25| Seonghwa

52 4 0
                                    

    "Hast du das System soweit verstanden?" Seonghwa sah von dem Laptop auf und musterte mich.
  "Sicher. Ich plane jede Woche das was ich für nötig halte mit meinen Trainees zu üben in der folgenden Woche. Ich muss mich nur an deine Vorgaben halten wo ich sein soll, ob ich draußen bin oder im Trainingscenter. Verstanden. Den Trainingsplan für die Trainees erstelle ich in dem ich in auf meinem Plan gehe und diese schönen bunten Kästchen auf die Tage Montag bis Freitag verteile. Dann bestätige ich es und meine Trainees bekommen den Plan automatisch zugesendet... Warte, ist das jetzt wirklich mein Laptop?"
  "Natürlich. Jeder Trainer bekommt einen. Ich glaube San spekuliert auch darauf, dann kann er auch woanders zocken außer Zuhause am Computer... Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich zeige dir dann jetzt wo alles ist." Seonghwa klappte den Laptop zu, verräumte ihn in einer passenden Hülle und drückte ihn mir in die Hand. "Falls etwas sein sollte kannst du mich auch jederzeit über Mail kontaktieren. Wooyoung hat dir nachher auch noch etwas, dass dir wahrscheinlich noch nützlicher sein könnte."
    Ich verdrehte die Augen und stand auf. Jetzt dachte ich, dass ich mal mehr meine Ruhe vor ihm hatte, aber nein. Natürlich nicht. Seonghwa sah mich nur wieder amüsiert an, dann stand auch er auf. Zusammen verließen wir sein Büro. Ich folgte ihm auch direkt nach draußen in den Regen. Seonghwa sprach nicht viel. Er war wie den ganzen Morgen schon freundlich zurückhaltend. Allerdings sah ich ihm an, dass auch er sich seine Gedanken machte um mich. Es war als wäre ich für alle hier eine tickende Zeitbombe.
    "Hey, Hwa?" Eine weibliche Stimme ertönte hinter uns.
  "Oh. Hey, Lina", Seonghwa blieb abrupt stehen und ich rannte ihn fast um. "Was machst du hier? Hast du nicht auf Patrouille zu sein?"
  "Eigentlich schon, aber ich dafür sollte ich wissen wo meine Nummer Vier ist!" Ein blondes Mädchen, wahrscheinlich jünger als ich blieb vor uns stehen.
  "Wen genau meinst du?" Seonghwa hielt den Regenschirm anders, sodass er sich nicht den Arm brechen musste damit wir beide trocken blieben.
    Lina verschränkte nur die Arme. Seonghwa holte tief Luft, dann zog er sein Smartphone heraus. Ich musterte derweilen das Mädchen vor mir und sah dann weg.
    "Du bist Jaewa Marie, oder?", fragte sie auf einmal.
  "Ja", ich nickte nur kurz.
  "Ich bin Lina. Hongjoong's Freundin. Wir haben uns schonmal gesehen an deinem ersten Tag hier..."
  "Ich weiß", ohne sie groß anzusehen strich ich mir durch die Haare und zog Hanse's Weste enger um mich.
    Sie verstand zum Glück sofort, dass ich in Ruhe gelassen werden wollte.
    "Sannie, ich weiß Hongjoong hat dich heute Morgen ins Center geschickt, aber er hat dich nicht von der Patrouille befreit..." Seonghwa hatte wohl endlich die vierte Person erreicht. "Ja, ist mir klar. Ich rede mit ihm... Hör auf zu schmollen und komm ins Hauptquartier. Lina will losgehen... Woo? Nein, der bleibt hier, oder hast du vergessen wie planlos er gestern war?"
    "Sag ihm er soll sich beeilen oder wir kommen zu spät." Lina klang ungeduldig.
    Kurz hörte es sich auch so an, als wäre sie kein besonders großer Fan von San.
    "Ja, das war Lina... Beeile dich einfach... Und San...?" Seonghwa wollte noch etwas sagen, aber an Stelle davon sah er nur überrascht auf das Smartphone. "Aufgelegt... Super. Ich danke dir."
  "Kann doch ich nichts dafür, wenn er nicht pünktlich ist."
  "Kann er doch nichts dafür, wenn Hongjoong ihn zur Aufsicht ins Center geschickt hat und vergessen hat den Platz zu tauschen, oder?" Seonghwa kniff die Augen leicht zusammen.
  "Kann ich etwas dafür, dass hier Chaos ist? Nein, also können wir? Und Lina, komm runter, man muss auch mal damit rechnen, dass Pläne nicht immer zu 100% stimmen. Vor allem wenn man Patrouillen leitet." Kurz sah ich sie säuerlich an, dann drehte ich mich um und zog Seonghwa an seiner Jacke mit.
  "Eins muss man dir lassen. Du weißt wie man kurzen Prozess macht...", Seonghwa klang amüsiert.
  "Das liegt daran, dass ich konsequent bin. Ich mein, mir sind auch schon Fehler unterlaufen und wenn Hongjoong mitunter auch für die Verteilung der Aufgaben verantwortlich ist, dann wundert es mich eigentlich nicht, dass etwas schief geht. Er hat anderes um die Ohren als sich auch noch um Kontrollgänge zu kümmern, oder? Vor allem so kurz vor Stunde Null." Ich zuckte nur mit meinen Schultern.
  "Ja, da hast du recht... Eigentlich mache ich ja immer die Pläne, aber heute ist es eben ein bisschen anders."
    Kurz sah ich zu ihm auf. Er musterte mich wieder besorgt.
    "Hyung, Hyung!" Genau in diesem Moment rannte San aus dem Trainingscenter raus als wir es fast erreicht hatten.
  "Was denn?" Seonghwa wirkte überrascht.
  "Saranghae." San flitzte an uns mit einem riesen Grinsen vorbei.
  "Pabo." Seonghwa seufzte und sah ihm nach.
  "Das war auch nur ein Scherz!" Kurz streckte der jüngere ihm noch die Zunge raus, dann rannte er weiter zum Hauptquartier.
    Ich zog nur meine Augenbrauen hoch lief aber dann weiter. Es interessierte mich nicht und es ging mich auch nichts an. Definitiv nicht.
    "Tut mir leid." Seonghwa eilte mir nach und hielt mir die Tür auf.
  "Du brauchst dich nicht dafür entschuldigen, dass jemand dich mag und du jemanden magst. Es ist doch schön jemanden zu haben." ich zuckte nur mit meinen Schultern.
  "Ganz so wie du das jetzt darstellst ist es auch nicht."
  "Oh man, Seonghwa. Mir ist es egal und ich kann nicht mal absichtlich übersehen, dass du San magst und er das auch noch ausnützt. Ich bin jetzt fast zwei Wochen hier und versuche es zu ignorieren. Unmöglich." Ich sah ihn warnend an. "Aber nur um dich zu beruhigen: Es scheint wohl auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Können wir jetzt trotzdem weitermachen?"
  "Ich glaube du kannst mich doch ganz gut leiden." Seonghwa lächelte und machte den Regenschirm zusammen.
  "Du heißt auch nicht Jung Wooyoung oder Choi San oder -um noch eins draufzusetzen- Han Seungwoo", ich hob verteidigend die Hände hoch.
  "Auch wahr. Hier lang." Er lief voraus.
    Kurz wartete ich noch, dann folgte ich ihm. Irgendwie schätze ich Seonghwa's Art wirklich. Er drängte mich auch in keiner Weise dazu zu reden oder ähnliches. Ich mochte ihn sogar mehr als Hongjoong. Zumindest jetzt gerade. Er war ruhig, organisiert, achtete auf seine Mitmenschen, und wenn es etwas gab, dass ich nicht verstand gab er mir die bestmöglichste Hilfestellung. Zumindest war es eben heute Morgen so gewesen.
  Der restliche Tag bestätigte meine Gedanken zu ihm allerdings noch mehr. Nach dem Einführungsprogramm fühlte ich mich auch mehr bereit meinen neuen "alten" Job wieder aufzunehmen als an meinem ersten Tag in dem anderen Camp.

1.098 Wörter

I'm The One | ATEEZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt