Aus und vorbei

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Poldi sass auf der Couch und starrte ins Leere. Sie hörte und sah einfach nichts mehr. Das Ben einmal reingelaufen kam bekam sie genauso wenig mit, wie der Moment, wo Jeremy seinen Sohn von ihr weggeholt hatte. Jeremy wußte, dass Poldi jetzt Ruhe brauchte. Allerdings hatte Ben gesehen, dass sie weinte und hatte Jeremy sofort gefragt, warum sie weinte. Doch Jeremy konnte darauf nicht wirklich antworten und so hatte er lediglich gesagt, dass jeder Mensch zwischendurch einfach traurig war.
Poldi hatte die Worte zwar gehört, fühlte sich aber nicht in der Lage, dazu etwas zu sagen. Sie fühlte sich einfach nur leer, verletzt und verzweifelt. Sie konnte Jeremy nicht mehr vertrauen. Wie auch. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dass er sie hier rauswerfen würde. Nur wo sollte sie hin? Sie könnte sicherlich vorerst irgendwo bei einen ihrer Freunde unterkommen und dann? Sie musste was Eigenes haben, doch wie sollte sie das mit dem Teilzeitjob bei Marvel bezahlen. Soviel verdiente sie dort nicht. Natürlich wußte sie, dass Jeremy verpflichtet war, sie zu unterstützen und vor allem für Benjamin Unterhalt zahlen musste, aber sie wollte nicht auf die gleiche Schiene wie Sonni rutschen und ihm das Geld aus der Tasche ziehen. Sie musste alleine klar kommen. Auch ohne Jeremy. Vielleicht konnte sie mit Kevin sprechen und hoffen, dass sie vielleicht auf Vollzeit umsteigen konnte. Aber was würde dann auch Benjamin werden?
Sie seufzte leise.
Ihr Handy piepte und sie schaute trüb auf das Display. Es war eine Nachricht von Paul.
Sie nahm das Handy in die Hand und las die Nachricht.
„Hey Poldi. ... Ich möchte einfach nur sagen, das du jeder Zeit, egal wann und egal wie, zusammen mit Ben hierher kommen kannst. Wir sind für dich da. Paul."
Sie seufzte leise und innerlich war sie dankbar für das Angebot. Wahrscheinlich hatte Paul das Interview gelesen und meldete sich deswegen so neutral bei ihr. Immerhin wußte er ja nicht, wie viel sie wußte.

„Danke." Antwortete sie knapp. Ihr stand einfach nicht der Sinn danach, jetzt groß zu antworten. Sie musste selber erst einmal klar kommen und wirklich wissen, was sie tun sollte.
Eins stand für sich definitiv fest, lange würde sie hier nicht mehr bleiben. Jeremys bloße Anwesenheit zerriss sie schon. Sie wollte ihn nicht in der Nähe sehen oder wissen und vor allem hier erinnerte sie einfach zu viel an die alten, glücklichen Zeiten mit dem Mann, denn sie so geliebt hatte.

Es schellte und Poldi schaute auf.
Da Jeremy noch immer mit Benjamin im Garten war und den Glastür zugezogen hatte, würde er das Schellen nicht mitbekommen. Poldi hatte eigentlich gar keine Lust auf Besuch, doch sie würde wenigstens nachschauen, wer da kam. Sie wischte sich die letzten Tränen von der Wange, stand auf und ging zur Tür. Sie schaute auf den kleinen Überwachungsbildschirm und erkannte lediglich einen silbernen Audi. Das müsste wahrscheinlich Chris sein und so schaute Poldi auch nicht genauer hin. Wohlmöglich war es auch Bin, die Chris Auto fuhr. Gedankenverloren gab Poldi den Code ein ohne den Gast anzusprechen und öffnete dann die Tür. Kurz wartete sie, bis der Audi geparkt hatte.
Ein komisches Gefühl kroch in Poldi hoch. Waren die Scheiben von Chris Auto schon immer getönt?
Die Tür ging auf und als der Fahrer ausstieg, erstarrte Poldi völlig.
Es war Jill.
Hass, Wut und der ein oder andere Mordgedanke stieg in ihr hoch. Was wollte die denn jetzt hier? Hatte sie nicht schon genug kaputt gemacht?
Jil trug einen kurzes, sehr enges, blaues Kleid und High Heels, für die man wahrscheinlich einen Waffenschein brauchte. Ihre langen blonden Haare waren perfekt gemacht und als sie auf Poldi zu kam, nahm sie ihre Sonnenbrille ab.
„Hi!" sagte sie musterte Poldi kurz. „Ist Ihr Chef zu sprechen?" fragte sie dann.
Poldi kochte vor Wut.
„Mein Chef? ... Falsche Adresse! Der wohnt hier nicht!" sagte Poldi und ihre Stimme brodelte.
„Aber hier ist doch das Haus von Jeremy Renner oder?"
Poldis Blick verfinsterte sich leicht.
„Ja das ist richtig! ... Aber er ist nicht mein Chef, sondern mein Ehemann!"
Überrascht schaute Jill sie an. Dann schmunzelte sie und musterte Poldi erneut.
„Oh ... tut mir leid. ... Vom Outfit her hättest du auch die Haushaltshilfe sein können."
„Es muss nicht jeder rumlaufen, wie auf dem Straßenstrich!"

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