Wie ein Häufchen Elend saß ich in einer Ecke der kleinen Krankenhauscaferia und starrte auf den kleinen, runden Tisch vor mir. Erst als sich jemand zu mir setzte sah ich auf. Überraschenderweise erkannte ich Wooyoung und nicht Seungwoo.
"Hey, ich wollte gerade nach euch sehen. Hast du schlafen können?", fragte er leise.
"Mit den Beruhigungsmitteln, wie ein Stein, aber das wolltet ihr doch", ich sah weg. Meine Stimme war eiskalt.
"Jaewa, es tut mir aufrichtig leid."
Ich warf ihm einen Blick zu. Einen den man nicht gerade als nett empfinden könnte. Wooyoung blieb allerdings gelassen. Sein Blick zeigte nichts anderes als Mitgefühl. Er bemitleidete mich nicht Mal, sondern die Situation tat ihm wirklich leid.
"Na, lebst du auch noch, oder hat sie dich schon mit ihren Blicken ins Grab gebracht?" Seungwoo stellte ein Tablett auf den Tisch.
"Ich lebe noch", Wooyoung sah nur zu Seungwoo.
Erst jetzt fiel mir etwas auf.
"Wer hat dich denn so zugerichtet?", fragte ich direkt.
"Oh, das hier?" Wooyoung deutete auf sein blaues Auge und die aufgeplatzte Lippe. "Das warst du. Gestern. Jemand musste dich ja festhalten. Du solltest allerdings mal Seonghwa sehen. Der hat es Vorgestern noch einen Tick schlimmer von dir abbekommen."
"Jae hat schon immer gut verteilen können. Sie war nicht umsonst die beste Ausbilderin die wir hatten." Seungwoo stellte mir eine Tasse Tee hin.
Ich starrte derweilen immer noch Wooyoung an. Jetzt tat es mir aufrichtig leid. So wollte ich ihn nie verletzen.
"Es... Das tut mir wirklich leid", murmelte ich leise.
"Das ist vollkommen in Ordnung, Jaewa. Ich kann es verstehen was du durchmachst. Bei mir war es nicht eine Freundin, sondern mein Bruder, aber Verlust in diesem Ausmaß tut immer weh. Da darfst du auch gerne um dich schlagen..." Wooyoung klang beruhigend.
"Ich war damals nicht besser drauf als du, als Linya den Unfall hatte", Seungwoo nickte nur.
Ich presste meine Lippen aufeinander und sah auf den Tee. Es war zwar nett, dass sie mich verstehen konnten und mir zur Seite stehen wollten, allerdings nahm ich den Schmerz zu sehr wahr um mich dadurch getröstet zu fühlen. Mit meinen Fingern fuhr ich den Tassenrand nach.
"Ich weiß, es ist vielleicht nicht der richtige Moment, aber du hast den hier vorgestern verloren." Seungwoo legte mir eine Kette mit Ring hin.
Ich schluckte. Es war Hanse's Ring. Wieder kamen mir die Tränen. Vorsichtig umfasste ich das kühle Metall und zog die Kette an mich.
"Zehn Tage...", brachte ich krächzend heraus.
"Er wird aber immer ein Teil von dir sein. Halt dich daran fest", Seungwoo umfasste meine Hand und drückte sie leicht.
Ich schüttelte meinen Kopf. Er hatte recht, aber es half mir nicht. Jetzt nicht. Ich vermisste ihn mit jeder Sekunde mehr.
"Jae..."
"Lass es gut sein, Oppa. Wirklich. Ich weiß es zu schätzen, aber im Moment hilft das einfach alles nicht. Hanse ist nicht mehr hier. Die Liebe meines Lebens ist mir genommen worden. Und den einzigen Grund den ich gerade noch im Leben sehe ist Lim Daehyun und seine Gefolgschaft dafür leiden zu lassen. Ich werde ihn zerstören. Alles was er sich aufbaut werde ich niederreißen. Das was er mir angetan hat werde ich ihm auf eine ganz andere Weise heimzahlen und er wird leiden. Das verspreche ich dir hier und jetzt. Wenn das getan ist, dann überlege ich mir es auch nochmal ganz genau ob es das hier alles noch wert ist. Und wage es jetzt nicht mir jetzt zu wiedersprechen. Im Moment stehe ich für keine Diskussion zur Verfügung. Jetzt nicht." Verbittert sah ich ihn an, umfasste die Kette, stand auf und ging einfach.••• •••
"Du lässt sie einfach so gehen?" Wooyoung sah Seungwoo überfordert an.
"Ich kenne sie lange genug um zu wissen wann ich sie in Ruhe lassen muss. Sie ist verletzt und der einzige der sie je unter Kontrolle bekommen konnte in so einer Situation ist nicht mehr unter uns..." Seungwoo starrte ihr nach und ließ dann den Kopf hängen.
"Ich kann das aber nicht mitansehen... Tut mir leid."
"Wooyoung... Bitte. Tu dir das jetzt nicht an." Seungwoo wollte den jüngeren aufhalten.
"Nein. Ich meine was ich sage: ich kann es nicht sehen wenn jemand so leidet wie sie gerade." Wooyoung machte sich vorsichtig los, nahm Jaewa's Tasse und ging einfach davon.
Ohne lange zu überlegen ging er auch einfach den Gang entlang und blieb kurz vor ihrem Zimmer stehen bevor er klopfte.
"Verschwinde Seungwoo. Ich will jetzt nicht reden." Jaewa's Stimme war schwach, aber dennoch voller Zorn.
Wooyoung schien das allerdings wenig zu beeindrucken. Er holte tief Luft bevor er dann in das Krankenzimmer trat. Jaewa saß auf einem der Sessel. Sie hatte ihn so hingestellt, dass sie nach draußen sehen konnte.
"Ich hab gesagt du sollst ver... Wooyoung, dich will ich gerade auch nicht sehen." Jaewa sah ihn kurz wütend an bevor sie wieder raus in den Regen starrte.
Das leicht grünlich angehauchte Licht ließ sie noch kränklicher wirken. Ihre Haut sah aus wie dünnes Papier, ihre Haare hatten jeglichen Glanz verloren.
"Ich bringe dir nur den Tee." Wooyoung stellte die Tasse auf den Tisch neben den Sessel. "Was du damit machst ist dir überlassen."
Mehr sagte er nicht und wandte sich wieder ab. Jaewa drehte ihren Kopf wieder halb, nur um zu sehen wie Wooyoung zur Tür lief.
"Warte...", meinte sie schließlich leise.
Wooyoung blieb sofort stehen.
"Alleine sein ist vielleicht doch keine so gute Idee...", murmelte sie. "Außer du hast noch zu tun...?"
"Laut Seonghwa sollte ich mein Apartment aufräumen, aber ich denke die Unordnung wird nicht wegrennen." Wooyoung drehte sich mit einem schwachen Lächeln zu ihr um.
"Arbeit rennt nie weg. Nur die schönen Dinge dauern nur einen winzigen Moment an." Verbittert zog Jaewa ihre Beine an und umschlang sie.
"Ansichtssache, behaupte ich", langsam lief er zurück und setzte sich auf den zweiten Sessel. "Weißt du wann ich dich das erste Mal gesehen habe?"
"Ich bin mir sicher, dass du es mir gleich verraten wirst", sie sah nicht auf.
"Sektor Fünf... Du bist mit einem Jungen ein Rennen gefahren. Ihr wart mit diesen E-Scootern unterwegs. Ich war gerade mit San draußen, weil wir einfach Mal raus wollten. Es war ziemlich lustig euch zu sehen."
"Subin... Mit ihm habe ich das mal gemacht... Aber das ist Jahre her... Wenn nicht sogar noch als ich in der Abschlussklasse war... Hab dafür auch ordentlich Ärger bekommen. Von Hanse erst recht. Wir hätten uns ja verletzen können... Oder verlaufen. Die Idioten von Aufsichtspersonen haben bis Dato nie geschnallt, dass ich immer das Scangerät geklaut hab." Kurz huschte ein trauriges Lächeln über ihre Lippen. "Ich hab dich das erste Mal gesehen als du im Center warst. Aber das kam öfters vor. Mich hat es damals schon verwundert warum ihr auch nie bewaffnet wart..." Eine Träne rollte über ihre Wange.
"Die Jahre haben uns erst gelehrt, dass wir das sein müssen. Darf ich fragen wie alt du bist?"
"Noch 23, bald 24... Du bist jünger, richtig?"
"Ist das so offensichtlich?" Wooyoung lachte leise.
"Nicht direkt. Ich vermute nur." Sie strich sich wieder durch die Haare. "Kann ich eigentlich unsere Sachen irgendwann wieder haben?"
"Hier im Krankenhaustrakt nicht, aber oben stehen Zimmer bereit. Sobald es dir gut geht kannst du eines davon beziehen."
Die Blonde nickte langsam. Es dauerte einige Momente, dann begann sie mit der Kette die sie immer noch in der Hand hatte zu spielen. Wooyoung sagte nichts dazu. Er legte nur seinen Kopf auf dem Tisch ab, seine Arme als Kissen genutzt und ließ sie nicht aus den Augen. Keiner der beiden rührte sich mehr bis sie irgendwann einschliefen wie sie da saßen.1.260 Wörter
Guten Tag, meine liebsten Kekse ❤️
Es tut mir leid, dass so lange kein Update kam. Leider war ich in der Klausurenphase und habe jetzt immer noch eine Präsentation vor mir, die meiner Gruppe und mir echt die letzten Nerven raubt. Habt also noch ein klein wenig Geduld, dann kommen wieder regelmäßige Updates. ❤️
An der Stelle: Vielen Dank für's weiterlesen. Ich freue mich schon über Rückmeldungen und Votes. :3 Bleibt gesund~
xoxo eure Luna ❤️12. Februar 2022
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I'm The One | ATEEZ
Fanfiction• ATEEZ • Wooyoung • FanFiction • Überleben. Wiederaufbau. Neuer Frieden. Das sind die ersten Prioritäten der neuen Weltordnung nach dem dritten Weltkrieg. Nur noch wenige tausend Menschen, in Gruppen verteilt, besiedeln die Welt. Park Jaewa Marie u...