10| 𝙸 𝙺𝚗𝚘𝚠 𝚈𝚘𝚞

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    Mit gezogener, entsicherter Waffe starrte ich dem Fremden direkt in die Augen. Es dauerte einige Sekunden, dann sah ich, dass er verletzt war und mich nicht Mal mit einer Waffe bedrohte. Außerdem kamen mir die Gesichtszüge vertraut vor. In Gedanken versuchte ich ihn irgendwo hin zu sortieren bis es Sekunden später Klick machte.
  "Du bist das", ich senkte die Waffe. "Ich habe dich vor zwei Jahren schonmal gesehen hier draußen. Nur deine Haare waren anders gefärbt."
  "Mhm, ich erinnere mich auch. Du hast mir das Leben gerettet." Der Mann vor mir nickte.
  "So schlimm warst du auch nicht dran", ich sah weg. "Du warst nur in diesem Raum eingesperrt. Dir wäre mit Sicherheit etwas eingefallen damit du da raus kommst."
    Er sagte nichts dazu und ließ sich nur an der Wand auf den Boden runter gleiten.
    "Gib mir ein paar Minuten. Ich sehe mir das an", sagte ich nur schlicht und eilte in die Umkleide.
    Ich zog mich schnell um, packte das Kleid in eine der größeren Plastiktüten, warf noch ein Paar weiße Glitzerpumps in meiner Größe dazu und stellte sie neben den Ausgang. Es hatte nur knappe fünf Minuten gedauert.
    "Was ist passiert?", fragte ich als ich mich auf den Boden neben den Mann setzte.
  "Wir wurden verfolgt und beschossen...", erklärte er mir leise als ich seine Hand von der Wunde am Arm wegschob.
  "Und du wurdest angeschossen." Ich vervollständigte seinen Satz während ich mir die Wunde genauer ansah. "Sieht nach einem Streifschuss aus. Du hast allerdings Glück... Das muss nicht genäht werden. Es reichen die Pflaster."
  "Wirklich?" Er hob den Kopf.
  "Ja, nur du solltest etwas gegen diesen Blutverlust tun. Du siehst blass aus... Ich verarzte dich kurz, okay?"
  "Okay, aber... Kann das nicht der Schock sein?"
  "Auch, aber deine Jacke ist komplett Blutdurchtränkt." Ich öffnete meine Bauchtasche mit der Notfallmedizin. "Wer hat dich angeschossen?"
  "Ich glaube das ist nicht das richtige Gesprächsthema."
  "Es waren Leute aus dem Lager aus dem ich komme, oder?" Ich öffnete einen der sterilen Tupfer und kippte direkt Desinfektionsmittel darüber.
  "Ich hab das nicht ges... Ja."
  "Das tut mir leid", murmelte ich und hielt seinen Arm fest bevor ich die Wunde reinigte.
    Er verzog sein Gesicht und schnappte nach Luft.
    "Das tut dir leid?", fragte er als ich meine Hand zurück zog um mehr Desinfektionsmittel auf dem kleinen Viereck zu verteilen.
  "Naja, außer ihr habt zuerst geschossen, aber mittlerweile kann ich das nicht mehr glauben." Kurz sah ich ihm direkt in die braunen Augen.
  "Das... Irgendwie kommt das überraschend... Autsch..."
  "Sorry, ich hätte dich warnen sollen", ich zog meine Hand zurück.
  "Nein, schon gut." Er winkte mit seiner freien Hand ab.
    Kurz wartete ich dennoch. Er war viel zu blass.
    "Ist jemand in der Nähe, der sich um dich kümmern kann? Der dich nach Hause bringen kann?", fragte ich.
  "Lass das meine Sorge sein wenn du weg bist", meinte er leise.
  "Nett von dir, aber leider kann ich in deinem Zustand nicht darauf acht nehmen ob einer mich sieht oder nicht..." Ich legte den Tupfer weg und holte die kleinen Pflaster heraus.
  "Du verstehst mich falsch."
    Ich sah ihn direkt an.
    "Na, wenn du dich schon für deine Leute entschuldigen musst, weil sie auf mich geschossen haben hältst du deine Leute für nicht besonders nett. Was tun sie also mit eigenen Leuten die den Feinden helfen?"
    Das hatte gesessen. Er hatte recht. Das war ein Gedanke den ich mir nicht erlaubt hatte.
Kurz hatte ich inne gehalten bevor ich weiter machte. Geschickt klebte ich die kleinen Pflaster über die Wunde. Natürlich hatte ich besonders darauf acht gegeben, dass ich nicht wieder etwas aufriss.
    "Ich bin Jung Wooyoung", murmelte er auf einmal.
    Überrascht stoppte ich meine Tätigkeit bevor ich kurz lächelte und dann weiter machte.
    "Nett dich endlich kennenzulernen, Jung Wooyoung." Ich klebte ein weiteres Pflaster über die Wunde um sie komplett zusammenzuhalten. "Mein Name ist Park Jaewa Marie."
  "Jaewa Marie?"
  "Meine Mutter kam aus Deutschland. Naja, deswegen sehe ich auch nicht so aus als wäre ich von hier", ich nahm noch ein Taschentuch, griff nach meiner Wasserflasche an der Bauchtasche und machte es leicht nass.
  "Mir gefällt der Name", Wooyoung lächelte schwach.
  "Danke", gab ich nur leise von mir und versuchte seinen Arm sauber zu machen.
  "Wenn du hier bist... Dann wirst du bald heiraten, oder?"
  "Ziemlich gewagte Vermutung", ich sah ihn kurz direkt an. "Aber ja."
  "Gratuliere", meinte er direkt darauf.
  "Dankeschön."
  "Ist es auch gewagt eine Vermutung anzustellen mit wem?", fragte er.
    Ich sah von meiner Arbeit auf.
    "Naja, wenn du hier bist, dann sehen wir dich öfters... Und du bist immer mit dem selben hier. Das ist er?"
  "Kann man so sagen." Ich lächelte bei den Gedanken an Hanse.
  "Dann viel Glück euch beiden. Das wünscht man doch, oder nicht?"
  "Glück brauchen wir nicht, aber ja, ich denke das tut man. Deshalb: Dankeschön." Ich nickte ihm zu.
    Wooyoung lächelte leicht. Kurz sah ich ihn noch an, dann widmete ich mich wieder meiner Arbeit.
    "Hast du keine Angst?"
  "Weswegen?", fragte ich und hob seine Hand leicht an.
  "So zu denken und dort zu leben..."
  "Ich bin nicht alleine, also habe ich keine Angst... Besorgt bin ich, ja, aber Angst? Angst ist wirklich ein zu mächtiges Wort dafür." Ich presste meine Lippen aufeinander und wischte über seinen Handrücken. "Du hast dich geschnitten... Auch noch."
  "Macht nichts", Wooyoung winkte mit seiner freien Hand ab.
    Genau in diesem Moment rauschte es. Es waren Mina und Taeho.
    "Geb kein Mucks von dir", meinte ich zu Wooyoung und griff nach meinem Funkgerät. "Mayflower hier. Wie sieht es bei euch aus?"
  "Nicht gut... Also, nein, uns geht es gut, aber wir haben gerade Aussicht auf eine sehr komische Szene." Mina's Stimme zitterte.
  "Wieso?"
  "Mayflower, hier wird gerade ein Mann mit schneeweißen Haaren entführt... Von unseren Leuten", Taeho hatte übernommen.
    Ich sah entgeistert zu Wooyoung, dann reagierte ich sofort als ich seinen schockierten Blick sah.
    "Zwerge, verschwindet sofort von dort. Wir treffen uns in zwanzig Minuten am Treffort. Sieht zu, dass ihr nicht gesehen werdet!"
  "Machen wir. Ende."
  "Mayflower, Ende." Ich holte tief Luft, steckte es weg und sah zu Wooyoung.
  "Wer ist er?"
  "ITler... Er hat unser Kommunikationsnetzwerk ausgebaut. Was wollen deine Leute mit ihm?"
  "Du wirst mir das wahrscheinlich nicht glauben, aber ich habe keine Ahnung... Sind noch mehr von euch unterwegs?"
  "Eine Person noch..." Wooyoung nickte.
    Ich holte tief Luft. Irgendetwas sagte mir, dass ich etwas tun musste. Zu viel war zu viel. So konnte es nicht weitergehen.
    "Wie kann ich dich erreichen?"
    Wooyoung sah mich verwirrt an.
    "Ich werde euch helfen diesen Jaemin zu befreien, aber ich muss dich kontaktieren können."
  "Okay... Ehm warte..." Er setzte sich aufrechter hin. "Nimm das hier." Er zog ein Handy aus der Hosentasche und gab es mir. "Ruf Seonghwa's Nummer an. Ich bekomme mit Sicherheit sein Handy. Falls ich nicht ran gehen sollte sag ihm, dass ich es gesagt habe... Ich rede auch mit ihm... Aber bist du dir sicher?"
  "Ich werde wahrscheinlich von meinen eigenen Leuten angelogen... Also ja, ich bin mir sicher, dass ich dir helfen will!" Ich nahm sein Telefon entgegen. "Wir haben nicht Mal solche Dinger weil sie nicht gehen..."
  "Bei uns funktionieren sie auch noch nicht solange." Wooyoung fuhr sich durch die Haare. "Danke... Und danke dafür, dass du mir erneut hilfst."
    Ich sah ihn nur direkt an, dann holte ich tief Luft.
    "Für mich ist das selbstverständlich."
    Wooyoung lächelte wieder leicht, dann lehnte er sich wieder an die Wand. Er sah immer noch blass aus.
    "Kannst du nicht dieses Telefon benutzen und jemanden anrufen?"
  "Geht schon..." Er winkte erneut ab. Im nächsten Moment sackte er allerdings in sich zusammen.
  "Hey... Wooyoung?" Ich lehnte mich vor und umfasste sein Gesicht.
     Keine Reaktion. Ich spürte einen Anflug von Panik und fühlte seinen Puls. Der war ziemlich schwach aber noch da.
    "Verdammt! Wach auf..." Ich schüttelte ihn leicht, aber es brachte nichts.
    Genau in diesem Moment vibrierte das Handy vor mir und ich zuckte zusammen. Auf dem Display las ich Hongjoongie Hyung und nahm den Anruf einfach an. Ich konnte Wooyoung schlecht hier liegen lassen. Genauso wenig konnte ich ihn mit in unser Lager nehmen.
    "Wooyoung, endlich! Wo genau bist du? Lina hat gesagt, dass sie dich und Jaemin in Sektor Sieben verloren hat..."
  "Hier ist nicht Wooyoung..."
    Stille. Ich sammelte alle meine inneren Kräfte zusammen griff nach der Hand von Wooyoung und holte noch einmal tief Luft.
"Er ist verletzt und ich kann ihn so nicht hierlassen... Er ist nicht bei Bewusstsein."
  "Wer zur Hölle bist du?"
  "Belassen wir es dabei, dass man mich Mayflower nennt."
  "Wo ist er? Kommst du von Kim Daehyun's Lager?" Die Stimme klang feindselig.
  "Sektor Fünf. Der kleine Hochzeitsladen im Einkaufszentrum... Ich werde eine Taschenlampe vor der Tür platzieren damit ihr ihn leichter findet... Ich werde nicht da sein. Ich hoffe das ist nachvollziehbar da mir meine eigene Sicherheit wichtig ist und wir uns nicht trauen können."
  "Klingt nachvollziehbar. Sei aber darauf gefasst, dass wir damit rechnen werden in einen Hinterhalt gelockt zu werden."
  "Auch das kann ich verstehen."
  "Gut." Er legte einfach auf.
    Ich schluckte und sah wieder zu Wooyoung. Sein Atem war flach und er rührte sich immer noch nicht.
     "Bitte komm durch", murmelte ich nur leise und drückte seine Hand erneut. "Ich glaube wir werden uns auch noch in Zukunft verstehen können."
    Sekunden verharrte ich noch bevor ich ihn losließ, meine Sachen packte und eilig verschwand.

1.560 Wörter

Huhu, meine liebsten Kekse ❤️
Yay, es geht weiter~ WooHoo~
Anyways, falls euch das Kapitel gefallen hat lasst gerne ein Vote und ein Kommentar da. 🥰 An der Stelle auch vielen Dank für 90 Reads und 20 Votes. 😃 Freue mich sehr darüber.
Bleibt gesund und bis zum nächsten Kapitel. 🥰
xoxo eure Luna ❤️

29. December 2021

I'm The One | ATEEZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt