27| 𝙷𝚘𝚞𝚛 𝚉𝚎𝚛𝚘

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    Ich sperrte mich das ganze Wochenende ein. Nur Seungwoo ließ ich in meine Nähe wenn mir danach war. Ansonsten trainierte ich, saß im Regen draußen auf dem Dach -ich hatte mir heimlich Zutritt verschafft über das eigentlich abgeschlossen Treppenhaus nach oben- und beobachtete Seungwoo wie er sich selbst in einige Organisatorische Dinge unseres neuen Zuhauses einarbeitete. Mir war klar, dass er mich nicht fragte warum ich auf einmal in seiner Nähe blieb: er hatte Angst vor der Antwort. Wooyoung ließ sich am Sonntagabend blicken mit Essen aus dem Restaurant. Er entschuldigte sich auch nochmals bei mir, aber ich empfand es für unnötig. Wooyoung meinte es nicht böse und nur weil ich aktuell mit keinem Menschen umgehen konnte musste er dafür nicht mit kompletter Abweisung bestraft werden. Leiden konnte ich ihn zwar immer noch nicht, aber wen konnte ich überhaupt leiden gerade? Selbst Seungwoo ertrug ich nur.
  Die neue Woche brach schließlich an und Seonghwa stellte mir am Montagmorgen meine zwei Kollegen vor die ich jederzeit befragen könnte falls ich Hilfe benötigen sollte: Yunho und Yeosang. Beide hatte ich schon im Hauptquartier gesehen, aber ich hatte noch nie mit ihnen zu tun gehabt. Zwei weitere Angestellte im Center waren Jongho und Eunbin. Beide mehr auf Nahkampf fokussiert und ich erfuhr auch gleich, dass Eunbin die Freundin von Yunho war. Ich wusste nicht warum mir das direkt erzählt wurde, aber ich bekam auch das Gefühl, dass alle hofften ich würde frischen Wind in das Center bringen. Darüber war ich mir allerdings noch nicht so sicher. Als um halb 11 Hongjoong und Lina noch vorbei kamen brachten sie gleich meine zwei Trainees mit. Jisung und Winter. Beide wirkten leider auch extrem eingeschüchtert. Was ebenso tragisch war, dass ich um 15 Uhr den Tag beendete und mich zurückzog. Es war der erste Tag nach Hanse's Tod an dem ich nach Nähe suchte.
  Seungwoo musste deshalb her halten als er um 16 Uhr in die Suite zurückkam und ich zu klammern begann. Kombiniert mit einem Wein-Anfall wusste ich, dass ich überfordernd war, aber das hielt ihn nicht davon ab mit mir eine Stunde da zu sitzen und mich solange zu halten bis ich wieder normal atmen konnte. Ich war ihm dankbar...
  ...auch wenn es in den folgenden Wochen nicht mehr vorkam. Meinen Geburtstag ließ ich auch ausfallen, auch wenn ich mich dazu zwang mit Chaeyoung Kaffee trinken zu gehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich konnte zumindest wieder mit ihr reden ohne, dass ich sauer wurde weil sie mich so voller Mitleid ansah. Auch Wooyoung hatte ich an diesem Tag an der Backe kleben. Ich wusste nicht wie er es rausgefunden hatte, aber da Seungwoo sich so schuldig benahm tippte ich auf ihn der es Wooyoung verraten hatte. Es war nur gut, dass er nichts allzu auffälliges getan hatte. Er hatte mir einen Muffin mitgebracht und ein Armband aus Silber mit einigen Stern-Anhängern.
    "Ich weiß wo du dich abends gerade immer aufhältst, aber du brauchst nicht in die Sterne zu sehen um die Person bei dir zu haben die du am meisten liebst oder an die Personen zu denken die dich trotz allem lieb haben obwohl du gerade nicht mit ihnen umgehen kannst. Die hier sollen dich daran erinnern. Du bist nicht allein." Mehr hatte er nicht dazu gesagt, mich mal wieder einfach, aber nur kurz, umarmt und war dann aufgeregt davon gesprungen.
    Erst am Abend entdeckte ich dann eingravierte Namen und Geburtsdaten auf den Anhängern. Do Hanse, Park Chaeyoung und Han Seungwoo. Zwei Sterne waren noch leer. Mir wurde in diesem Moment auch bewusst, dass ich Jung Wooyoung wirklich nicht mehr loswurde. Nur ich wusste immer noch nicht ob ich froh sein sollte, glücklich oder sauer. Menschen waren mir einfach immer noch... Fremd.

    Schließlich stand Stunde Null vor der Haustür. Einen Tag vorher kamen drei Wohnmobile von den südlichen Lagern. Die Vertreter von den drei Gemeinden und Auserwählte hatten die Reise angetreten. Ich hielt mich allerdings strickt fern von dem Willkommenskommitee. Bislang wurden wir im Glauben belassen, dass die Vertreter außerhalb von Seoul campierten und nicht im Westlichen Lager willkommen waren. Wir hatten extra dafür frei bekommen, allerdings war es mir egal. Ich wollte nicht hin. Nicht noch mehr Menschen.
    "Es ist hart noch mehr Lügen aufzudecken, oder?" Seungwoo setzte sich neben mich auf den Boden des Daches.
    Ausnahmsweise war das Wetter nicht regnerisch sondern nur violett bewölkt als wäre die Sonne gerade am untergehen, allerdings den ganzen Tag und mit voller Scheinkraft.
    "Mich schockiert es nicht mal mehr", ich zuckte mit den Schultern und starrte weiter auf meinen Laptop.
  "Was tust du da?" Seungwoo legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.
  "Die Gegend studieren. Ich will wissen welche Wege am schnellsten zum Ostlager führen und welche zur Fabrik führen..."
  "Jaewa..."
  "Nein, sag nichts... Seungwoo, ich muss etwas planen. Ich bin es ihm schuldig. Ich bin es mir schuldig."
  "Verbeiss dich da bitte nicht in diese Sache... Du weißt Hanse wäre nicht begeistert."
    Ich hielt die Luft an.
    "Ich vermisse Linya auch jeden Tag. Damals hätte ich am liebsten auch einen Alleingang gemacht, aber es hätte mir nicht den Frieden gebracht. Außerdem haben sie es als Unfall deklariert..."
  "Ich kann kaum atmen wenn ich an ihn denke, okay? Und ich denke jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde an ihn, Seungwoo..." Wieder kamen mir die Tränen. "Ich brauche ihn, und sie haben ihn mir genommen. Genau dann wann ich ihn am meisten an meiner Seite brauche... Wie soll ich je ohne ihn wieder etwas ähnliches wie Freude fühlen? Wie kann ich das Positive in dieser Mission sehen? Alles was ich will ist diesen Monstern das hinzufügen was sie mir angetan haben... Was sie wahrscheinlich auch dir angetan haben. Ich glaube nicht mehr, dass das mit Linya ein Unfall war."
  "Ich weiß, Jae, und ich glaube das auch nicht mehr. Nicht nach all dem was wir bis jetzt durchgemacht haben. Ich verstehe dich so gut, aber diese Gedanken sind Gift für dich. Du musst sie irgendwann ganz loslassen und weitergehen. Das kannst du lernen", Seungwoo umarmte mich von hinten. "Kleines, es klingt jetzt komplett unrealistisch für dich, aber irgendwann kannst auch du wieder Freude empfinden."
    Ich weinte nur leise. Es war wirklich unrealistisch.
    "Weißt du noch was wir letztes Jahr zur Stunde Null gemacht haben?", fragte Seungwoo auf einmal.
  "Natürlich. Wir waren draußen auf dem Hoteldach von Sektor Sieben und haben die Toten betrauert, unsere Hoffnungen miteinander geteilt, den Neubeginn gefeiert, das Feuerwerk angesehen. Stunde Null war nicht nur der Friedenstag für mich und der Tag der neuen Welt..." Ich schnappte nach Luft. "Morgen sind es acht Jahre. Vor acht Jahren haben wir zu zweit das alles angefangen und er hat mich gefragt ob ich..." Meine Stimme brach ab und ich schluchzte erneut.
  "Euer Jahrestag?"
    Ich nickte unter weiteren Tränen. Der Schmerz wurde noch realer als zuvor.
    "Es war danach immer ein Tag voller Hoffnung, auch der Trauer, ja, aber auch der Liebe, und wir hatten das Glück, dass wir ihn irgendwann auch mit euch teilen konnten..." Plötzlich hielt ich die Luft an und hob meinen Kopf an.
  "Was ist?"
  "Subin!"

1.176 Wörter

Hello, meine liebsten Kekse 💕
Long time no see. Heute kommt nochmal ein Kapitel. ^^ Gerade ist auch etwas viel los, deshalb kann ich nicht garantieren regulär etwas hochzuladen. Uff. Einfach zu viel ist passiert in letzter Zeit. 😅 Ich hoffe auf jeden Fall, dass ihr einen wunderschönen Start in den Juni hattet. Lasst mir gerne ein Vote da und ein Kommentar. Freue mich sehr darauf. ^^
Bleibt gesund~
xoxo eure Luna 💕

03. Juni 2022

I'm The One | ATEEZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt