23| 𝚃𝚞𝚗𝚗𝚎𝚕

49 3 0
                                    

••• Jaewa •••

    Sie ließen mich in Ruhe. Doktor Ahn kam in den folgenden Tagen noch dreimal zu mir bis sie mich entließ. Während der ganzen Zeit hatte ich Seungwoo als meinen Zimmergenossen, allerdings redete ich nicht viel.
  Am Dienstag, als Hanse bestattet wurde redete ich keinen Ton mit irgendjemandem. Chaeyoung ging ich so oder so völlig aus dem Weg, Mina traute sich nicht zu mir und Seungwoo verlangte nicht, dass ich etwas sagte. Beim Abendessen hatten wir wieder Besuch von niemand anderem als Wooyoung. Auch wenn ich nicht redete half es irgendwie, dass er von belanglosen Dingen plapperte. So erfuhren wir zum Beispiel, dass es hier sogar ein Restaurant gab, dass offen hatte. Zwar nicht jeden Tag, aber das war mehr als erwartet. Bei uns hatte es nur einen miserablen Lieferdienst gehabt. Was für mich besonders interessant war: das Trainingscenter. Hier waren gerade Mal 10 Trainees aktuell und drei Trainer. Wer wollte konnte sich aber immer wieder Mal selber zu einem Training anmelden.
  Dann kam der Mittwoch.
    "Also gut. Ihre äußerlichen Wunden sind verheilt. Ich entlasse sie hiermit. Falls aber nochmal etwas sein sollte, oder sie wieder jemanden unglücklich erwischen, dann melden sie sich. Ein Student der Medizin ist auf jeden Fall immer hier. Vorne am Empfang immer zwei Schwestern. Tags wie Nachts." Doktor Ahn lächelte mich an und legte ihr Stethoskop wieder um ihren Hals. "Es wird sie in ein paar Minuten jemand abholen, dann können sie ihr Zimmer beziehen. Mr Han ist bereits oben. Er hat auch alle ihre Sachen und die ihres verstorbenen Freundes mit hoch bekommen."
  "Ehemann...", korrigierte ich sie nur ohne aufzusehen und in einem sehr monotonen Ton.
  "Verzeihung." Sie verbeugte sich. "Ich wünsche ihnen dennoch alles gute."
    Ich nickte nur leicht und wartete bis sie aus dem Zimmer verschwunden war. Mir war bewusst, dass es wahrscheinlich albern war sie korrigiert zu haben, allerdings war es ein Detail auf das ich sehr viel Wert legte. Wir hatten zusammengehört auf jede Art und Weise. Niemand hatte das zurückzustufen oder es nicht als das zu betrachten was es eben war.
  Ein Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken. Als ich aufsah stand schon Wooyoung mit einem Lächeln im Zimmer. Hinter ihm ein Mann den ich noch nicht gesehen hatte. Allerdings war sein Aussehen genauso auffällig wie seine knallpinken Haare.
    "Guten Morgen, Jaewa", meinte Wooyoung mit einem weiteren Lächeln als er vor dem Bett stand und mir seine Hand hinhielt.
  "Schau mich nicht so an oder ich muss dich wieder verprügeln", murrte ich nur und rutschte ohne seine Hilfe vom Bett.
  "Ich mag sie jetzt schon, Woo", meinte der andere belustigt und sah mich dann direkt an. "Hi, ich bin San. Wooyoung's bester Freund und damit auch die bessere Hälfte von ihm."
  "Haha! Halt die Klappe", Wooyoung schubste ihn leicht, dann musterte er mich wieder. "Seungwoo hat gemeint, dass er dich oben erstmal alleine lässt. Wir zeigen dir auch nur schnell alles, dann kannst du dich einrichten. Lass dir damit so viel Zeit wie nötig... Wir warten auch unten, dann zeigen wir dir unser Zuhause."
  "Danke", sagte ich nur trocken und lief dann an den beiden vorbei. "Gehen wir?"
  "Hast du noch Termine?", fragte San amüsiert und folgte mir direkt.
  "Ja, habe ich. Schlafen. Am besten den restlichen Tag." Ich sah ihn nicht an und machte die Tür auf wobei ich im nächsten Moment zurückgehalten wurde.
    Genervt sah ich zu Wooyoung auf.
    "Ich weiß, dass du leidest, aber gerade deswegen werde ich dafür sorgen, dass du dich nicht so zurückziehen kannst. Du kannst San und mich auch gerne dafür hassen, dass wir dir helfen wollen und zu gewissen Dingen wahrscheinlich nötigen werden, aber du musst einfach lernen, dass du nicht alleine bist. Und ich stelle diese Frage wirklich ungerne, aber glaubst du wirklich er hätte gewollt, dass du dich so gehen lässt?" Er sah mich direkt an. "Und ich werde dich das so oft fragen bis du dir selbst die Antwort gibst und dich auch so verhältst."
    Kurz hielt er noch den Blickkontakt stand, dann ging er einfach. In mir zerbrach schon wieder ein Teil. Was glaubte er eigentlich wer er war? Wie konnte er es wagen so etwas zu mir zu sagen? Mich DAS zu fragen? Er kannte Hanse nicht mal...
  ...und trotzdem wusste ich, dass er recht hatte, aber ich brachte den Gedanken nicht zusammen. Ich wollte es auch nicht. Erst würde ich abrechnen, dann würden wir sehen wie es weitergehen würde.
    "Komm schon. Er meint es nicht böse", San schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
  "Mir ist es egal wie er es meint", gab ich nur leise von mir. "Mir ist alles egal."
  "Das ist mir bewusst... Zumindest irgendwie, aber Fakt ist: wenn man Wooyoung einmal an der Backe hat, naja, dann wird man ihn nicht mehr los. Und er hat sich in den Kopf gesetzt dich vor dir selbst zu retten."
  "Na dann. Ich kann ihm nur viel Erfolg beim Scheitern wünschen", ich zuckte mit den Schultern und machte die Tür auf. "Gehen wir. Ich will wieder meine Ruhe."

    Es dauerte fünf Minuten und ich stand in einer der Suiten des Hotels. Alles war auf eine verrückte Art und Weise total modern, aber absolut gemütlich. Was mir wichtig war: es gab auch endlich getrennte Schlafzimmer, sprich ich musste Seungwoo nicht direkt jedes Mal vor dem Schlafen gehen sehen, oder meine Tränen unterdrücken wenn ich nicht schlafen konnte. In meinem Zimmer standen auch zwei Rucksäcke. Im ersten Moment war meiner mir egal und ich griff zu dem von Hanse. Darin fand ich alles wie wir es am Donnerstag eingepackt hatten. Neue Tränen kamen in mir hoch und ich vergrub meine Nase in einem seiner Pullover. Alles roch immer noch nach ihm. Es war als wäre er bei mir... Nur seine vertraute Wärme fehlte. Seine Berührungen.
  Minuten vergingen und ich hörte nicht mehr auf zu weinen. Mein Herz brach auf's neue. Alles kam wieder hoch in mir. Der Schmerz, die Wut, die Trauer, der Hass, und meine Liebe. Nach einer Ewigkeit zwang ich mich wieder dazu mich auf die Wut und den Hass gegen Lim Daehyun's Regentschaft zu fokussieren. Er musste fallen.
  Mit dieser Einstellung stand ich auf, zog neue Klamotten aus meinem Rucksack, eine schwarze Leggins und ein schwarzes Top. Als ich fertig war zog ich noch eine von Hanse's Westen an und verließ die Suite. Ich brauchte sie nicht genauer anzusehen. Es war mir so oder so egal. Angetrieben wurde ich nur noch von einer Sache: die Aussicht darauf Daehyun bezahlen zu lassen. Für einfach alles.

1.080 Wörter

Guten Abend, meine allerliebsten Kekse ❤️
Hier das neue Kapitel 😊 Lasst mir sehr gerne Rückmeldung und Meinungen zum Geschehen im Buch da. Freue mich immer sehr darüber. 🥰 An der Stelle auch gleich: bleibt gesund und bis zum nächsten Kapitel.
xoxo eure Luna ❤️

21. Februar 2022

I'm The One | ATEEZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt