„Bist du sicher, dass du das willst?" Dean schaute auf Kiwi.
Diese starrte auf das weiße Tor vor sich und nickte langsam.
„Ich werde wahnsinnig, wenn ich das nicht klären kann!" sagte sie dann und schaute dann auf ihren Arbeitskollegen.
Dean hatte sie die letzten Tage beherbergt, doch langsam musste sie zurück nach Hause. Nicht, weil sie Robert verziehen hatte, sondern eher, weil sie nichts mehr zum Anziehen hatte und sie konnte unmöglich Tage lang das gleiche tragen, auch wenn sie die Sachen bei Dean waschen konnte. Heute früh hatte sie dann entschieden, heute nach Hause zu fahren und Dean hatte ihr angeboten, sie dorthin zu bringen. Und jetzt standen sie vor dem großen Tor.
„Wenn aber was ist, kommst du sofort wieder und dann finden wir gemeinsam ein Lösung, ok?" sagte Dean dann. Er machte sich sichtlich Sorgen um sie, doch Kiwi nickte.
„Das werde ich... versprochen!" antwortete sie dann.
„Dann halt die Ohren steif.... Du packst das. Trete ihm gewaltig in den Arsch und dann rück ihm den Kopf zurecht."
„Auch das mach ich."
Dann umarmte sie Dean. „Ich danke dir für alles. Auch dass du mich so kurzfristig aufgenommen hast."
„Immer wieder gerne, Lady!" sagte Dean und zwinkerte ihr zu.Kiwi stieg aus und holte ihren Koffer aus dem Kofferraum. Dann ging sie zum Tor und drückte auf die Klingel. Anschließend schaute sie in die angebrachte Kamera. Es dauerte nicht lange, bis die Stahltür neben dem Tor mit einem Summen aufging. Kiwi drückte sie auf, winkte Dean ein letztes Mal zu und ging dann durch die Tür.
Nachdenklich ging sie den Schotterweg hoch.
Sie dachte an die letzten Tage und an das was alles passiert war, doch immer wieder blieb sie an den Streit mit Robert hängen, an dem sie so sehr litt. Er hatte sie zwar mehrmals versucht anzurufen, hatte ihr unzählige Sprachnachrichten und kleinere Videos geschickt, wo er sie immer wieder darum gebeten hatte, ihn zu verzeihen, doch sie hatte auf keine dieser Nachrichten geantwortet. Aber jetzt musste sie sich alle dem stellen, denn sie wußte, dass Robert sie nicht gehen lassen würde, bevor er es wenigstens versucht hatte zu klären. So kannte sie ihn. Er war ein Mensch, der Streit hasste. Trotzdem war sie in den letzten Tagen einfach nicht in der Lage gewesen, mit ihm zu sprechen. Sie hatte diese Auszeit einfach gebraucht.
Als endlich an dem futuristischen runden Haus ankam, stand Robert an der Tür und sah nachdenklich zu ihr. Wie sooft trug er einen seiner Schlabberanzüge, einen Strohhut und keine Schuhe. Er war einfach ein verrückter Kauz und sein Anblick ließ Kiwi sofort merken, wie sehr sie ihn vermisst hatte. Doch das würde sie sich erst einmal nicht anmerken lassen.
„Hey!" sagte er im ruhigen Ton, als sie vor ihm stand.
Kiwi erwiderte seinen Blick.
„Hey!" antwortete sie dann.
„Es ist schön, dass du hier bist."
Kiwi nickte. „Ich denke...wir müssen reden...!" sagte sie dann.
Robert mustere sie und kurz flackerte so etwas wie Angst in seinen Augen auf.
„Dann... komm rein... Drinnen lässt es sich besser reden, als hier!" sagte er dann und atmete tief durch.
Kiwi nickte und folgte ihm ins Haus. Sofort war dieses wohlige Gefühl in ihr zurück. Sie liebte dieses eigentlich sehr sonderbare Haus. Sie hatte sich damals sofort darin verliebt und genau dieses Gefühl war wieder da, als sie Robert ins Wohnzimmer folgte.
„Möchtest du was trinken?" fragte er sie dann und Kiwi nickte.
„Wie immer eine Kirschschorle?" fragte er.
Kiwi musste unwillkürlich lächeln. Er machte diese Schorle selber und sie schmeckte einfach super. Nirgendwo anders hatte sie eine so gute Kirschschorle getroffen.
„Gerne!" lächelte sie und er erwiderte ihr lächeln. Dann verschwand er in der Küche.
Kiwi setzte sich während dessen auf die Couch und schaute nach draußen in den Garten. Sie sah die 5 Alpakas zufrieden auf der Wiese liegen. Was hatte sie diesen Anblick auf die recht sonderbaren Haustiere von Robert vermisst.
Kurze Zeit später kam Robert zurück und reichte ihr das Glas.
„Mit zwei Eiswürfel... so wie du es magst!" sagte Robert und setzte sich dazu.
Liebevoll hatte er noch ein kleines Papierschirmchen in das Glas gesteckt und eine Weingummikirsche am Glasrand befestigt. Kiwi schmunzelte über die Gestaltung, aber er war eben ein Charmeur und wußte genau, was ihr gefiel. Und diese kleinen Überraschungen hatten ihr immer gefallen.
„Und...?" fragte er dann vorsichtig. „Konntest du dich... etwas beruhigen?"
Sie sah ihn an und seufzte. Ja sie hatte sich beruhigen können, aber... seit sie wieder hier war, waren auch die Erinnerungen wieder in ihr.
„Wie lange... ging das mit dir und Catherine?" fragte sie dann leise. Im nächsten Moment fragte sie sich, ob sie das überhaupt wissen wollte.
„Nicht sehr lange... zwei... oder drei Wochen. ... Aber ich kann dir sagen... nein ich verspreche dir sogar... dass da nie sowas wie Gefühle waren. ... Das war nur Sex... wir haben uns nur deswegen getroffen. ... Es wurde nie lange rumgequatscht. Sie kam, wir zogen uns aus und als wir fertig waren, ging sie wieder."
Er sah sie fast schon beschämt an. „Als ich dann aber merkte, dass ich mich in dich verliebt hatte... hab ich das Ganze sofort beendet. ... Ich wollte keine Affäre während ich gerade dabei war mich zu verlieben. ... Sie hat es erst nicht verstanden. ... Es ging über Wochen, dass sie mich immer wieder anschrieb oder anrief, aber ich hab ihr die kalte Schulter gezeigt und den kompletten Kontakt abgebrochen. ... Weil ich dich nicht verlieren wollte."
„Hast du auch deswegen nicht mit mir gesprochen, als sie sich dann doch wieder gemeldet hat."
„Als sie während unseres Urlaubes anrief, bin ich aus allen Wolken gefallen. ... Ich wollte da auch gar nicht dran gehen, aber Jeremy... war genervt, weil das Telefon ständig klingelte. Also bin ich dann doch dran und hab den Raum verlassen. ... Das der Renner mich trotzdem gehört hat, war wohl eher ein Zufall. Vielleicht hat er mich auch bewußt belauscht, das weiß ich nicht und wollte es auch nie wissen. ... Das was ich von Catherine gehört hatte, war für mich genug Info an dem Abend."
„War April da schon auf der Welt?"
„Ja... sie war da gerade geboren. Anscheinend wußte Cat auch erst nicht, wer der Vater war und nach langem hin und her rechnen ihrerseits kam sie dann auf mich. ... Ich hab ihr nicht geglaubt und wollte einen Vaterschaftstest. ... Jeremy meinte, dass es fast schon klar sei, wer der Vater ist, denn sie hatte sofort eingewilligt."
„Und wieso wolltest du, dass ich davon nichts erfahre?"
„Weil ich dich auch schützen wollte. ... Ich hatte Angst dich zu verlieren. ... Schreckliche Angst sogar, zumal ich sie noch getroffen hatte, obwohl wir uns schon trafen. ... Deswegen hab ich dem Renner auch gesagt, er soll die Klappe halten. Er hat es mir dann nach einigem hin und her versprochen. Ich war ihm dafür auch echt dankbar... bis vergangenen Freitag."
„Naja... Jeremy war wütend."
„Ja.... Weil er Scheiße gebaut hat, aber seine Scheisse ist nicht meine Scheisse."
„Das stimmt schon, aber ich bin ganz froh, dass er es angedeutet hat, denn so haben wir keine Lügen mehr, die zwischen uns stehen. ... Es sei denn, es gibt noch mehr, das du mir verheimlichst."
„Nein! Ganz eindeutig Nein!" sagte Robert sofort.
„Hast du denn noch mal was von Catherine gehört?" fragte Kiwi dann vorsichtig.
„Nein... kein Wort. ... Weder von ihr, noch von meiner Tochter. ... Sie hat damals von mir eine sehr beachtliche Summe Geld überwiesen bekommen. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass sie ein schickes Häuschen am Stadtrand bekam, sowie eine nette Familienkutsche."
„Du hast danach nie mehr etwas gehört? Das heißt du hast deine Tochter nie gesehen?"
„Nein! .. Wenn sie mir auf der Straße entgegen kommen würde, würde ich sie niemals erkennen. Ich weiß nicht ob sie blond ist, oder dunkel, wie ihre Augenfarbe ist oder wie ihr Stimme klingt."
„Das ist schon irgendwie traurig."
„Es war damals mein Wunsch gewesen... Sag was du willst, damit es aus meinem Leben ist...."
Kiwi sah ihn an. „Aber warum...? Sie ist doch dein Kind?"
„Weil ich dich nicht verlieren wollte. Mit dir war immer alles perfekt. Du hast all den Blödsinn mitgemacht, den ich veranstaltet habe. Du lachst mit mir über den größten Unsinn und bist dennoch eine bodenständige Frau. Du liebst die kleinen Dinge und kannst dich perfekt auch in der Öffentlichkeit präsentieren. ... Es ist alles das was ich jemals gewollt habe. ... Und dann kam diese Nachricht. ... Ich musste handeln. ... Du oder das Kind. .. Und ich habe mich für dich entschieden."
Kiwi war gerührt und unwillkürlich griff sie nach seiner Hand. Sanft strich sie darüber. Das er sich für sie entschieden hatte, anstatt für sein Kind war schon irgendwie ein Liebesbeweis und am Ende hatte er nun wirklich kein Bezug zu dem Kind. Dennoch war sie seine Tochter.
„Und was machst du .... Wenn sie dich irgendwann sucht?"
„Nun... jetzt weißt du ja Bescheid..."
„Das heißt, du würdest sie in deinem Leben zulassen, wenn sie es möchte?"
„Nur wenn du es möchtest."
„Sie ist dein Kind."
„Und du die Frau die ich liebe und ich will nicht, dass ein Kind, das ich eigentlich nie gewollt habe, zwischen uns steht. ... Dann lieber ein Kind mit dir."
Kiwi schmunzelte und strich ihm sanft über die Wange. Er lächelte leicht.
„Verzeihst du mir? ... Ich hätte dir viel früher davon erzählen sollen, anstatt dass du es mehr oder weniger ausgerechnet vom Renner erfährst."
„Eigentlich müsste ich Jeremy dankbar sein, dass er gesagt hat. ... Denn ohne ihn würden wir immer noch mit der Lüge leben."
Robert verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht ob ich ihm unbedingt dankbar sein möchte. ... Ja, die Lüge ist endlich weg und ich kann dir wieder mit gutem Gewissen in die Augen schauen aber... es ist der Renner..."
Kiwi sah ihn. „Der mich auch nach Hause gebracht hat...!"
„Du hättest auch bei mir oder den Sillvengers mitfahren können."
„Ich weiß... aber ganz ehrlich... ich brauchte Ruhe... Die Sillvengers haben sich sicherlich den ganzen Weg über Jeremy gelästert und sich aufgeregt... in deiner Nähe wollte ich nicht sein... und da blieb nur Jeremy ... Und er war sehr ruhige."
„Und baut nach wie vor Scheisse."
„Wieso? Was hat er denn noch gemacht?"
Robert zog die Augenbrauen hoch. „Noch nicht gehört? ... Poldi ist ausgezogen und wohnt jetzt bei den Rudds."
„Bitte was?" Das überraschte Kiwi nun wirklich. Sie hätte niemals geglaubt, dass Poldi einen solchen Schritt gehen würde, schon allein wegen Benjamin.
„Ja... Kurz bevor du kamst, hab ich kurz mit Paul geschrieben und er hat es mir gesagt. ... Die Renners lassen sich scheiden."Sprachlos sah Kiwi ihn an. „Das schockt mich jetzt wirklich. Das klingt total surreal. ... Ausgerechnet die Renners...."
„Naja... nach dem Interview schockt mich nichts mehr, vor allem was von Renner-Seiten kommt."
„Welches Interview?"
„Ah sorry... ich vergass.... Du hast die App ja nicht. ... Warte...!" Robert griff nach seinem Handy und öffnete die entsprechende App. Dann reichte er es an Kiwi. Diese nahm es entgegen und begann zu lesen. Langsam wurde sie blass.
„Das ist nicht wahr oder?" fragte sie dann sichtlich geschockt.
„Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht. ... Ich trau dem Renner eine Menge Blödsinn zu aber das.... Ich weiß nicht."
„Du meinst, diese Jill hat das alles erfunden? ... Das wäre Rufmord und sie verbreitet falsche Tatsachen! Wahrscheinlich würde sie damit sogar seiner Karriere schaden."
„Oder eine eigentlich gut laufende Ehe zerstören...wie man sieht."
„Also meinst du, der Renner ist unschuldig?"
„Naja... den Sex hat Mark gehört, in dem Fall ist er schon schuldig....aber dieses Interview.... Das klingt nicht nach Jeremy. ... Und ganz ehrlich... seit dem er mit Poldi verheiratet war, hat er den Macho nicht mehr raushängen lassen. Seine Familie war alles für ihn und die Beiden, also Poldi und er haben bis zu letzt nicht die Finger voneinander lassen können. Immer. ... Und du hast selber gesehen, wie genervt und gelangweilt er am Freitag war."
„Ja aber warum hat er sich dann von Jill so hinreißen lassen."„Keine Ahnung.... Aber ich überlege etwas nachzuforschen."
„Was willst du forschen?"
„Ich will wissen wer diese Jill ist und was sie sich davon bezweckt sich ausgerechnet einen Kerl zu suchen, der nicht nur verheiratet ist und Kinder hat, sondern der auch vom Alter eher ihr Vater wäre. ... Am Geld kann es nicht liegen. Dank ihres Papas hat sie davon wahrscheinlich genug."
„Willst du Poldi davon erzählen?"
„Nicht sofort. ... Wenn die beiden wirklich in der Trennung sind, wird sie Freunde brauchen, die sie unterstützen und nicht die, die versuchen sie wieder mit dem Kerl zusammen zu bringen, der sie so verletzt hat. ... Sie braucht erst einmal Ruhe."„Das stimmt wohl. ... Und was ist mit Jeremy?"
„Was sollte mit Jeremy sein?"
„Naja... erinnere dich mal ein paar Jahre zurück.... An Jacky... Da hat sich Jeremy anschließend so abgeschossen, das er sich umbringen wollte."
Robert verzog das Gesicht. Kaum einer dachte gerne an diese Zeit zurück.
„Guter Einwand, Süsse... aber ehrlich gesagt, glaub ich nicht daran, dass er sich wieder so hängen lässt, Drogen nimmt und sich Blei durchs Hirn schießen will. ... Ich denke, allein wegen Benjamin wird er das nicht machen."
„Ich hoffe du hast Recht."
„Wir werden sehen... ansonsten bekommt er dieses Mal so richtig eins vors Maul."
Kiwi schmunzelte.
Robert schielte zu ihr. „Aber eigentlich... bist du ja nicht hergekommen, um mit mir über den Renner zusprechen oder?"
„Nein... eigentlich nicht...."
„Und? ... Wie genau fühlst du dich jetzt... wo du die Wahrheit kennst... und anscheinend auch irgendwie akzeptierst?"
Kiwi sah ihn an.
„Ich fühle mich auf jeden Fall besser und ich bin froh, dass nichts mehr zwischen uns steht."
„Das heißt... du verzeihst mir und kommst wieder zurück."
„Ja ich verzeihe dir und ich bin bereits hier."
Robert sah sie an. Etwas zögerlich nahm er sie in den Arm und drückte sie dann fest an sich. Anschließend gab er ihr einen langen Kuss. Kiwi seufzte zufrieden. Seine Lippen fühlten sich so gut an und es tat so gut, wieder bei ihm zu sein. Sie hoffte, dass nun wirklich nichts mehr zwischen ihnen stand. Aber im Moment war sie einfach nur glücklich. Ein Zustand, der sich bedeutend besser anfühlte, als das, was sie die Tage vorher gefühlt hatte.
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Love is a War
FanfictionACHTUNG!! DIESE STORY HAT 2 VORGESCHICHTEN!! BITTE NUR LESEN WENN MAN DIE VORGESCHICHTEN GELESEN HAT, DA ES SONST ZU VERWIRRUNGEN FÜHREN KÖNNTE Das Leben war perfekt, wenn man es richtig anstellte. Das war wenigstens Poldis Einstellung. Das Schicks...