Kapitel 2 - Bienvenue Chloé

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Ganze sechs Stunden dauerte die Zugfahrt bis nach München. Am Bahnhof angekommen, empfing mich niemand, so wie bei anderen Fahrgästen. Ich sah die glücklichen Kinder, wie sie ihrer Mutter um den Hals fielen. Bei dem Gedanken an meine Mutter schauderte ich einen Moment lang. Jetzt müsste sie entdeckt haben, dass ich weg war. Gerade als ich den Gedanken ausgesprochen hatte, klingelte mein Handy. Ohje, ob sie das schon war? Ich kramte mein Handy aus meiner Tasche und sah auf das Display. 'Papa.' Ich zögerte einen Moment, ehe ich dann ran ging. "Salut Papa.", begrüßte ich ihn. "Chloé, was hast du dir nur dabei gedacht? Deine hysterische Mutter hat mich gerade angerufen und mir erzählt, dass du von zu Hause weggelaufen bist, auf dem Weg zu mir. Du steigst sofort an der nächsten Haltestelle aus und kehrst um.", sagte er streng. "Aber Papa, ich bin doch schon hier in München. Ich stehe am Bahnhof. Ich habe das zu Hause nicht mehr ausgehalten. Bitte schick mich nicht wieder weg.", bittete und bettelte ich ihn an. Ich vernahm ein lautes Seufzen auf der anderen Seite der Leitung. "Gut, ich hole dich jetzt erstmal ab und dann klären wir das zu Hause. Das Thema ist noch nicht beendet Fräulein.", sagte er und legte auf. Puh, so hab ich ihn ja noch nie erlebt. Ich warf mir eine Tasche über die Schulter, nahm Louie in die linke Hand und die andere Tasche in die rechte. Dann verließ ich den Bahnhof und wartete davor auf meinen Vater.

Nach 15 Minuten fuhr mein Vater in einem silbernen Mercedes vor. Jetzt verstand ich wieso meine Mutter ihn Geldgeil nannte. Der Wagen hat doch mindestend 50.000€ gekostet. Er hielt direkt vor meiner Nase an und die Tür öffnete sich automatisch nach oben. "Papa, dass ist ja total protzig.", beschwerte ich mich bei ihm und warf meine Taschen auf die Rücksitze. Ich setzte mich neben ihn und nahm Louie auf meinen Schoß. Die Tür schloss sich wieder automatisch und dann brausten wir auch schon davon. Die ganze Fahrt über schwiegen wir. Da hatte ich ihn über 10 Jahre nicht mehr gesehen und dann das hier. Wir hielten vor einer kleinen Stadtvilla an. Papa nahm meine beiden Taschen vom Rücksitz und schloss das Tor auf. Ziemlich nobel alles hier. Ich folgte ihm unauffällig und betrat dann mit ihm das Haus. Unglaublich riesig und schön war das Haus von innen. "Unglaublich Papa.", staunte ich und drehte mich um mich selbst, um alles zu sehen. "Komm, ich zeig dir dein Zimmer.", sagte er und führte mich eine Wendeltreppe nach oben und dann eine weitere Treppe hoch ins Dachgeschoss. Mein Zimmer war traumhaft schön, mit eigenem kleinen Balkon. "Danke dir. Das ist sehr nett von dir.", sagte ich und stellte Louie auf dem Bett ab. Ich öffnete die Klappe und blitzschnell sprang er heraus und verkroch sich unter dem Bett. "Chloé..", setzte mein Vater an und setzte sich aufs Bett. Ich tat dasselbe und sah ihn mit großen Schuldgefühlen an. "Ich wollte doch nur bei dir wohnen. Zu Hause wurde es immer schlimmer. Ich hab Mama ja gefragt, ob ich zu dir ziehen darf. Aber sie hat mich beleidigt und mit Gegenständen nach mir geworfen.", erklärte ich ihm. Plötzlich fing mein Vater an zu lachen. "Typisch Monique. Du kannst natürlich bleiben mein Engel. Aber versprich mir, dich bei deiner Mutter zu melden.", sagte er und nahm mich in seine Arme. "Mach ich, versprochen." Gegen Abend rief ich meine Mutter an und erklärte ihr die Situation noch einmal in Ruhe. Sie wurde wieder etwas lauter, ließ die Beleidigungen aber bleiben. Nach dem Telefonat, zog ich mir meinen Pyjama an und setzte mich an meinen Laptop. Dort schaute ich mir einen Film an und schlief irgendwann friedlich mit Louie im Arm ein. Ich war endlich angekommen.

Liebe auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt