Kapitel 14 - Happy Valentin

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Ich verließ gemeinsam mit meinem Vater das Set. "Und wie fandest du es heute?", fragte er mich neugierig. "Ganz gut.", sagte ich leise und blickte aus dem Fenster. Ich weiß schon, warum mich Männer nie interessiert haben. Weil sie eh nur Kummer über einen herbringen. Wir Frauen weinen uns dann die Augen aus und brauchen etlich lange Zeit sich wieder jemanden anzuvertrauen, weil die doofen Kerle immer einen das Herz brechen. Also sollte ich ab jetzt mich von Florian fernhalten! Wenn ich ihm begegnen sollte, dann ignoriere ich ihn einfach! "Chloé? Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte mich mein Vater. Ich nickte abwesend und sortierte in meinem Kopf meine Gedanken neu. Florian war jetzt Geschichte. Ich warte lieber bis ich alt genug bin oder ich bleibe auf ewig eine Jungfrau. Dann werde ich so sein wie Johanna von Orleans und wende mich nur Gott zu. Hm ich hab ja doch ganz schön gut in Geschichte aufgepasst. Würde ich allerdings als eine Nonne enden, würde meine Mutter mich mit beiden Händen aus dem Kloster hinaus schleifen. Immer hin wollte sie Enkelkinder haben und davon nicht ganz wenige. Aber wie soll das gehen, wenn es nur Idioten auf dieser Welt gab? "Du Papa, als du Mama das erste Mal begegnet bist, wusstest du sofort, dass sie die Eine ist?", fragte ich ihn und drehte meinen Kopf in seine Richtung. "Wie kommst du denn jetzt darauf?", fragte er mich verblüfft. "Ach nur so...also?", hakte ich nach. "Tatsächlich muss ich gestehen, war es eher Liebe auf den zweiten Blick, zumindest von deiner Mutter aus. Ich durfte damals ihre Gemälde im Louvre für ein Magazin fotografieren. Sie hielt mich für einen drittklassigen Amateurfotografen. Mir gefiel ihre freche Art, also lud ich sie am nächsten Tag zum Essen ein. Und am Ende des Abends gab es den ersten Kuss zwischen uns. Sie war eine tolle Frau.", schwärmte mein Vater über sie. "Sie ist es immer noch.", verbesserte ich ihn. "Kann schon sein. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.", sagte er und klang dabei etwas traurig. "Papa, warum habt ihr euch getrennt?" "Ach Chloé, damals hatten deine Mutter und ich andere Ansichtssachen der Dinge. Ich wollte nach München, sie wollte lieber in Dresden mit euch beiden bleiben." Ich musterte meinen Vater. Ich glaube, er wollte sich damals nicht scheiden lassen von ihr. Mama war einfach so temperamentvoll und stieß ihn von sich. Stur wie ein Esel war oder ist sie immer noch. "Liebst du Mama noch?" Der Wagen hielt vor unserem Haus. Papa stellte den Motor ab und sah mich an. "Ich habe jetzt eine neue Frau an meiner Seite.", gab er mir als Antwort und stieg dann aus. Er liebt sie noch, dass konnte ich an seinem Blick erkennen. Wenn Papa Mama nach 15 Jahren Trennung immer noch liebt, wie soll ich meine Liebe zu Florian denn von jetzt auf gleich aufgeben?

Ein süßlicher Geruch weckte mich am nächsten Morgen. Ich stieg die Treppen hinab und ging direkt in die Küche. "Hm du hast Croissants gemacht. Wie lecker.", sagte ich und wollte mir eins klauen. Mein Vater haute mir sanft auf die Hand und ich ließ es wieder fallen. "Aua." "Die sind nicht für dich, sondern für Bea.", erklärte er mir. "Wieso das denn?", fragte ich genervt. "Sieh auf den Kalender, dann weißt dus.", sagte er und trug die Croissants mit Hilfe eines Tabletts nach oben ins Schlafzimmer. Ich sah ihm irritiert hinter her und schaute dann auf den Wandkalender. Dienstag, 14. Februar. Ich verstand immer noch nicht den Aufstand und ging erstmal unter die Dusche. Anschließend stylte ich mich für die Arbeit fertig und ging dann wieder hinunter zur Küche. "Papa, ich muss mit dir noch unbedingt über ein eigenes Auto sprechen. Ich zahl natürlich auch so viel wie ich kann dafür.", versicherte ich ihm. "Du hast ja bald Geburtstag, dann sehen wir mal. Wenn du willst kannst du heute gerne mit meinem Wagen fahren.", sagte er lächelnd. "Mit deinem Mercedes. Wirklich?", fragte ich ihn freudig und drückte ihn fest. "Happy Valentin mein Engel.", lachte er und übergab mir die Schlüssel. Ich verstand diesen Satz nicht wirklich, dachte darüber aber auch nicht weiter nach. Ich war viel zu glücklich, dass ich mit dem Wagen zur Arbeit fahren durfte. Vor allem das ist so ein teurer Wagen. Mein Papa vertraute mir echt viel an. Konnte er auch, ich war ja vorsichtig. Ich fuhr auf den Mitarbeiter Parkplatz und konnte die neidischen Blicke vor allem von den männlichen Kollegen sehen. Nachdem ich ausgestiegen war, empfing mich Stefanie. "Nanu, was sehe ich denn da?", fragte sie mich grinsend. "Cool oder? Mein Papa hat mir erlaubt heute damit zu fahren.", sagte ich strahlend. "Was für ein großzügiges Geschenk zum Valentinstag.", lachte sie. "Wieso Valentinstag?" Und jetzt erst dämmerte es mir. Der 14.02 war der Valentinstag. Der Tag an dem die Liebenden sich Geschenke überreichen und glücklich sind. Na toll, genau der richtige Tag, um Florian zu vergessen. Stefanie zog mich mit sich nach drinnen und überreichte mir eine Schürze. "Äh was soll ich damit?", fragte ich skeptisch. "Du wirst mit Marie Schokopralinen herstellen. Das machen wir immer so an Valentinstag.", erklärte sie mir und schickte mich in die Küche. Dort wartete Marie schon auf mich. "Happy Valentinstag.", quieckte sie vor Freude. "Warum so glücklich?", fragte ich sie. "Du kennst doch Lucas, den Pagenjungen. Er hat mir einen Strauß Rosen geschenkt und mich zum Essen eingeladen. Toll oder?" "Ja total.", sagte ich und zog mir seufzend die Schürze über. "Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" "Florian.", murmelte ich und füllte einige Pralinen mit Schokolade und Vanillecreme. "Was ist passiert?", fragte sie mich besorgt. "Ich dumme Kuh hab ihm indirekt gesagt das ich für ihn Gefühle habe und er meinte nur ich bin nur seine beste Freundin/kleine Schwester. Dann hab ich so getan, als hätte ich Spaß gemacht, aber es tat ganz schön weh so abgewiesen zu werden.", lachte ich vor Schmerz und spürte wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Marie nahm mich in ihre Arme. "Shh, nicht weinen.", sagte sie aufmunternd. "Aber es tut so weh.", weinte ich und konnte mich nicht mehr beherrschen. "Ich weiß, aber der Schmerz lässt nach. Es dauert nur seine Zeit.", sagte sie und wischte mir die Tränen weg. "Komm wir machen jetzt andere glücklich. Das lenkt dich ab von allem.", schlug sie vor. Wir fertigten die Pralinen zu Ende und stapelten sie auf ein Tablett. Dann zogen wir uns knallrote Kleider an, die vom Hotel gestellt wurden und verteilten dann die Pralinen draußen an die Passanten. Anschließend gingen wir wieder rein zur Rezeption. "Ich finde diese Kleider sind auch eine schöne Alternative zum gewöhnlichen Dresscode.", sagte Marie grinsend.

"Das ist heute nur eine Ausnahme Fräulein.", sagte Steffi. Wir beide kicherten und für eine Sekunde vergaß ich den Kummer um Florian. Doch dann betrat er das Hotel mit Sophie, Hand in Hand. Das durfte doch nicht wahr sein. Jetzt hat er sich die Blöde geschnappt? Marie drückte meine Hand fest, als wolle sie mir Kraft geben. Aber es half nicht. "Danke für dieses romantische Picknick. Ich fands so toll.", schwärmte Sophie und klammerte sich fest an seinen Arm. Florian wich meinen Blicken aus und konzentrierte sich nur auf Sophie. Ich schüttelte Maries Hand von meiner los und kam hinter der Rezeption hervor. Sophie sah mich mit einem hämischen Grinsen ab. Ich wollte mich zusammen reißen, aber wie macht man das nur? Ich sehe dort den Mann in den ich mich verliebt habe und die Frau, die ich über alles hassse zusammen. Wie soll man da ruhig bleiben? "Was glotzt du so dumm?", fragt mich Sophie zickig. "Nichts, schönen Valentinstag.", sagte ich und verließ das Hotel. Davon rennen war keine gute Option. Aber sie war gerade die Einzige. Ich bin doch auch nur ein Mensch, der blutet, wenn er fällt. Der ein Herz hat, dass durch Worte gebrochen wurde. Wie soll man bei so einem Schmerz einen klaren Gedanken fassen? Ich inhalierte die kühle Luft tief ein und hielt den Atem an. Ich will den Schmerz einfach nur los werden..

Liebe auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt