blauen Flecken und Blessuren. Die Schmerzen zogen sich bei jeder Bewegung durch seinen Körper. Sergej hatte ihn ziemlich übel zugerichtet und es war schlimmer, als die Male davor. Dieser Mann hatte einfach kein Erbarmen und wahrscheinlich war ihm auch egal, wenn er zusammen prügelte.
Jeremy setzte sich auf das WC und zog nun auch langsam seine Schuhe, die Strümpfe und die Hose aus. Als er dann völlig nackt war ging er mit langsamen Schritten unter die Dusche und stellte das Wasser an. Erneut verzog er das Gesicht. Es schien, als würde er jeden einzelnen Tropfen auf seiner Haut spüren. Doch das heiße Wasser tat ihm auch gut. Es ließ die angespannten schmerzenden Muskeln lockern und dadurch die Schmerzen weniger werden. Irgendwann griff er nach einem Schwamm und begann das Blut und den Schmutz vom Körper zu waschen.Dann stellte er das Wasser wieder ab und trat aus der Dusche. Er griff nach einem Handtuch und trocknete sich ab. Anschließend ging er die Treppen hoch ins Schlafzimmer, wo er sich auf das Bett legte. Das Duschen hatte ihn sehr angestrengt und sein ganzer Körper schien vor Schmerzen zu pulsieren. Immer wieder schloss er die Augen.
Wie sehr er sein derzeitiges Leben hasste, konnte er nicht in Worte fassen. Er hatte viele dunkle Zeiten hinter sich, aber die jetzige Zeit war wohl die Schlimmste, und das, obwohl er sie gar nicht wollte. Er wollte die Zeit zurück drehen und wieder glücklich sein. Wäre er doch nie zu dieser Gala gefahren. Jetzt war klar, dass er auf sein Bauchgefühl hätte hören müssen. Er hätte zu Hause bleiben müssen, so wie er es damals gefühlt hatte. Dann wäre das alles nicht passiert. Dann wäre er jetzt noch glücklich. Dann würde er vielleicht jetzt auch nackt im Bett liegen, aber nicht, weil er das Blut von seinem Körper waschen musste, sondern weil er nach wildem Sex einfach nur entspannte. Wie sehr er sein altes Leben doch vermisste.
Er drehte sich auf die Seite und schaute auf das unberührte Kissen neben sich. Sanft strich er darüber. Was würde er dafür tun, das Poldi jetzt neben ihm liegen und schlafen würde.
Leise seufzte er. Er hatte in den letzten Wochen soviel verloren und es war ihm nie so sehr bewusst, wie in diesem Moment.
Wie nur sollte er aus diesem Zustand wieder weg kommen. Er konnte und wollte Jill nicht heiraten und er wollte auch nicht weiter der Sklave von William sein. Er brauchte einen Plan. Nein, er brauchte jemand, den er sich anvertrauen konnte. Jemanden, der ihn kannte und vielleicht half ohne ihn zu verurteilen. Jemand, der vielleicht auch Kontakt zu Poldi hatte. Doch die Einzigen, die ihm einfielen, waren die Sillvengers. Erneut seufzte er. Bis auf Poldi hatte er zu niemanden mehr Kontakt. Alle verurteilten und hassten ihn. Sie würden ihn wohl eher auslachen, anstatt zuzuhören und eventuell zu helfen. Und sich an die Polizei zu wenden würde das Todesurteil für die, die er liebte sein.
Jeremy drehte sich wieder auf den Rücken und starrte an die Decke. Es war still. Lediglich das leise Ticken des Weckers auf Poldis Seite war zu hören. Wenn er so ruhig lag, waren die Schmerzen auszuhalten.
Er brauchte einen Verbündeten.
Wieder ging er alle Optionen durch.
Paul würde ihm die Tür vor der Nase zu hauen. Robert und Chris würden ihn auslachen. Mark war neutral und würde sich in Mafiageschichten sofort raushalten wollen. Natürlich fielen ihm auch andere Freunde aus seiner Filmzeit ein, doch ob die ihm wirklich helfen würden? Außerdem hatte William ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass es Leute gab, die ihn beobachteten. Wahrscheinlich waren sie besser als jeder Paparazzi. Viel besser, denn Jeremy war nie aufgefallen, dass er beobachtet worden war.
Die Brandwunde auf seinem Unterarm pulsierte deutlich. Die Blase war beim Duschen aufgegangen und jetzt war nur ein runder Fleck vom rohen Fleisch zu sehen. Die Wunde brannte, doch das war im Moment Jeremys kleinstes Problem.Er brauchte Hilfe. Hilfe ohne dabei seine Familie in Gefahr zu bringen.
Doch wer sollte ihm helfen.
Eins musste man William lassen. Er hatte anscheinend genau gewußt, was er tat. Erst hatte er Jeremys Familie vertrieben, dann die Freunde und am Ende hatte er völlig Besitz von Jeremy genommen. William hatte ihn völlig in der Hand und das wurde ihm immer deutlicher bewußt. Er hatte sich überreden lassen, Aktien zu kaufen und seinen kompletten Besitz damit zu versichern. Würde er die Aktien verlieren, würde er auch seine Häuser und alles andere verlieren und würde von jetzt auf gleich auf der Straße sitzen und keinen einzigen Penny mehr in der Tasche haben. Er befand sich in einer Einbahnstraße, dessen Ende er mittlerweile sehen konnte. Er brauchte Hilfe.
Aber wer würde ihm helfen außer Poldi.
„Es tut mir leid, Honey... aber ich kann dich nicht in noch größere Gefahr bringen...." Sagte er leise und seufzte.
Wieder drehte er sich auf die Seite und griff nach Poldis Kissen. Fest nahm er dieses in den Arm und schloss die Augen. Er versuchte an sie zu denken. An ihre blauen Augen, ihre verrückte Art, ihre sanften Hände. Leise seufzte er. Das konnte ihm niemand nehmen. Nicht einmal William. Glückliche Erinnerungen und seine Gedanken. Diese Gedanken konnte William ihm nicht nehmen.
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Love is a War
FanfictionACHTUNG!! DIESE STORY HAT 2 VORGESCHICHTEN!! BITTE NUR LESEN WENN MAN DIE VORGESCHICHTEN GELESEN HAT, DA ES SONST ZU VERWIRRUNGEN FÜHREN KÖNNTE Das Leben war perfekt, wenn man es richtig anstellte. Das war wenigstens Poldis Einstellung. Das Schicks...