30| 𝚁𝚞𝚗𝚗𝚒𝚗𝚐 𝚃𝚒𝚖𝚎

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    "Was kam raus bei den Verhandlungen?" Wooyoung ließ Seonghwa in die Suite, wo ich gerade mit Chaeyoung am Esstisch saß und Ramen aß.
  "Nichts Gutes", Seonghwa klang bedrückt. "Jaewa... Wir sollten darüber reden."
  "Ich bin hier, du bist hier, also: sprich dich aus", ich zuckte nur mit den Schultern.
  "Sie drohen uns..." Seonghwa setzte sich.
Chaeyoung fielen die Stäbchen aus der Hand.
  "Erzähl bitte alles...?" Ich zog meine Augenbrauen hoch.
  "Hongjoong hat Lim darauf angesprochen ob es wahr ist, dass er eine Fabrik hat im Norden. Die Vertreter der anderen Städte waren extrem schockiert darüber, aber Lim hat alles abgestritten. Er hat sogar Bilder und Videos von der Gegend gezeigt. Da war wohl nichts zu sehen. Also gingen die Gespräche weiter. Die Handelsverträge wurden verlängert mit dem Süden und wie jedes Jahr gab es kein Übereinkommen mit dem Ostlager von Seoul." Seonghwa holte tief Luft und nahm das Glas Wasser entgegen, dass Wooyoung ihm brachte.
    "Wo ist jetzt die Drohung?", fragte ich überrascht.
  "Nach dem Meeting hat Lim Hongjoong abgefangen. Er drohte damit die ganze Stadt in die Luft zu sprengen wenn wir uns nicht aus seinen Angelegenheiten raushalten werden. Klar, wir sind sicher, weil unser Energiefeld tatsächlich funktioniert, aber wir sind dennoch auch auf die anderen Sektoren angewiesen. Das schlimme ist, dass wenn wir jetzt raus müssen, dann kann es gut sein, dass wir jederzeit angegriffen werden können. Er meinte auch, dass wir vielleicht noch fünf Jahre haben würden und entweder wir unterwerfen uns, oder er wird uns auslöschen..." Seonghwa brach ab.
  "Aber warum?" Chaeyoung klappte der Mund auf.
  "Er will mehr Macht, und wenn er die hat, dann kann er sich im geplanten Weltrat einen Platz holen und für Korea sprechen... Ich will nicht wissen wie viele Menschen dann in Armut leben müssen... Oder wie viele unter ihm Sterben. Alles um möglichst schnell Korea zu einem Land zu machen, von dem die Welt technisch gesehen abhängig wird. Damit auch von ihm. Und mit einem nicht existierenden Konkurrenten schafft er das auch, wenn wir keinen Wiederstand leisten", erklärte Seonghwa ihr und sah dann zu mir.
Ich nickte nur langsam. Er hatte mit allem recht was er da sagte. Es ergab Sinn, und die Tatsache, dass Hongjoong und seine Leute die Wahrheit schon länger wissen als wir aus dem Ostlager festigte seine Aussage nur.
  "Wieso keine Konkurrenz?", fragte meine Schwester erneut.
  "China existiert nicht mehr, nur noch in wenigen Provinzen die sich gerade mal selber versorgen können, die USA haben nie den Technischen Fortschritt erreicht den wir haben und... In Europa gibt es nur noch Großbritannien und Deutschland die Konkurrenz sein könnten, aber ihnen fehlen die Ressourcen und die Länder der Südhalbkugel haben zu wenig Leute die sich auskennen. Sprich es ist sehr realistisch, dass Lim Daehyun sein Ziel erreicht, wenn er uns beiseite räumt."
  "Wird er nicht, weil er vorher abrechnen wird bevor dieser Weltrat in vier Jahren gegründet wird", sagte ich mit bitterer Entschlossenheit.
  "Und wieder einmal muss ich einwerfen: du wirst keinen Alleingang machen", Seonghwa warf mir einen warnenden Blick zu.
    Ich verdrehte nur die Augen, dann sah ich zu der Tür, da ich das vertraute Klicken des Schlosses hörte. Keine Minute später hatte Subin mich von hinten umarmt und redete irgendetwas davon, dass er froh war, dass es mir wieder gut ging. Körperlich zumindest...

••• •••

    Nach Stunde Null verging die Zeit wieder schneller. Jaewa hielt sich allerdings fern von allem. Sie erfüllte ihren Job aß noch mit den anderen, dann war sie nicht mehr zu sehen.
August und September vergingen wie im Flug, dann war Oktober...
    "Ist sie da?", fragte Wooyoung Jaewa's besten Freund Subin der die Tür der Suite geöffnet hatte.
  "Nein, sie ist gerade mit Seungwoo in der neuen Wohnung. Es geht nicht voran. Die Möbel fehlen immer noch, weil Hongjoong es immer noch nicht zulässt, dass sie rausgehen..." Subin seufzte und trat beiseite. "Komm rein. Ich bin sicher du hattest nicht vor wieder zu gehen ohne sie gesehen zu haben, oder?"
  "Nein, hatte ich echt nicht vor. Danke", Wooyoung lächelte ihn an.
  "Kein Problem, auch wenn die mich umbringen wird... Mal wieder." Subin schnitt eine Grimasse.
  "Wie geht es ihr heute?"
  "Sie ist sauer, bissig und kalt wie immer seit... Naja, du weißt schon. Seungwoo leidet gerade wieder besonders unter ihr. Trinken?" Er lief in die Küche.
  "Ja. Wasser... Warum lässt er es immer noch an sich ran?" Wooyoung setzte sich auf einen der Stühle.
  "Weil sie ihm extrem wichtig ist, und sie genau weiß was sie sagen muss um ihn zu verletzen. Nicht jeder ist wie wir zwei und lässt sie um sich schlagen... Zugegeben, ich glaube auch nicht, dass sie besser drauf sein wird solange sie nicht Mal die Wohnung bekommt."
  "Seonghwa redet mit Hongjoong, aber sie sind beide besorgt, dass sie einen Alleingang macht. Lina ist auch gegen sie und San, der ihr ja wegen den Trainees unter der Woche so oder so nicht von der Seite weicht wird deshalb auch übergangen, aber Subin?"
    Der angesprochene kam mit fragender Miene zum Tisch.
    "Ich habe immer noch Angst um sie...", gab Wooyoung leise zu und fuhr sich durch die Haare.
  "Sie wird sich nichts tun solange Lim Daehyun noch atmet. Glaub mir. Ihr Ehrgeiz ist grenzenlos. Wie meiner... Das macht sie aktuell so gefährlich", Subin fuhr sich durch die silber gefärbten Haare. "Was danach passiert... Ich will gar nicht daran denken."
  "Du meinst sie... Nein, ich will es nicht aussprechen."
  "Sie hat fast elf Jahre ihres Lebens mit Hanse verbracht. Ja, sie würde alles tun um ihn wiederzusehen... Die zwei waren... Ehrlich gesagt, ich kann es nicht direkt beschreiben, aber sie gehörten zusammen. Ich hab sie kennengelernt als sie noch nicht ein Paar waren. In ihrer Freizeit gab es sie nicht ohne Hanse und umgekehrt. Selbst Chaeyoung konnte nichts dagegen tun. Ich verstehe auch warum. Sie haben zusammen auf engsten Raum nur sich gehabt..."
  "Wie das? Ich dachte es wären größere Bunker gewesen..."
  "Dir hat es niemand erzählt, oder?" Subin lachte leise. "Nein, warum auch. Bis auf Marie, Hanse, Rose und mir weiß es glaube ich auch niemand... Ich sage es Mal so: Marie und Rose wurden getrennt vor den zwei letzten Tage der alten Weltordnung. Hanse war für sie da als sie alles verlor und umgekehrt... Aber sie soll dir das selber erzählen."
  "Warum sollte sie?" Überrascht sah Wooyoung den anderen an.
  "Wooyoung, ich bin nicht dumm. Du hast was für sie übrig, und nicht erst seit sie hier ist. Du hast sie schon vorher gekannt. Du weißt wie sie eigentlich ist, und du gibst sie nicht auf. Ich ja auch nicht, und ich rate dir dazu das auch nicht zu tun", mit einem amüsierten Gesichtsausdruck nippte Subin an seinem Trinken und lehnte sich dann über den Tisch näher zu Wooyoung.
    Der sah nur direkt zurück und blieb sitzen wie er war. Sein Gesicht zeigte keine Emotionen, aber seine Augen verrieten seine Nervosität.
    "Ich gebe dir auch noch einen Rat: mache dir in der nächsten Zeit keine Hoffnungen. Vor allem: lass sie auf dich zukommen, denn dann ist es ehrlich. Und ich spreche hier von, dass sie dir anfängt zu vertrauen."
    Wooyoung presste seine Lippen aufeinander. Er wollte so wirken als wäre es ihm egal.
    "Noch was: wenn sie gerade mit jemanden ins Bett geht, dann ist das rein körperlich. Mehr nicht. Sie schlägt damit auch nur weiter emotional um sich."
    "Das geht mich so oder so nichts an." Wooyoung sah weg.
  "Dir ist bewusst, dass sie dich auch nur provoziert und testet bis sie einen wunden Punkt gefunden hat? Du wirst es also zwangsläufig erfahren wenn sie es tut... Und sei es nur um Seungwoo eins reinzudrücken wenn er sie wieder zu sehr einengt..." Subin zuckte mit seinen Schultern. "Sei also bitte so wie jetzt und lass dich nicht beirren. Okay?"
    Verlegen hob Wooyoung seinen Kopf an, dann nickte er nach einigen Sekunden.
    "Und noch was: sie mag dich. Vielleicht nicht gerade, aber eigentlich mag sie dich."
    Ein überraschter Gesichtsausdruck machte sich auf Wooyoung's Gesicht breit. Genau in diesem Moment ging die Tür auf und eine wütende Jaewa kam rein gestürmt.
    "Jae, bitte... Da geht es um deine... Sperre mich jetzt nicht aus! Jaewa Marie!" Seonghwa eilte ihr hinterher und bremste abrupt vor ihrer Tür ab die sie zuknallte.
  "Ich hab es dir gesagt Seonghwa!" Seungwoo kam hinterher und machte die Tür zu.
  "Okay: klärt mich auf. Was ist passiert?", Subin stand auf.
  "Das übliche. Sie darf nicht raus. Hongjoong hat ihr angeboten hier nach neuen Möbeln zu sehen und den Ersatzteilen für die Küche und das Bad, aber sie ist eigen. Du kennst sie doch... Und dann meinte sie noch: wenn wir schon eine Wohnung zugeteilt bekommen in dieser scheiß neuen Weltordnung, dann will sie es auch perfekt haben. Traurig ist, ich verstehe sie... Ich will auch nicht in diese leere, charakterlose Wohnung ziehen." Seungwoo sprach leise.
  "Ich auch nicht in meine, aber Hongjoong hat schon recht wenn er es uns auch nicht erlaubt." Subin streckte sich.
    Die Jungs redeten noch weiter. Selbst Seonghwa mischte sich ein, dass er sich um eine Lösung bemühte. Wooyoung allerdings lief zu Jaewa's Zimmer.
    Überraschenderweise war nicht abgeschlossen und Wooyoung trat einfach ein. Er fand die Blonde auf dem Boden sitzend neben ihrem Bett.
    "Verschwinde, Wooyoung. Ich hab genug von euch hier", schluchzte sie nur und starrte weiter auf das Bild in ihrer Hand.
  "Jaewa, du solltest mich mittlerweile besser kennen", langsam setzte Wooyoung sich einfach vor sie.
  "Leider", fauchte sie sauer.
  "Erzähl mir was passiert ist", meinte er leise.
  "Sie lassen mich nicht raus."
  "Hast du etwas anderes erwartet?"
  "Ja! Die Begründung, Angst um mich zu haben ist so albern! Warum? Ich hab genau einen Grund zu leben, und bevor das nicht erfüllt ist, werde ich auch nichts "dummes" tun."
  "Und wie oft hast du schon daran gedacht einen Alleingang zu machen?" Wooyoung legte seinen Kopf schief.
    Schweigen.
    "Siehst du. Davor haben sie Angst", er holte tief Luft.
  "Sie tun aber auch nichts dafür, dass ich diesen Gedanken verwerfen könnte!"
  "Du bildest gerade Jisung und Winter aus. Das ist ein Anfang... Und solange Lim sich nicht beruhigt und wie verrückt patrouillieren lässt können wir nicht Mal in die Gegend um Pläne zu erstellen." Wooyoung zupfte eine Feder von ihrer Hose. "Ohne Plan keine Befreiungen, und diese Fabrik muss nunmal zuerst geschlossen werden."
  "Tja, ihr habt drei perfekt ausgebildete Leute hier sitzen. Lasst sie raus und sie erledigen ihren Job."
  "Ich rede mit ihnen. Versprochen."
    Sie hob den Kopf an.
    "Dankeschön."

I'm The One | ATEEZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt