Kapitel 2 - Nadel im Heuhaufen

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Spiel: Nadel im Heuhaufen. Schwierigkeitsgrad: Kreuz 6. Teilnehmeranzahl: 8. 

Regeln: Findet das falsche Buch, es ist versteckt und ausgehöhlt. In ihm befindet sich ein Schalter. Einige Rätzel könnten euch schneller an das Ziel bringen. Ihr habt 30 Minuten Zeit, ist die Zeit abgelaufen dann sterbt ihr. Alle sechs Minuten stirbt die Person, die dem Buch am weitesten entfernt ist. Viel Glück.

Mehr sagte die Stimme nicht mehr. Die Eingangstür öffnet sich und wir gehen alle schnell hinein. Ich wische mir unauffällig die Tränen aus den Augen und folge den sieben Menschen. In dreißig Minuten werden wir sterben, wenn wir das besagte Buch nicht finden. Ein Buch in einer Bibliothek!

"Das wird nicht einfach, aber das Kreuz bedeutet, dass es eine Mannschaftsaufgabe ist", erklärt der Mann weiter und wir laufen alle in die Mitte der Halle und schauen nach oben. Die Bibliothek ist drei Stockwerke hoch und es müssen bestimmt eine Milliarde Bücher hier rumliegen. 

"Es sind vier Stockwerke, ich würde sagen wir Teilen uns auf und durchsuchen alle gleichzeitig"

"Ich würde sagen wir fangen oben an, wieso sollten sie das Buch im ersten Stock verstecken"

Sie reden wild durcheinander und es entstehen verschiedene Missionen. Der Mann, der mir alles erklärt hat fängt an laut zu Lachen und alle schauen ihn verwundert an. 

"Viel Glück ein oder zwei Personen zu finden, die das erste Stockwerk absuchen wollen"

"Dann sagt einfach jeder ein Stockwerk zwischen zwei und vier, wo er das Buch am ehesten vermutet und wir nehmen uns das erste Stockwerk am Ende vor", sagt die alte Frau und alle scheinen einigermaßen einverstanden zu sein. Ich habe mich in die Diskussionen nicht eingemischt, da ich immer noch versuche meine Gedanken beisammen zuhalten. Alle sagen eine Zahl und die Rechnung geht auf. Die alte Frau und der Anzugmann gehen in das vierte Stockwerk. Das Dritte übernehme ich zusammen mit dem großen Mädchen und einem der dürren Jungen, welcher ungefähr in meinem Alter ist. Der andere dünne Junge ist zusammen mit Satoru und dem anderen Mann im zweiten Stockwerk.

Wir fangen alle an, so schnell wie möglich jedes Buch abzusuchen. Die meisten haben schon Staub angelegt und ich muss leicht husten. Meine Arme fangen schon nach einer Zeit an weh zu tun, als mein Handy anfängt zu klingeln. 

Die ersten sechs Minuten sind abgelaufen

Ich höre einen Schrei und renne zum Gelände. Ich sehe auf der anderen Seite ein Stockwerk tiefer, wie der dürre Junge neben Satoru tot umfällt. Satoru schaut leicht erschrocken neben sich, nimmt seinen Hut ab und fährt sich erleichtert über den Kopf. Dieser Junge... er ist wirklich tot. Sein erschlaffter Körper liegt ohne jegliche Regung auf den kalten Fliesen, einfach so. Tot.

"Das bedeutet, dass das Buch im Dritten oder vierten Stock ist, kommt hoch!", ruft jemand über mir.

"Nein, es könnte genauso gut im ersten Stockwerk sein, aber im zweiten definitiv nicht", ruft der dünne Junge neben mir. Satoru und der andere Mann aus dem zweiten Stock gehen nach ganz unten und suchen weiter. Irgendein Schalter legt sich in meinem Kopf um und ich gehe die Aufgabenstellung noch einmal in meinem Kopf durch, dieses Mal jedoch atme ich gleichmäßig und versuche mich auf die derzeitige Situation einzustellen.

Ein Stockwerk erledigt, das könnten wir mit Glück schon schaffen. Ich lege ein Zahn zu und fange mittlerweile an zu zittern. Als das Klingeln meines Handys wieder ertönt, schließe ich die Augen und hoffe nur. Alle gehen in die Mitte, und schauen nach oben. Die alte Frau sackt zusammen und eine leichte Blutspur läuft über die Kante ihres Stockwerks. Plötzlich erscheint an der Decke eine Projektion.

"Schau die grimmigen Erinnyen"

"Was soll das bedeuten?"

Die Erinnyen. Irgendetwas klingelt bei mir. 

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt