Kapitel 11 - College Geheimzimmer Party

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Die ganze Nacht habe ich kein einziges Auge zubekommen. Das ist wohl der Grund, weshalb ich den halben Tag verschlafen habe. Izumi hat vor ungefähr zehn Minuten an meine Zimmertür geklopft und mich aufgeweckt, weil wir gleich zu den Spielen aufbrechen und die meisten sich schon in der Eingangshalle versammelt haben. Ich versuche mich zu beeilen und mich so schnell wie möglich fertig zu machen. Ich entscheide mich für die kurze Sporthose von Nike und ein weißes Shirt, welches ich am Bauch zusammenbinde. Es bleibt keine Zeit zu duschen, also binde ich meine Haare zu einem einfachen hohen Zopf zusammen. Ich nehme mir noch schnell den pinken Gummiball mit und laufe dann zur Lobby. Der Hutmacher hält gerade eine Rede und als Ann mich kommen sieht, reicht sie mir einen Zettel mit einer Nummer darauf.

Ungefähr hundert Leute stehen da und hören dem Hutmacher genau zu. Ich stelle mich zu Izumi und lächele ihr noch einmal dankend zu. Sie nickt nur und schaut wieder nach oben. Ich lasse meinen Ball wieder auf den Boden hüpfen, um mich wieder ein wenig zu beruhigen. Ich denke mittlerweile die meisten hier haben etwas, um sich vor den Spielen abzulenken, nur auf ihre ganz eigene Art und Weise. Ich hätte es nicht geglaubt, aber dieser kleine Ball aus einer fremden Wohnung scheint mich ein wenig auf diese tödlichen Spiele vorzubereiten.

"Also geht und spielt!", höre ich die Schlussworte des Hutmachers und wie auf Kommando setzen sich alle in Bewegung. Sie rennen schon fast auf den Eingang zu und zu den ihr zugeteilten Autos. Izumi verabschiedet sich mit einem stummen Blick, während ich im Gegensatz zu ihr stehenbleibe und nochmal auf meine Zettel schaue.

"Mhm, Viel Glück"

Ich drehe mich um und entdecke hinter mir Chishiya. Er hat wie immer seine Hände in den Taschen seiner weißen Weste und sieht mich mit seinem üblichen Blick an. Er nickt nur leicht und dreht sich um, um gelassen nach draußen zu laufen. Im ersten Moment möchte ich ihm das selbe zurückrufen, aber ich kann mir irgendwie vorstellen dass er es gar nicht braucht und darüber lachen würde. Niragi kommt von der Empore herunter mit seinem Gewehr über der Schulter.

"Dann wollen wir mal", sagt er und beugt sich im vorbeilaufen ein wenig zu mir herunter. Ich folge ihm mit ein wenig Abstand und verdrehe nur die Augen. Ich weiß nicht, aber in den letzten zwei Tagen weiß ich nicht, ob ich Angst vor ihm haben sollte oder mir bei dem Gedanken an ihm übel wird. Er steuert auf einen Wagen zu und ich bin froh, dass noch jemand dort wartet. Plötzlich streckt Niragi den Arm aus und ich muss unweigerlich stehen bleiben.

"Nimm das, zur Sicherheit"

Er hält mir eines der Messer aus meiner Sporttasche hin, die Ann konfisziert hat. Ich nehme es zögerlich entgegen und er steig auf den Fahrersitz. Ich klemme mir das Messer wieder hinter den Rücken und steige hinten ein. Niragi startet den Wagen und der Beifahrer stellt sich vor als Yuudai. Im Gegensatz zu Niragi, welcher starr auf die Straße schaut, ist Yuudai ziemlich locker und redet ununterbrochen. Er erzählt, dass er schon seit drei Wochen im Beach ist und das er vor alle dem immer noch bei seinen Eltern gewohnt hat. Er hatte gerade seinen neuen Job angefangen in der IT-Branche oder so.  Er ist eigentlich ganz nett, vor allem macht er die ganze Fahrt über Witze. Er verarbeitet das alles mit Humor, was völlig in Ordnung ist. Im Gegensatz zu den meisten im Hotel ist er nüchtern und beschwert sich nur darüber, dass es kein richtiges Fleisch zum Essen gibt.

"Was würde ich doch für ein gutes Steak tun. Wenn ich heute sterben würde wäre mein letztes Mahl eine Pampe aus Reis und Mehl"

Er lacht herzlich, aber darin erkenne ich, dass er sich sorgen macht. Ich habe die ganze Autofahrt vermutet, dass er das alles hier zu locker nimmt. Es hätte eine Gefahr für das Spiel dargestellt. Ein unaufmerksamer Moment, und wir alle würden darunter leiden.

"Wir sind da", sagt Niragi und parkt den Wagen neben einem alten, heruntergekommenen Haus. Es sieht aus, als würde es jeden Moment in sich zusammenfallen. Die Außenwand ist abgeblättert und irgendetwas hängt über dem Eingang, aber es ist nicht erkennbar durch Brandspuren. Wir steigen aus dem Wagen und auch Yuudai sagt kein Wort mehr. Wir laufen zum Eingang und sobald wir die Tür durchqueren, höre ich dieses kaum zuerkennende Geräusch, was bedeutet, dass wir die Lichtschranke passiert haben. Jetzt gibt es kein zurück mehr.

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt