44| 𝙲𝚕𝚘𝚜𝚎

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••• Jaewa •••

    Als ich nach Hause kam nach dem Trip war mir sofort klar, dass ich heute Nacht nicht schlafen konnte. Dafür war ich viel zu aufgeregt. Es war zum greifen nahe. Ich konnte endlich alle Leute befreien, ich konnte Hanse rächen... Ich konnte etwas Gutes tun damit er nicht umsonst ums Leben gekommen war.
  Für eine Viertelstunde saß ich auf meinem Bett und starrte auf das Bild von ihm und mir. Ja, ich vermisste ihn immer noch. Mit jeder Faser meines Körpers, aber ich hatte irgendwie Frieden geschlossen. Ich hatte akzeptiert, dass ich mir nicht das Leben nehmen konnte nach meiner Rache. Er würde mich dafür hassen... Und er würde mich auch dafür hassen, dass ich jemand anderen keine Chance gab, weil ich niemand jemals wieder so lieben konnte wie ich ihn liebte. Ja. Ich tat es immer noch. Ich würde es für immer und ewig tun... Allerdings wurde mir auch wieder bewusst was Seungwoo mir vor allem in den letzten Wochen wieder mehrmals gesagt hatte. Man liebt keinen Menschen gleich. Man liebt nicht zweimal auf die selbe Weise.
  Ich presste meine Lippen zusammen, dann stand ich auf. Jetzt oder nie. Keiner wusste was morgen sein würde und ich konnte nicht nochmal jemanden verlieren der mir wichtig war und etwas bedeutete. Schnell zog ich mich endlich um, warf die nassen Sachen direkt in die Waschmaschine, zog meine Jacke und Boots an, dann stürmte ich eilig nach draußen in den Sturm.
  Den Weg konnte ich mittlerweile blind. Vor dem vertrauten Wohngebäude holte ich schließlich mein Smartphone raus und rief Wooyoung an.
    "Jae? Was ist passiert?", fragte er sofort.
  "Alles... Also nein. Nichts..." Ich schnappte nach Luft. "Lässt du mich rein?"
  "Bin sofort unten!" Er legte auf.
    Zwei Minuten später machte er mir die Türe auf und zog mich direkt in eine Umarmung.
    "Du Spinnerin. Wo ist deine Winterjacke?", fluchte er los und stolperte mit mir in das Haus.
  "Wird überbewertet", murmelte ich nur und vergrub meine Nase in seinem T-Shirt. "Bekomme ich eine heiße Schokolade?"
  "Von mir aus kannst du auch zehn haben", gab er nur zurück und schob mich direkt in den Aufzug. "Normalerweise schreibst du mir vorher immer. Was ist heute anders? Also, nicht dass ich etwas dagegen habe!"
  "Ich gehe einen Schritt vorwärts und keinen mehr zurück." Meine Stimme war nur ein flüstern, aber ich wusste, dass er mich verstand.
Wooyoung hielt für einen Moment die Luft an, bevor er mich noch enger an sich zog. Gerade jetzt gab er mir Halt. Bestätigte das was ich vermutete: ich brauchte ihn.
    Oben zog ich meine Jacke aus und stellte meine Schuhe zu seinen. Wooyoung war schon in der Küche verschwunden und machte mir die Heiße Schokolade. Ich tapste langsam zu ihm und blieb neben dem Kühlschrank stehen und lehnte mich dort an die Wand.
    "Willst du darüber reden?", fragte er als er meine Tasse aus der Mikrowelle holte und seine reinstellte.
  "Nein... Da ist nicht wirklich etwas worüber ich reden könnte." Ich schüttelte meinen Kopf und nahm die Tasse entgegen.
  "So schlimm gleich?", er lachte leise.
  "Pabo!" Ich trat nur halbherzig nach ihm und trank von meinem Getränk.
  "Ich kann ja nur Vermutungen machen, da ist es einfach etwas schwerer einzuschätzen was los ist", er warf mir einen kurzen Blick zu.
    Für einen Moment hielt ich die Luft an. Im nächsten machte es Klick und mein Körper tat einfach etwas was ich zwar wollte, aber mich auch extrem überraschte, dass ich es wirklich wollte. Ich stellte die Tasse ab und lief direkt auf Wooyoung zu. Der bemerkte mich im ersten Moment gar nicht. Erst als ich ihn sanft zu mir umdrehte nahm er mich wahr. Für einen Augenblick sahen wir uns direkt an bevor ich Wooyoung mit einer Hand in seinem Nacken sanft zu mir runter zog und meine Lippen seine berührten. Sofort spürte ich ein leichtes Kribbeln in mir.
  Der Kuss war voller Vorsicht. Wir bewegten unsere Lippen perfekt zueinander und doch auf eine heimliche Art und Weise etwas drängend. Seine Hände legte er an meine Taille und zog mich näher an sich. Sekunden vergingen und wir lösten uns Millimeter voneinander.
  Ich konnte seinen Atem auf meiner Wange spüren. Eine angenehme Schauer rannte mir über den Rücken.
    "Lass mich nicht mehr los, okay?", fragte ich leise.
  "Auf keinen Fall. Das weißt du doch", liebevoll strich er mir mit einer Hand über die Wange.
  "Eigentlich schon", ich lächelte und hob meinen Kopf wieder ein bisschen mehr.
    Unsere Lippen fanden sich wieder und der Kuss war drängender, aber immer noch vorsichtig. Ich hielt mich an seinem Pullover fest.
    "Du schmeckst nach Schoki", meinte Wooyoung als wir uns wieder voneinander gelöst hatten.
  "Woran das nur liegt", ich lachte leise. "Du Stimmungskiller."
    Er lachte nur und zog mich noch näher.
    "Ist es okay, wenn ich dir jetzt etwas gestehe?", fragte er und legte seine Stirn an meine.
  "Ich kenne dich jetzt eine ganze Weile und möchte behaupten, dass du noch nie gefragt hast wenn du deine Meinung sagen willst." Ich legte meine Arme um seinen Hals.
  "Stimmt auch wieder... Also, ich will, dass du bleibst. Ich will, dass ich dich den ganzen Abend im Arm halten kann... Ich weiß auch, dass du eigentlich keinen Beschützer brauchst, aber bei dir zu sein ist für mich einfach... Jae, ich glaube ich brauche dich genauso wie du mich." Er sprach ruhig, aber mit einer Sicherheit in der Stimme.
    Kurz biss ich mir auf die Zunge, dann küsste ich ihn ganz sanft, aber kurz.
    "Woo... Du und mich brauchen?", ich lachte kaum merklich.
  "Mhm... Wer rettet mir sonst mein Leben, wenn ich Mal wieder nur Müll im Kopf habe?", er lächelte zurück.
  "Okay, touché. Ich lasse das mal so durchgehen... Und ich bleibe, weil ich nicht mehr ohne dich kann und will", meine Stimme war leise.
    Wooyoung lächelte, gab mir einen Kuss, dann ließ er mich los.
    "Wäre es jetzt der richtige Moment zu gestehen, dass ich klammere im Schlaf?"
  "Für mich stellt sich da eher die Frage: woher weißt du das? Muss ich etwas wissen?" Ich lehnte mich an die Anrichte.
  "So unschuldig bin ich nicht. Erstens. Und Zweitens. Frag San, wir haben unsere halbe Jungend miteinander verbracht und mussten oft ein Bett teilen... Wobei. Er ist schlimmer."
  "Ich will es gar nicht wissen", ich musste lachen.
  "Nur eine Tatsache", Wooyoung zuckte mit seinen Schultern bevor er schließlich seine Tasse aus der Mikrowelle nahm.
    Ich nahm meine selbst wieder in die Hand und lief zum Sofa. Dort setzte ich mich hin bevor ich mir direkt die Decke heranzog. Wooyoung setzte sich direkt neben mich. Ich rutschte näher zu ihm, erst als ich richtig saß nippte ich wieder an meiner Tasse. Als ich dann fertig war stellte ich sie auf dem Tisch ab zusammen mit Wooyoung's Tasse und setzte mich so neben ihn, dass ich ihn wieder küssen konnte. Wooyoung zog mich auf seinen Schoß und lächelte in den Kuss hinein.
    "Ich kann es nicht versprechen so wie du, aber was ich dir versprechen kann..." Ich legte meine Arme um seinen Hals. "Ich werde versuchen für dich da zu sein so wie du für mich... Auch wenn es nicht leicht wird... Es wird auch nicht leicht mit mir denke ich..."
  "Damit kann ich leben", Wooyoung strich mir über mein Gesicht.
  "Auch wenn ich dich wieder bei einem Kampf fertig mache?" Ich grinste.
  "Ich habe dich gewinnen lassen", meinte er nur locker.
  "Lügner." Ich grinste nur.
  "Okay, ja, aber selbst damit kann ich leben." Er hob sein Kopf in meine Richtung. "Ich kann mit allem leben."
    Ich begann verlegen zu werden und küsste ihn einfach. Wooyoung erwiderte mit einem Lächeln.
Eine halbe Stunde später lag ich in seinem Bett und durfte feststellen, dass Wooyoung wirklich anhänglich war. Allerdings nicht auf eine unangenehme Weise. Er wollte mich einfach bei sich haben. Für mich war das völlig Okay.

1.300 Wörter

12. August 2022

I'm The One | ATEEZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt