Die letzte Aufgabe: Ihr müsst euren letzten verbliebenen Spieler im Eiswasser ertränken. Weigert ihr euch, sterbt ihr. Sobald die grüne Lampe aufleuchtet habt ihr zehn Minuten Zeit zu versuchen, sie noch zu retten.
Die nächste Minute läuft ab wie in Zeitlupe. Mein Blick ist starr auf die Wanne gerichtet und mein Herz rast wie wild. Ich bekomme alles nur schleierhaft mit und meine Gedanken setzen einen Moment aus. Dann fällt mein Blick auf die andere Frau. Sie wird panisch und versucht wegzulaufen, doch ihre Teamkameraden halten sie fest und zerren sie auf die Wanne zu. Selbst wenn ich es schaffe wegzulaufen, würden Yuudai und Chishiya deswegen sterben. Manchmal gibt es einfach keinen Ausweg. Ich streiche mir zittrig meine Haare hinter die Ohren, bevor ich Yuudai mein Handy in die Hand drücke. Geschockt sieht er mich an, doch ich nicke nur uns sehe zu Chishiya.
Seine Augen sind kühl und ich kann keine einzige Emotion erkennen. Trotzdem laufe ich einen Schritt auf ihn zu, nachdem ich beobachte, wie die andere Gruppe ihre Spielerin unsanft in die metallene Wanne schmeißt.
Ich drücke ihm dem schwarzen Gummiball in die Hand und glaube zu erkennen, dass er für den Bruchteil einer Sekunde besorgt aussieht. Doch dann wird sein Blick wieder eisern und er nickt.
Ich drehe mich zu der Wanne um und halte mich am Rand fest, bevor ich mit einem Fuß in die hineinsteige. Sofort fängt mein ganzes Bein unter der Kälte an zu brennen und ich unterdrücke einen Schrei, als ich auch mein anderes Bein in das Wasser stelle. Trotz dass das Wasser eiskalt ist, fühlt es sich eher an als würde meine Haut in Flammen stehen. Langsam setze ich mich hin und umschlinge mit meinen Armen meine Knie, auch wenn ich weiß, dass es nichts nützt.
Yuudai scheint meine Entscheidung zu akzeptieren und sich wieder zu fangen. Er legt mir sanft eine Hand auf meine Schulter und ich sehe zu der anderen Frau. Sie schreit und versucht sich mit aller Kraft gegen die anderen zu wehren, was ich auch irgendwie nachvollziehen kann. Sie versuchen sie immer wieder unter Wasser zu drücken, doch da sie sich an die Oberfläche kämpft wirkt es wie eine Ewigkeit.
Plötzlich legt sich eine zweite Hand auf meinen anderen Oberarm und mit bebenden Lippen drehe ich mich zu dem Mann mit den weißblonden Haaren.
"Versuch vorher keine Luft zu holen, dann geht es schneller"
"Hol mich ja wieder zurück", flüstere ich fast und meine Stimme bricht ab. Er versucht mich aufmunternd anzulächeln und nickt mir zu.
Dann strecke ich mich in der Wanne aus und lege mich hin, sodass nur noch mein Gesicht über Wasser ist. Ich versuche mich zusammen zu reißen und nicht zu weinen. Ich sehe nach oben an die Decke und versuche meinen zittrigen Atem unter Kontrolle zu bringen und meine Gedanken abzulenken.
Sobald in unter Wasser tauche, drücken mich die beiden leicht nach unten. Doch Chishiyas Rat habe ich nicht befolgt. Ich konnte mich aus Angst nicht dazu überwinden, ohne einen tiefen Atemzug unterzutauchen. Die Kälte greift nun jede Faser meines Körpers an und ich balle meine Hände zu Fäusten. Ich höre auf meine Beine zu fühlen, als mir die Luft ausgeht. Mein Brustkorb zieht sich immer enger zusammen und ich kann nicht gegen das Gefühl ankämpfen, wieder aufzutauchen. Die beiden Männer scheinen verstanden zu haben und drücken mich stärker nach unten. Panisch strecke ich meine Arme aus dem Wasser. Mit der einen greife ich den Wannenrand und versuche Yuudai's Arm wegzuschlagen. Mit dem anderen kralle ich mich in Chishiyas Ärmel. Durch die hektischen Bewegungen steigen immer mehr Luftblasen nach oben und mein Hals schmerzt. Ich versuche zu schreien, doch als ich den Mund öffne dringt eiskaltes Wasser in meine Lungen und ich zucke unkontrolliert. Mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Moment platzen und schmerzverzerrt drücke ich meine Augen zusammen.
Langsam wird mir schwarz vor Augen und das Zucken lässt nach. Ich habe keine Kraft mehr, mit meinen Armen um mich zu schlagen und sie sinken schlaff zurück in das Wasser. Mein Körper scheint aufgehört haben sich zu wehren, doch ich bin noch nicht bewusstlos. Während das Wasser sich beruhigt und zur Ruhe kommt, bahnen sich die letzten Luftblasen ihren Weg aus meiner Lunge. Bevor meine Augen sich wieder schließen, kann ich noch für einen Moment Yuudai's trauriges Gesicht erkennen, und Chishiyas blonde Strähnen.
Dann umschließt mich Dunkelheit.
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Alice in Borderland
FanfictionArakida Sayuuri wacht in Tokyo auf und kann keine Menschenseele entdecken. Sie begreift schnell die Spielregeln des Borderlands und schlägt sich immer gerade so durch, bis sie zum "Beach" gelangt. Und da scheinen ihre Probleme erst richtig los zu ge...