„Willst du wirklich nicht mit?" fragte Paul und richtete seine Krawatte.
Poldi sass auf der Couch und beobachtete ihre Freunde wie sie sich für einen Abend fertig machten.
„Nein. ... Was soll ich denn da." Lächelte Poldi.
„Zeigen, das es dich noch gibt?" sagte Paul.
„Wieso... niemand merkt, dass ich weg bin.... Ist also alles gut... Und ganz ehrlich, hab ich auch keine Lust auf diese ganzen Fragen der Reporter." Antwortete Poldi.
„Da hat sie schon Recht!" sagte Julie.
„Außerdem kann ich endlich mal nützlich sein und auf die Kinder aufpassen."
Es war Samstag und Paul und Julie hatten eine Einladung für die Fashionweek bekommen. Da sie jedes Jahr dorthin gingen, freute sich vor allem Julie schon auf diesen Abend. Poldi würde, wie versprochen, sich um die Kinder kümmern und es sich gemütlich machen.
„Dann schau die wenigstens die Show im Fernsehen an. Wir winken auch in die Kamera!" grinste Paul.
Poldi lächelte. „Das will ich hoffen. Ich will sagen können: Hey, die kenne ich!"
„Okay... dann werde ich dich sogar grüßen!" Paul zwinkerte ihr zu.
„So Schatz, wir können!" sagte Julie jetzt und griff nach ihrer kleinen Tasche."
„Dann los! ... Bis später!" rief Paul.
„Habt viel Spaß!" rief Poldi ihnen hinterher.
Die Rudds verließen das Haus und Poldi schaute kurz nach den Kindern. Darby spielte mit Benjamin im Garten. Poldi sah ihnen kurz zu. Sie verstand nicht genau, was sie spielten, auf jeden Fall waren sowohl die Autos und Bagger von Ben involviert, wie auch die Barbie-Puppen von Darby. Dann schaute Poldi nach dem älteren Sohn der Rudds. Sullivan sass wie sooft vor seinem Computer und zockte irgendein Spiel. Er merkte wohl am wenigsten, dass seine Eltern weg waren. Poldi hatte entschlossen, dass sie später den Pizzaservice anrufen würde. So bräuchte sie nicht kochen und alle waren satt.
Nachdem sie sich etwas zu trinken geholt hatte, ging sie zurück ins Wohnzimmer und schaltete den TV an. Eigentlich hatte sie keine Lust darauf, sich die Fashionshow anzusehen. Sie war nie sehr Modebegeistert. Auch hier in LA hatte sie nie den Drang verspürt, sich modebewusst anzuziehen und auch Jeremy hatte da nie wert drauf gelegt. Sie würde sich etwas den Auflauf am roten Teppich anschauen und anschließend die Pizza bestellen.
....
Zur selben Zeit fuhr ein pechschwarzer BMW mit getönten Scheiben auf das Anwesen von Jeremy. Jeremy stand trostlos an der Tür und schaute zu, wie der Wagen parkte. Der Chauffeur stieg aus und öffnete die hintere Tür. Aus diesem stieg Julie aus. Wieder trug sie ein hautenges Kleid, dieses Mal in pink, dazu die passenden Schuhe. Jeremy trug einen schwarzen Anzug, doch im Gegensatz zu ihr, schenkte er ihr kein Lächeln.
„Hey Bärchen!" sagte sie und gab ihm einen Kuss, den Jeremy aber nicht erwiderte sondern nur akzeptierte. „Bist du soweit?"
Jeremy nickte. „Ja.. ich denke schon...!"
Sie sah ihn an. „Du siehst toll aus im Anzug... nur... du bist voll von Katzenhaaren..."
„Kommt vor wenn man Tiere hat."
„Bitte mach die weg... was sollen die Leute denken."
„Das ich Katzen hab?"„Die nicht dir gehören. ... Deine Ex soll die Viecher langsam abholen."
„Sie wird sie holen, wenn sie es kann!"
Jeremys Blick wurde wütend und Jill musterte ihn.
„Mach jetzt bitte diese Haare weg!" sagte sie jetzt eindringlicher.
Jeremy stöhnte leise und ging zurück in Haus. Dann griff er nach einer Fusselbürste und begann die Haare von seinem Anzug zu entfernen. Als er damit endlich fertig war sah er zu Jill, die noch immer an der Tür stand.
„Besser so?!" fragte er dann und klang deutlich genervt.
„Ja besser... und jetzt lass uns gehen, ich bin ungerne zu spät."
„Gut..." sagte Jeremy.
Dann verließ er mit Jill das Haus und stieg mit ihr wenig später auf die Rücksitzbank des Autos. Kurz darauf setzte sich der Wagen in Bewegung. Jill griff nach seiner Hand und er sah kurz zu ihr. Dann schaute er wieder aus dem Fenster. Heute würde er sich das erste Mal richtig in der Öffentlichkeit mit Jill zeigen. Die ganze Welt würde die Beiden zusammen sehen. Viele Lügen würden somit noch erhärtet werden, doch was sollte er tun. Er hatte Angst um seine eigentliche Familie. Er zog sein Handy aus der Tasche und schaute drauf. Noch immer hatte er keine Nachricht von Poldi bekommen. Hatte Julie ihr nichts von ihm gesagt? Er seufzte leise.
„Erwartest du einen Anruf?" fragte Jill, die seine Bewegung deutlich wahrgenommen hatte.
„Nein... ich hab nur auf die Uhr geschaut!" sagte Jeremy und schob das Handy zurück in seine Tasche.
Skeptisch schaute Jill ihn an.
„Du trägst eine Armbanduhr!" sagte sie.
„Was? ... Ach so... ja... hab ich vergessen!"
Jeremy lächelte sie kurz an und schaute dann wieder aus dem Fenster. Hoffentlich wäre dieser Abend schnell vorbei. Er hatte keine Lust mit Jill über einen roten Teppich zu laufen und schon gar nicht hatte er Lust darauf, die Hunderte Fragen der Reporter zu beantworten. Innerlich war er froh, dass Poldi nie so modebewusst war, denn so würde sie sich die Show nicht im TV anschauen. Dennoch war er sich sicher, dass sie früh oder später Fotos sehen würde. ... Und dann?
„Ich hoffe, dass du dich gleich vernünftig verhältst." Sagte Jill und sah zu ihm.
„Das tu ich immer!"
„Das will ich hoffen."
Die Fahrt dauerte nicht lange. Als der Wagen langsamer wurde, genügte ein Blick aus dem Fenster, dass sie fast an der Veranstaltungshalle angekommen waren. Jeremy sah schon von weiten unzählige Fans und Reporter vor der Halle stehen.
Dann blieb der Wagen stehen und die Tür wurde von außen geöffnet. Jeremy legte ein künstliches Lächeln auf seine Lippen und stieg aus. Wenig später stieg auch Jill aus, richtete ihr Kleid und hakte sich sofort bei Jeremy ein. Dieser sah sie kurz an.
„Unser erster gemeinsamer Auftritt. Ich bin richtig aufgeregt!" sagte sie leise und lächelte.
Jeremy nickte nur. Er würde das nicht kommentieren, denn er war weder aufgeregt noch glücklich darüber, hier zu sein. Viel lieber wäre er jetzt in seinem Haus, ... alleine
Sie gingen langsam über den roten Teppich, als Jeremy die Fans ausmachte, die teilweise laut nach ihm riefen. Er lächelte. Fans erinnerten ihn immer an seine große Liebe.
„Entschuldige mich kurz!" sagte Jeremy und wollte zu den Fans gehen, doch Jill hielt ihn am Arm fest.
„Was glaubst du was du vor hast?!" fragte Jill sofort und sah ihn eindringlich an.
„Ähm... Autogramme geben? Das ist doch das, was Fans wollen."
Jill lachte.
„Nein, ich glaube nicht, dass du das machen wirst!"
„Jill, das ist mein Job!" Fassungslos schaute Jeremy sie an.
„Dein Job ist es vor der Kamera zu stehen, und nicht Fans glücklich zu machen! ... Nicht das du es in Erwägung ziehst, so ein Weib noch mal flach zu legen!"
„Ach... daher weht also der Wind! Aber nur weil ich mit einem Fan verheiratet bin, heißt es automatisch, dass ich das immer wieder tue! ... Und es ist mein Job mich auch um meine Fans zu kümmern. Gewöhne dich daran!"
Jeremy war wütend. Er löste sich aus ihrer Verankerung und ging nun erst Recht zu den Fans. Ein Security-Mitarbeiter reichte ihm einen Edding und Jeremy nahm ihn entgegen. Dann begann er unzählige Fotos und Poster zu unterschreiben. Hier und da lächelte er in eine Kamera.
Jill stand abseits von ihm und beobachtete das Treiben für einige Minuten. Ihr störte es gewaltig, dass die Fans ihn berührten oder ihm ungefragt einen Kuss auf die Wange gaben. Er wirkte richtig fröhlich und ausgelassen.
Er musste da weg... und zwar sofort!
Also ging sie zu ihm und griff nach seinem Arm.
„So das genügt jetzt, Jeremy!" sagte sie und wollte ihn von den Fans wegziehen.
„Hey!" Jeremy war selber überrascht. „Es ist gut jetzt Jill! Ich mache das jetzt hier fertig und dann können wir weiter gehen!"
„Wir gehen jetzt weiter, Jeremy!" sagte sie eindringlich. Es interessierte sie auch nicht, dass die Fans diesen Streit mitbekamen.
„Noch mal, Jill... das hier gehört zu meinem Job. Du wirst dich daran gewöhnen müssen, ob du willst oder nicht!"
„Dann wird dir mein Vater beim nächsten Mal etwas dazu sagen! ... Komm jetzt."
Jeremy biss die Zähne zusammen. Das war eine eindeutige Erpressung, doch er wußte auch, dass er nichts dagegen tun konnte..
Entschuldigend schaute Jeremy auf die Fans und reichte dann dem Security-Mitarbeiter den Stift zurück.
„Was eine blöde Furie!" hörte er eine der Fans sagen.
„Aber echt... Jeremy... Poldi hat besser zu dir gepasst! Sie war wenigstens eine von uns!" rief ein anderer Fan.
Jeremy schaute zu ihnen. Er wußte nur zu gut, was die Fans meinten, doch Jill hatte die Worte auch gehört.
Sie griff nach Jeremys Hand. „Wie gut, dass sie auch nur Abschaum wie ihr seit und endlich aus seinem Leben weg ist!" fauchte sie den Fans entgegen und zog Jeremy weiter.
Dieser war einfach nur fassungslos.
„Musste das jetzt sein?!" fragte er.
„Ja! Und ich verbiete dir, diese Personen weiterhin in Schutz zu nehmen! Wir sind was Besseres!"
Jeremy starrte sie an. Am liebsten hätte er hier vor allen jetzt so richtig die Meinung gesagt, doch ihr Blick sprach Bände. Sie hatte ihn nach wie vor komplett in der Hand. Also biss er die Zähne zusammen und sagte nichts mehr dazu.
Jill hakte sich wieder bei ihm ein und ging weiter. Ihr Weg führte sie geradewegs zu den Reportern und Fotographen. Hier war ihre Welt und sofort stellte sie sich in Szene. Das Jeremy nicht mehr lächelte fiel ihr dabei gar nicht mehr auf. Er stand einfach nur neben ihr und schaute in die Kameras.
...
Zur selben Zeit saß Poldi noch immer auf der Couch. Sie schaute nicht wirklich auf den laufenden Fernseher, sondern las in einem Buch. Nur hin und wieder schaute sie auf.
Doch dann sagte der Moderator der Sendung einen Namen, der sie sofort aus ihrer Konzentration löste.
Jeremy Renner.
Sofort sah sie auf und alles zog sich in ihr zusammen. Er war also auch bei der Fashionweek und er war mit IHR da. Wieder spürte Poldi die unsagbare Trauer in sich. Warum?! Sie verstand es einfach nicht.
Langsam stand sie auf und stellte sich vor den Fernseher. Es war das erste Mal seit ihrer Trennung von ihm, dass sie ihn wieder sah. Er wirkte blass und hatte deutliche Augenringe. Sein Anzug war nicht richtig gebügelt und sein Blick zeigte Trauer. Was ihr aber sofort auffiel war die Tatsache, dass er nicht Lächelte. Sie kannte ihn so überhaupt nicht. Müsste er nicht glücklich sein? Müsste er nicht froh sein, endlich wieder frei zu sein? Poldi spürte die Tränen in ihren Augen. Sie konnte nicht beschreiben, wie sehr sie ihn vermisste.
„Warum ist Papa im Fernsehen?!" fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr und Poldi zuckte unwillkürlich zusammen. Sie drehte sich um und sah wie Benjamin in der Terrassentür stand und auf den TV starrte.
„Und wer ist diese Frau?!" fragte er dann.
Poldi zerriss es innerlich.
„Daddy muss bei solchen Auftritten dabei sein. Das weißt du doch!" versuchte Poldi es zu erklären.
„Ja... aber warum bist du nicht da?!" Ben sah sie an und schaute wieder auf den TV. Dabei musste er mit ansehen, wie Jill Jeremy gerade küsste.
„Warum macht Daddy das?" fragte er dann.
„Ich weiß es nicht...!" wisperte Poldi.
„Hat Daddy uns nicht mehr lieb? Sind wir deswegen hier?"
Poldi schloss die Augen und jetzt spürte sie, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie musste es ihm erklären. Wie auch immer sie das tun sollte. Sie kniete sich also vor ihn und nahm seine Hände.
„Weißt du Ben... es gibt so Momente im Leben, da hat man sich einfach nicht lieb. ... Und Daddy und Mommy sind im Moment in dieser Phase."
Benjamin sah sie an. „Das heißt... wir sehen Daddy nie wieder?"
„Doch... natürlich wirst du ihn wieder sehen. Schon ganz bald. ... Aber im Moment geht das nicht."
Benjamin schaute wieder zu dem TV. Noch immer posierte Jeremy und Jill für die Kameras.
„Und wer ist die Frau?" fragte Ben jetzt.
Poldi kaute auf ihrer Lippe.
„Hat sie uns Daddy weggenommen?" fragte Ben jetzt und Poldi nickte. Sie kämpfte deutlich mit weiteren Tränen. Dann schaute sie wieder auf Ben und strich ihm sanft durch das dunkelblonde Haar.
„Aber das Leben geht weiter... auch ohne Daddy. ... Jetzt bist du der Mann im Haus." Sagte sie dann sanft.
Benjamin nickte, doch dann verzog er das Gesicht. Er schluchzte und Poldi nahm ihn sofort in den Arm und drückte ihn an sich. Benjamin weinte an ihrer Schulter und sie strich ihm tröstend über den Rücken. Ben war immer sehr auf Jeremy fixiert gewesen. Für ihn musste eine Welt zusammenbrechen. Aber früh oder später hätte er es so oder so erfahren.
„Ich will nicht das die Frau uns Daddy wegnimmt..." schluchzte Benjamin.
„Ich auch nicht, mein Liebling. ... Aber es gibt Dinge, ... die kann man nicht ändern."
„Ich hasse sie. ... Und ich hasse Daddy...."
„Sscchhh...."
Poldi wußte ganz genau, was Benjamin meinte. Wahrscheinlich würde das erste Treffen zwischen Vater und Sohn auch nicht so ausfallen, wie es sich Jeremy vielleicht gewünscht hätte, aber am Ende war er selber Schuld. Er war es gewesen, der die Familie zerstört hatte und jetzt lebte, als hätte es seine Familie nie gegeben. Also musste er auch mit den Konsequenzen leben. Und wenn Ben ihn nicht mehr sehen wollte und sogar hasste....damit musste er ebenfalls leben. Er war einfach selber Schuld.
Poldi seufzte leise und strich Benjamin weiter tröstend über den Rücken.
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Love is a War
FanfictionACHTUNG!! DIESE STORY HAT 2 VORGESCHICHTEN!! BITTE NUR LESEN WENN MAN DIE VORGESCHICHTEN GELESEN HAT, DA ES SONST ZU VERWIRRUNGEN FÜHREN KÖNNTE Das Leben war perfekt, wenn man es richtig anstellte. Das war wenigstens Poldis Einstellung. Das Schicks...