26| 𝙳𝚊𝚢 𝙾𝚗𝚎

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    "Hey, du hast Besuch", Seungwoo steckte seinen Kopf in mein Zimmer, als ich mich am Abend nach dem Essen zurückgezogen hatte und einfach nur das Bild von Hanse und mir starrte, das ich auf mein Nachtkästchen gestellt hatte.
  "Sag ich schlafe", gab ich nur mit schwacher Stimme zurück.
  "Das werde ich dir aber nicht abkaufen!", rief Wooyoung's Stimme vom Wohnbereich.
    Sofort saß ich kerzengerade und stocksauer auf meinem Bett. Mit meinem Blick funkelte ich Seungwoo sauer an.
    "Warum. Hast. Du. Ihn. Reingelassen?!?", fauchte ich. "Ich will endlich meine verdammte Ruhe. Ist das zu viel verlangt? Ich hatte einen langen Tag und ich habe keine Lust morgen noch schlechter gelaunt zu meiner neuen Arbeit zu gehen, weil ich am Vorabend mich nicht ausruhen konnte!"
    Stille. Seungwoo sah mich nur traurig an, aber wie alles andere störte es mich nicht im geringsten.
  Wooyoung störte mein Ausbruch allerdings nicht. Ohne zu zögern hatte er Seungwoo zurückgezogen und trat einfach ein. Es half nicht mal, dass ich ihn mit Kissen bewarf.
    "Geh einfach", murrte ich sauer als ich keine mehr hatte und Wooyoung immer noch in meinem Zimmer stand.
  "Gib mir zehn Minuten", meinte er nur unbeirrt.
  "Ich gebe dir nicht mal eine."
  "Man, Jaewa, was willst du denn tun? Mich wieder verprügeln, dass ich verschwinde? Wird nicht passieren, denn ich bin, erstens, vorbereitet und, zweitens, selbst wenn du es wieder tun würdest: du wirst mich nicht so leicht los." Er zuckte mit seinen Schultern.
  "Ich lass euch das mal untereinander klären, okay?" Seungwoo machte einfach die Tür zu.
  "Ich hasse euch alle. Und dich am meisten!"
    Wooyoung gab einen amüsierten Laut von sich. Ich kniff nur meine Augen zusammen und setzte mich einfach wieder. Vielleicht half es ihn einfach zu ignorieren.
    "Du kannst mich hassen so viel du willst, du hast mir zweimal das Leben gerettet, jetzt bin ich dran", er setzte sich neben mich.
  "Ich bereue es gerade." Immer noch sah ich nicht zu ihm.
  "Mag sein, aber sei ehrlich zu dir selbst: tust du es wirklich?" Wooyoung sprach ruhig.
  "Nein. Ich hätte es bereut nicht zu helfen... Egal, wie lästig die Person ist." Jetzt sah ich doch zu ihm.
    Wooyoung's Lippen umspielte ein kleines Lächeln. Ich schubste ihn sofort von mir weg. Er lachte nur.
    "Ich glaube eigentlich magst du mich. Nur dir passt es nicht, dass ich dich nicht aufgebe und dich in deiner Wut alleine lasse." Er richtete sich wieder auf.
  "Mögen? Nein, mögen tue ich dich wirklich nicht."
  "Du magst gerade niemanden."
    Er hatte recht. Selbst mich selber hasste ich abgrundtief. Ich war einfach nichts ohne Hanse...
    "Naja, um jetzt nicht weiter mit dir darüber zu streiten: ich habe etwas für dich. Seonghwa sollte es auch schon erwähnt haben." Er hielt mir eine Box hin.
  "Was ist das?" Ich nahm die schwarze Schachtel entgegen.
  "Mach es auf!"
    Ich zog nur meine Augenbrauen hoch und tat was er sagte.
    "Warte... Ich bekomme erst einen Laptop und jetzt auch noch ein Smartphone?"
  "Ja, und das beste: meine Nummer ist schon eingespeichert."
  "Wow. Mein Wunsch geht in Erfüllung!" Ich verdrehte meine Augen.
  "Ich weiß." Er lachte nur leise, dann wurde er ernst. "Spaß beiseite, wenn etwas ist, dann kannst du mich jederzeit anrufen, mir schreiben, oder was weiß ich was. Mir ist klar, dass du das Angebot erstmal nicht annehmen wirst und kannst, aber es steht. Du kannst es dann annehmen wenn du bereit bist."
    Ich schluckte. Mir war nie so bewusst geworden wie gerade eben, wie viel Bedeutung Wooyoung in seine Worte packte.
    "Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube nicht, dass ich je wieder bereit dazu sein werde mich jemanden zu öffnen." Meine Stimme brach ab.
  "Das sieht jetzt so aus, ja. Das verstehe ich. Du musst aber auch wissen, dass ich nicht wegrennen werde... und wenn es ein ganzes Leben dauert." Wooyoung lächelte mich sanft an. "Ich kann dich gut leiden, Jaewa Marie, und nicht nur weil du mir das Leben gerettet hast. Zweimal."
    Ich erwiderte seinen Blick nur stumm, dann sah ich auf das Smartphone.
    "Ein ganzes Leben ist eine lange Zeit, und doch so kurz für manche von uns, Wooyoung", sagte ich nur leise und ich sah zu dem Bild von Hanse und mir. Wieder nahm der Schmerz überhand. "Kannst du mich jetzt bitte alleine lassen? Ich... Bitte."
  "Natürlich... Aber Jaewa...?"
  "Ich weiß. Du bist erreichbar wenn etwas ist", ich nickte nur und Tränen rollten über meine Wange.
  "Genau", vorsichtig legte er seine Hand auf meine und drückte sie kurz. "Bis morgen."
    Damit stand er auf und verließ den Raum leise. Sobald ich die Tür hörte brach ich zusammen und weinte. Es dauerte nicht lange und Seungwoo saß auf dem Boden vor mir und hielt einfach meine Hände in seinen.

    "Also, was kann ich tun?" San sah mich erwartungsvoll an als ich am Morgen in den Aufenthaltsraum des Trainingscenters trat.
  "Mich ankommen lassen", murrte ich nur genervt und zog meine Weste aus.
    San schmollte leicht. Allerdings ließ er es bleiben als ich ihn drohend ansah. Bei mir zog sein Zucker-Charakter einfach nicht.
    "Seonghwa hat gemeint, dass wir erst Trainingspläne erstellen sollen für neue Trainees. Die Zwerge brauchen gerade in den ersten vier Wochen einen guten, aufbauenden Plan. Danach sind alle Grundlagen dran was Kampftechnik und den Umgang von Schusswaffen angeht. Soweit sind wir allerdings noch nicht, was heißt, dass wir uns erstmal Schritt für Schritt mit dem Anfang einer Trainingseinheit beschäftigen... Ich sollte dir übrigens auch noch sagen, dass wenn ich das Gefühl bekomme, dass du nicht geeignet bist als Trainer, dass ich dich nicht weiter ausbilden werde. Das hab ich schon mit Seonghwa besprochen. Er hatte auch nichts dagegen einzuwenden." Ich setzte mich mit meinen Laptop neben San. "Ich hoffe du bist mir nicht böse."
  "Absolut nicht, Noona." Er schüttelte seinen Kopf und lächelte dann wieder.
    Wie konnte er nur so verdammt nett und freundlich und süß sein? Zu mir war er zwar nicht ganz so schlimm wie es Wooyoung zu mir war, aber es reichte eigentlich schon aus um völlig durchzudrehen und vor allem genervt zu sein.
    "Also, dann fangen wir an. Ich gehe strickt nach meiner Erfahrung vor, weil die Ergebnisse immer sehr schnell erfolgreich waren. Die erste Woche werden wir die Trainees also prüfen wie gut sie sind, was sie schon können und was definitiv ausgebaut werden muss. Kondition ist auch eine Sache die wir nicht vergessen sollten... Warte, schreibst du da etwa mit?" Ich sah ihn überrascht an.
  "Soll ich nicht?"
  "Nein, schon gut. Es ist nur ungewöhnlich." Ich holte tief Luft.
    ...und ungewöhnlich verlief auch der ganze Tag. San wich wirklich nicht von meiner Seite. Er klebte schon fast an mir. Oft hatte ich zwar das Gefühl, dass es auch daran lag, dass er sich Sorgen um mich machte, aber er verbarg das mir zuliebe ganz geschickt. Wenn ich mich auch nicht gleich zurechtfand im Center gab er mir Hilfen auf eine sehr zurückhaltende Weise. Zum ersten Mal nach meiner Ankunft hier war ich auch einigermaßen abgelenkt. Nicht komplett und auch nicht so, dass ich den Schmerz und die Wut nicht bemerkte, aber ich konnte etwas tun. Etwas das mir half meinem Ziel einen Schritt näher zu kommen.
    "Bist du fertig für heute?" Wooyoung stand auf einmal in der Tür zum Aufenthaltsraum als ich gerade dabei war meine Sachen zu packen.
  "Schon. Warum?" Ich sah zu ihm.
  "Ich bringe dich zurück. Deshalb." Er lächelte mich an.
  "Musst du nicht." Ich schüttelte meinen Kopf.
  "Ich weiß."
    Genervt warf ich ihm einen Blick zu. Wooyoung lächelte unbeirrt weiter. Sauer machte ich also meine Tasche zu und zog die Jacke von Hanse an.
    "Hast du schon gegessen?"
  "Heute Mittag. San kann es bezeugen. Kann ich gehen, oder blockierst du jetzt auch noch die Tür?"
  "Lässt du mich mitkommen?"
    Ich schnalzte mit meiner Zunge, dann nickte ich nur kurz. Wooyoung strahlte und ließ mich dann durch.
    "Ab Montag bist du dann hier?"
  "Mhm", machte ich nur und lief eilig voraus.
  "Das freut mich für dich!" Wooyoung holte auf.
  "Schön, dass es wenigstens einen freut."
  "Finde ich auch", überschwänglich fing er mich ab und umarmte mich einfach.
    Sofort schubste ich ihn weg und machte einen Satz rückwärts an die Wand. Das hatte Hongjoong gemeint als er beim Mittagessen vor einigen Tagen gesagt hatte, dass Wooyoung gerne Mal Schritte übersprang wenn es bei ihm um Vertrauen und Nähe ging. Panisch schnappte ich nach Luft und starrte ihn an.
    "Nicht...", brachte ich hervor.
  "Es tut mir leid. Das war dumm... Ich bin nur manchmal so..."
  "Lass es einfach. Ich kenne dich nicht und du mich auch nicht. Lass mich einfach generell in Ruhe. Das ist mir alles zu viel. Du bist zu viel."
  "Jaewa..."
    Ich schüttelte nur meinen Kopf und rannte davon.

1.446 Wörter

Guten Morgen, meine liebsten Kekse ❤️
Ich hoffe euch geht es gut! Lasst mir gerne ein Vote und ein Kommentar da. Freue mich darüber und danke für's Lesen. ❤️
xoxo eure Luna ❤️

01. April 2022

I'm The One | ATEEZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt