Alice in Borderland

Kapitel 16 - Das Diamantspiel

Ich bin wieder erst gegen Morgen eingeschlafen, da ich die ganze Zeit meine Schallplatten gehört habe. Wenn ich dann bis Nachmittags schlafe kann ich mir sicher sein, dass ich nicht schlecht träumen werde. Ich war also noch wach, als Izumi von ihrem Spiel lebend zurückgekehrt ist. Sie hatte einige kleinere Schrammen, doch sonst schien alles mit ihr in Ordnung gewesen zu sein.

Ich habe mich schon längst für das Spiel fertig gemacht, da ich mir sowieso noch neue Kleidung aus dem Lagerraum holen musste. Ich entschied mich für die gleiche kurze Sporthose von Nike, doch dieses Mal wählte ich ein schlichtes schwarzes Shirt statt der weißen Variante. Ich trage meine weißen Cheerleader-Schuhe, meine Haare habe ich zu einem sportlichen Flechtzopf zusammengebunden und ich denke daran, meinen rosa Gummiball mitzunehmen.

Es bleibt noch ein wenig Zeit und deswegen beschließe ich mich in die Lobby auf einen der gemütlichen Sessel zu setzen. Ich spiele wie bei jedem Spiel mit dem kleinen, rosa Ball und sehe mich ein wenig um. Ich erkenne einige neue Gesichter, aber auf den ersten Blick scheint niemand interessantes darunter zu sein. Manchmal erwarte ich, dass Satoru oder der Junge mit den grünen Haaren hier auftauchen, aber bis jetzt Fehlanzeige. Vielleicht sind sie schon längst in einem ihrer Spiele gestorben. Die Führungsrege scheint eine Besprechung gehabt zu haben, denn ich kann von hier aus beobachten, wie sie alle aus der Doppeltür heraustreten. Der Militärtrupp scheint in Feierlaune, denn sie kommen gleich die Treppen herunter und steuern den Poolbereich an. Jemand wirft sich schon fast in den Sessel neben mich und sieht mich an, doch ich beobachte weiter die Führungsrege, da ich denjenigen am Geruch erkenne.

"Hab gehört, dass gestern ziemlich viele in den Spielen gestorben sein sollen", sagt Kuina und folgt meinem Blick.

"Hast du gehört wie viele?"

"Nein", sagt sie auf ihrem Strohhalm herumkauend und ich spüre ihren Blick, "Wir spielen heute zusammen, ich habe Ann gefragt ob ich mitkommen kann"

"Ein richtiger Mädelsabend"

Ich beobachte wer genau den Saal verlässt, doch am Ende fehlen noch zwei. Mira kam als erstes heraus und ging in Richtung ihres Zimmers. Ann nickt Kuina kurz zu, was wohl bedeutet, dass sie noch einen Moment braucht um irgendetwas zu holen. Chishiya kommt aus dem Raum und läuft in irgendeine Richtung. Die Nummer zwei schließt hinter sich die beiden Türen wieder, was bedeuten muss, dass Aguni und der Hutmacher noch drinnen sind. Mein Blick fixiert sich neugierig auf die Tür und meine Gedanken kreisen wild umher.

"Kuina, welche Nummer ist Aguni nochmal?"

"Nummer 3, wieso?"

Weshalb bespricht der Hutmacher etwas unter vier Augen mit Aguni statt mit seiner Nummer zwei? Sie würden unter anderen Umständen wahrscheinlich über den Militärtrupp reden, aber direkt nach einer Besprechung und wenn so viele gestern gestorben sind? Da könnte irgendetwas anderes dahinter stecken.

"Sayuuri?"

"Sayuuri", reißt mich Ann mit eiserner Stimme aus meinen Überlegungen und ich blicke leicht erschrocken zu ihr und Kuina, welche mittlerweile neben ihr steht.

"Wir sollten langsam los, ich habe uns Autoschlüssel besorgt", sagt sie und geht voran. Ich springe auf und laufe neben Kuina hinter ihr her. Wir steigen alle in den Wagen und ich setze mich instinktiv nach hinten. Wir fahren nicht wirklich lange und nach zwanzig Minuten parkt Ann auf einem Supermarktparkplatz. Die Leuchtreklamen blinken auf und führen um das Hauptgebäude herum. Als die beiden mich ansehen ist mir klar, dass ich vorgehen soll. Ich zucke nur mit den Achseln und laufe den Pfeilen nach, während ich meinen Ball hüpfen lasse.

Die blinkenden Lichter führen mich zu der Lagehalle hinter dem eigentlichen Geschäft und ich kann keine Person erkennen. Ich nehme mir eines der Handys für die Registrierung und bevor die zehn Minuten Wartezeit ablaufen, gesellen sich Kuina und Ann sowie zwei Fremde zu mir. Die letzte Minute läuft gerade ab, weswegen ich meinen Flummi in die Hand nehme und in meiner Hosentasche verstaue.