Kapitel 55 - Kopf hoch Kleines

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Die ganze Nacht über lag ich hellwach in meinem Bett und dachte an die letzten Stunden. Ein Schmerz durchzuckte meinen Körper. Florians trauriges Gesicht tauchte immer wieder vor meinem inneren Augen auf. Ich wollte ihm doch nicht weh tun, ich wollte ihn nicht zum Weinen bringen. Ich wollte doch nur, dass unsere Liebe eine Chance bekam. Dafür jedoch mussten wir diese Pause einlegen, um heraus zu finden was wir eigentlich wollten. Vielleicht wollten wir einander, dass kann sein, aber so recht kamen wir damit nicht klar. Er hatte Anja geküsst, ich beinahe Elyas. Oh Gott hoffentlich gings dem überhaupt gut. Der Arme, das hat er nicht verdient gehabt. Immer hin war es zum Teil auch meine Schuld.

Am nächsten Morgen klingelte mich mein Wecker um 7uhr wach. Ich schleppte mich aus meinem Bett und zog mir frische Klamotten an. Dann machte ich mich ein wenig im Bad fertig und fuhr mit dem Taxi zum Flughafen. Ein Glück bekam ich noch ein Ticket für die 9:30uhr Machine. Je schneller ich hier weg bin, desto besser. Ich schrieb Marie eine SMS, dass ich sie sofort sprechen müsste und auf dem Weg nach München war. Der Flug verging reinbungslos und ohne Probleme. Als ich den Flughafen verließ, stand davor Marie mit einem besorgten Gesichtsausdruck. "Muss ich fragen?" Ich schüttelte den Kopf und fiel ihr einfach in die Arme, die sie für mich ausgebreitet hatte.

"Ich bin so froh, dass du gekommen bist.", sagte ich leise und erleichtert. "Das ist doch selbstverständlich." Marie legte ihre Arme um mich und drückte mich fest an sich. "Wollen wir zu mir fahren und reden?", fragte sie und sah mich mit einem aufmunternden Blick an. "Ja, sehr gerne." Wir fuhren mit ihrem Wagen zu sich nach Hause. "Meine Mum ist eh nicht da. Wir haben also das ganze Haus für uns alleine. Möchtest du etwas trinken?", fragte sie mich lächelnd. "Nein danke. Hab auf dem Flug hin schon so viel getrunken." Marie holte sich eine Dose Cola und setzte sich mit mir in ihrem Zimmer auf den kuschelig weichen Teppich. "Also, was ist nun schon wieder passiert?" Ihre Frage klang komisch. Schon wieder. Hatten Florian und ich uns etwa so häufig gestritten bzw hatten Probleme, so dass es schon wieder hieß? "Beim Filmdreh hat er in der Mittagspause seine Kollegin geküsst, Anja. Ich hab das gesehen und bin dann mit Elyas weggefahren und hab mit ihm den Tag verbracht." "Was denn du warst mit Elyas M'Barek unterwegs und hast mir kein Autogramm mitgebracht?", unterbrach Marie mich fassungslos. "Du Doofe, jetzt hör mir zu.", ermahnte ich sie und holte tief Luft. "Gegen Abend wurde ich dann nach Hause gebracht. Vor der Eingangstür wollte er mich küssen, doch Flo kam dazwischen, hat ihn niedergeschlagen und mich in seine Wohnung gezerrt. Wir haben gestritten und irgendwann meinte ich, wir sollten eine Pause einlegen. Das wäre das beste für alle.", seufzte ich und beendete damit die Story. Marie sah mich an und man konnte ihr ansehen, dass ihr Gehirn stark am arbeiten war.

"Also hast du indirekt Schluss gemacht?" "So würde ich das nicht sagen. Ich weiß nur, dass es so viel Unklarheit zwischen uns gibt, aber auch bei uns selbst. Jeder soll in dieser Zeit genaustens überlegen was er will und wen er will.", erklärte ich ihr meine Hintergedanken. "Du wirkst auf mich sehr gefasst.", sagte die skeptisch und musterte mich mit ihrem Blick. "Das kommt dir nur so vor. Ich könnte in Tränen ausbrechen, aber es war ja mein Vorschlag. Deswegen darf ich jetzt nicht rum heulen.", sagte ich. "So ein Unsinn Chloé. Du darfst deine Trauer nicht runterschlucken. Das tut dir nicht gut. Ich bin hier und ich tröste dich auch oder wir weinen gemeinsam. Aber lass es raus.", sagte sie und setzte sich nun neben mich und legte einen Arm um mich. Ich wollte stark bleiben, aber Marie hatte recht. Es fraß mich von innen auf dieser Schmerz. "Was soll ich denn jetzt die ganzen Wochen machen, die er weg ist? Er fehlt mir jetzt schon. Und was ist, wenn Anja sich an ihn ranschmeißt und er merkt, dass er mich nicht mehr braucht bzw mich nicht mehr will?" Jetzt brachen alle Dämme in mir und ich heulte wie ein Schloßhund. "Das wird nicht passieren. Florian liebt dich und ich denke in dieser Pause wird er es auch merken was er alles an dir hat. Gebt euch beiden diese Zeit und am Ende ist vielleicht alles wieder in Ordnung.", ermutigte mich Marie und ich legte schluchzend meinen Kopf auf ihre Schulter. "Ich kann das nicht. Ich kann nicht zu Hause rum sitzen und die Zeit ablaufen lassen.", sagte ich. "Wer sagt das denn, dass du das musst?", fragte sie mich lächelnd. "Was soll ich sonst machen?"

"Chloé, du bist Model. Erkunde die Welt, arbeite an dir und deinen Fähigkeiten. Besorg dir Jobs und verdien Geld dabei.", sagte Marie. Ich hob meinen Kopf leicht an und sah sie skeptisch an. "Ich soll um die Welt reisen, während Florian in Berlin beschäftigt ist?" "Ja das sollst du und ich komme mit! Die Sommerferien haben angefangen. 6 Wochen Urlaub und wo kann man den am schönsten verbringen, als in New York? Du suchst da nach Jobs und ich erkunde die City.", schlug Marie vor und fand die Idee brilliant. Ich hielt mich mit dieser Euphorie noch zurück. Konnte ich wirklich einfach so verschwinden? Naja, ich wollte wirklich meine Modekarriere voran treiben und New York soll eine tolle Stadt sein. Und mit Marie gemeinsam Urlaub machen, was gab es schöneres? UND ich könnte einen klaren Kopf bekommen und mal nicht an Florian denken. "Marie, ich finde deine Idee..großartig.  Lass uns diesen Schritt wagen.", sagte ich lächelnd und malte mir schon die schönsten Bilder aus.

New York, jetzt komm ich

Liebe auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt