Ich vergrabe mein Gesicht in dem Kissen und merke, wie ich langsam wach werde. Ich habe die ganze Nacht durchgeschlafen und bin kein einziges Mal aus dem Schlaf aufgeschreckt oder schweißgebadet aufgewacht. Ich höre draußen die Vögel zwitschern und die Sonne strahl mir direkt ins Gesicht, weshalb ich genervt in das Kissen fluche.
"Solche Worte noch bevor du richtig wach bist?", sagt eine Stimme direkt an meinem Ohr und es breitet sich direkt eine Gänsehaut auf meinem Rücken aus. Ich öffne müde meine Augen und stelle fest, dass ich mein Gesicht in keinem Kissen vergraben habe, sondern an der Schulter des Mannes neben mir.
"Ich dachte du wärst mein Kissen", sage ich entschuldigend und lege meinen Kopf auf seinen eigentlichen Platz. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und ziehe die warme Decke zu mir, um mich noch ein letztes Mal einzukuscheln.
"Der Gedanke kam mir auch vor einer Stunde", sagt Chishiya leicht grinsend mit hochgezogenen Augenbrauen und verschränkt seine Arme hinter dem Kopf.
"Du bist schon seit einer Stunde wach? Du hättest mich einfach wecken können"
Bei dem Gedanken, dass ich ihn seit einer Stunde als Kopfkissen benutze werde ich ein wenig verlegen. Ich wollte ihm nicht auf die Pelle rücken, ich hoffe das weiß er auch.
"Nein. Du hast so ruhig geschlafen, das wollte ich nicht kaputt machen"
Oh, das habe ich nicht erwartet. Er sieht noch eine Weile an die Decke, doch als ich nichts dazu erwidere, dreht er seinen Kopf zur Seite und sieht mich mit seinem typischen Blick an. Für einen Moment schaue ich überrascht zu ihm, bevor ich ein Lächeln nicht mehr zurückhalten kann und zur Decke sehe.
"Du hattest recht, dein Bett ist tausendmal bequemer als meins", lache ich und drehe mich auf den Bauch und schließe wieder die Augen, um es zu verdeutlichen.
"Natürlich hatte ich recht", sagt er selbstverständlich und als ich meine Augen wieder öffne sehe ich, wie er zufrieden lächelnd nach oben schaut.
"Natürlich", betone ich spaßeshalber nochmal und verdrehe gespielt die Augen. Chishiya schnauft lachend und ich bemerke, dass sein Blick auf die Uhr neben sich geht. Er setzt sich auf und kratzt sich kurz am Hinterkopf, bevor er einmal tief durchatmet und zu mir sieht.
"Kuina wartet bestimmt schon, wir wollten etwas besprechen. Wenn du willst kannst du hier noch duschen, es gibt warmes Wasser"
"Du hast warmes Wasser?", bemerke ich und setze mich auch auf. Er sieht mich belustigt an und nickt nur mit einem breiten Grinsen.
"Führungsrege, schon vergessen"
"Und das sagst du mir erst jetzt", lache ich und trotz der Schmerzen haue ich ihn mit meinem Kissen. Er fängt es nur lachend ab und steht auf, während ich die Decke zurückschlage, denn sonst würde ich sobald er den Raum verlässt wieder einschlafen. Als ich aufschaue trifft mich etwas weiches in meinem Gesicht und fällt in meinen Schoß. Ich schaue von dem Kissen zu Chishiya, welcher mich nur angrinst und kann nicht anders als zu lachen. Er nickt mir nochmal zu, womit er sich verabschiedet und sein Zimmer verlässt.
Ich schüttele nur lächelnd den Kopf und lege das Kissen auf die Seite. Ich klettere aus dem großen Bett und gehe in das Bad links neben dem Bett, wobei ich kurz in der Tür stehen bleibe. Das Bad ist ungefähr drei Mal so groß wie das in meinem Zimmer, was mir als Frau ganz schön unfair vorkommt. Ich schließe hinter mir die Badezimmertür, drehe den Wasserhahn auf und tatsächlich kommt warmes Wasser von oben herunter.
Ich springe schnell unter die Dusche und kann es nicht glauben. Seit ich hier im Borderland bin ist es die erste Dusche mit warmen Wasser. Sonst habe ich immer gewartet, bis es draußen um die dreißig Grad waren und habe schnell eine kalte Dusche genommen. Meine Muskeln entspannen sich sofort und die Dämpfe lindern für einen Moment das Kratzen in meinem Hals. Nach geschlagenen zwanzig Minuten stelle ich das Wasser ab und ziehe wieder meine Kleidung an. Ich schnappe mir mein weißes Shirt neben dem Bett und meinen schwarzen Flummi auf dem Nachttisch, bevor ich das Zimmer verlasse und hinter mir die Tür zuziehe.
Ich laufe zu meinem Zimmer und als ich eintrete, entdecke ich jemanden auf meinem Bett. Ich lege das Shirt und den Ball ab, bevor ich in das besorgte Gesicht von Izumi sehe.
"Sayuuri da bist du ja! Ich warte hier bestimmt schon zwei Stunden"
Sie läuft zu mir und umarmt mich vorsichtig was mir zeigt, dass sie weiß was gestern bei dem Spiel geschehen ist. Ich erwidere ihre Umarmung und als wir uns lösen laufe ich zu dem Kleiderschrank, während sie sich wieder auf mein Bett setzt. Ich krame einen roten Bikini aus meinem Schrank und gehe in das Badezimmer, um mich umzuziehen. Ich lasse die Tür jedoch auf, um mit Izumi zu reden.
"Seit zwei Stunden? Ich hätte dich spätestens heute Nachmittag gesucht, dass weißt du doch"
"Ja aber ich wollte dich gleich sehen nachdem was ich gehört habe. Wo warst du?", fragt sie und ich kann vor meinem inneren Auge sehen, wie sie die Augenbrauen runzelt und einen kleinen Schmollmund zieht. Ich weiß nicht warum, aber bei ihrer Frage beginnen meine Wangen gleich zu glühen und als ich es merke, verziehe ich meinen Mund verärgert darüber. Wenn ich Izumi jetzt sage, dass ich woanders übernachtet habe, will sie auch wissen wo genau. Also beschließe ich gleich zum Punkt zu kommen.
"Ich habe bei Chishiya geschlafen", sage ich, während ich wieder aus dem Bad laufe und mich im Schrankspiegel betrachte. Meine Bauchseite und mein Oberkörper sehen schlimm aus. Meine blauen Flecken von dem Autoaufprall sind mittlerweile grün, doch an der Stelle der verstauchten Rippen ist es rot und ein wenig angeschwollen. Vermutlich färbt es sich in den nächsten Tagen blaulila. Ich fahre vorsichtig über die dick gewordene Stelle und zucke unmerklich zusammen. Ich sehe im Spiegel, wie Izumi geschockt auf die selbige Stelle schaut, also greife ich mir schnell wieder das schwarze Shirt aus dem Badezimmer und ziehe es über den Bikini.
Ich setze mich neben Izumi auf das Bett und lege meinen Arm um sie, damit ich sie noch einmal drücken kann. Es scheint zu wirken, denn der besorgte Blick verschwindet hinter einem ehrlichen lächeln.
"Stimmt es, dass er dich wiederbelebt hat. Also du weißt schon, Mund zu..."
"Weiß nicht" , unterbreche ich sie sofort, "Wenn du es wissen willst solltest du Yuudai fragen, ich war währenddessen tot"
Ich wundere mich, wie leicht mir diese Worte von den Lippen gehen. Das Ertrinken war schrecklich, keine Luft mehr zu bekommen und obwohl man versucht aufzutauchen, schafft man es nicht und wird nur weiter runter gedrückt. Aber der Moment danach war im Gegensatz irgendwie befreiend. Mein Körper hat sich nicht mehr gewehrt, der Druck in meiner Brust ist verschwunden und das Wasser hat meine Lungen gefüllt. Für eine Sekunde, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, war ich klar und bekam alles mit. Und dann wurde alles schwarz, keine Schmerzen mehr und auch keine wild umherfliegende Gedanken.
"Ich weiß nicht wie es dir geht, aber ich könnte ein paar Drinks vertragen", sagt ich mit einem verschwörerischen Blick und sie erwidert ihn grinsend. Sobald sie nickt, tausche ich das schwarze Shirt gegen das Kleid in meinem Schrank und zusammen steuern wir die Poolanlage an.
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Alice in Borderland
FanficArakida Sayuuri wacht in Tokyo auf und kann keine Menschenseele entdecken. Sie begreift schnell die Spielregeln des Borderlands und schlägt sich immer gerade so durch, bis sie zum "Beach" gelangt. Und da scheinen ihre Probleme erst richtig los zu ge...