35| 𝚃𝚑𝚎 𝙼𝚒𝚜𝚝𝚕𝚎𝚝𝚘𝚎

33 2 0
                                    

    Eine Stunde war vergangen und ich war stumm wie selten zuvor. In meinem angetrunkenen Gehirn gingen auch tausend Sachen vor. Zum einen wünschte ich mir nichts sehnlichster als Hanse hier zu haben, anderseits wünschte ich mir gerade, dass Mina einfach Zuhause geblieben wäre. Schuldgefühle gab es dazu auch noch... Wegen Subin... Dann war da auch noch Wooyoung's Hand in meiner die mich konstant daran erinnerte, dass ich ihm einfach sagen könnte, dass ich gehen wollte... Und daran, dass dieser lästige Plüschhund mir ein Versprechen gegeben hatte, nur weil er mir sein Leben verschuldete, wobei ich das nie gewollt hatte. Wooyoung war allerdings so gutmütig... Des weiteren gab es da noch Seungwoo den ich jetzt schon zweimal nur mit meinem Blick fast ins Grab gebracht hatte obwohl er wahrscheinlich nur zwei harmlose Fragen stellen wollte...
    "Sollen wir tanzen gehen?" Wooyoung riss mich aus den Gedanken.
  "Von mir aus..." Ich nickte nur.
    Wooyoung lächelte glücklich und half mir dann auf. Zusammen liefen wir auf die Tanzfläche und mischten uns unter die Menschen. Wooyoung hielt mich an der Taille nah bei sich, wenn er aber auch einen höflichen, respektvollen Abstand hielt. Minuten lang vergaß ich wieder alles bis meine Gedanken mich wieder einholten. Vor allem der Ring um meinen Hals machte sich bemerkbar und die Schuldgefühle, weil ich gerade nichts anderes zu wollen schien, als Mina weg und Subin in meiner Nähe.
    "Du bist gerade nicht da, oder?", fragte Wooyoung mich über die Musik hinweg.
  "Eh, doch, nur es ist so ungewohnt, dass es so etwas hier auch gibt. Ich meine da draußen ist Krieg und wir sind hier an einem Abend auf einer verdammten Party...!"
  "Man kann nicht das ganze Jahr durcharbeiten... Vor allem brauchen wir jetzt besonders noch ein paar Tage Auszeit. Und glaub mir... Auch du wirst endlich das bekommen was du willst. Selbst wenn ich mir dann wieder Sorgen machen muss." Wooyoung holte tief Luft, dann zog er mich von der Tanzfläche. "Noch einen Drink?"
  "Ich höre mich nicht nein sagen", ich nickte nur und hielt mich an seinem Arm fest.
    Fünf Minuten später saß ich mit einem neuen Cocktail neben Seungwoo und Wooyoung und war wieder still. Mittlerweile hatten sich auch Chaeyoung und Yeosang zusammen mit Hongjoong und Lina an den Nebentisch gesellt.
  Subin und Mina waren weg und das nervte mich noch mehr.
    "Jae, ich habe mir erlaubt dir zusammen mit San eine Kleinigkeit zu kaufen. Du hast dieses Jahr echt viel durchgemacht und dennoch einen guten Job abgelegt. Klar, er ist noch lange nicht abgeschlossen, aber trotzdem. Mit dir läuft es im Center echt viel Besser." Seonghwa schob mir ein winziges Päckchen hin.
    Ich sah ihn nur verwirrt an und zog es an mich.
    "Also so nett war ich ja wirklich nicht zu euch, dass ich das verdient hätte..."
  "Ansichtssache, aber wir denken, dass das eine schöne Erweiterung für dein Armkettchen ist", San strahlte mich an.
    Ich zog meine Augenbrauen hoch und machte die Schachtel auf. Darin befand sich ein weiterer Sternanhänger mit der Gravur Believe. ♡ San & Seonghwa.
    "Das ist süß. Ich danke euch", kurz huschte mir ein halbes Lächeln über die Lippen, dann sah ich zu Wooyoung. "Hilfst du mir nochmal?"
  "Immer", der lächelte mich nur an und nahm den Anhänger aus der Packung.
    Ich hielt ihm meinen Arm mit der Kette hin und er hängte den Stern daran. Kurz ging mir auch noch ein weiterer Gedanke dazu durch den Kopf. Ich sollte noch die anderen Sterne beschriften lassen...
    "Wow, ich hab schon lange nicht mehr so einen Spaß gehabt", Mina ließ sich auf einmal neben San auf der Bank fallen.
  "Schön das zu hören", Seonghwa lächelte sie nur an.
    Ich trank nur wieder übertrieben schnell von meinem Cocktail und zog meine Hand zurück. Einen Augenblick später nahm Seungwoo mir das Glas weg.
    "Kleines, wir trinken nicht aus Eifersucht!", murmelte er nahe an meinem Ohr.
  "Yah!" Ich schlug ihm auf den Oberschenkel.
"Ich mein ja nur."
  "Ich bin nicht eifersüchtig", zischte ich leise zurück.
  "Erzähl das jemand anderem. Nicht mir." Seungwoo legte seinen Kopf schräg.
  "Auf was sollte ich den eifersüchtig sein?"
    Jetzt holte er tief Luft.
    "Wooyoung, lass uns Mal kurz raus. Ich klaue mir einen Tanz mit Jae", Seungwoo stand auf.
  "Oh, klar. Viel Spaß", der stand mit einem Lächeln auf.
    Ich wollte mich erst stur stellen, allerdings kam ich damit nicht durch. Seungwoo schob mich geschickt vor sich her. Auf den Stufen die von der Loge runter führten begegneten wir Subin.
    "Geht ihr tanzen?", fragte er mit einem Lächeln und blieb kurz stehen.
  "Kümmer dich um deinen eigenen Dreck!", fuhr ich ihn nur an und stürmte direkt davon.
    Seungwoo war Sekunden später hinter mir, fing mich ab und zog mich auf die Tanzfläche. Ich wehrte mich nicht mal mehr.
    "Was soll das? Seit wann willst du etwas von deinem besten Freund?" Seungwoo zog mich so nah, dass kaum noch eine Hand zwischen uns passte.
  "Will ich nicht, nur er hat es mir nicht mal gesagt, dass er sie begleitet!", murrte ich.
  "Okay, dass dich das ärgert ist klar, aber du bist eifersüchtig", vorsichtig ließ Seungwoo seine Hände auf meiner Taille liegen. "Und ich kenne deine Eifersucht. Habe das schon einmal erleben dürfen als man Jisoo mit Hanse eingeteilt hat. Klingelt da etwas? Und bei Hanse wusstest du, dass du ja eigentlich mit ihm zusammen bist..."
  "Ich war nur sauer, weil das eine Tagesmission war, die wir eigentlich zusammen haben wollten. Was hat das alles jetzt mit Subin zu tun? Ich bin nur sauer, weil er vorhin noch bei mir war und nicht einen Ton erwähnt hat."
  "Kleines, Mina hat ihn gestern noch dazu bedrängt. Glaubst du ernsthaft er hätte sie gefragt?"
    Ich sah weg und legte meinen Kopf nur an seine Schulter. Tränen stiegen in mir auf.
    "Ich vermisse Hanse", brach es aus mir heraus.
  "Das weiß ich, aber auch du bist nicht ganz immun gegen Emotionen. Verstehst du? Du findest nicht mehr das was du mit ihm hattest, aber du bist ein Mensch der nicht alleine sein kann. Es ist normal, dass du schnell Gefühle für jemanden entwickeln kannst dem du blind vertraust... Machen wir uns nichts vor, ein für immer wird das nicht mehr, aber warum weigerst du dich jetzt auch noch gegen eine Momentaufnahme die dir wahrscheinlich gut tun kann?"
  "Ich empfinde nichts in diese Richtung für meinen besten Freund!"
  "Dann sage ich es jetzt wie es ist. Er aber für dich."
    Sofort machte ich mich von ihm los. Schockiert starrte ich ihn an bevor ich einfach weglief. Mich zog es in den Gang der zu Nebenräumen führte. Tränen rollten mir über die Wangen.
    "Hey, Jae. Hast du auch Lust anzusehen was die Schüler für Weihnachten gemacht haben?" Wie aus dem Nichts heraus lief auf einmal meine Schwester neben mir.
  "Oh, ehm, ja. Irgendjemand hat am Tisch davon berichtet und ich brauchte mal kurz einen Tapetenwechsel", log ich und wischte sofort meine Tränen weg.
  "Klingt gut. Yeosang redet gerade noch vorne mit Mingi. Gehen wir einfach zusammen rein." Sie kicherte und zog mich durch die letzte Tür des Ganges.
    Eine Wahl hatte sie mir ja nicht gelassen und wieder war ich in einem Raum, dessen Trennwände weggeschoben waren, dass aus allen vier Räumen ein großer geworden war. Allerdings war die Ausstellung wie ein verdammtes Labyrinth aufgebaut. Chae war schon bei der ersten Figur völlig aus dem Häuschen. Ich hingegen kämpfte immer noch unter dem Einfluss von Alkohol, meinen verwirrenden Emotionen, der Wut und meiner Trauer. Alles war zu viel für mich und ich ließ mich wie eine Puppe durch die verschlungenen Gänge führen. Zumindest solange bis Yeosang an Chae's anderer Seite war. Ich machte mich unbemerkt los und lief ihnen einfach nur hinterher.
    "Nicht nett dein Date einfach sitzen zu lassen, oder nicht?" Eine vertraute Stimme war auf einmal neben mir.
  "Wooyoung ist nicht mein Date", ich schob Subin sofort von mir und eilte weiter.
  "Genauso wenig wie Mina meines ist", er hielt mich fest.
  "Lass mich los..." Ich sah ihn direkt an.
  "Nein. Und du hörst mir jetzt zu... Ich habe dir nichts gesagt, weil ich da nichts sehe zwischen ihr und mir. Ich hab sie abgeholt, ihr einmal einen Drink geholt, zwei Tänze mit ihr getanzt und das war's. Ich hab ihr aber auch schon gestern gesagt, dass sie sich keine Hoffnungen machen soll", er hakte sich bei mir unter und zog mich langsam weiter.
  "Super. Du hast dennoch nichts erwähnt."
  "Ich hab es vergessen, weil ich selber fast nicht mehr daran gedacht habe wäre ich nicht so schlau gewesen und hätte es mir in mein Handy eingetragen." Er seufzte.
  "Du hast auch auf alles eine Ausrede parat, mh?", fragte ich trotzig.
  "Und was hast du für mich parat? Bist du wirklich nur sauer weil ich es vergessen habe dir zu sagen, oder steckt da mehr dahinter?"
  "Hättest du wohl gerne!" Ich blieb stehen und drehte mich so zu ihm, dass ich ihn direkt ansehen konnte.
  "Damit hast du sogar recht", er begann schief zu lächeln.
  "Haha... Warte, wie bitte?" Ich riss die Augen auf.
  "Schau mal nach oben..." Er überging meine Frage und schob meinen Kopf sanft hoch.
Da hing ein verdammter Mistelzweig... Ich schnappte nach Luft.
  "Stern...?" Subin legte eine Hand auf meine Wange.
    Ich sah ihn wieder direkt an. Einen Moment später lehnte er sich zu mir runter. Ich schloss nur meine Augen und spürte seine Lippen in der nächsten Sekunde auf meinen. Es war wie ein Adrenalin-Kick für mich und einen Augenblick später zog ich ihn näher. Unsere Lippen waren drängend. Mir wurde ganz schwindelig.
  Von jetzt auf nachher machte es allerdings Klick in mir und ich machte mich los.
    "Nein. Das ist falsch", fluchte ich nur und wandte mich ab.
  "Marie, warte..." Subin rannte mir nach, allerdings war ich schneller.
    Zwar verlor ich meine verdammten Schuhe zwischen einigen Leuten in dem Eingangsbereich, aber das war mir egal. Draußen stieß ich dann auch noch mit niemand anderem zusammen als Jung Wooyoung.
    "Jae... Wo warst du...? Moment, wo sind deine Schuhe?" Besorgt hielt er mich an der Taille fest.
    Ich schob nur noch mehr Panik, drehte uns halb, machte mich los und rannte mit rasendem Herzen davon. Blind vor Tränen rannte ich den vertrauten Weg zu meiner Wohnung. Mir war aber klar, dass ich nicht alleine dorthin rannte. Allerdings zählte ich darauf, dass ich schneller war. Trauer und Wut ließen mich auch weiter rennen, die Rechnung ging auch auf bis ich im Treppenhaus einmal stolperte. An meiner Wohnungstür hatte er mich schließlich.
  "Was tust du? Bist du wahnsinnig?" Subin ließ meine Schuhe auf meiner Matte fallen und umfasste mein Gesicht. "Dir hätte gerade in dem Zustand sonst etwas passieren können!"
Angst und Sorge erfüllten seine Augen.
  "Lass mich bitte... Subin... Das geht nicht."
  "Ich hab es satt mir das einzureden. Und wenn schon? Was haben wir zu verlieren?"
    Ich hielt die Luft an. Mein Körper erholte sich langsam von der Panik. Mit zitternden Händen hielt ich mich an seinem Jackett fest. Langsam holte ich schließlich wieder Luft, starrte allerdings nur auf meine Hände. Es dauerte Minuten bis ich wieder ruhig war, auch wenn in meinem Verstand immer noch Chaos herrschte. Einen Moment später machte ich mich los und öffnete meine Wohnungstür. Ich gab auf mich dagegen zu wehren. Ohne weiter zu überlegen zog ich Subin nach mir in die Wohnung, schlang direkt meine Arme um ihn und küsste ihn leidenschaftlicher als zuvor. Er schob mich gegen die Wand und erwiderte drängend.

1.898 Wörter

04. August 2022

I'm The One | ATEEZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt