Kapitel 92 - Französische Zwiebelsuppe

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In der Küche setze ich mich neben den Herd während Katsu den Küchenhilfen ihre Arbeit erklärt und sie einteilt. Einige der Leute die hier öfters arbeiten und schon das System kennen machen sich gleich daran Soßen aufzusetzen und Wasser kochen zu lassen. Ich verkneife mir ein Lachen bei dem Anblick wie alle Katsu ansehen und seinen Befehlen folgen. Er hat zwar wie immer eine freundliche Stimme, aber ein leichter Militärton schleicht sich ein.  Es ist wie als würde er voll in seinem Element sein, wie Kuina wenn sie über ihre Romane spricht oder Chishiya bei einem Spiel. 

"Also was kochen wir als erstes?"

"Ich dachte an eine französische Zwiebelsuppe, boeuf bourguignon, Kartoffelgratin, Paella oder Salat", zählt er auf und an seinem Blick kann ich erkennen wie er in seinem Kopf schon die Zutaten durchgeht. 

"Ist das meiste davon nicht ziemlich aufwendig?"

"Den ganzen Tag nur Reis zu Essen deprimiert einen. Außerdem würdest du doch bestimmt eine französische Zwiebelsuppe lieber als Henkersmahlzeit haben als Spagetti Bolognese"

Stimmt auch wieder. Aber ich finde es Verschwendung von Zeit ein so aufwendiges Gericht zu kochen, dass sich die betrunken Leute in sich reinstopfen. Vielleicht ist das kochen für Katsu das Gleiche wie mein Gummiball für mich. Es beruhigt ihn und lenkt ihn ein wenig von den Spielen ab.   

"Bei Paella bin ich raus, ich vermeide grundsätzlich alles was aus dem Meer kommt", verziehe ich das Gesicht, gebe mich aber innerlich geschlagen. Wenn es ihm hilft dann opfere ich halt einen Teil meiner Zeit, schließlich müsste ich sowieso Küchendienst ableisten. "Bei den anderen Sachen bin ich dabei. Und was hältst du von einem Caesarsalat?"

"Klingt toll, zuerst die Zwiebelsuppe und dann dein Salat. Ich brate schnell das Weißbrot an und setze die Suppe auf, schneidest du die Zwiebeln?"

"Klar", sage ich und springe von der Küchentheke herunter. Ich laufe zum anderen Ende der Küche zu einem keinen Regal mit Körben voller Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln. Ich nehme mir zwei ganze Zwiebelnetze und drehe mich wieder um. Da ich noch nie Küchendienst hatte bin ich ein wenig überfordert, dass alle wild umherlaufen und dabei Messer und Teller balancieren. Ich schaffe es niemanden anzurempeln oder umzustoßen, während ich zu einem Teil der Leute werde und mit den Netzen wieder zu Katsu laufe. Er hat schon ein Schnittbrett und ein Messer bereitgelegt, sodass ich gleich anfangen kann zu schibbeln während er sich noch die Zutaten für die Suppe zusammensucht.

"Tut mir leid, falls ich vorhin bei euren Schachspiel gestört habe. Aber ich dachte da wir sowieso zusammen arbeiten wäre es eine nette Idee"

"War es auch"

"Das findet Chishiya aber glaube ich nicht, er sah ziemlich gereizt aus. Er war wohl gerade am gewinnen"

"Kann man so sagen", grinse ich in mich hinein. Theoretisch hatte er schon gewonnen, schließlich hat er mich dazu gebracht den Küchendienst schwänzen zu wollen. Als ich daran zurückdenke bekomme ich irgendwie gemischte Gefühle. Zum einen kann ich nicht verhindern zu schmunzeln und meine Wangen glühen leicht. Am liebsten wäre ich immer noch bei Chishiya und bei dem Gedanken funkele ich Katsu leicht böse an. Er kann nichts dafür, ich wusste dass ich Küchendienst hatte. Vielleicht sollte ich an meiner Selbstbeherrschung arbeiten. "Also ein Küchenchef beim Militär, der sich für französische und spanische Küche interessiert? Ich dachte das Essen wird dort ziemlich einfach gehalten. Du weißt schon Haferbrei, Erbsen..."

"Wir hatten auch strenge Auflagen und ich habe es manchmal gehasst. Mein Bruder hat mir einen Kochkurs geschenkt um sich über mich lustig zu machen, aber komischerweise hat es mir gefallen. Also habe ich angefangen in meiner Freizeit weitere Kurse zu besuchen oder zu reisen"

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt