Kapitel 34

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Also...so langsam wird es ziemlich seltsam... Hilfe? Hallo? Gott gefangen in seinen Albträumen? (Darf man da die 110 rufen?)

Der Schock fuhr in meine Glieder, als ich nach kurzer Zeit kaum noch Luft bekam; Panik war eines der ersten Symptome, die sich bemerkbar machten. Ein unsichtbares Seil schien mir förmlich die Luft ab zu schnüren –oder zu mindestens fühlte es sich so an. Mein hektisches atmen ging in ein nach Sauerstoff Ringendes röcheln über.

Das schlimme war aber, dass ich nicht sterben konnte. Zu ersticken war unmöglich, denn ich würde einfach weiter leben, immer, immer und immer weiter leben, bis ich vielleicht irgendwann mal verblasste, weil die Menschen den Glauben an mich verloren hatten. Nein, ich würde nicht verblassen. Menschen würden nie den Glauben an Krieg verlieren. Niemals.

Ich war gefangen, gefangen in einem ewigen "Käfig" ohne Luft. Es gab kein Entkommen.

-

Zeit schien relativ zu sein. Unbedeutend. Einfach nicht wichtig, wenn man kein Zeitgefühl mehr besaß. Irgendwann, da wusste man einfach nicht mehr ob es Tag oder Nacht war. Irgendwann wusste man nicht mehr, ob ein Tag vergangen war, oder eine ganze Woche. Irgendwann schien es einem einfach nur noch egal zu sein.

Es gab andere Dinge über die man sich Sorgen machen sollte. Doch selbst die Dinge fanden im Kopf keinen Platz. Gedanken verhedderten sich nach einiger Zeit zu einem einzigen Knäuel an Fäden, dessen Bedeutung ab der Hälfte schon verloren gegangen war.

Es zog einfach an einem vorbei, wie ein kühler Windhauch am Meer, der einen kurz streifte, nur um gleich weiter über das blaue nass zu ziehen, auf der Suche nach noch unerforschten Gegenden.

Gleichgültigkeit und Akzeptanz mischten sich ein, ein in diese unerträgliche Kälte die einen gefangen nahm, die ich in meinem inneren fühlte. Kälte, die mich von innen heraus zu verschlingen schien. Sie ließ einen nicht gehen, sie breitete sich weiter aus und verschlang einen nach und nach. Sie ließ einen Taub werden, abgestumpft. Und wenn ich es vorher nicht schon war, dann war ich es jetzt erstrecht.

Alles war unbedeutend in dieser Zeit des gefangen seins. Man konnte sich an nichts Klammern, an nichts festhalten, denn wenn man das Tat, dann viel man am Ende nur umso tiefer. Der Aufprall in die Realität würde einen viel mehr wehtun. Sämtliche Knochen würden wie Glas unter der Wucht zersplittern. Aber der Sand, der Sand würde weiter durch die Finger rieseln, als stände man mitten in einer Wüste, so würde er sich häufen, bis jener zu riesigen dünnen wurde.

Was so ein Aufenthalt in einem Bronzekrug alles bewirken konnte... Erschreckend. Faszinierend. Es hatte etwas von beiden.

Getrocknetes Ichor vermischte sich mit frischem. Es beschmierte den scharfkantigen, felsigen Boden, an dem ich mich immer wieder schnitt –sei es beabsichtigt oder unbeabsichtigt. Mir war schlecht, zu mindestens hatte ich dauerhaft das Gefühl, als müsste ich mich gleich übergeben, vielleicht lag es auch einfach nur an meinem Hirn, das unter Sauerstoff Entzug litt. Könnte auch sein.

Der Schmerz schien mein dauerhafter Begleiter zu sein. Ein unsichtbarer Freund, der einem schmunzelnd folgt, egal was passiert. Die ganze Zeit über war er da, während ich röchelnd versuchte immer wieder –erfolglos– Luft zu holen. Meine seltsam verdrehte Position auf dem Untergrund trug nicht gerade zur Besserung bei.

Meine Lunge brannte dauerhaft, als würde man sie immer und immer wieder zerreißen, nur um sich die Mühe zu machen, sie immer wieder neu zusammenzusetzen. Mein Kopf pochte schmerzhaft vor sich hin. Fazit; mir tat eigentlich alles weh.

Ob das je enden wird? Aber vielleicht saß ich hier für die restlichen Jahrhunderte, gefangen, am ersticken und...allein. Was die anderen wohl gerade machten? Stritten sie sich Mal wieder alle? Hatte Enyo ihren Plan mit der Stadt Wirklichkeit werden lassen? War Aphrodite mit Eros unterwegs, oder ließ sie es sich Klamotten zeigen, die sie vielleicht noch brauchen könnte?

Der Verbannte Gott   /·der Hobbit·/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt