Mir wurde etwas schwindelig vom Luft anhalten. Wenn ich jetzt das Bewusstsein verliere, verschwinden vielleicht diese Schmerzen. Ich spürte wie mir schwarz vor Augen wurde. Mit voller Wucht klatschte mir jemand eine Hand gegen meinen Rücken, sodass ich panisch nach Luft schnappen musste und anfing zu husten. "Suizid bringt dich auch nicht weiter du Dummkopf." Marie stand mit verschränkten Armen hinter mir und musterte mich mit strengen Augen. "Ich wollte..", fing ich an, doch da spürte ich erneut ihre flache Hand an meinen Körper. Dieses mal traf sie meine Wange, die wie Feuer brannte. "Aua Marie, sag mal spinnst du?!", schrie ich sie an und hielt meine Hand gegen die Wange. "Ob ich spinne? Ich glaube du spinnst ganz schön. Liebe tut nun mal weh, sie ist kompliziert und macht einen unglücklich. Aber es kommen wieder schönere Tage. Du kannst dich nicht verkriechen und versuchen die Schmerzen mit irgendwelchen anderen Schmerzen weg zubekommen. Das funktioniert so nicht.", schrie sie mich an und ich musste mit vollem Entsetzen feststellen, dass sie anfing zu weinen. "Mein Gott ich weiß wir kennen uns nicht gut, aber ich mag dich, du bist mir wichtig und ich will dich nicht wegen diesem Idioten verlieren.", redete sie mir ins Gewissen. "Marie..ich.", mir fehlten die Worte. Machte mich diese ganze Sache wirklich so blind? Ich war dabei den Schmerz zu vergessen, aber nur mit anderen Schmerzen. Wie dumm kann man sein? Wie kann ein einziger Mann nur so etwas mit mir machen? Ich ging zu Marie und legte meine Arme um sie. "Nicht weinen. Es tut mir leid. Ich war blind vor Schmerz.", entschuldigte ich mich bei ihr. Sie legte ebenfalls ihre Arme um mich und gemeinsam weinten wir Ozeane. "Ich hab dich so lieb Chloé. Ich helfe dir über ihn hinweg zu kommen, aber bitte mach nichts dummes.", sagte sie und sah mich mit verschmierter Wimperntusche an. "Versprochen.", sagte ich schniefend und wischte mir die Tränen weg. Marie tat dasselbe und nachdem wir uns beruhigt hatten, gingen wir zurück ins Hotel. "Geht es euch gut?", fragte Steffi uns in einem besorgten Ton. "Jaja Mum.", wimmelte Marie ihre Mutter ab und verschwand auf Klo, um sich frisch zu machen. Steffi wandte sich mir zu und ich zuckte nur mit den Schultern. Dann ging ich zurück an meinen Arbeitsplatz und bemerkte gar nicht, dass Florian direkt vor mir stand. Naja, die Rezeption war zwischen 'uns'. "Du siehst ziemlich mitgenommen aus.", bemerkte er und versuchte den Blickkontakt zu mir zu suchen. Ich wich diesem aber immer geschickt aus. Er musste nicht sehen, dass ich verheulte Augen hatte. "Mir geht es prima, danke der Nachfrage.", sagte ich und hoffte inständig, dass er endlich verschwindet. Soll er doch bitte mit Sophie reden. "Wegen gestern..", setzte er an, doch ich drehte mich von ihm weg und ließ ihn dort alleine stehen. Ich ging hinuter in den Keller. Dort lehnte ich mich gegen eine Wand und ließ mich langsam hinunter fallen. Ich verschränkte meine Arme um meine Beine und vergrub meinen Kopf zwischen meinen Armen. Es würde ein langer und harter Weg werden, diese Schmerzen zu vergessen. Ständig schwirrte er in meinen Gedanken rum oder tauchte in meiner Gegenwart auf. Konnte er nicht einfach verschwinden? Für immer aus meinem Leben? Ich hörte Schritte, und rappelte mich sofort auf. "Ach hier steckst du. Keine Panik, Florian ist weg.", sagte Marie lächelnd und nahm mich wieder mit nach oben.
Ich brachte den Arbeitstag schnell hinter mir. Auf dem Weg nach Hause, entdeckte ich auf den Straßen so viele verliebte Pärchen. Hand in Hand gingen sie spazieren oder küssten sich im Glanze der Sonne. Wie ich sie doch alle beneidete. Selbst Marie hatte heute ein Date mit einem Jungen. Nur ich war alleine. Alleine in dieser Welt, die vollbesetzt war mit Idioten. Oh man, das Selbstmitleid hatte mich gepackt und ließ nicht mehr von mir los. Als ich zu Hause ankam, parkte ich den Wagen in die Garage und betrat das verlassene Haus. Papa war mit Bea essen und Sophie war wahrscheinlich mit Florian aus. Florian, was stellst du bloß mit mir an? Ich kann nicht schlafen und nicht essen. Ich muss immer an dich denken. An dein Lächeln, das du mir immer geschenkt hast. An deine leuchtenen grünen Augen, wie sie auf meinen blauen ruhten. Liebe kann einen ganz schön fertig machen. Sie ist unerklärlich und taucht plötzlich auf. Sie ist ein Segen und gleichzeitig ein Fluch. Sie passiert einfach, ohne jegliche Vorwarnung taucht sie in unserem Leben auf und verändert es dadurch. Sie war einfach da. Sie hatte Besitz von mir ergriffen und ließ mich nun leiden. Seufzend zog ich meine Jacke und meine Schuhe aus und setzte mich aufs Sofa. Ich sah ein wenig fern, musste aber feststellen, dass nur irgendwelche schnulzigen Liebesfilme im Fernseher liefen. Also wurde der ganz schnell wieder ausgemacht. Ich warf einen Blick in die Ecke des Raumes. Dort stand Papas alter Flügel, verstaubt und alt. Ich wurde damals zum Klavierspielen gezwungen. Mama fand das sehr kreativ und musisch für eine Franzosin. Ich setzte mich ans Klavier und pustete den Staub von den Tasten. Ob ich es noch kann? Ich setzte meine Finger an und fing an zu spielen. Es klang nicht besonders gut, befreite aber total die Seele. Ich spielte das Stück von Yann Thiersen, Comptine d'un autre été. Da kam wieder die Franzosin in mir durch. Lächelnd spielte ich mir den Kummer von der Seele. Es brachte mich auf andere Gedanke und ich fühlte mich dabei sehr glücklich und befreiend. Anschließend spielte ich das Stück River flows in you. Die Melodie brachte mich zwar zum Weinen, weil sie mich, klar, an Florian erinnerte, aber manchmal muss man sich dem Schmerz stellen, damit er davom geht. Ich bin verliebt, dass ist klar, und ich weiß, dass ich es vielleicht nie wieder los werde, aber ich kann lernen, damit besser um zugehen, es zu akzeptieren wie es ist. Was für poethische Gedanken so in meinen Kopf kommen. Schon merkwürdig. Aber ich war schon immer so ein nachdenklicher Mensch. Ich beendete mein Spiel und blickte auf die Uhr, 21Uhr. Vielleicht sollte ich einfach schon ins Bett gehen. Ich schaltete im ganzen Erdgeschoss die Lichter aus. Der Vollmond ließ sein Licht ins Haus scheinen. Plötzlich bemerkte ich ein weiteres Licht, das nach kurzer Zeit erlosch. Ich ging vorsichtig und leise zur Tür und blickte hinaus. Jemand kam der Haustür näher und legte etwas davor. Dann verschwand die Person wieder und das Licht blendete noch einmal auf, ehe es dann davon fuhr. Ich öffnete die Tür und blickte draußen nach links und rechts. Dann schaute ich nach unten und entdeckte einen Strauß Rosen vor mir. Ich hob ihm hoch und betrachtete ihn mit einem strengen Blick. Dann fiel mir eine Karte auf, auf der nur 5 Wörter standen. Fünf Wörter, die mich wieder komplett aus der Bahn warfen. 'Ich denke an Dich. Flo'
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Liebe auf Umwegen
FanfictionLiebe ist kompliziert und man kann sie nicht erklären. Doch was tust du, wenn du dich ausgerechnet in einen bekannten Frauenschwarm verliebst, der dich nur als kleine Schwester sieht? ©Isabellas_world