Mit jeder Minute die verging wurde ich nervöser. Meine Hand war dauerhaft an meiner Waffe und mein Blick war nach draußen gerichtet. Der Regen trommelte kontinuierlich auf das Dach und Chaeyoung gab sich Mühe mich nicht alle zwei Minuten zu fragen wie es mir ging. Wenn sie fragte bekam sie so oder so nur die selbe Antwort: Ich hatte Angst um Hanse.
Eine andere Beschreibung gab es nicht für meinen Zustand. Er fehlte mir mehr mit jeder Sekunde die verging. Die Zeit zog sich auch wie Kaugummi. Manchmal kam es mir auch so vor als würden die Regentropfen in Zeitlupe das Fenster hinunterlaufen. Für mich war es eine unerträgliche Qual, aber ich wusste einfach, dass ich da durch musste.
"Da, eine Bewegung!" Chaeyoung deutete in eine Richtung in die ich gerade nicht sah.
Sofort sah ich hin und startete den Motor. Sie waren es. Was mich allerdings in Schrecken versetzte waren die Schüsse die ich hörte.
"Fuck! Sie wurden gesehen...", fluchte ich los.
"Keine Sorge. Sie sind schneller." Chaeyoung kletterte nach hinten und riss die Tür auf. "Schnell... Rein da!"
Ich sah in den Rückspiegel und hielt die Luft an. Chae kam wieder nach vorne um Platz zu machen. Als erstes stieg Mina völlig außer Atem ein. Hinter ihr dieser Jaemin gefolgt von Seungwoo. Panik stieg in mir auf. Wo war Hanse...?
"Chae, mach Platz", jemand riss die Beifahrertür auf.
Hanse.
"Wo ist Taeho?", fragte meine Schwester sofort.
"Er... Sie haben ihn an Stelle von Jaemin erwischt als er ihn gerettet hat." Seungwoo klang bedrückt.
Ich schnappte nach Luft und fuhr trotz des Schlages einfach los. Mir war klar, dass es jetzt erst richtig übel werden konnte. Hinter uns fielen weiter Schüsse, aber ich war zu schnell. Wie eine Geisteskranke fuhr ich die Straße entlang und nahm keine Rücksicht darauf wer angeschnallt war und wer nicht. Das einzige was zählte war, dass ich Hanse's Hand in meiner spürte. Er zählte. Mit ihm konnte ich alles schaffen.
"Wie lange noch bis wir in Sektor Fünf sind?" Chaeyoung, die sich wieder nach hinten gequetscht hatte griff nach Wooyoung's Telefon.
"Sag ihnen 15 Minuten", gab ich nur hochkonzentriert vor mir und gab noch mehr Gas.
Mir war bewusst, dass es auf der nassen Straße gefährlich war, aber ich hatte keine andere Wahl. Wir mussten entkommen, nur dann hatten wir eine Chance zu überleben und anderen Leuten zu helfen.
"Jae... Ich Stelle auf Laut. Du solltest wissen was Hongjoong zu sagen hat", Chaeyoung reichte das Handy nach vorne und Hanse nahm es entgegen.
"Hongjoong?", rief ich als Hanse das Telefon hatte.
"Mayflower, egal was du tust. Meide Sektor Zehn, okay? Meine Patrouille kam gerade zurück, irgendetwas geschieht da gerade... Es ist als jagen sie Gebäude in die Luft."
"Mist! Wisst ihr ob Zwölf, Elf und Acht frei sind."
"Hwa, du hast sie gehört..."
"Sind frei. Bis jetzt", eine tiefere Stimme meldete sich ruhig. "Besser ist du fährst von Zwölf quer durch. Ich habe es im Gefühl, dass von Lim's Lager aus bald einige Autos starten werden."
"Wie sollen wir das überhaupt noch schaffen?", kreischte Mina los.
"Chae, beruhige sie", wies ich meine Schwester ruhig an. "Hongjoong, wie sieht der Plan aus... Wir müssen dieses verdammte Auto verlassen."
"Keine Sorge. Sie werden nicht in Fünf gelangen. Außer sie wollen ihr Leben Dank einem Energiefeld schneller beenden. Du musst es also nur über die Grenze schaffen. Verstehst du?"
"Verstanden", ich nickte und fuhr noch schneller um die Kurven.
Kurze Zeit schwiegen wir alle. Nur Mina schnappte hinten noch panisch nach Luft.
"Okay, Mayflower... Es sieht danach aus, dass sie Autos starten vom Lager aus... Wir haben gerade Bericht erhalten. Wo seid ihr?"
"Mitte Sektor Zwölf." Hanse antwortete an meiner Stelle. "Mayflower muss sich konzentrieren. Ich werde euch informieren."
"Kein Problem... Dann soll sie über Elf die Straße an Sektor Zehn entlang fahren. Es ist am weitesten entfernt im Moment."
"Machen wir." Hanse drückte kurz meinen Arm.
Ich nickte nur und machte eine halbe Bremsung bevor ich viel zu schnell um die Kurve fuhr um die Strecke einzuschlagen die Hongjoong genannt hatte.
Es war also nicht nur ein Rennen mit der Zeit. Es war ein Rennen um das blanke Überleben. Mir war klar, dass meine Mitfahrer wahrscheinlich brechen mussten wenn ich so weiterfuhr, allerdings war ich so von Adrenalin durchdrungen, dass ich es im Moment abschaltete.
"Ihr seid in Sicht! Wir sehen euch!", kam es auf einmal durch das Telefon. "Fahr die nächste Straße links, dann rechts auf die Hauptstraße... Wir sind dann da!"
Ich tat was man mir sagte. Auf dem nassen Asphalt schlitterte ich um die Kurven, trotzdem kam ich sicher wieder auf die Fahrbahn und rauschte dann direkt weiter. Sobald ich das Schild von Sektor Fünf passiert hatte ging hinter dem Wagen ein bläulichen Licht an. Vor uns einige Autos und eine Person die mir sehr bekannt vorkam.
Sofort bremste ich ab und der Wagen kam mit quietschenden Reifen zum stehen. Völlig außer Atem nahm ich Hanse das Telefon weg.
"Ich bin die Blonde die gleich aus dem Wagen steigt, also werde ich jetzt auflegen...", gab ich brüchig von mir, legte auf, griff nach dem Sensor unter meinem Sitz und machte die Tür auf.
Mir war so schlecht auf einmal, dass ich mehr schwankte als ich auf die Straße sprang als wirklich gut war. Mir gegenüber stand ein Mann mit platinblonden Haaren und sah mich aufmunternd an.
"Ich bin Hongjoong", er kam mir entgegen und stützte mich direkt an.
"Park Jaewa Marie... aka Mayflower..." Ich versuchte ein Lächeln, dann hielt ich Hongjoong den Sensor hin. "Könnte uns noch nützlich sein. Ist es sicher, dass meine Leute aussteigen?"
"Sicherer geht es gerade nicht", Hongjoong nickte.
Ich drehte mich um und winkte den anderen zu. Hanse war natürlich der erste an meiner Seite. Er zog mich zu sich und umarmte mich fest. Dabei ließ er unsere Rucksäcke neben sich auf den Boden fallen. Chaeyoung als nächstes. Sie half diesem Jaemin aus dem Auto, der sofort von einem Mädchen mit langen roten Haaren abgefangen wurde. Mina bedarfte der Hilfe von Chae und Seungwoo.
"Wart ihr nicht zu sechst?", fragte Hongjoong betroffen.
"Einer hat sich im Camp geopfert. Sie haben ihn erwischt." Hanse sprach ruhig während er mich immer noch festhielt.
Mein Blick war allerdings auf dem Boden. Eine Reihe von Glasscherben lagen auf dem Teer und ich konnte schwören, dass sich vor wenigen Sekunden noch ein Bluttropfen auf einer befunden hatte. Mein Magen rebillierte fast bei dem Gedanken.
"Hey, ich bin's... Ich und Yunho werden euch zwei mitnehmen. Okay?" Wooyoung's Stimme war auf einmal so nah.
Sofort sah ich auf. Trotz seiner patschnassen Haare und der schlechten Situation erkannte ich Aufmunterung in seinen Augen.
"Gerne auch noch eine weitere Person." Er lächelte leicht.
"Nein. Schon gut", Chaeyoung trat neben uns. "Wir bleiben bei Mina. Sie ist kollabiert."
"Im Hauptquartier sehen wir nach ihr. Versprochen." Hongjoong tippte auf seinem Handy herum. "Sie wissen Bescheid und ihr werdet alle durchgecheckt... Wenn ich fragen darf, dieser Sensor hier... Er ermöglicht uns Zutritt in Sektor Elf und Zwölf, oder?"
"Ich nenne es die explosive Eintrittskarte, also ja", ich nickte und hielt mich mehr an Hanse fest.
"Das nenne ich wirklich nützlich. Aber reden wir wann anders darüber. Kommt erstmal an, erholt euch."
"Danke", sagte Hanse für uns beide und folgte dann Wooyoung und schob mich sanft mit.
Auf dem Weg in das Hauptquartier saßen wir auf der Rückbank eines Wagens und mir fiel auf wie blass Hanse immer noch war. Wieder dachte ich an die Glasscherben.
"Sese?"
"Mh?" Er sah mich direkt an.
"Ist auch wirklich alles okay mit dir?", fragte ich vorsichtig.
"Schon. Fühle mich jetzt nur wirklich kaputt."
Ich rappelte mich auf und musterte ihn. Momente später fiel es mir dann auf. An meiner linken Hand, die ich an seiner Taille gehabt hatte, klebte Blut. Hanse starrte wie ich schockiert darauf.
"Ihr müsst bitte schneller fahren. Hanse wurde angeschossen", gab ich panisch von mir, reagierte aber konträr dazu völlig anders.
Eilig griff ich nach meinem Rucksack und machte die Verbandstasche davon ab. Ich schob Hanse's Pullover hoch und hielt erstmal die Luft an. Die Wunde war schockierend groß. Sofort reagierte ich wieder. Notdürftig und so gut es ging machte ich einen Druckverband.
"Jagi... Ich glaube..." Hanse schnappte nach Luft.
"Nein, Sese. Nicht reden. Das wird wieder. Sie können dir helfen..."
"Der Schuss ist eine halbe Stunde her wahrscheinlich... Rechne..."
"Spinn nicht herum jetzt", ich schüttelte meinen Kopf.
"Aber..."
"Bitte. Beeilt euch."
"Wir sind sofort da", gab Yunho von sich. "Um die Ecke und dann können wir ihn direkt in das Gebäude bringen."
Ich nickte nur, allerdings spürte ich Wooyoung's besorgten Blick auf uns.
Dann ging alles schnell. Das Auto kam zum Stehen und ich half Hanse direkt raus. Mir wurde nur am Rande bewusst, dass wir gerade ein Hotel betraten. Wooyoung voraus. Allerdings kamen wir nicht weit. Hanse brach in Mitten der Lobby zusammen. Ich fiel neben ihn auf den Boden.
"Nein! Sese, nein!" Ich lehnte mich über ihn.
Mit meinen Händen wollte ich wieder nach dem Verband sehen aber er hielt mich auf.
"Nein. Lass mich dir helfen." Ich schrie los.
"Hör mir zu, Jagi... Wir wissen es beide was jetzt kommt." Er schnappte nach Luft. "Das war zu viel Adrenalin und Blutverlust... Wir kennen die Regeln..."
"Ich kann dich jetzt aber nicht sterben lassen. Nicht jetzt..." Ich heulte los.
Mein Herz zerbrach in tausend Stücke.
"Jagi... Ich liebe dich. Für immer und ewig", Hanse drückte ein letztes Mal meine Hand und lächelte.
"Ich dich auch. Für immer und ewig." Ich umfasste seine Hand mit meinen, aber ich spürte wie das Leben aus ihm zog.
Schwach griff er noch nach seiner Kette um den Hals, riss sie sich weg und hielt sie mir hin. Heiße Tränen rannten über meine Wangen und ich umfasste den Ring daran. Liebevoll küsste ich ihn, dann nahm ich war wie er komplett erschlaffte.
"Sese... Bitte!" Ich krallte mich nur noch an ihm fest und alles was danach kam war als hätte man mich unter Drogen gestellt und mich in Watte gepackt.1.668 Wörter
Hello, meine allerliebsten Kekse ❤️
Fällt mir schwer das Kapitel hochzuladen, aber es ist eben Teil dieser Geschichte. Ich hoffe dennoch, dass das Kapitel spannend war. Lasst mir Rückmeldung und Votes da. 🙊 Bin auf jeden Fall auf eure Meinungen gespannt.
Bleibt gesund~
xoxo eure Luna ❤️21. Januar 2022
DU LIEST GERADE
I'm The One | ATEEZ
Fanfiction• ATEEZ • Wooyoung • FanFiction • Überleben. Wiederaufbau. Neuer Frieden. Das sind die ersten Prioritäten der neuen Weltordnung nach dem dritten Weltkrieg. Nur noch wenige tausend Menschen, in Gruppen verteilt, besiedeln die Welt. Park Jaewa Marie u...