Entspannt lächelnd fahre ich mit meinen Fingern behutsam über die weiße Haarsträhne und streiche sie aus seinem Gesicht. Ich genieße es Chishiya schlafend zu sehen wenn ich aufwache, und obwohl es fast immer das selbe Bild darbietet, schleicht sich ein sanftes Lächeln auf meine Lippen. Er schläft meistens auf dem Rücken liegend und hat seine Augen gen Decke geschlossen, sein Atem geht gleichmäßig und während sein Gesichtsausdruck meistens neutral wirkt, zucken seine Augenbrauen manchmal.
Nach der Hochzeitsfeier gestern kam ich nicht umhin, mich heimlich in sein Zimmer zu stehlen und hier zu übernachten. Chishiya hielt es für ein wenig klischeehaft, dennoch kenne ich kein Gefühl, welches sich derartig gut fühlt nur in seinem Shirt bekleidet neben ihm einzuschlafen. Grinsend lasse ich von meiner Musterung ab und drehe mich auf den Rücken. Heute Abend werde ich wieder spielen und das mit Mira, wie sie mir mitgeteilt hat.
Ich kann mich nicht daran erinnern oft mit ihr geredet zu haben, vermutlich war ich über ihre Worte gestern deshalb so verwundert. Nach meinem Pik 10 Spiel hat sie sich kurz darüber geäußert, wie interessant es doch wäre einem solchen Spiel beizuwohnen und das obwohl ich kaum fähig war mich auf meinem Sitzplatz zu halten. Ihre Bewegungen sind immer elegant und flüssig, in einem Pik-Spiel vor einem Jäger wegrennend kann ich die mir nicht vorstellen. Eindeutig schätze ich sie in der ersten Sekunde als eine Karo- oder Herzspielerin ein, gefährlich für einen Gegner und gut für einen Verbündeten. Aber meine Einschätzung kann auch falsch sein, ich hatte niemals mit ihr zu tun und Menschen in den Spielen zu unterschätzen bringt den Tod.
"Huh, an was denkst du denn?", reißt mich eine Stimme aus den Gedanken und erschrocken sehe ich zu Chishiya. Erstaunlich, seine regelmäßigen Atemzüge haben sich nicht geändert, wie kann er dann wach sein? Dennoch sieht er in diesem Augenblick mit einem frechen, kaum merklichen Grinsen zu mir und ich lache schnaufend aus.
"Seit wann genau bist du wach?", stelle ich ihm eine Gegenfrage und schüttele nur unmerklich den Kopf.
"Seit gerade eben erst, dennoch kann ich die Stirnfalten auf deinem nachdenklichen Gesicht erkennen", antwortet er und schließt seine Augen wieder, welche sich noch nicht an das Tageslicht gewöhnt zu haben scheinen. Überheblich und neunmalklug wie er diese Feststellung korrekt geäußert hat grinse ich frech. Ich schlage mein Bein auf die andere Seite und setze mich auf ihn, weswegen er seine Hände mit einem überraschten Gesichtsausdruck auf meine Hüfte legt. Wie ich es genieße, ihn zu provozieren und seine Gefühle versuchen lesen zu können. "Was, fängt der Morgen so gut an?"
Zugegeben überrascht von dieser Bemerkung kichere ich leise und lege meine Hände auf seine Brust. Amüsiert betrachtet er mich, aber scheint sofort zu verstehen, dass meine Gedanken nicht vollends bei ihm sind.
"Also, über was hast du nachgedacht?"
Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und ich versuche erst gar nicht, meine Bedenken zu verstecken und ihn anzulügen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, scheint er nicht zu wissen an was spezifisches ich denke, doch scheint er einige Vermutungen aufzustellen.
"Ich habe überlegt, wie Miras Spieltaktik sein könnte", gebe ich zu und frage ihn indirekt nach einer Antwort.
"Ich habe ehrlich gesagt noch nicht mit ihr gespielt", sagt er in seinem üblich analytischen Ton und sein Blick senkt sich. "Aber du solltest vorsichtig sein. Ich denke sie möchte mit dir spielen, weil es sie erfreut zu sehen wie du in einer Stresssituation reagierst. Aber ob sie dich opfern möchte oder mit dir ins Hotel zurückkehren plant, kann ich noch nicht sagen. Doch ich denke du hast eine gewisse Eigenschaft an dir, welche von Vorteil bei dieser Entscheidung sein wird."
"Eine Eigenschaft?", verziehe ich fragend mein Gesicht und sehe ihm verwirrt in die Augen. Was für eine Eigenschaft meint er? Ich kann mein Bein in einem hundertachtzig Gradwinkel hinter meinen Kopf strecken und Bücher rezitieren, doch wie kann das Miras Entscheidung beeinflussen?
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Alice in Borderland
FanficArakida Sayuuri wacht in Tokyo auf und kann keine Menschenseele entdecken. Sie begreift schnell die Spielregeln des Borderlands und schlägt sich immer gerade so durch, bis sie zum "Beach" gelangt. Und da scheinen ihre Probleme erst richtig los zu ge...