Ich versuche keine ruckartigen Bewegungen zu machen und sehe langsam zu Niragi, welcher verdächtig auf das Gewehr in seiner Hand sieht. Aber ihm scheint selbst klar zu sein, dass er nicht schnell genug wäre. Die beiden Männer nicken um zu signalisieren, dass wir nach rechts laufen sollten und wir folgen der Anweisung.
"Sowas passiert wenn man nett ist", faucht mich Niragi an. Ich bin mir bewusst, dass er nicht wütend auf mich ist und kann verstehen weshalb er ein mörderisches Funkeln in den Augen hat. Wenn wir das hier überleben wird er den Mann leiden lassen, der in diesem Moment eine Waffe auf ihn richtet. Wir kommen an einem Auto an und ich laufe auf die hintere Tür zu, doch der Mann packt mich an den Haaren und zieht mich unsanft zu sich.
"Du fährst", flüstert er grinsen in mein Ohr und ich verziehe das Gesicht. Ich setze mich auf den Fahrersitz, Niragi und der andere Mann steigen hinten ein und das Gewehr von Niragi behält der Mann mit der Jeansjacke bei sich im Fußraum. Ich schnalle mich an und richte den Rückspiegel, sodass ich Sicht auf die Straße und Niragi habe. Vielleicht lassen die Männer mich fahren, weil sie denken ich stelle nichts dummes an. Falsch gedacht. Es muss einfach einen Moment geben in dem die Fremden unachtsam werden und durch den Spiegel können ich und Niragi uns stumm absprechen. Der Mann, welcher mich mit seiner Waffe bedroht lässt sich auf den Beifahrersitz fallen und grinst mich breit an. Ich starte den Wagen und lege den Gang ein. Sie sagen uns nicht wohin genau wir fahren sondern sagen mir immer nur bescheid, wenn ich abbiegen soll.
Mit einem kritischen Blick auf die Seite meiner Fahrertür entdecke ich ein paar Zigaretten, einen leeren Energiedrink und ein kleines Katermesser, für den Fall das man einen Gurt durchtrennen muss. Bei der nächsten Kurve sehe ich unauffällig zu den anderen, keiner hat sich angeschnallt. Eigentlich eine Gelegenheit, aber Niragi hat sich ebenso wenig angeschnallt. Im Rückspiegel begegnet er meinem Blick und als seine Augen nach unten links gehen. Er denkt über etwas nach.
"Und was ist das für eine Gruppe?", beginnt er ein Gespräch und meine Gedanken kreisen wild umher. Falls ich eine Vollbremsung hinlege, was im Moment die beste Option zu sein scheint, wäre die Geschwindigkeit gerade viel zu langsam. Wenn ich schneller fahre könnten sie misstrauisch werden, also tue ich das genaue Gegenteil. Ich fahre fünfundzwanzig Stundenkilometer langsamer als die erlaubte Normalgeschwindigkeit.
"Wir sind hauptsächlich nur Männer, die Frauen sind dazu da aufzuräumen und unsere Bedürfnisse zu stillen", sagt er Mann neben Niragi und ich verziehe das Gesicht. Barbaren. Im Beach gibt es kaum Regeln, aber Frauen werden nicht wie Sklaven behandelt. Plötzlich kommt der Beifahrer mir gefährlich nahe und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel.
"Aber keine Sorge, ich werde mich persönlich um deine Sicherheit kümmern", grinst er breit und obwohl seine Waffe auf mich gerichtet ist, schlage ich seine Hand weg. Sein Gesicht verfinstert sich und er krallt seine Hand schmerzhaft wieder an die selbe Stelle. Ich versuche das Lenkrad nicht rumzureißen und verstärke meinen Griff um das Lenkrad. "Eine widerspenstige, was?"
"Sie soll schneller fahren", beschwert sich der Mann auf der Rückbank und ich drücke das Gaspedal durch, so wie ich es geplant hatte. Ich sehe wieder in den Rückspiegel und sehe Niragi auffordernd an, damit er die beiden ablenkt.
"Und wie viele Frauen gibt es da?", fragt er weiter und wäre er nicht im Beach gelandet, wäre die Gruppe der beiden Fremden wahrscheinlich sein Zuhause geworden.
"Genug mit denen du Spaß haben kannst", lacht der Mann neben ihm und haut ihm freundschaftlich auf die Schulter. Ein Fehler. In dem Moment in dem er seine Waffe sinken lässt und Niragi ihm eine verpasst, drücke ich stark auf die Bremse. Mein Kopf knallt auf das Lenkrad und mir wird kurz schwarz vor Augen. Als ich meine Augen öffne und mich stöhnend ausrichte sehe ich benommen neben mich. In der Frontscheibe klafft ein großes Loch und auf der Motorhaube liegt der Mann, welcher die ganze Zeit eine Waffe auf mich gerichtet hat. Während mein Kopf dröhnt sehe ich nach hinten, aber ich kann weder Niragi noch den anderen Mann erkennen. Ich schnalle mich ab und steige aus dem Wagen, wobei ich mich an der Tür abstütze. Mein Herz pocht wie verrückt und meine Beine fühlen sich wackelig an. Ich entdecke Niragi auf der Straße und lehne mich beruhigt an das Auto. Er steht über dem Mann von der Rückbank und prügelt immer wieder mit der Rückseite seines Gewehrs auf ihn ein.
"Wir sollten einen von beidem am Leben lassen und mit ins Hotel nehmen", sage ich nur schlicht. Im selben Augenblick wie er den Schädel des Mannes zertrümmert höre ich Glasscherben auf den Boden fallen und sehe neben mich. Das nächste was ich spüre ist der kalte Asphalt unter mir und meine Lippen pulsieren. Als ich die Augen öffne sehe ich nur, wie Niragi den Mann umhaut und grinsend aufsteht.
"Wir nehmen den da", sagt er auf den widerlichen Mann schauend, welcher seine Hand auf meinem Oberschenkel hatte. Niragi nimmt mich am Arm und zieht mich auf die Beine, während ich mit meinem Handrücken über den Mund fahre. Ich erkenne einen Blutfilm und sehe wütend zu ihm.
"Hat er mich gerade wirklich geschlagen?"
"Jetzt findest du mich gar nicht mehr so schlimm, was?", lacht Niragi laut und greift sich den Mann, um ihn auf den Rücksitz zu schmeißen. Ich setze mich wieder auf den Fahrersitz und wage einen kurzen Blick in den Spiegel. Die Seite meiner Unterlippe ist aufgeplatzt und an meinem Haaransatz kann ich eine kleine Wunde vom Aufprall erkennen. Als sich Niragi auf den Beifahrersitz setzt entfernen wir das restliche Glas von der Frontscheibe, damit ich etwas sehen kann und wir fahren zurück zum Beach.
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Alice in Borderland
FanfictionArakida Sayuuri wacht in Tokyo auf und kann keine Menschenseele entdecken. Sie begreift schnell die Spielregeln des Borderlands und schlägt sich immer gerade so durch, bis sie zum "Beach" gelangt. Und da scheinen ihre Probleme erst richtig los zu ge...