Kapitel 28 - London

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"Chloé!!!" Florian rief immer und immer wieder meinen Namen. Es brach mir das Herz, in zurück zulassen. Aber wenn ich jetzt wieder den Schwanz einziehe, dann kann doch wirklich jeder mit mir machen was er will. Ich checkte ein und wagte dann doch einen letzten Blick in seine Richtung. Vergiss mich einfach. Wer weiß, ob ich jemals zurück kommen werde. Vielleicht mache ich eine so tolle Karriere, dass ich mir eine Wohnung in Paris nehme oder in New York. Die Zeit war gekommen, um an mich zu denken und nicht an andere. Nun waren meine Bedürfnisse und Wünsche dran. Nicht die von irgendeinem Mann. Außerdem hatte er doch eine Frau an seiner Seite. "Ich warte auf dich. Egal wie lange es dauert.", rief er mir entgegen, ehe sich dann die Türen schlossen und ich in den abgesperrten Bereich kam. Diese letzten Worte setzten noch einmal einen drauf. Ich wollte zurück. Zurück zu ihm. Verdammt. Mist. Wie krieg ich diese Tür wieder auf? Panikattacke. "Chloé kommst du?" Louis tauchte hinter mir auf und zog mich mit sich in den Flieger. Florian. Bitte hol mich zurück. Zeig mir einmal, dass du mich wirklich willst.

London war so wie es mir immer berichtet wurde. Grau und trüb. Es regnete in strömen, als Louis und ich das Taxi betraten. Wir fuhren zu unserem Hotel. Ich starrte aus dem Fenster und seufzte leise auf. "Was genau haben wir eigentlich auf dem Zettel?", fragte ich ihn beiläufig. "Morgen hast du ein Fotoshooting für die Vouge. Du wirst dort das Cover schmücken mit deinem bezaubernden Körper. Und in vier Tagen wirst du deinen ersten Catwalk meistern.", erklärte er mir. "Wirklich? Ich trete auf dem Laufsteg auf? Wie aufregend. Ich hoffe ich packe das.", sagte ich nervös. "Natürlich packst du das. Du bist eine talentierte junge Frau.", sagte er lächelnd. Louis gab mir einen Kuss auf die Wange. Automatisch dachte ich dabei an Florian. Im Hotel angekommen packten wir unsere Sachen aus und ich ließ Louie laufen. "Das nächste Mal lässt du ihn zu Hause.", sagte Louis etwas böse. "Der tut doch keinem was. Reg dich ab.", sagte ich genervt. "Hey, rede mal etwas freundlicher mit mir.", sagte er und packte mich unsanft an meinem Oberarm. "Aua, du tust mir weh." Louis schreckte zurück und seufzte. "Tut mir leid. Der Flug hat mich gestresst.", seufzte er und setzte sich auf das federweiche Bett. Also ich pack nicht sofort jemanden an, wenn ich gestresst war. Aber na gut. Männer scheinen da wohl etwas anders drauf zu sein. Ich gesellte mich zu ihm und legte meinen Kopf auf seine Schulter ab. "Danke für das alles hier. Für die Chance, die du mir gibst. Ich werde dich nicht enttäuschen.", sagte ich lächelnd. Er legte einen Arm um mich und küsste mich sanft. Der Kuss fühlte sich wohlig warm an und gab mir ein sicheres Gefühl. Dennoch war immer ein ander Mann in meinen Gedanken. Ob das jemals aufhören wird?

Das Fotoshooting am nächsten Tag verlief einwandfrei. Ich wurde von allen Seiten gelobt und kam mir schon vor wie ein richtiges Model. Ich bekam einen USB mit den ganzen Fotos vom Tag geschenkt. Diese schickte ich alle Marie per Mail, damit sie sehen konnte, was ich eigentlich so treibe und wie viel Spaß mir das alles machte. Ich berichtete ihr von London und von meinem ersten Catwalk. Und ich schrieb ihr von Florians Auftauchen am Flughafen und seine wohltuend klingenden Worte. In den nächsten Tagen sahen wir uns London genau an. Wir waren auf dem London Eye, betrachteten den Big Ben und den Buckingham Palast und besuchten gemeinsam das London Dungeon, wo ich mich bei jeder Kleinigkeit erschreckte. Ich hasste so ein Gruselzeugs, aber hielt tapfer durch. "Das hat total Spaß gebracht.", lachte ich leise auf. "Fand ich auch. Du bist eine sehr tolle Begleitung.", grinste er mich an. "Du aber auch." Nein war er nicht. Ich wollte Florian an meiner Seite haben. Tag und Nacht. Aber das war unmöglich gewesen. Er heiratet Sophie und daran kann ich einfach nichts ändern. Er selbst will es ja  nicht ändern. Warum nur? Was hielt ihn davon ab?

Mein erster Catwalk, traumhaft. Ich durfte ein rotes Abendkleid präsentieren von einem noch kleinen Designer. Hugo, der Designer, war begeistert von mir. Er nannte mich seine himmlische Muse und ich wurde für weitere Events gebucht. Das nächste fand in Paris statt, auf der Fashionweek. Konnte es beruflich noch schöner werden? Wieso hatte ich so ein Glück nicht auch im privaten Leben? Hallo? Ich hab es doch verdient glücklich zu sein, oder etwa nicht?

Liebe auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt