Zu meiner Schande musste ich mir eingestehen, dass ich Wooyoung um seine Wohnung beneidete. Sie war um einiges größer, hatte zwei Schlafzimmer und Badezimmer, einen riesen Wohnbereich, wobei das Wohnzimmer etwas abgetrennt war da es um zwei Stufen abgesenkt war, die Küche ziemlich groß und um einiges Moderner als meine, einen Raum für seine Waschmaschine und unnötigerweise hatte er noch einen Extraraum als Büro. Ich hatte das alles zwar auch gehabt die meiste Zeit meines Lebens, aber jetzt hatte ich nur noch ein Bruchteil davon, was mich nach der Wohnungsbesichtigung seiner Wohnung doch etwas neidisch machte.
Wodurch ich allerdings direkt abgelenkt wurde war die Tatsache, dass Wooyoung ziemlich gut kochen konnte. Ich gab es zwar nicht direkt zu, weil ich ihm nicht zu viel Trumpf an einem Tag gönnte, aber als ich zwei Tage später wieder bei ihm war hielt ich mich weniger zurück mit meinen Komplimenten. Natürlich nahm es Wooyoung mit einem breiten Grinsen auf und zog mich damit auf, dass er mir doch nicht so auf die Nerven ging wie ich es immer behauptete. Ich ließ das einfach so stehen.
Am 30. Dezember kam ich dann auch erst recht spät Heim, weil ich sogar auf seinem Sofa eingeschlafen war. Zu meiner Überraschung war ich allerdings nicht die einzige die um halb Zwölf leise die Treppen hinauf schlich.
"Stern?"
Ich zuckte zusammen und flog um ein Hat rückwärts die Treppen runter. Allerdings wurde ich geschickt aufgefangen.
"Verdammt. Subin! Was um alles in der Welt treibst du noch hier?", fluchte ich im Flüsterton und drehte mich um nur um mich direkt in seinen Augen zu verlieren.
"Das könnte ich dich auch fragen, Stern", er grinste nur leicht. "Allerdings kann ich es mir denken."
"Aja...?"
"Mhm. Wie war es bei Wooyoung? Ihr scheint euch ziemlich gut zu verstehen."
"Naja, medi. Seine Wohnung ist einfach um einiges besser als meine, und ihr müsst ja die ganze Zeit gerade arbeiten, was soll ich also sonst tun? Vor allem, da wir ja alle wissen, dass ich nicht alleine sein kann." Ich lachte nur leise.
"Du magst ihn. Gib es zu", Subin stupfte mich in die Seite. "Daran ist auch nichts verwerfliches."
"Spinn nicht herum. Sag mir jetzt lieber, wo du warst?" Ich legte meine Arme auf seinen Schultern ab.
"Arbeiten... Lina verdonnert alle gerade immer zu Nachtpatroullien seit Seonghwa krank ist", er seufzte. "Ich weiß nicht was sie sich erhofft oder was sie gerade befürchtet, aber es ist alles still. Jaemin hat auch erst die Tage nochmals alle Stationen kontrolliert die das Energiefeld aufrecht erhalten. Sprich wir sind so sicher wie es nur geht im Moment."
"Sie ist einfach noch nerviger als San und Wooyoung zusammen. So sieht es aus." Ich holte tief Luft.
"Mhm. Und ich kann sie nicht leiden", er seufzte und zog mich näher. "Dir ist kalt. Lass uns noch einen Tee trinken, okay?"
"Okay", ich nickte und machte mich los.
Subin lächelte kurz, dann umfasste er meine Hand und zog mich mit sich. In seiner Wohnung wurde ich meine Schuhe los und hängte meine Jacke hin bevor ich direkt in den Wohnbereich sprang und mich auf seinen Sofa fallen ließ. Subin warf mir nur einen amüsierten Blick zu, dann ging er in seine Küche. Ich zog nur eine Decke von der Armlehne weg und kuschelte mich ein bevor ich noch mein Smartphone aus der Hosentasche zog und Wooyoung schrieb, dass ich Zuhause war. Ich wusste er würde mich sonst noch anrufen wie er es schon am Vortag gemacht hatte, weil ich es vergessen hatte.
"Wie war es dann draußen?", fragte ich als Subin mir eine Tasse reichte und sich neben mich setzte.
"Kalt, dunkel und absolut nicht sehenswert", Subin seufzte und schlüpfte ebenfalls unter die Decke. "Und Lina kommandiert gerne herum, was mir langsam wirklich auf die Nerven geht. Da vermisst man sogar schon Seonghwa und der ist immer so strikt."
"Glaub ich dir... Sag mal..." Ich hielt inne, weil ich meinen Gedanken sofort wieder verwarf.
"Ich warte?"
"Nichts, hab gerade nur nachgedacht und vergessen, dass es nicht durchdacht war was ich sagen wollte." Ich winkte ab und nippte an der Tasse.
"Du wolltest wegen Morgen fragen, oder?"
"Ist es so falsch zu wollen, dass wir Sylvester miteinander verbringen?", platzte es aus mir heraus.
"Nein, ist es nicht... Ich habe mir das auch schon überlegt wenn ich ehrlich bin."
"Dann sind wir beide dumm..." Ich seufzte.
"Kann man so sagen", er nickte, dann sah er mich direkt an. "Mach doch du etwas mit Wooyoung."
"Willst du unbedingt, dass wir Freunde werden seit neustem?" Ich kniff meine Augen zusammen.
"Nein, nicht unbedingt. Ich neige dazu dich eher mit ihm verkuppeln zu wollen, dann ist das Thema zwischen uns endlich ganz vom Tisch." Subin sah wieder weg.
"Spinnst du jetzt völlig?" Mir klappte der Mund auf. "Sag jetzt bitte nicht, dass du das gerade ernst meinst. Bitte!"
"Doch, aber hör mir zu bevor du wieder einen Ausbruch bekommst", langsam nahm Subin mir die Tasse ab und hielt meine Hände fest. "Das was wir denken zu fühlen ist aus dem Affekt heraus. Verstehst du? Ich meine, ja, ich liebe dich, aber ich liebe dich nicht wie Hanse es getan hat, sondern du bist meine Seelenverwandte. Leider sind wir beide auch gerade ziemlich einsam. Du, weil du jemanden verloren hast und dich zurückgezogen hast, und ich weil ich gerade mehr am Arbeiten bin als ich es in unserem alten Zuhause getan habe. Wie soll man da gerade noch Zeit haben jemanden kennenzulernen? Vor allem, wir sind 293 Menschen hier. Das ist nicht viel."
"Subin. Mir ist das selber bewusst, aber dir ist klar, dass du mich mit Jung Wooyoung verkuppeln willst? Like, die Person, die mich hier in diesem neuen Zuhause am aller meisten nervt, weil er mir an manchen Tagen kaum eine Minute Ruhe lässt! Da wäre mir San sogar lieber und der ist dermaßen verschmust an manchen Tagen, dass ich ihn am liebsten an die Wand klatschen könnte, es dann aber nicht fertig bringe, weil er mich mit diesem Welpenblick ansieht und ich dann auch noch Mitleid mit ihm habe!"
"Du warst die letzten Tage bei ihm, oder nicht?" Subin drückte meine Hände leicht.
"Er ist der einzige, der gerade auch Zeit hat, und ich ja wie gesagt nicht alleine sein kann und will... Außerdem, selbst wenn dieser eine Prozent eintritt und Wooyoung etwas von mir wollen würde...", redete ich einfach los.
"Will er."
"...halt die Klappe. Also, wenn er was von mir wollen würde, und ich auf den Kopf fallen würde und mit ihm zusammen käme: wer sagt dann, dass die Sache zwischen uns vom Tisch ist? Was ist das wieder für eine dämliche Ausrede?" Verlegen starrte ich auf unsere Hände.
"Er mag dich wirklich... Nur um das hier nochmal einzuwerfen. Und es ist keine Ausrede. Es ist Tatsache... Und tu nicht so als wäre Wooyoung so schlimm."
"Nein, ist er nicht... Aber trotzdem. Ich ziehe ihn nicht in Betracht... Er ist nicht Hanse..." Ich hielt die Luft an, dann sah ich wieder auf zu ihm. "Oder du..."
Subin holte tief Luft. Ich presste meine Lippen zusammen. Vorsichtig lehnte er sich zu mir vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ruf ihn an", murmelte er und griff nach meinem Smartphone.
"Jetzt?" Ich sah ihn verwirrt an.
"Mhm. Und ich werde dir auch das Händchen halten wenn es sein muss."
"Ich hasse dich", grummelte ich nur.
"Du weißt aber, dass ich recht habe sonst würdest du es nicht tun." Er lächelte mich an.
Ich nickte leicht. Es tat weh zu wissen, dass er wirklich recht hatte. Es verletzte mich, dass wir es nicht riskieren konnten, weil ich ihn nicht wirklich liebte sondern nur diese Leere zu füllen versuchte mit etwas vertrautem.
"Subin... Ich will..."
Er unterbrach mich indem er mich an sich zog und mich direkt auf die Lippen küsste. Ich erwiderte sofort, aber spürte das was ich eigentlich schon wusste.
"Du hast recht."
"Ich weiß", er lächelte mich an und drückte mir mein Handy in die Hand. "Ruf ihn an. Los."
"Okay. Okayyyyy", ich schlug seine Hand weg, dann tippte ich auf meinem Smartphone herum und rief Wooyoung an.
Es dauerte auch nicht lange und Wooyoung ging an das Telefon. Am liebsten hätte ich aufgelegt aber Subin hielt mich auf.
"Jae... Ist etwas passiert?", Wooyoung klang verschlafen.
"Ja... Ehm, nein. Natürlich nicht", ich holte tief Luft. "Wooyoung...?"
"Mh?"
"Morgen ist Sylvester... Ich wollte wissen..." Ich brach ab und schüttelte meinen Kopf.
Mir kamen schon wieder die Tränen. Letztes Jahr hatte ich mich schon einen Tag vorher aus den Haus geschlichen um Hanse, sowie auch Subin, Seungwoo und Sejun zu unserer Sylvesterparty einzuladen. Chaeyoung hatte getobt. Zwar nur wegen Hanse und weil wir beide uns kurz vor Mitternacht heimlich davon gemacht hatten für einige Minuten, aber ihr hatte es einfach nicht gepasst.
"Willst du zu mir?", fragte Wooyoung nachdem ich nichts mehr gesagt hatte.
"Ich... Ja... Nur..."
"Schon gut. Mir ist egal wie du drauf bist. Das weißt du", Wooyoung klang hellwach auf einmal und doch beruhigend auf eine gewisse Art und Weise. "Ich nehme an du willst das Haus nicht verlassen?"
"Nein. Absolut nicht."
"Hab ich mir gedacht. Komm einfach wann du willst. Okay? Ich bin da."
"Okay... Bis morgen dann."
Subin lächelte mich an während Wooyoung sich noch verabschiedete.
"Na, siehst du? War doch nicht so schwer." Er wuschelte mir durch die Haare.
"Halt die Klappe. Ich will trotzdem nichts von ihm."
"Stern... Das werden wir dann sehen."
"Kann ich hier schlafen...?" Ich lenkte direkt ab.
"Mhm. Tritt mich aber bitte nicht wieder." Subin grinste mich an.
"Ich kann nichts versprechen."1.593 Wörter
09. August 2022
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I'm The One | ATEEZ
Fanfiction• ATEEZ • Wooyoung • FanFiction • Überleben. Wiederaufbau. Neuer Frieden. Das sind die ersten Prioritäten der neuen Weltordnung nach dem dritten Weltkrieg. Nur noch wenige tausend Menschen, in Gruppen verteilt, besiedeln die Welt. Park Jaewa Marie u...