Kapitel 141 - Mörderisches Dreieck II

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Part 1: Arisu' s Sicht

Zeitlupenartig spiegeln sich meine leicht aufgerissenen Augen in der blaumetallenen Platine des Schlüsselarmbandes und ich schlucke stark, denn meine Kehle fühlt sich von einen auf den anderen Moment wie ausgetrocknet an. Mein Blick gleitet in den Hintergrund und bei dem breiten Grinsen, welches uns teuflisch entgegenstrahlt, trete ich instinktiv einen Schritt zurück in eine Verteidigungsposition und kann meine Aufmerksamkeit nicht von dem Gesicht des fremden Mannes lassen. Sein Gesichtsausdruck ist beängstigend und schon fast wahnsinnig, das weiße in seinen Augen wird betont durch rotpulsierende Äderchen.

„Was hast du getan, wo ist sie?", während die ersten Worte fassungslos über meine Lippen kommen, finde ich meine Stimme wieder und fahre ihn vorwurfsvoll gegen Ende hin an. Der Mann jedoch ignoriert mich gänzlich, seine Konzentration liegt nur auf Chishiya. Teilweise bin ich innerlich dankbar, dass seine bedrohlichen Augen mich nicht durchbohren, doch ebenso nachteilig antwortet er nicht auf meine Fragen.

Ich erlaube mir einen sekundendauernden Seitenblick zu meinem Nebenmann und stocke. Das Mitglied der Führungsriege hat die Kapuze seiner weißen Weste aufgezogen und steht seitlich von mir, dennoch kann ich seinen emotionslosen Blick auf den fremden Mann erkennen. Leicht gelangweilt hebt er seine Augenbrauen, während seine Mundwinkel kaum merkbar nach unten ziehen. Die beiden sich gegenüberstehenden Männer scheinen anhand ihres Aussehens und Auftretens ungefähr im selben Alter zu sein, und da der Fremde ihn direkt angesprochen hat müssen sie sich irgendwoher kennen.

„Wer warst du nochmal gleich?", entgegnet Chishiya auf die Enthüllung des Schlüsselarmbandes nur gelangweilt. Arrogant zieht er seine Augenbrauen nach oben und wirkt komplett entspannt, während unsere Partnerin in Schwierigkeiten zu stecken scheint. Ungläubig beobachte ich die Körpersprache der beiden, doch ich kann mich nicht einfach raushalten.

"Was ist mit ihr?", meine ich kontrollierter, doch sein Blick bleibt an Chishiya haften. Er scheint mich nicht wahrnehmen zu wollen, quittiert meine Reaktion eher mit einem amüsierten Grinsen. Ist der Mann neben mir derartig kalt oder möchte er diesem Kerl nur keine Genugtuung geben?

"Wir haben uns lange nicht gesehen, ich glaube seit der Universität im fünften Semester nicht mehr", seufzt der Fremde gelassen und lehnt sich an die geschlossene Tür, aus welcher er durch seinen Save-Room entkommen ist. Interessiert mustert er das Schlüsselarmband in seiner Hand und dreht es mit seinem knochigen Fingern. "Am Anfang dachte ich du wärst alleine, aber dann habe ich die Schlüsselbänder entdeckt. Trotzdem heißen diese Dinger nicht, dass ihr euch unbedingt kennen müsst. Ich habe in meiner Zeit hier von einigen Zusammenschlüssen gehört. Der Junge da hat aber auf dein Kopfschütteln reagiert."

"Ich...", entfährt es mir und mit großen Augen sehe ich zu Chishiya. Heißt dass, ich habe uns in Gefahr gebracht?

"Das interessante war jedoch, dass das Mädchen eben nicht reagiert hat."

"Wirklich, weil sie mein Kopfschütteln nicht bemerkt hat, sollen wir sie irgendwoher kennen?", schaltet sich Chishiya ein und während seine Bemerkung abwertend klingt, blickt er den Mann emotionslos an.

Sie kennen sich von der Universität, ich schätze mal bei Chishiya's Intellekt und Auftreten die Hauptuniversität von Tokio. Aber was ist die Absicht des Mannes? Ich kann mich nicht erinnern, ihn jemals in einem Spiel gesehen zu haben und auch scheint er überrascht Chishiya zu sehen woraus ich schlussfolgere, dass sie sich im Borderland ebenfalls nicht begegnet sind. Dennoch muss Chishiya den fremden Mann kennen, ansonsten hätte dieser ihn nicht direkt beziffert und angesprochen.

Obwohl er mit seinen Fingern das Schlüsselarmband bestimmt und dennoch vorsichtig heroisch in seinen Fingern dreht glaube ich nicht, dass er die Frau umgebracht hat. Dafür ist sie zu schlau, so wie ich sie nach unseren Treffen einschätzen kann. Die überlebten Spiele die sie aufgezählt hat, sie wird sich nicht von einem arroganten Teilnehmer ausschalten lassen. Sayuuri hatte mir auch einen Tipp gegeben und mich selber entscheiden lassen, welchen Killer ich in meine Taktik einbauen möchte. Irgendwo da drin ist sie wohl und versucht nach meiner Wahl sicherlich einen anderen Weg ausfindig zu machen. Und trotzdem lässt sich der Mann aus dem Beach widerwillig in einen Schlagabtausch mit reinziehen.

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt