Wir warten schon eine Weile und während ich nervös mit meinem Ball spiele, lehnt sich Chishiya tiefenentspannt an die geflieste Wand. Ich sehe auf die Gänge zum einen um nach dem gruseligen Mann Ausschau zu halten, zum anderen um auf Niragi und den anderen Mann vom Militärtrupp zu warten. Ich spüre Chishiyas Blick und wie er mich beobachtet, weshalb ich ihn fragend ansehe und irgendwann zu einem Metalltisch am anderen Ende des Raumes laufe um mir die Geräte darauf anzusehen.
"Du wirkst heute nervöser als sonst", bemerkt er trocken und ich bin froh, dass ich mit dem Rücken zu ihm stehe. Mein Gesicht läuft nämlich genauso rot an und erstarrt wie gestern. Ich nehme mir Skalpell und versuche es interessiert zu betrachten.
"Hab ich gar nicht mitbekommen", schwindele ich. Ich lege das Skalpell wieder ab, da ich mich komisch dabei fühle es zu betrachten, während wir indirekt über die Situation von gestern reden. Ich nehme ein komisches Gerät von dem Tisch und sehe verwirrt zu Chishiya. "Was macht ein Eispickel hier?"
"Schätze für eine Lobotomie"
Ich lasse das Werkzeug angeekelt auf den Tisch fallen und mein Blick scheint Chishiya zu amüsieren. Aus diesem Blickwinkel scheinen die Geräte nicht mehr so interessant und der Ort wirkt um einiges grusliger. Ich fühle mich plötzlich irgendwie verängstigt und lehne mich an die Wand neben Chishiya, sodass sich unsere Schultern berühren und verschränke die Arme vor der Brust. Er scheint zu merken, dass ich mich unwohl fühle und dass ich meinen Griff um den Arm einen Hauch lockere, an dem mich Katsu gepackt hat. Der Mann neben mir stößt sich von der Wand ab und stellt sich vor mich, während er meinen Arm nimmt. Ich schüttele nur den Kopf um zu zeigen, dass es nicht schlimm ist, doch er sieht mich nur streng an und zieht meinen Ärmel zurück. Während er immer noch meinen Arm hält erkenne ich rote Spuren. Na wunderbar, das gibt neue blaue Flecken!
Ich muss gar nicht aufsehen um mitzubekommen wie nahe wir uns gegenüberstehen, denn ich kann leicht seinen Atem spüren. Als ich meinen Blick weiter nach unten halte und ihm nicht in die Augen sehe, lässt er los und macht einen Schritt zurück. Doch ich drehe meinen Arm, den er eben loslassen wollte und nehme sanft seinen Arm. Meine Gedanken wirbeln wild herum als ich unsere Hände ansehe und werde kurz abgelenkt, als er seine Hand wieder an die selbe Stelle auf meiner Haut legt. Ich versuche mich zu konzentrieren und ziehe wie in Trance seinen Ärmel leicht nach hinten, wie er eben meinen. Ich spüre wie sein Blick auf mir haftet, doch ich bekomme einen Gedanken einfach nicht aus meinem Kopf.
"Könnte man mit den Geräten hier die Zähne schleifen und Finger verlängern, oder zumindest die Nägel abhärten?"
Ich betrachte noch einen Moment seinen Arm und sehe ihm dann direkt in die Augen, denke aber unterbewusst gar nicht daran ihn loszulassen. Er sieht in der ersten Sekunde überrascht aus, doch er bemerkt meinen wilden Blick und weiß sofort, dass die Räder in meinem Kopf sich zu drehen beginnen.
"Schon möglich", sagt er und sieht mich neugierig an.
"Sah der Mann auf dem Gang dir nicht auch irgendwie bekannt aus?"
Er schüttelt nur verneinend den Kopf und ich suche in meinem Kopf nach der Antwort die ich suche. Ich weiß genau, dass es mir auf der Zunge liegt aber einfach nicht einfallen will. Ich beiße mir verärgert auf die Unterlippe und senke meinen Blick um einen klaren Kopf zu bekommen. Ich beginne leise zu fluchen und schlage meinen Hinterkopf leicht an die Fliesenwand hinter mir. Ich schließe die Augen und bemerke, wie ich den Puls von Chishiyas Arm fühlen kann. Es beruhigt mich ungemein und dann fällt es mir plötzlich ein. Ich öffne meine Augen und schaue wieder direkt in seine dunklen Augen.
"Sie haben ihnen die Köpfe rasiert", stelle ich fest und fasse langsam einen klaren Gedanken, "Sie sehen aus wie Wendigo's"
"Wendigo's, meinst du die Psychose?"
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Alice in Borderland
FanfictionArakida Sayuuri wacht in Tokyo auf und kann keine Menschenseele entdecken. Sie begreift schnell die Spielregeln des Borderlands und schlägt sich immer gerade so durch, bis sie zum "Beach" gelangt. Und da scheinen ihre Probleme erst richtig los zu ge...