Kapitel 121 - Stimmungsschwankungen

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Binnen einer Sekunde nachdem ich die Tür des Konferenzsaals hinter mir schließe, meldet sich mein Magen mit einer Arie von Knurrgeräuschen. Genervt stöhne ich und verdrehe meine Augen, bis ich einen Blick von der Seite spüre und zu dem Gorilla neben mir sehe. Die Männer vom Militärtrupp, welche die Tür bewachen habe ich für einen Moment wirklich vergessen. Der Linke von beiden sieht mit einem seltsamen Blick zu mir herunter und zieht eine Augenbraue hoch. Hat er etwa noch nie gesehen, wie ein menschliches weibliches Wesen Hunger hat?

"Was?", bemühe ich ihn nicht scharf anzufahren und sehe zu ihm mit einem leicht arroganten Ausdruck, den ich von einem gewissen jemand gelernt habe. Hochgezogene Augenbrauen, das selbstgefällige Grinsen und das leichte Nicken. Der Mann kommt bedrohlich einen Schritt auf mich zu, als sich die Doppeltür zum Konferenzsaal öffnet und ein seufzender Niragi herausstolziert. Einen Moment lässt er seinen Blick über die Szene streifen, bis er dem mir fremden Mann einen funkelnden Blick zuwirft und die Augen gelangweilt verdreht.

"Schon wieder?", wendet er sich an mich und ich zucke nur mit den Schultern. Ich möchte schon etwas bissig erwidern, als er eine Hand an meinen Rücken legt und mich bestimmt zum Anfang der Haupttreppe in Richtung Eingangshalle des Hotels schiebt.

"Hey, ich habe nicht angefangen. Kann ich etwas dafür, dass die beiden mich komisch ansehen nur weil mein Bauch knurrt?"

"Lass es über dich ergehen und dich nicht erschießen", sagt er trocken und ich stemme mich gegen seine Kraft, sodass wir stehenbleiben.

"Dein Ernst? Ich kam gerade von der Führungsrege, wenn sie mich erschossen hätten, wären sie in Schwierigkeiten", führe ich an, da ich denke nicht einmal diese Gorillas haben so wenig Verstand.

"Und du denkst diese Typen denken daran?", sagt er bedrohlich leise und beugt sich leicht zu mir herunter, wobei er mir mit seinem Gesicht schon fast zu nahe kommt. Seltsam, früher wäre ich sofort zurückgewichen wie nach unserem ersten gemeinsamen Spiel. Doch in diesem Augenblick bleibe ich stur stehen und versuche den Drang zu widerstehen meine Augen zu verrollen. Er liegt schon richtig, der Militärtrupp interessiert sich nicht dafür wen sie erschießen. Aber ich werde ganz sicher nicht laut zugeben, dass Niragi recht hat.

Genervt atmet er laut aus und verdreht seine Augen, als er endlich wieder genug Abstand zu mir aufbaut. Er fährt sich kurz über seine Haare bevor er kurz schnaubend lacht. Mit einem Schwung nimmt er sein Gewehr von der Schulter und hält mir den Lauf unter meine Kinnpartie. Für den ersten Moment bin ich zu überrascht um irgendeine Reaktion zu zeigen. Mein Herzschlag beschleunigt sich um das dreifache und ich sehe ihn nur mit großen Augen an.

"Du wolltest mich schon so viele Male erschießen und du verschwendest es für so eine Situation?", sage ich kleinlaut als ich meine Sprache wiederfinde. Zugegeben das mörderische Funkeln in seinen Augen gemischt mit dem belustigten Grinsen macht mir Angst, dennoch halte ich seinem Blick stand. Wie sarkastisch muss das Schicksal sein, wenn ich die ganzen Spiele überlebt habe und jetzt hier sterben werde.

Niragi beugt sich wieder ein wenig zu mir runter und scheint jede meiner Gesichtszüge zu genießen, bevor sein Grinsen verschwindet und er sich mit seiner Zuge über die Lippen leckt.

"Ich werde dich nicht erschießen, aber einige hier haben nicht eine gleichende Impulskontrolle wie ich", sagt er und nimmt lachend das Gewehr weg. Ich erlaube mir erst erleichtert aufzuatmen, als er die Waffe wieder schultert und einen Schritt zurücktritt. Ich soll also darauf hoffen, dass die Militärgorillas mit den Gewehren die selbe Impulskontrolle wie Niragi haben? Das Hotel geht langsam wirklich vor die Hunde.

"Hey jetzt entspann dich mal wieder kleiner Giftzwerg", sagt Niragi gelangweilt und will schon gehen, als er sich genervt umdreht und mich kurz mustert, "Verflucht komm mit"

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt