Während Kuina sich auf einen der Sessel in meinem Zimmer setzt und sich den Umschlag eines der Bücher ansieht, verschwinde ich im Badezimmer um mich umzuziehen und frisch zu machen. Ich beeile mich und putze mir schnell die Zähne, bevor ich mir die Haare kämme und aus dem Schrank im Hauptzimmer einen Bikini und mein weißes, bodenlanges Kleid herauskrame. Das Kleid versteckt passenderweise alle Wunden und Narben, bis auf den Biss auf meinem rechten Unterarm. Seltsam, ich habe keine Ahnung weshalb ich in den letzten Tagen solche Komplexe entwickelt habe, ich fühle mich schon fast wieder wie in der Highschool.
Sobald ich mich umgezogen habe gehe ich wieder zu Kuina und krame meine Cheerleader-Sporttasche unter dem Bett hervor. Wir haben spontan vor zum Strand zu gehen und da ich bis heute Abend nichts zu tun habe, fand ich den Vorschlag von ihr perfekt. Ich leere meine Tasche einfach auf dem Bett aus und nehme Lights Jacke, um sie vorerst in meinen Schrank zu hängen. Als ich auch die restlichen paar Dinge einräumen möchte hebt Kuina mit einem fragenden und kritischen Blick ein Messer hoch. Besorgt verzieht sie das Gesicht, aber ich winke einfach nur ab.
"Aguni hat es mit persönlich überlassen, das geht schon in Ordnung", sage ich um sie zu beruhigen, dass ich nicht gegen die Beach-Regeln verstoße. Sie lässt erleichtert die Schultern sinken und ich packe das Messer zusammen mit den Gesetzesbüchern in die Schrankschublade, wobei Kuina immer noch auf die Waffe sieht. Wäre sie nicht so abgelenkt gewesen, hätte sie sich die Bücher genauer angesehen und wüsste mittlerweile was genau ich studiere. Sie und die anderen raten immer mal wieder gerne aber komischerweise kommen sie nie auf die Idee, dass ich Rechtswissenschaften studiere. Wahrscheinlich ist es eine der absurdesten Ideen, wenn man im Borderland ist und immer wieder die Spiele überlebt, sowie im Beach lebt.
Wir packen einige Flaschen Wasser, Orangensaft und Sekt in die Tasche sowie Handtücher, unsere Bücher und Plastikgläser, die Kuina mitgebracht hat. Zusammen laufen wir durch das Hotel runter mit Zielrichtung zum Strand.
"Und, was hat er gesagt?", fragt sie und hat dieses neugierige Funkeln in den Augen.
"Heute um zwanzig Uhr", antworte ich und versuche ein Grinsen zurückzuhalten. Sie stoßt mir mit dem Ellenbogen leicht in die Seite und wackelt vielsagend mit den Augenbrauen. Sie möchte gerade etwas sagen, als jemand ihren Namen ruft und wir stehen bleiben. Zusammen drehen wir uns um und sobald ich die Frau sehe, welche nach Kuina gerufen hat versiebt mein Lächeln.
"Tayuya, was gibt es?", fragt Kuina überrascht.
"Ich wollte dich fragen ob du weißt wo...", beginnt sie, bevor ihr Blick zum ersten Mal zu mir geht und sie sich selbst unterbricht, "Sayaka, nicht wahr?"
So herausfordernd wie sie mich ansieht erkenne ich direkt, dass sie den Namen mit Absicht falsch ausspricht. Ich habe keine Ahnung wieso sie das macht, aber ich verhindere gerade so das Anspannen meines Kiefers und setze ein Lächeln auf.
"Sayuuri", korrigiere ich sie und versuche freundlich zu bleiben. Beim reden muss ich ein wenig nach oben sehen, weil sie von Natur aus größer ist als ich und sich zusätzlich noch in hohe Schuhe gequetscht hat.
"Stimmt, ich habe schon manches von dir gehört", lächelt sie genauso, nur es wirkt um einiges unechter als bei mir. Kuina nimmt mein Handgelenk und ihr Gesichtsausdruck verwirrt mich ein wenig.
"Bei einer Besprechung. Tut mir Leid, aber wir beide haben noch was vor", sagt sie und kaut ein wenig mehr auf ihrem Strohhalm herum als sonst. Noch bevor sich Tayuya verabschiedet, zieht mich Kuina leicht mit sich Richtung Ausgang. Ich tue es einfach so ab, um mich von Tayuya provozieren zu lassen freue ich mich zu sehr auf heute Abend. Aber wie die beiden miteinander reden lässt mich vermuten, dass sie sich nur oberflächlich kennen und das entspannt mich ein wenig.
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Alice in Borderland
FanfictionArakida Sayuuri wacht in Tokyo auf und kann keine Menschenseele entdecken. Sie begreift schnell die Spielregeln des Borderlands und schlägt sich immer gerade so durch, bis sie zum "Beach" gelangt. Und da scheinen ihre Probleme erst richtig los zu ge...