Beste Freundin

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Nach wenigen Minuten Autofahrt kam Poldi wieder bei den Evans an. Sie war viel zu spät. Man hatte sie sicherlich schon vor Stunden erwartet und sie hatte keine Ahnung, was sie den Freunden zur Erklärung sagen sollte. Jetzt stand sie vor dem Tor und lehnte ihre Stirn gegen das Lenkrad.

War das wirklich passiert?
Hatte sie sich von Jeremy hinreißen lassen und hatte sie wirklich mit ihm geschlafen?
Noch immer hatte sie das Gefühl, ihn zu spüren. Sie liebte ihn, dass hatte sie deutlich gespürt und sie würde ihn immer lieben. Wahrscheinlich war das alles auch deswegen passiert. Weil sie ihm einfach nicht widerstehen konnte. Dennoch war es ein riesen Fehler und sie bereute es langsam, dass er es geschafft hatte, sie zu verführen. Wieso war er noch immer so präsent in ihrem Herzen. Dabei hatte sie fast geglaubt über ihn drüber weg zu sein. Aber dem war wohl nicht so.
Sie musste die letzten Stunden verdrängen und vergessen, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie das funktionieren sollte. Aber jetzt musste sie erst einmal eine gute Ausrede finden, wieso sie erst jetzt zurück kam.
Tief atmete sie durch und drückte auf die Klingel.

Es dauerte etwas, bis das Tor geöffnet wurde und sie die Auffahrr hochfahren konnte und vor dem Haus parken konnte. Bina stand an der Tür und schaute fragend zu ihr.
Poldi stieg aus und ging zu ihrer Freundin.
„Kannst du mir mal verraten, woher du jetzt kommst?" fragte Bina und wirkte verwundert.
„Von Jeremy... wir haben einiges besprochen!" sagte Poldi und lächelte leicht.
Bina musterte sie.
„Du warst Stunden weg. .... Wir haben mittlerweile gegessen."

„Kein Problem... ich ess nachher zu Hause. Ich hab sowieso keinen Hunger. ... Ist Benjamin immer noch im Pool?"
„Nein... der sitzt mit Maria, Lilly und Chris vor dem Fernseher und sie schauen sich einen Disneyfilm an."
„Dann wurde ich also nicht vermisst."
Poldi grinste sie an und Bina war noch immer skeptisch. Gerade, als Poldi an ihr vorbei gehen wollte, packte diese sie am Arm und hielt sie fest. Poldi sah sie verwundert an.
„Was ist?" fragte sie dann.
Bina beugte sich vor und roch an Poldi.
„Ich mag mich täuschen... aber ich hab mich dabei noch nie getäuscht.... Aber... hier riecht es nach Sex... DU riechst nach Sex!" sagte Bina dann und Poldi schaute sie überrascht an.
„Bitte?"
„Mach mir nichts vor! Ich kenn den Geruch! ... Sag mir nicht du hast..."
Poldi sah sie an. Wieso konnte sie ihre besten Freunden eigentlich nie etwas vor machen. Wieso wußte diese immer was los war. Sie seufzte und sah sie an.
„Doch ich hab...!"
Bina starrte sie an.
„Du hast mit dem Renner gevögelt? ... Gerade?"
Poldi sah sie verlegen an doch dann nickte sie.
„Ja... wir haben miteinander geschlafen...!"antwortete sie dann.
Bina schloss kurz die Augen. Dann packte sie die Freundin am Arm und zog sie mit ins Haus, an Chris und den Kindern vorbei raus auf die Terrasse und bugsierte sie auf einen der Terrassenstühle. Chris hatte ihnen nur verwundert und verwirrt hinterher geschaut, doch Bina hatte die Terrassentür einfach nur kommentarlos geschlossen. Dann sah sie auf Poldi.
„So... und jetzt noch mal von Anfang... Wieso hattest du Sex mit Jeremy?" Fragte Bina und setzte sich dazu.
„Es ... hat sich so ergeben?!"
Bina zog eine Augenbraue hoch. „So ergeben? ... Natürlich... Sex mit dem Ex ergibt sich auch einfach so."
„Wir haben uns mehr oder weniger gestritten... und ich hab ihm gesagt, dass ich keinerlei Gefühle mehr für ihn habe."
„Was gelogen ist und das wissen alle."
„Ja.. anscheinend er auch... er packte mich plötzlich und hat mich geküsst. Ich wollte ihn von mir stoßen, aber er war zu stark und dann... Bina... es ist mein Jeremy Renner...mein Mann... der Mann den ich über alles liebe,.... ich kann ihn nicht einfach hassen."
Bina seufzte leise. Wie gut sie die Freundin verstehen könnte. Wahrscheinlich würde sie, wenn sie in der gleichen Situation gewesen wäre, ähnlich reagiert.
„Er hat dich betrogen und belogen..."
„Und doch ist es mein Jeremy..."
Bina musterte sie. Eigentlich hätte sie es wirklich wissen müssen, dass sie schwach werden würde, wenn sonst niemand außer Jeremy dabei war.
„Und wie soll es jetzt weitergehen? Will er sich von dieser Jill trennen?"
„Nein...!"
„Bitte? ... Also langsam komm ich nicht mehr mit. ... Ich dachte, du sagst mir jetzt, er will dich zurück und deswegen hat er mit dir geschlafen."
„Ich wünschte, es wäre so, aber dem ist nicht so. ... Er will sich nicht von Jill trennen."
„Ich verstehe es nicht."
„Ich auch nicht... er sagte nur, dass er es im Moment nicht kann."
„Vielleicht bricht sie dann heulend zusammen, weil er ihre erste große Liebe ist? Vielleicht hat er sie sogar entjungfert, so jung wie sie noch ist."
„Das wage ich zu bezweifeln, aber man weiß ja nie."
„Trotzdem versteh ich es nicht."
„Wenn ich es tun würde, würde ich es dir erklären. ... Aber... neben dem Sex ist mir aufgefallen, dass er wirklich schlecht aussieht."
„Wieso? Was ist los?"
„Er ist so dünn... Du weißt, er hatte immer einen leichten Bauchansatz, was mich nie gestört hat. Er isst halt gerne. Aber das ist alles weg. Er ist richtig, richtig dünn. Du kannst die Rippen zählen. Dazu hat er sich die Haare richtig kurz geschnitten. Außerdem hat er am gesamten Körper überall blaue Flecke."
„Hast du ihn darauf angesprochen?"
„Ja, und er meinte, er habe sich nicht an die Regeln gehalten. Aber ich hab keine Ahnung, was er damit gemeint hat."
„Sehr seltsam."
„Das fand ich auch."
„War sonst noch was Komisches?"
„Ja so einiges. ... Anscheinend hat er fast alle seine Autos und die Motorräder verkauft. Sie waren alle weg. ... Im Pool und im Teich waren kein Wasser mehr und die Fische waren weg. Seine ganzen Filmpreise waren verschwunden und nicht ein persönliches Foto steht mehr im Wohnzimmer. ... Es sah fast so aus, als würde er bald ausziehen."

„Tut er das denn?"
„Er hat nein gesagt und meinte nur, er habe keine Zeit mehr für den Garten."
„Seltsam."
„Definitiv. ... Ich hätte ihn gerne darauf angesprochen, wollte ihn aber nicht bedrängen. Ich hatte sowieso, vor allem an Anfang, das Gefühl, als wäre er sehr eingeschüchtert gewesen."
„Glaubst du, diese Jill zwingt ihn zu irgendetwas?"
„ich hab keine Ahnung, aber sollte das der Fall sein, bekommt sie mit mir aber so richtig Probleme."
„Und da ist sie wieder...." Grinste Bina.
„Hm?" Poldi schaute sie verwundert an.
„Die Mrs. Renner, wie ich sie liebe. ... Niemand darf Jeremy auch nur ein Haar krümmen, sonst bekommt man es mit dir zu tun."
Poldi grinste. „Es ist halt mein Jeremy...."
Bina sah sie lächelnd an. „Und daran wird sich wohl auch nie etwas ändern. Egal wie sehr du ihn auch hassen würdest."
„Ich kann nichts dagegen tun. Er ist mir halt verdammt wichtig."
„Ich weiß... und ich würde mich wahrscheinlich ähnlich verhalten, wäre ich du."
„Danke, dass du das verstehst."
„Ich schon... nur verrate nicht gerade Paul, dass du mit Jeremy geschlafen hast. Ich denke, Paul wird da anders reagieren, als ich."
„Ich denke, er würde niemals mehr mit mir ein Wort wechseln."
„Da bin ich mir leider auch sehr sicher."
„Also kein Wort zu Paul."
„Versprochen."

Poldi war froh, dass sie mit Bina über Jeremy sprechen konnte und vor allem war sie froh, dass die Freundin sie verstand. Dafür, dass auch Bina kein gutes Wort mehr für Jeremy über hatte und sie ihm auf der Fashion Week die Freundschaft gekündigt hatte, verstand sie ihre beste Freundin dennoch und akzeptierte ihre Liebe zu Jeremy. Und genau das machte wohl ihre Freundschaft aus. Sie verstanden sich blind und konnten sich in den jeweils Anderen hineinversetzen. Poldi war einfach nur dankbar, dass sie eine Freundin wie Bina hatte. Ihr konnte sie einfach alles anvertrauen.

Love is a WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt