Ich verweilte eine ganze Weile in den Armen meiner Mutter. Sie strich nir sanft über meinen Kopf und lächelte. Nachdem ich mich von ihr lösen konnte, wischte sie mir die Tränen mit einem Taschentuch weg. Wie eben eine richtige Mutter das tun würde. "Ist Camille auch hier?", fragte ich sie. "Nein, die hab ich bei deinem Vater gelassen. Die beiden haben genau so viel Nachholbedarf, wie wir beide. Also Kind sag mir, was geht in deinem Kopf vor, dass du so etwas verrücktest anstellst. Du fliehst vor deinem Vater, hast seine Verlobte beleidigt und deren Tochter und brennst mit einem wildfremden Mann durch. Du bist ja noch schlimmer als ich in deinem Alter es war.", lachte sie leise los. Jetzt verstand ich nichts mehr. Ich dachte sie würde mich anschreien und komplett ausrasten. "Es fing alles mit einem Mann an und endete hier in Paris.", erklärte ich kurz und knapp. "Etwa den Schnuckel, den ich bei deinem Vater gesehen habe?", zwinkerte sie mir zu. Sofort wurde ich knallrot im Gesicht. "Der ist verlobt.", nuschelte ich. "Hab ich schon gehört. Übrigens hast du eine ganz tolle Freundin. Ohne die, wäre ich jetzt nicht hier." "Was denn Marie hat dich angerufen? Aber wieso?", fragte ich sie verwirrt. "Lange Geschichte. Was hälst du davon, wenn wir das bei einem morgigen Shoppingtag bequatschen.", schlug sie vor. "Du willst mit mir shoppen gehen?", fragte ich sie ungläubig. "Ja du Dummerle und dabei zeige ich dir ein wenig die Stadt. Ich war ziemlich lange nicht mehr hier, aber es hat sich kaum etwas verändert.", lächelte sie und sah mich an. Wie soll ich das denn Louis erklären? Apropo Louis, der bringt mich um, dass ich immer noch nicht zu Hause bin. "Du Mama, ich muss ganz schnell zurück ins Hotel. Louis wartet da.", erklärte ich ihr hastig. "Louis?!" Meine Mutter zog eine Augenbraue hoch und veränderte ihre Mimik komplett. "Mein Freund." Sie runzelte die Stirn und schien etwas zu überlegen. "Wieso schläfst du nicht heute bei mir? Bis zu deinem komischen Catwalk Auftritt da?", fragte sie mich. Woher wusste sie denn nun das schon wieder mit der Fashionweek? Was hat Marie ihr eigentlich noch alles gesagt? "Das geht nicht.", sagte ich etwas ängstlich. "Unsinn. Wir fahren jetzt mit dem Taxi zu ihm und holen deine Sachen.", sagte sie und zog mich mit sich. Louis wird mich töten, wenn Mama wieder weg ist. Vielleicht sollte ich mich ihr anvertrauen, dass ich total unglücklich bin?! Wir fuhren also zum Hotel und ich schloss mit zittrigen Händen die Tür auf. "Wo warst du so lange?", schrie er los, verstummte aber sofort, als er meine Mutter hinter mir sah. "Ich habe meine Mutter getroffen, ist das nicht toll?", fragte ich ihn und versuchte zu lächeln. "Ja ganz toll.", sagte er in einem ironischen Ton. "Freut mich sehr Sie kennen zu lernen Louis.", sagte meine Mutter freundlich und trat hinein. Louie, mein kleiner Dicker, tauchte hinter der Tür auf und begrüßte meine Mutter mir einem lauten miauen. "Na du bist ja auch hier.", sagte sie lachend und hob ihn hoch. "Ich zieh zu meiner Mutter, bis zu meinem Auftritt. Wir wollen etwas Zeit zu zweit verbringen.", fing ich an, doch meine Stimme versagte, als ich Louis funkelnde Augen sah. Jetzt bin ich so gut wie tot. Meine Mutter sah meinen panischen und ängstlichen Blick. Sie holte meinen Koffer und räumte alle meine Klamotten ein. Sie ließ sich dabei nicht stören und krallte sich auch Louie und steckte ihn in den Box. "Startklar.", lächelte sie. "Chloé du gehst nicht. Wir müssen noch vieles klären vor deinem Auftritt.", sagte Louis energisch. "Ja Mama, da hat er recht. Das hatte ich vergessen. Ich bleibe dann doch hier.", sagte ich zögerlich. Ohje, kennt ihr den Ameisenblick von Florian aus Doctor's Diary? Genau so sah meine Mutter Louis an. Sie stellte die Sachen ab und trat dicht vor Louis. "Ich weiß was für ein Spiel du spielst. Nehm dich bloß in Acht vor mir mein Freundchen. Ich lasse nicht zu, dass du ihr etwas antust.", warnte sie ihn. Was hatte sie damit gemeint? Wusste sie etwa etwas, was ich noch nicht über Louis wusste? "Chloé bleibt hier.", sagte er nun etwas lauter. "Nein.", lächelte sie ihn an und nahm meine Hand. "Komm mein Schatz. Ich zeig dir jetzt mal unser kleines Haus.", sagte sie und ignorierte Louis. Ich nahm die Box mit Louie und sie nahm meinen Koffer. Dann verließen wir das Hotel. "Erklärung?", fragte ich sie, als wir im Taxi saßen. "Der Typ ist nicht gut für dich.", antwortete sie und beendete damit das Thema. Wieso wussten immer alle anderen was bzw wer gut für mich war und und was/wer nicht? Das Taxi hielt wenige Minuten später vor einem kleinen Haus an. "Ist das deins?", fragte ich staunend. "Es gehörte deiner Großmutter. Sie hat es uns vermacht.", sagte sie und stieg aus. "Wie wunderschön.", schwärmte ich und betrat aufgeregt das Haus
Es war so süß und klein und total passend zu uns. "Willst du eine kleine Führung?", fragte Mama mich und schaltete das Licht an. Ich nickte eifrig und wir begannen im Wohnzimmer. Es war alles im Landhausstil eingerichtet. Dann zeigte sie mir die Küche, das Badezimmer, Camilles Zimmer und meins, das komplett in blau eingerichtet war. "Traumhaft." Dann zeigte sie mir noch das Elternschlafzimmer. "Mein Traum war es immer, hier mit euch allen ein zu ziehen. Ein Leben, komplett in Paris führen. Aber dann..", sie stockte und versank in ihren Gedanken. Arme Mama. Anscheinend hing sie doch noch an Papa, so wie er auch an sie. Sie konnte es nur so selten zeigen und fluchte lieber über ihn, als einmal Gefühle zu zeigen. "Wir teilen wohl das gleiche Schicksal.", lachte ich auf. "Ach ja?" "Wir lieben beide einen Mann, der kurz davor ist eine anderw zu heiraten.", seufzte ich leise auf. Meine Mutter wurde wütend. "Wer sagt denn, dass ich deinen Vater noch liebe? Dieser Nichtskönner, soll er doch glücklich werden mit seiner Neuen.", schnaubte sie und schloss die Tür zu, um dann wieder ins Wohnzimmer zu gehe. Manchmal benahm sich Mama wie ein verliebter Teenager mit Liebeskummer. Ich schmunzelte und folgte ihr dann. Wir tranken noch gemeinsam einen Tee und legten uns dann schlafen. Das Wetter war herrlich sonnig an unserem Shoppingtag. Wir waren bereits gegen Mittag schon mit etlich vielen Tüten bepackt und konnten einfach nicht genug bekommen von Klamotten. Typisch Mädchen halt. Nach vier endlos langen Stunden setzten wir unsere erste Pause in einem Café ein. Mama bestellte
uns beiden eine heiße Schokolade mit Sahnehäubchen oben drauf. "Kannst du mir jetzt mal erklären was genau du hier machst? Und was sollte diese Bemerkung über Louis? So langsam glaube ich du verschweigst mir etwas.", sagte ich und sah sie eindringlich an. "Hach na schön. Also Marie hat mich angerufen, weil sie sich Sorgen um dich macht und mir erzählt hat, welche Absichten dieser Louis mit dir hat. Genaueres kann ich dir noch nicht sagen. Das sollte dir jemand anderes sagen.", erklärte sie mir. "So? Wer denn genau?", fragte ich sie, doch meine Mutter sah durch mich hindurch. "Hallo? Mama?" Ich schüttelte an ihrem Arm und folgte ihrem Blick hinter mir. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Was machen DIE denn hier alle? "Papa?", fragte ich irritiert und sah ihn perplex an. Natürlich war er nicht alleine, die ganze Companie war dabei. Ich hab zwar gesagt ich vermisse alle, aber was machen die hier? Der Nachholbedarf mit meiner Mama fiel also somit ins Wasser.
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Liebe auf Umwegen
FanficLiebe ist kompliziert und man kann sie nicht erklären. Doch was tust du, wenn du dich ausgerechnet in einen bekannten Frauenschwarm verliebst, der dich nur als kleine Schwester sieht? ©Isabellas_world