Kapitel 4 - Gestatten, Hr. Fitz

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Den restlichen Tag über, blieb ich auf meinem Zimmer und schmollte vor mich hin. Ich brauchte keine Barbiepuppen Sophie, um mir einen Job zu suchen. Das schaff ich auch alleine. Aber ich tat ihnen den Gefallen, so als Nettigkeit. Louie hüpfte runter von meinem Bett und machte es sich auf dem flauschigen Teppich gemütlich. "Ach jetzt verlässt du mich auch noch?", fragte ich ihn und bekam als Antwort nur einen kurzen Blick. Wie nett von ihm. Gegen 17Uhr rief Sophie nach mir. Ihre Stimme klang wie Kreide, die quietschend an der Tafel hinunter glitt. Furchtbar. Ich hatte mir eine Jeanshose und eine blaue Bluse angezogen. Wir fuhren mit ihrem kleinen blauen Polo zum besagten Hotel. "Und benimm dich bloß.", warnte sie mich und ich folgte ihr unauffällig hinein. Gott und diese Person wird meine Stiefschwester. "Hallo Sophie.", begrüße sie eine Frau am Empfang. Sie hatte kurze, dunkle Haare und zauberte ein strahlend weißes Zähnelächeln auf ihre Lippen. "Grüß dich Steffi. Das ist Chloé, die Tochter meines Stiefvaters. Ich muss dich leider um einen Gefallen bitten.", sagte sie stöhnend und die beiden Frauen verschwanden um die Ecke. Ich blieb alleine in dieser großen Empfangshalle stehen und blickte mich staunend um. München hatte wirklich Klasse, was die Inneneinrichtigung anging. "Kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte mich eine männliche Stimme. Ich drehte mich ruckartig um und blickte in zwei wunderschöne grüne Augen. "No, äh ich meine nein. Ich warte nur auf jemanden.", stotterte ich vor mich her und merkte meinen kleinen Akzent wieder.

"Sie haben einen Akzent. Woher kommen Sie?", fragte er mich und schenkte mir ein Lächeln. "Meine Mutter stammt aus Paris. Ab und zu, entwickle ich diesen kleinen scheußlichen Akzent in meinen Sätzen.", antwortete ich. "Ich finde ihn herlich schön.", lächelte er mich an. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. "Da-danke." "Florian, Darling. Schön dich hier zu sehen!", ertönte diese fürchterliche Stimme wieder. "Hallo Sophie.", begrüßte er sie und wandte sich ihr zu. Sie sah ihn mit ihren braunen Rehaugen an und strahlte übers ganze Gesicht. Ich räusperte mich kurz und bekam sofort einen finsteren Blick von ihr zugeworfen. "Ach ja, du bist ja auch noch hier. Stefanie hat gesagt, sie hätte da noch eine Stelle als Rezeptionistin frei. Geh dich umziehen und dann an die Arbeit.", sagte sie barsch. Oh am liebsten würde ich ihr eine reinhauen. Der junge Mann wandte sich nun wieder mir zu. "Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt.", sagte er. "Ach das ist auch nicht nötig. Das ist nur Chloé eine Austauschstudentin.", sagte Sophie lachend. "Freut mich sehr. Chloé ist ein wunderschöner Name für eine wünderschöne junge Dame.", schmeichelte er mir, sodass ich diese Röte aus meinem Gesicht nicht los wurde. Währenddessen kochte Sophie vor Wut. "Vielen Dank Herr...", setzte ich an. "Fitz.", beendete Sophie den Satz. Fitz. Fitz. Fitz? Ohje, seiner Familie gehört dieses Hotel. Wie peinlich und ich habe ihn nicht erkannt. "Florian reicht vollkommen.", sagte er lächelnd. Ich schmolz förmlich dahin. Die Frau von vorhin, Stefanie, gesellte sich zu uns. "Willkommen im Team liebe Chloé. Meinen Bruder hast du bereits ja kennen gelernt. Ich bin Stefanie, aber du kannst mich gerne Steffi nennen.", stellte sie sich freundlich vor. "Ganz lieben Dank, dass ich hier arbeiten darf." "Nicht dafür. Komm, ich zeig dir den Umkleideraum und deine Arbeitskleidung. Du kommst gleich nach?", richtete sie die Frage an Sophie. Diese nickte und fing wieder an mit diesem Florian zu flirten. "Waren die beiden ein Paar?", fragte ich Steffi neugierig, nachdem wir vor der Umkleidekabine standen. Sie lachte leise auf. "Das hätte Sophie gerne. Aber mein Bruder hat für eine Freundin wenig Zeit. Er ist Schauspieler und ist viel unterwegs. Naja ich denke mal, er hat die Richtige auch einfach noch nicht gefunden.", erklärte sie mir. Schauspieler war er auch noch? So langsam dämmerte es mir. Ich wusste doch, dass ich den schon mal irgendwo gesehen hatte. Ne Zeit lang war meine Schwester auf einem Doctor's Diary Trip gewesen. Da spielte er glaub ich auch mit. Doppelte Peinlichkeit. Ich hatte ihn nicht erkannt, ob er mir das übel nahm? Ich zog mir einen dunkelroten Bleistiftrock an und eine weiße Bluse mit einer roten Krawatte, die farblich mit dem Rock stimmte. Dann begleitete ich Stefanie nach vorne an die Rezeption. Sie erklärte mir alles haar genau und es dauerte nicht lange, da hatte ich die Handgriffe schon drauf. "Du lernst wirklich schnell.", lobte sie mich und wandte sich den Gästen zu. Jetzt stieß auch Sophie zu uns. Sie beugte sich über die Rezeption und flirtete immer noch mit Florian. Ich kann solche Mädchen einfach nicht leiden. Hin und wieder sah ich zu den beiden rüber. Ich wünschte es gäbe auch jemanden in meinem Leben, mit dem ich flirten konnte. Was dachte ich da? Seit wann interessierten mich die Männer? Aber wen ich ihn so ansah, da wünschte ich mir, ich könnte mit Sophie tauschen. Die beiden kannten sich anscheinend schon lange, waren aber kein Paar. "Was glotzt du so?", machte mich Sophie an und riss mich so aus meinen Gedanken. "Ich äh, also pardon.", murmelte ich. Sophie ging an mir vorbei und stolzierte zu Steffi hinüber. Oh man ich glaube wir beide werden niemals Freunde werden. "Soso du bist also eine Auslandsstudentin?", fragte mich Florian, der nun direkt vor mir stand. Mein Herz setzte kurz aus und schlug danach wie verrückt. Herr Gott Chloé, was ist denn nur los? "Nein, ich bin zu meinem Vater nach München gezogen. Sophie's Mutter ist seine neue Verlobte.", sagte ich mit wenig Begeisterung. "Du bist die Tochter von Michael?", fragte er mich überrascht. "Ja, die bin ich.", sagte ich. "Ich habe schon einige Male mit ihm zusammen gearbeitet. Ich wusste gar nicht das er eine Tochter hat." "Er hat sogar zwei. Meine jüngere Schwester lebt bei unserer Mutter.", erklärte ich und wurde nun etwas lockerer. Florian und ich unterhielten uns noch eine Weile, bis er kurz vor 18Uhr auf die Uhr blickte. "Mist, ich komme zu spät. Ich muss leider gehen. Hat mich sehr gefreut, Chloé.", verabschiedete er sich von mir. "Auf wiedersehen...Florian.", lächelte ich und fühlte mich plötzlich richtig gut. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee hier zu arbeiten.

Liebe auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt