Arisus Sicht
Panisch versuche ich meinen Atemrhythmus zu verlangsamen und blinzele den schleierhaften Filter meiner Augen hinweg. Ich spüre das pulsierende Pochen meiner Armvenen und obwohl ich angstverzogen tiefe Atemzüge nehme, habe ich das Gefühl keine Luft zu bekommen. Die Aussichtstürme bieten die Chance einer Einschätzung der Arena, aber wenn man entdeckt wird bezahlt man mit seinem Leben. Meine Gedanken schweifen ab und wiegen die Vor- und Nachteile ab, denn diese Hochpunkte des Spielfeldes sind zu verlockend.
Immer noch unentschlossen bewegen sich meine Füße in die Richtung des Turmes. Ohne einen Überblick den ich mir einprägen kann, laufe ich Gefahr einem der Jäger zu begegnen oder mich in einer Verfolgungsjagt zu verirren. In dem Tik-Tak-Toe Spiel hat meine räumliche Wahrnehmung es leichter gemacht, das Spiel zu durchschauen. Wenn ich mich unbemerkt hochschleichen kann riskiere ich angeschossen zu werden, aber dafür erhalte ich eine logische Kenntnis über die Begebenheiten der Lagerhalle.
Ich trete mit leisen Schritten um die letzte Ecke zwischen mir und dem Aussichtsturm, versteife jedoch durch den Anblick. Die normalerweise frei zugänglichen Wege zur nächsten Ebene wurden versperrt, die Aussichtsplattform ist nur zu erreichen über einen anstrengenden und beschwerlichen Kletterweg. Verärgert knurrend nähere ich mich einer Kletterstande für Klimmzüge und schwinge mich hoch. Der tote Teilnehmer muss ein Kletterer wie Usagi gewesen sein, sportlich fit und einem körperlichen Spiel gewachsen.
Die erste Schweißperle bahnt sich ihren Weg über meine Stirn, als ich mich die Hälfte des Umweges hochgehangelt habe. Der Aussichtsturm schien eine einfache Einladung zu sein, doch ohne Fleiß kommt man nicht hier hoch. Das Spiel allgemein ist körperlich veranlagt, weshalb ist es dann als Diamantspiel qualifiziert?
Mühsam ziehe ich mich den letzten Holzbalken hoch und bleibe auf dem Rücken liegen. Zum einen um für den offensichtlichen Beobachter durchzuschnaufen, zum anderen um vor dem Schützen unentdeckt zu bleiben. Erst als mein Herzschlag sich beruhigt hat, richte ich mich auf und verstecke mich hinter einer der Holzleisten. Die Arena ist weiträumig und groß, ich glaube einen der Jäger entdeckt zu haben, aber ich wage keinen weiteren Blick um wohlmöglich entdeckt zu werden.
Ich versuche mir die kurzfristig eingeprägten Eindrücke vor Augen zu führen und die Strukturen der Arena in meinem Kopf zu analysieren. Die gezogenen schwarzen Wände bilden kein Labyrinth wie vermutet, dennoch gibt es Sackgassen die bei Verfolgung der Jäger gefährlich werden könnten. Die Zahl ist überschaubar, ich kann sie an beiden Händen abzählen. Doch um mir wirklich sicher zu sein, muss ich einen weiteren Blick riskieren.
„Frischling", lacht eine Stimme während ich erschrocken zurückweiche. Meine Augen legen sich aufgeregt auf die Gestalt, welche sich in dem Raum nähert und ich brauche einen Moment, um sie als Gefahr auszuschließen. Sayuuri. Vorsichtig nähert sie sich in der Hocke und erstaunt zögere ich. Ich habe sie nicht hochklettern gehört, sie scheint auch keinerlei Anzeichen der Anstrengung zu zeigen. „Entspann dich, wir werden hier nicht abgeschossen wie der andere Teilnehmer."
"Woher weißt du das?", frage ich verblüfft, während sie zu mir in der Hocke kriecht. Mit großen Augen beobachte ich jeden ihrer Schritte und Bewegungen.
„Achte auf die Aerna", weißt sie mich an. "Was kannst du erkennen?"
Zaghaft betrachte ich meine Mitspielerin und zögere. Sollte ich ihren Worten leichtfertig vertrauen? Sie muss nicht einmal aus böser Absicht handeln, möglicherweise irrt sie sich nur und dadurch komme ich in Gefahr. Ich schlucke einen Kloß hinunter, doch ihre relativ lockere Haltung beruhigt mich ein wenig. Ich muss unter Umständen sowieso einen Blick wagen, also drehe ich mich wieder zu dem Aussichtsfenster und ziehe mich leicht hoch, um vorsichtig über den Holzbalken zu schauen. Wachsam mustere ich unsere Umgebung und muss gestehen, dass die Plattform eine wirklich einzigartige Sicht auf die Arena freigibt:
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Alice in Borderland
FanfictionArakida Sayuuri wacht in Tokyo auf und kann keine Menschenseele entdecken. Sie begreift schnell die Spielregeln des Borderlands und schlägt sich immer gerade so durch, bis sie zum "Beach" gelangt. Und da scheinen ihre Probleme erst richtig los zu ge...