Kapitel 134 - Morpheus

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(Das letzte Spiel vor dem Finale muss doch langgelegen werden)

Der junge Mann blinzelt immer noch verwundert und nickt stumm. Natürlich hat er wir normalvernünftige Menschen angenommen, ich würde zu meinem Vorteil das Gespräch suchen, möglicherweise ihn hinters Licht führen und ihn manipulieren um zu gewinnen. Deshalb ist es wichtig ihn dazu zu bringen langsam zu verstehen, dass ich kein falsches Spiel mit ihm spiele. Das bedeutet nicht ich werde es ihm leicht machen zu gewinnen, zu gegebener Zeit werde ich alles daran setzen zu überleben, schließlich liegt es in der menschlichen Natur darum zu kämpfen.

„Du bringst mir die selben Vorteile wie ich dir, doch wir haben vorerst keine Nachteile", beruhige ich seine Zweifel. „Je früher du stirbst, desto mehr verschwendete Zeit habe ich in dich investiert."

„Ziemlich direkt", kräuselt er die Lippen und ich erwidere unbeirrt seinen Blick. Es war eine gewagte Formulierung, doch zeigt sie deutlich meine Offenheit und könnte sein Vertrauen gewinnen. Falls er stirbt, bringt es mir viele Nachteile. Wenn ich ihn am Leben halte, habe ich selbst bessere Chancen. „Moku, so nennen mich meine Freunde."

„Sayuuri."

Ich verstehe seine Hemmungen ein Gespräch anzufangen, auch mich macht es nervös weshalb wir vorerst mit Schweigen nebeneinander verharren. Ich senke meinen Blick und streiche behutsam mit meinem Zeigefinger über das Wasser im Schwimmbecken, um meine Neugierde zu befriedigen und die Temperatur herauszufinden. Ich vermute es sind höchstens sieben Grad, perfekt um wach zu werden und die Müdigkeit vorerst abzuschütteln. Ich sollte dieses Hilfsmittel jedoch zu einem geeignetem Zeitpunkt verwenden: Gleich am Anfang zu schwimmen könnte bezwecken, dass die Wirksamkeit der Kälte später nicht den selben Effekt hat wenn ich sie benötige. Doch ich kann es auch nicht ewig aufschieben, denn wenn die körperlichen Ausprägungen des Schlafentzuges schlimmer werden, wird die Kälte den Körper erschöpfen und müde machen.

"Wenn wir nicht miteinander kommunizieren, bringt dieses Bündnis nichts", sage ich nach einer viertel Stunde. Die ganze Zeit über habe ich lautlos und geduldig neben ihm gesessen, um ihn das anfängliche Thema wählen zu lassen. Er jedoch trommelt seit einigen Minuten mit seinen Fingern unruhig auf dem Knie, was ich bis zu diesem Zeitpunkt unkommentiert gelassen habe. „Wir können uns so ziemlich über alles unterhalten, die beiden dahinten reden seit Beginn und man versteht nicht was sie sagen. Alle Teilnehmer haben sich ungefähr in gleichem Abstand verteilt, was bedeutet sie werden auch nur sehen dass wir reden, aber hören nicht unsere Worte."

„Ich verstehe es immer noch nicht ganz. Wieso sollte ich ehrlich über mich selbst etwas erzählen, wenn es auf mich zurückfallen könnte und was lässt mich glauben, dass du das dir nicht alles was du sagst ausdenkst?"

„Nur einer von uns kommt hier lebend raus", antworte ich und spitze leicht trübsinnig die Lippen, „Wenn ich unehrlich bin stirbt die Wahrheit mit mir und ebenso wird es dir ergehen. Und ist es nicht eine schöne Idee, wenn man vollkommen ehrlich sein kann, wenn man das Spiel am Ende verliert?"

„So habe ich das noch nicht betrachtet", schluckt er schwer und senkt den Blick auf die weißblauen Fliesen. Ein müdes lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ich tue es ihm gleich. Einmal vollkommen aufrichtig im Borderland zu sein. Ich denke es ist das erste Spiel, in dem man sich nicht mit der Wahrheit zurückhalten muss. Ich war immer vorsichtig was ich meinen Mitmenschen mitgeteilt habe, selbst meinen engsten Vertrauten. Aber in diesem Spiel kann nur einer überleben:

Wenn ich Tod bin, kann er diese Informationen nicht mehr gegen mich verwenden, also brauche ich mich nicht zurückzuhalten. Und falls ich überlebe, stirbt das Gesagte zusammen mit Moku. Entweder ich kann mit einer reinen Seele sterben alles gesagt zu haben, oder ich lebe und hatte die Chance mich wirklich auszusprechen.

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt