Kapitel 126 - Acht Stunden vor der Hochzeit

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Als ich die steinernen Treppen des Haupteinganges im Beach hinauf steige, fühle ich mich leicht neben der Spur. Wir haben das Spiel gewonnen und meine Albträume haben nicht gesiegt, doch trotzdem scheint meine Aufmerksamkeit ihre Grenzen zu haben. Mein Arm, welchen ich schützend über mich und die andere Frau gelegt habe brennt leicht, da sich einige kleine Glas Scherben hineingebohrt haben. Doch es ist nichts, mit was ich nicht schonmal zu tun hatte. Wenn wir schon gerade von der Frau reden, als Niragi gesehen hat wie ich schützend meinen Arm um sie gelegt habe hat er beschlossen, sie mit in das Hotel zu nehmen. Ich weiß nicht ob ich es gut oder schlecht finden sollte, aber vielleicht bringt ihr das Hotel bei, nicht so offenherzig bei anderen Teilnehmern zu sein. Ich weiß nicht genau wie viele Spiele sie schon bestanden hat, meine Einschätzung nach ist sie erst frisch im Borderland angekommen.

Auch wenn ich sie leicht beschützt habe am Ende des Spiels, verwende ich keinen weiteren Gedanken in dieser Nacht an sie und steuere gerade Wegs mein Hotelzimmer an. Schon auf den Stufen nach oben fallen meine Augen zu und ich schaffe es noch in mein Hotelzimmer, dann lasse ich mich einfach auf mein Bett fallen und schlafe augenblicklich ein.


Ein lautes Klopfgeräusch dringt nervtötend zu mir hindurch, doch ignoriere es bestimmt und verkrieche mich leicht unter der Bettdecke. Jedenfalls versuche ich es, bis die Decke unsanft weggerissen wird und ein kalter Luftzug über meine Beine zieht. Unwillkürlich zucke ich zusammen und schrecke auf, doch sobald ich meine Augen öffne blendet mich das hereinstrahlende Tageslicht, sodass ich mich mit zusammengekniffenen Augen im Raum umsehe. Und was ich sehe gefällt mir nicht.

Zwei schwarze Augen funkeln bedrohlich im dem Licht und Schattenspiel in diesem Zimmer und fixieren jede meiner Bewegungen, weswegen mein steigender Adrenalinspiegel dafür sorgt, dass ich plötzlich wach bin. Reaktionsbedingt ziehe ich meine Beine an und krabbele an das Kopfende des Bettes. Trotz des leicht verärgerten Ausdrucks in seinem Gesicht, scheint seine Körperhaltung im Verhältnis relativ entspannt zu sein und im ersten Moment kann ich auch keine Schusswaffe erkennen. Aber ich glaube niemand kann mir meinen Rückzug verübeln, wenn beim Aufwachen plötzlich vor dem Bett Niragi mit verschränkten Armen steht. 

Ich sehe instinktiv an mir herunter und bin glücklich noch die Kleidung vom gestrigen Spiel anzuhaben. Verwundert jedoch gleitet mein Blick zu meinem linken Arm, an welchem ein weißer, dünner Verband angebracht ist. Ich bin gestern sofort zu Bett gegangen, ich habe meinen Arm nicht verarztet. Ann oder Chishiya müssen noch hier gewesen sein, und durch die Tatsache dass ich nicht wachgeworden bin, tippe ich eher auf zweiteres. 

"Braucht die Prinzessin noch eine Einladung um aufzustehen und sich endlich fertigzumachen?", knirscht er leicht mit seinen Zähnen und ich entspanne mich leicht. 

"Ich wusste nicht, dass du meine Gesellschaft nach gestern so dringend nötig hast", murmele ich und reibe mir kurz mit meinem Handrücken über die müden Augen, bevor ich leicht auf seinen rechten Wangenknochen schiele. Ich bin lieber vorsichtig mit meinen Worten, um ihn nicht zu provozieren. Ich vernehme eine weibliche Stimme vor der Zimmertür etwas laut sagen und Niragi stöhnt sichtlich genervt. Seine Hand ballt sich einen Moment zu einer Faust, bevor er augenverdrehend zu mir sieht und sich wieder fängt. Ich jedoch sehe ihn nur mit gerunzelten Augenbrauen an und frage mich innerlich, wer noch vor der Tür wartet.

"Nein, du bleibst draußen!", ruft der Mann mit den metallenen Piercings in Richtung Tür und wendet sich dann an mich, "Und du Sayuuri ziehst dich jetzt um und führst diese Quasselstrippe herum. Nur weil wir sie unbedingt mitnehmen mussten, hängt sie mir Dank des Vorschlags der Führungsrege schon mindestens dreißig Minuten am Arsch. Und wenn du meinst das wäre nicht viel, dann mach dich auf die nächste halbe Stunde pure Hölle gefasst. Denn wenn du sie nicht übernimmst, stelle ich sie auf das Dach und schieße auf sie, damit sie gleich die Dachkante runter in den Container fällt und mir keinen Ärger mehr macht."   

Alice in BorderlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt